Description: Berechnungsgrundlage Dosisabschätzung – allgemeine Einführung Wir haben uns bemüht, die Zusammenhänge so verständlich wie möglich darzustellen. Sollten Ihnen einige Fachausdrücke nicht geläufig sein, so können Sie diese in unserem Glossar nachlesen. Was ist die Dosisabschätzung? Bei der Suche nach einem Standort für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle müssen verschiedene Betrachtungen zur Sicherheit des Endlagers durchgeführt werden. Hierzu gehört den Umfang der zusätzlichen Strahlenexposition des Men- schen zu ermitteln, der durch ein zukünftiges Endlager für Menschen verursacht werden könnte. Eine solche zusätzliche Strahlenexposition tritt auf, wenn nach der Stilllegung des Endlagers radioaktive Stoffe den Bereich des Endlagers verlassen und sich über den Untergrund in die Umwelt und zum Menschen hin ausbreiten. Für die Be- wertung einer potentiellen zusätzlichen Strahlenexposition muss laut Gesetz ein Zeitraum von einer Million Jahre betrachtet werden. Auswirkungen der Strahlen- exposition beim Menschen werden mit der effektiven Dosis angegeben. Um die Menschen dauerhaft vor der Strahlung der hochradioaktiven Abfälle zu schützen, erfolgt die Endlagerung in tiefen geologischen und langzeit-stabilen Gesteinsschichten. Dies wurde 2017 mit dem Standortauswahlgesetz (kurz: StandAG) festgelegt. Wie geht man bei der Dosisabschätzung vor? Impressum Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) Wegelystraße 8 10623 Berlin Telefon: 030 184321 – 0 Internet: www.base.bund.de Stand: April 2022 Als Maßstab für eine zusätzliche Strahlenexposition aus einem Endlager wird die heute vorhandene mittlere Strahlenexposition aus natürlichen Quellen in Deutschland betrachtet. Diese beträgt in Deutschland im Mittel ca. 2 100 µSv (Mikro-Sievert) pro Jahr, sie kann jedoch auch bis zu 10 000 µSv im Jahr betragen. Die natürliche Strahlenexposition setzt sich aus der Exposition durch Radon, Strahlung aus dem Weltall, dem Erdboden und dem eigenen Körper zusammen. Für die Auswahl eines Endlagerstandortes gilt: Die rechnerisch abgeschätzte zusätzliche Dosis muss geringfügig sein im Vergleich zur natürlichen Strahlen- exposition. Bei Werten im Bereich von 10 µSv pro Jahr und in Ausnahmefällen von 100 µSv pro Jahr ist dies erfüllt. Die Abschätzung der Dosis erfolgt durch eine Berechnung, in die zum einen alle wissenschaftlichen Erkenntnisse über radioaktive Stoffe und deren Verhalten im Untergrund und in der Umwelt eingehen. Zum anderen erfolgt die Dosisabschät- zung angelehnt an das Beispiel des heute lebenden Menschen mit seinen für Deutschland typischen Ernährungsgewohnheiten. Die modellhafte Berechnung wird anhand einer hypothetischen Person durchgeführt. Sie steht stellvertretend für die Variationsbreite der Lebensweisen von Menschen sowie auch für andere Lebewesen, die im Verlauf der nächsten eine Million Jahre möglicherweise in der betrachteten Region leben werden. Wie breiten sich radioaktive Stoffe im Untergrund und in der Umwelt aus? Die Ausbreitung von radioaktiven Stoffen im Untergrund findet über Transport- prozesse statt, die wissenschaftlich gut untersucht sind und sich mit einer hohen Zuverlässigkeit berechnen und für die Zukunft prognostizieren lassen. Die Prognose der zukünftigen Prozesse im geologischen Untergrund und die daran anknüpfenden Berechnungen werden bei der Dosisabschätzung als Geosphären- modellierung bezeichnet. Um die Transportprozesse im Untergrund und im Gestein zu berücksichtigen, werden mathematische Modelle angewendet. Mit ihrer Hilfe wird berechnet, wie sich radioaktive Stoffe in den einzelnen Gesteinsschichten bewegen. Im Stand- ortauswahlverfahren werden für ein Endlager besonders geeignete Gesteinsfor- mationen in Betracht gezogen, die sich im Idealfall durch eine besonders geringe Durchlässigkeit auszeichnen (Steinsalz, Tongestein, Kristallingestein). In diesen Gesteinen findet der Transport von radioaktiven Stoffen nur sehr langsam bis gar nicht statt. Es werden aber auch zusätzliche abdichtende technische Maßnah- men eingesetzt, um die Ausbreitung radioaktiver Stoffe im Untergrund bestmög- lich zu unterbinden. Durch diese mehrfachen Barrieren gegen die Ausbreitung radioaktiver Stoffe wird eine