Description: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg Geburtshelferkröte Alytes obstetricans (Laurenti, 1768) Als einzige heimische Amphibienart betreibt die Geburtshelfer- kröte eine besondere Brutpflege, bei der das Männchen Laich- schnüre um die Hinterbeine gewickelt mit sich herumträgt. Seine nächtlichen Rufe klingen wie „üh..üh..üh“ und erinnern im Chor an Glockengeläut, was der Art den Beinamen Glo- ckenfrosch einbrachte. Der graubraune Körper der Tiere wirkt gedrungen, die Augen sind dunkel marmoriert mit goldfarbener Iris. Die Pupille steht nicht waagerecht wie bei Fröschen und Kröten, sondern senkrecht. Schnecken. Bei der Paarung an Land umklammert das Männ- chen die Lenden des Weibchens, so dass beide Tiere mit ihren Hinterbeinen ein „Körbchen“ bilden, in das die Eier abgegeben und besamt werden. Nach einer Brutfürsorge von zwei bis sechs Wochen trägt das Männchen die Laichschnüre zum Gewässer und entlässt dort die Larven. Dieses Brutpflegeverhalten bietet den Eiern Schutz vor Verdriftung in Fließgewässern und Fress- feinden wie Fischen. Als eine weitere Besonderheit können die Larven der Geburtshelferkröte in kalten Gewässern wachsen oder im Bodenschlamm überwintern, wozu die Larven der mei- sten anderen Froschlurche nicht in der Lage sind. LEBENSRAUM Die Geburtshelferkröte liebt hügelige bis bergige Landschaften mit warmen, lockeren Sandböden zum Graben. Früher traf man sie an vegetationsarmen, sandig-kiesigen Uferbereichen naturna- her Bäche und Flüsse an. Da diese Lebensräume heute immer seltener werden, weicht die Geburtshelferkröte auf Kiesgruben und Steinbrüche oder Geröll-, Erd- und Steinhaufen an Ortsrän- dern und Bauernhöfen aus. Das funktioniert aber nur dort, wo die Tiere auch genügend Tümpel, Löschteiche oder strömungs- arme Gewässer für die Entwicklung der Larve vorfinden. LEBENSWEISE Geburtshelferkröten ruhen tagsüber verborgen in Mauerspalten, Steinhaufen oder selbst gegrabenen Erdhöhlen. In der Nacht erwachen sie jedoch zu neuem Leben und suchen auf wenig bewachsenen Flächen ihre Nahrung. Auf dem Speiseplan ste- hen neben zahlreichen Insekten, Spinnen, Asseln, Würmer und MASSE UND ZAHLEN Gesamtlänge: 3 bis 5 cm Gewicht: ca. 8 g VERBREITUNG Die Geburtshelferkröte ist eine Charakterart bewaldeter Mit- telgebirgslagen. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der Nordhälfte der Iberischen Halbinsel über fast ganz Frankreich in zwei Ausläufern bis nach Mitteleuropa. Der östliche Aus- läufer umfasst den Norden der Schweiz sowie den Südteil des Schwarzwaldes, über den nordöstlichen Ausläufer besiedelt die Art Wallonien, Luxemburg, das Saarland und Rheinland- Pfalz und erreicht über die Mittelgebirge Nordrhein-Westfa- lens und Nordhessens das südliche Weserbergland, den Harz, den Thüringer Wald sowie die Rhön. VERBREITUNG IN BADEN-WÜRTTEMBERG In Baden-Württemberg besiedelt die Geburtshelferkröte den südlichen Schwarzwald sowie einige benachbarte Gebiete wie das untere Wutachtal, den Klettgau, das Hochrheintal und die Markgräfler Rheinebene. BESTANDSENTWICKLUNG IN BADEN-WÜRTTEMBERG Trotz regelmäßiger Schutzmaßnahmen sind deutliche Popu- lationsrückgänge zu verzeichnen. Besonders das Markgräfler Land ist von starken Rückgängen in den letzten Jahren betrof- fen. Durch mehrere Schutzprojekte hat sich die Situation dort in den letzten Jahren gebessert. Lokal sind im Südschwarz- wald gravierende Bestandsrückgänge durch intensive Schutz- maßnahmen verhindert worden. GEFÄHRDUNG UND SCHUTZ ROTE LISTE BW SCHUTZSTATUS D BNATSCHG 23BESONDERSSTRENG STARK GEFÄHRDETGEFÄHRDETGESCHÜTZTGESCHÜTZT GEFÄHRDUNGSURSACHEN VERORDNUNGEN UND RICHTLINIEN EG-VO 338/97FFH-RICHTLINIE ANHANGANHANG - - IV - BARTSCHV - - SCHUTZMASSNAHMEN seit Jahrhunderten Zerstörung der ursprünglichen Lar- ven- und Landhabitate durch Eingriffe in die Dynamik von Bächen und kleinen Flüssen (z.B. Begradigungen und Einengungen des Bachbetts, die das natürliche Strö- mungsmosaik zerstören und die Ausbildung natürlicher Uferstrukturen wie Abbruchkanten, Kies- und Sandbänke verhindern) Zerstörung von sekundären Larven- und Landhabitaten in der Kulturlandschaft (z.B. Verfüllen von Löschteichen und Bewässerungsgräben, Beseitigung von Lesesteinhau- fen und Trockenmauern) Verfüllung oder sonstige Rekultivierung von Abbaugebie- ten wie Kiesgruben und Steinbrüchen bzw. deren natürli- che Wiederbewaldung Entfernen des Fischbesatzes aus Kleinteichen Verhinderung von Ablassen von Löschbecken zu Reini- gungszwecken ohne vorherige Bergung von Larven Neuanlage und Wiederherstellung von Larvengewässern In Landlebensräumen: Anlage sandiger Bereiche und Steinhaufen, Rückschnitt von Gehölzen SCHUTZPROJEKTE Umsetzung FFH-Richtline Art des Zielartenkonzepts Baden-Württemberg FFH-RICHTLINIE Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Namen sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel dieser Richtlinie ist die Erhaltung der Biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems. Neben der Aus- weisung von Schutzgebieten (FFH-Gebieten) für Arten des Anhangs II wird der Erhaltungszustand dieser und der Arten des Anhangs IV und V überwacht. FFH-GEBIETE Für die Geburtshelferkröte, als Art des Anhangs IV, werden im Rahmen der FFH-Richtlinie keine Schutzgebiete ausgewie- sen. ERHALTUNGSZUSTAND IN BADEN-WÜRTTEMBERG EINZELBEWERTUNG GESAMTBEWERTUNG VERBREITUNGSGEBIETPOPULATIONHABITATZUKUNFTSAUSSICHTEN UNGÜNSTIG-UNGÜNSTIG-UNGÜNSTIG-UNGÜNSTIG- UNZUREICHENDSCHLECHTSCHLECHTSCHLECHT UNGÜNSTIG- SCHLECHT
Types:
Origin: /Land/Baden-Württemberg/LUBW
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Region: Baden-Württemberg
Bounding box: 7.511871829775875° .. 10.49574877933999° x 47.53236022056467° .. 49.79147764980276°
License: other-closed
Language: Deutsch
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