Description: 1. Forum Endlagersuche, 20. - 21. Mai 2022, Mainz Abb. 1: Logo Forum Endlagersuche, Grafik: BASE Dokumentation 1. Forum Endlagersuche 20.-21. Mai 2022 Halle 45 in Mainz und online (hybrid) Protokoll AG 3 nach der öffentlichen Online-Konsultation 1. Forum Endlagersuche, 20. - 21. Mai 2022, Mainz AG 3 Methodenentwicklung AG 3 Methodenentwicklung: Welche Rolle spielen Ausschlusskriterien, Mindestanforderungen und geowissenschaftliche Abwägungskriterien in den repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen (rvSU)? Ergebnisprotokoll 21.05.2022, 10:30-12:45 Uhr Teilnehmende: In der Spitze nahmen 73 Personen (63 digital/10 vor Ort) an der AG teil. Referent:innen: Dr. Sönke Reiche (BGE mbH), Reinhard Fink (BGE mbH), Prof. Dr. Manfred Joswig (Universität Stuttgart) AG-Pat:innen: Eva Bayreuther (PFE) Moderation: Frieder Hartung Begrüßung Herr Frieder Hartung moderiert die sehr fachlich geowissenschaftlich ausgerichtete Veranstaltung und stellt zu Beginn die Frage, was die Teilnehmenden brauchen, um zufrieden wieder aus der Veranstaltung hinauszugehen. Parallel zur Sitzung steht das webbasierte Textdokument Etherpad zur Verfügung. Anhand dieses Dokuments können Teilnehmende Fragen und Kommentare zu einzelnen Tagesordnungspunkten eingeben (Anlage 1). Vortrag Dr. Sönke Reiche, Dr. Reinhard Fink (BGE mbH) (siehe Seite 195) Gegenstand des Vortrags „Methodenentwicklung – Die Rolle der Ausschlusskriterien, Mindestanforderungen und geowissenschaftlichen Abwägungskriterien in den rvSU“ (Folien in Anlage 2) von Herrn Dr. Reiche und Herrn Dr. Fink ist die Darstellung der Kriterien des StandAG, deren Anwendung zu einer schrittweisen, sicherheitsgerichteten Fokussierung auf potenziell geeignete Gebiete führen sollen. Die Anwendung der Methodik wird anhand ausgewählter Beispiele gezeigt. Herr Dr. Reiche betont dabei die Relevanz der Wissenschaftlichkeit und Nachvollziehbarkeit des Verfahrens. Die Rolle der geowissenschaftlichen Kriterien sei in enger Anlehnung an die Endlagersicherheitsanforderungsverordnung (EndlSiAnfV) definiert worden. Diskussion zum Vortrag von Dr. Sönke Reiche Im Fokus der sich anschließenden Diskussion steht der Wunsch nach Nachvollziehbarkeit der Anwendung von Kriterien durch die BGE mbH. So wird beispielsweise infrage gestellt, inwieweit die von der BGE mbH vorgestellte Methodik der Anwendung mit den Vorgaben des StandAG konform sei. Es würden zunächst nur vier der insgesamt elf Kriterien angewendet und die Relevanz der Kriterien durch die BGE mbH festgelegt, obwohl der Gesetzgeber hier doch die Gleichrangigkeit der Kriterien vorgegeben habe. Die BGE mbH stellt klar, dass die Auswahl der Kriterien für die rvSU in enger Anlehnung an die Endlagersicherheitsanforderungsverordnung (EndlSiAnfV) erfolge, diese Kriteriengruppe zu den relevantesten Kriterien gehöre und daher aus geowissenschaftlicher Sicht in dem Prüfschritt der rvSU gut aufgehoben sei. Darüber hinaus wird der Wunsch seitens des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie Niedersachsen geäußert, dass das verbalargumentative Vorgehen von der BGE mbH transparent gemacht werde. Wie vermeide man hier stark subjektive Elemente, und welche Rolle spielten hier Referenzdatensätze? Es wurde der Wunsch nach mehr Detailtiefe geäußert und die Frage aufgeworfen, welche Auswirkungen das Fehlen von Daten für das Verfahren habe. Die BGE mbH erläutert, dass es Ziel des Methodenpapiers gewesen sei, die Methode der rvSU anhand von Beispielen nachvollziehbar zu machen und sich der Informationslevel Dokumentation AG-Protokolle Seite 2 von 18 1. Forum Endlagersuche, 20. - 21. Mai 2022, Mainz AG 3 Methodenentwicklung und damit der Detaillierungsgrad der zur Verfügung stehenden Datensätze auch aufseiten der BGE mbH im fortschreitenden Verfahren immer weiter verfeinern würde.1 Aus dem Publikum wurde der Wunsch nach der Veröffentlichung von Zwischenergebnissen aus den rvSU zu Gebieten, die nicht als Endlagerstandort geeignet sind, geäußert. Die BGE mbH hat ihre Absicht, dies zu tun, ausgedrückt, evtl. in jährlichen Abständen, und dabei auf die nicht endgültige Natur solcher Zwischenergebnisse verwiesen. Vortrag Prof. Dr. Manfred Joswig (Universität Stuttgart) (siehe Seite 201) Gegenstand des Vortrags „Kein Endlager in Erdbebenzonen – wie genau können wir messen?