besonders hohe Sicherheit und auch Robustheit eines Endlagers angestrebt. Die Ausbreitung von radioaktiven Stoffen in unserer Umwelt einschließlich ober- flächennaher Erdschichten wird bei der Dosisabschätzung als Biosphärenmo- dellierung bezeichnet. Sie hat zum Ziel, das Transportverhalten der radioaktiven Stoffe in unserer Umwelt sowie die Berechnung einer möglichen Kontamination von Boden, Wasser, Luft und Nahrungsmitteln zu erfassen. Auf dieser Grundlage wird schließlich die mögliche zusätzliche Strahlenexposition des Menschen rechnerisch abgeschätzt. Die Berechnung erfolgt anhand unserer heutigen Lebensgewohnheiten und der Art und Weise unseres Wirtschaftens. Das Vorgehen in der Weise ist sinnvoll, da sich das Leben in der betrachteten Region über die nächsten eine Million Jahre nicht vorhersagen lässt. Impressum Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) Wegelystraße 8 10623 Berlin Telefon: 030 184321 – 0 Internet: www.base.bund.de Stand: April 2022 Was bedeutet die Dosisabschätzung für das Standortauswahlverfahren? Durch die Dosisabschätzung ergibt sich der höchste mögliche Wert einer zu- sätzlichen Strahlenexposition für eine Region. Dieser wird mit den gesetzlich vorgegebenen Dosiswerten, die für die Standortauswahl gelten, verglichen. Dieser Vergleich wirkt wie eine Schranke. Nur solche Standorte können weiter in der Auswahl verbleiben, die das Dosiskriterium erfüllen. Derzeit befindet sich das Standortauswahlverfahren noch in der Phase 1. Das für die Standortauswahl verantwortliche Unternehmen, die Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) hat im ersten Schritt die sogenannten „Teilgebiete“ in Deutschland identifiziert, in denen ein Endlager potentiell möglich sein könnte. Aus den Teilgebieten wird die BGE nun in einem zweiten Schritt Standortregionen ermitteln, die sie in Phase 2 übertägig erkundet. Nach einer weiteren Eingrenzung erfolgen in Phase 3 eine untertägige Erkundung und ein Vergleich von mindestens zwei Standorten, um den bestmöglich sicheren Standort für ein Endlager zu ermitteln. Die Dosisabschätzung erfolgt in den Phasen 2 und 3 des Suchver- fahrens bei den sogenannten weiterentwickelten und umfassenden vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen. In welchem Stadium befindet sich das Regelwerkspapier zur Dosisabschätzung? Die Entwurfsfassung der „Berechnungsgrundlage Dosisabschätzung“ wurde 2020 von Fachleuten des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE), des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) sowie weiteren Wissenschaft- ler:innen verfasst. Sie gibt den Stand von Wissenschaft und Technik umfassend wieder. Seit Erscheinen des Entwurfs wurden verschiedene unabhängige Gutachten und eine Stellungnahme der BGE veröffentlicht. In der ersten Hälfte des Jahres 2022 kann die Öffentlichkeit den Entwurf im Rahmen einer Online-Konsultation kommentieren. Nach Abschluss der Konsultation werden die vorhandenen Kom- mentare ausgewertet. Die gesamte Überarbeitung des Textes erfolgt in einem transparenten Prozess. Weblinks zur „Berechnungsgrundlage Dosisabschätzung“ Aktuelle Entwurfsfassung der „Berechnungsgrundlage Dosisabschätzung“ vom 31.7.2020 Gutachten im Auftrag des Nationalen Begleitgremiums (NBG) zur Dosisabschätzung (Prof. Dr. F. J. Maringer) Weiteres Gutachten im Auftrag des NBG zur Dosisabschätzung (Dr. A. Eckhardt) Glossar zu Fachbegriffen rund um die Thematik der Endlagersuche Impressum Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) Wegelystraße 8 10623 Berlin Telefon: 030 184321 – 0 Internet: www.base.bund.de Stand: April 2022
Origin: /Bund/BASE/Endlagersuche
Tags: Radon ? Berlin ? Äquivalentdosis ? Radioaktiver Abfall ? Steinsalz ? Standortauswahlgesetz ? Nukleare Entsorgung ? Endlager ? Bodenverunreinigung ? Endlagerung ? Schadstoffexposition ? Strahlenexposition ? Strahlenschutz ? Lebensmittelkontamination ? Mathematisches Modell ? Radioaktiver Stoff ? Standortwahl ? Umweltverschmutzung ? Modellierung ? Stand von Wissenschaft und Technik ? Untergrund ? Stilllegung ? Weltraum ? Gestein ? Strahlung ?
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Language: Deutsch
Time ranges: 2022-04-14 - 2022-04-14
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