Description: Auch rund 35 Jahre nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl können in manchen Teilen Bayerns erhöhte Aktivitäten des Radionuklids Cäsium-137 (Cs-137) in einigen Arten wild wachsender Speisepilze gemessen werden. Einige Pilzarten können noch bis zu einige tausend Becquerel (Bq) Cs-137 pro Kilogramm (kg) Frischmasse aufweisen. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) untersucht seit 1987 die radioaktive Kontamination von Wildpilzen mit Radiocäsium im Süden Deutschlands. Dieses Gebiet wurde mit Aktivitätsablagerungen zwischen 2 000 und 50 000 Bq Cs-137 pro Quadratmeter sowie lokalen Spitzenwerten von 100 000 Bq Cs-137 pro Quadratmeter durch den Reaktorunfall von Tschernobyl besonders betroffen. Die Messwerte für Wildpilze variieren je nach Untersuchungsgebiet und Pilzart sehr stark. Messwerte von über 1 000 Bq Cs-137 pro kg Frischmasse wurden im Zeitraum 2019 bis 2021 bei Semmelstoppelpilzen, Rotbraunen Semmelstoppelpilzen, verschiedenen Schnecklingsarten, Gelbstieligen Trompetenpfifferlingen, Gemeinen Rotfußröhrlingen, Maronenröhrlingen, Mohrenkopfmilchlingen, Ockertäublingen, Rotbraunen Scheidenstreiflingen, Seidigen Ritterlingen, Violetten Lacktrichterlingen und Ziegenlippen festgestellt. Als Faustregel gilt, dass die Aufnahme von 80 000 Bq Cs-137 mit Lebensmitteln bei Erwachsenen zu einer Strahlenexposition von etwa 1 Millisievert (mSv) führt. Eine wöchentliche Mahlzeit während des ganzen Jahres mit 200 Gramm (g) Maronenröhrlingen mit 2 100 Bq Cs-137 pro kg Frischmasse (der Höchstwert in den letzten drei Jahren bei Maronenröhrlingen) führt beispielsweise zu einer zusätzlichen Strahlenexposition von etwa 0,27 mSv pro Jahr, man spricht dabei von einer Ingestionsdosis. Dies ist etwas mehr als ein Zehntel der durchschnittlichen Strahlenexposition aus natürlichen Quellen in Deutschland während eines Jahres (2,1 mSv). Pilze, deren Cs-137-Gehalt 600 Bq pro kg Frischmasse überschreitet, dürfen in Deutschland nicht verkauft werden. Dieser Grenzwert gilt jedoch nicht für Pilze, die privat für den eigenen Verzehr gesammelt werden. Zugleich rät das BfS Pilzsammlern in den höher belasteten Gebieten Deutschlands, sich über den Cs-137-Gehalt wild wachsender Speisepilze zu informieren. Wer seine persönliche Strahlenexposition möglichst gering halten möchte, sollte auf den übermäßigen Verzehr selbst gesammelter, erfahrungsgemäß eher höher kontaminierter Wildpilzarten verzichten. Welche zusätzliche Strahlenexposition durch den Verzehr selbst gesammelter Pilze als akzeptabel betrachtet wird, ist letztlich eine persönliche Entscheidung. Der jährlich veröffentlichte Bericht des BfS zur aktuellen Kontaminationslage bietet die Grundlage für eine informierte Entscheidung bezüglich des Verzehrs selbst gesammelter Wildpilze.
Global identifier:
UrnNbn( "urn:nbn:de", "0221-2022080933632", )
Types:
Text { text_type: Publication, }
Origin: /Bund/BfS/DORIS
Tags: Bayern ? Tschernobyl ? Tschernobyl-Kernschmelzunfall ? Radionuklid ? Strahlenexposition ? Strahlenschutz ? Erwachsener ? Cäsium-137 ? Radioaktive Kontamination ? Pilz ? Speisepilz ? Grenzwert ? Lebensmittel ?
License: doris-bfs
Language: unbekannt
43-22-Pilzbericht_2022.pdf
https://doris.bfs.de/jspui/bitstream/urn:nbn:de:0221-2022080933632/6/43-22-Pilzbericht_2022.pdf (PDF)Accessed 1 times.