“ (Folien in Anlage 3) von Herrn Prof. Dr. Manfred Joswig (von der Uni Stuttgart, Institut für Geophysik, auch als Berater des Auswärtigen Amts tätig) ist die Vorstellung einer sehr sensiblen Messtechnik, die bislang bei der sog. On-site- Überwachung nuklearer Tests angewendet wurde und für die Endlagersuche zur Anwendung kommen könnte. Der Vorteil dieser Technik sei, dass dabei Magnituden von bis zu -2 gemessen werden könnten. Beispielsweise sei die Technik in Norddeutschland angewendet worden, um natürliche tektonische Erdbeben und induzierte Beben im Bereich von Gasfeldern zu messen. In diesem Zusammenhang sei festgestellt worden, dass es in Norddeutschland tiefe Krustenbeben (vermutlich im Zusammenhang mit der Hebung nach dem Abschmelzen der Eismassen aus der letzten Eiszeit) gebe, eine Erkenntnis, die nur aufgrund der Steigerung der Empfindlichkeit der Erdbebenmessung gewonnen worden sei. Empirisch sei eine Magnitudenhäufigkeitsrelation festgestellt worden, d. h. je niedriger die Magnitude, desto häufiger sei Seismizität gemessen worden („kontinuierliches Knistern der Erde“). Die Technik sei im Rahmen einer Studie auch im Felslabor Mont Terri in der Schweiz angewendet worden, dort seien keine Bebenherde auf der Störungszone im Felslabor festgestellt worden. Prof. Joswig stellt zusammenfassend fest, dass die Messung von seismischen Aktivitäten mit maximal möglicher Empfindlichkeit durchgeführt werden muss, um auch bisher nicht kartierte Verwerfungen entdecken zu können. Diskussion zum Vortrag von Prof. Dr. Manfred Joswig (Universität Stuttgart) Gleich zu Beginn der Diskussion stellt Frau Bayreuther die Frage, ob die Daten aus der seismischen Studie in Mont Terri auch von der NAGRA verwendet würden, was von Prof. Joswig bejaht wird. Mit Blick auf die von Herrn Prof. Joswig dargestellten seismischen Aktivitäten in Niedersachsen wird die Frage gestellt, ob es diesbezüglich eine flächendeckende Untersuchung für Deutschland gebe. Dies wird von ihm mit Verweis auf die BGR und die geologischen Dienste bejaht. Allerdings werden dort nur Magnituden von einem Wert von 2.0 oder höher bestimmt, d. h. Regionen könnten „aseismisch“ erscheinen, weil die Beben so schwach seien und historisch nur Schadensbeben erfasst worden seien. Mit der dargestellten Technik gäbe es die Möglichkeit, kleinere Magnituden zu erfassen, die mit viel größerer Häufigkeit aufträten. Es wird die Frage aufgeworfen, wie mit zukünftiger Seismizität umgegangen werde, wie dies Eingang in die rvSU finde. Die BGE mbH verweist einerseits auf das Ausschlusskriterium nach § 22 StandAG, dessen Verweis auf die dort genannte DIN-Norm statisch sei. Im Rahmen der rvSU würde darüberhinausgehend systematisch im Rahmen von Szenarien geprüft, wo es bspw. bergbauliche Aktivitäten mit induzierter seismischer Aktivität gäbe. Dies hätte dann nicht den Rang eines Ausschlusskriteriums. 1 Vorschlag zur Ergänzung des Absatzes aus der Online-Konsultation (8.7. bis 22.7.2022): „Man sei noch in der Phase I, hier müsse mit vorhandenem Material gearbeitet werden. In der Phase II werde es dann detaillierter.“ Dokumentation AG-Protokolle Seite 3 von 18
Origin: /Bund/BASE/Endlagersuche
Tags: Stuttgart ? Mainz ? Niedersachsen ? Norddeutschland ? Schweiz ? Seismizität ? Endlager ? Endlagerung ? Messtechnik ? Szenario ? Anlagenüberwachung ? Bergbau ? DIN-Norm ? Energie ? Geologie ? Geophysik ? Studie ? Erdbeben ?
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Language: Deutsch
Time ranges: 2022-08-11 - 2022-08-11
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