Description: [Redaktioneller Hinweis: Die folgende Beschreibung ist eine unstrukturierte Extraktion aus dem originalem PDF] LUA-BILANZ INFEKTIONSPRÄVENTION Zahlen, Daten und Fakten für das Jahr 2022 © Klaus Eppele / AdobeStock KategorieDiagnose/Erreger20182019202020212022 Gastroenteritische Infektionen (Durchfallerkrankungen)Campylobakter Enteritis4.1013.6832.6682.7992.539 Clostridioides difficile9053526566 EHEC-Erkrankung (außer HUS)151151758186 Giardiasis125112726080 Hepatitiden (Leberentzündungen) Impfpräventable Infektionskrankheiten (gem. Empfehlung der STIKO) HUS34311 Kryptosporidiose6847414762 Norovirus-Erkrankung4.0404.2401.2061.2252.480 Rotavirus-Erkrankung6331.145166183952 Salmonellose933793510559533 Shigellose30298719 Yersiniose10912085113132 Hepatitis A4943303336 Hepatitis B3664733283881.065 Hepatitis C253267176223375 Hepatitis D23128 Hepatitis E228265213183198 COVID-190073.768205.9221.440.557 Diphtherie001010 FSME61625 Haemophilus influenzae Weitere Infektionen 5739261641 Influenza13.8577.8988.2157210.543 Masern938600 Meningokokken (invasiv)1913454 Mpox000056 Mumps3243181114 Röteln00010 Pertussis (Keuchhusten)5403971355565 Varizellen664712393281344 Acinetobacter2723152933 Adenovirus (Konjunktivalabstrich)49247311 Borreliose1.5801.1851.510884706 Brucellose01012 Dengue-Fieber254110210 Enterobacteriaceae182205150130215 Hantavirus-Erkrankung33042510 Legionellose6274559170 Leptospirose36566 Listeriose2328312223 MRSA7352243922 Q-Fieber45846 Tuberkulose232201186204162 Tularämie34384 Typhus abdominalis13001 LUA Infektionsbilanz 2022: Daten & Fakten aus Rheinland-PfalzIfSG Meldewesen 2019 bis 2022: Überblick und Besonderheiten Das gesetzlich im Infektionsschutzgesetz veran- kerte Meldewesen liefert kontinuierlich Daten über das räumlich-zeitliche Auftreten von Infek- tionserregern und -krankheiten – auch in Rhein- land-Pfalz. Verschiedenste Ursachen können einer Zunahme von Meldefällen zugrunde liegen. Ände- rungen in der Erkennung und Diagnostik, die le- diglich zu einer Reduktion der Dunkelziffer führen, müssen hierbei von einer echten Zunahme von Fällen in der Bevölkerung unterschieden werden, wie sie zum Beispiel bei einem Krankheitsaus- bruch beobachtet werden. Diese Aufgabe über- nehmen Infektionsepidemiologen, das sind Exper- tinnen und Experten für Seuchenbekämpfung, die die Meldedaten auf allen Ebenen der Meldeket- te, an den kommunalen Gesundheitsämtern, dem Landesuntersuchungsamt (LUA) und am Robert Koch-Institut (RKI), fortlaufend analysieren und bewerten.Die dargestellte Tabelle gibt einen Überblick über das Meldeaufkommen in Rheinland-Pfalz während der COVID-19-Pandemie 2020-2022 im Vergleich zu den Vorjahren 2018 und 2019. Besonders auf- fallend ist eine Zunahme der Hepatitis-B-Virus- Meldehäufigkeit, in etwa auf das 2,5-fache Ni- veau des Jahres 2022. Seit Oktober 2021 erstatten die Krankenkassen für alle Versicherten im Alter über 35 Jahre eine Testung auf Hepatitis-B und -C im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung. Weiter- hin führt eine ab Januar 2022 für alle diagnosti- schen Labore verpflichtende Einführung der elek- tronischen Meldung von Erregernachweisen über das sognannte Deutsche Elektronische Melde- und Informationssystem (DEMIS) zu einer im Ver- gleich zu früher vollständigeren Meldung von La- bornachweisen. Beide Umstände legen nahe, dass der beobachtete Anstieg im Meldeaufkommen das Resultat einer Reduktion bislang unentdeckter Infektionen, also der sogenannten Dunkelziffer ist. Hinweise auf einen Infektionsausbruch hingegen ergeben sich nicht. Die vorliegende Infektionsbilanz 2022 widmet sich unter anderem den Ergebnissen dieser Bewer- tungen auf rheinland-pfälzischer Ebene. Hierbei finden Analysen zum Einfluss der COVID-19-Pan- demiebekämpfung auf das Aufkommen anderer meldepflichtiger Erreger und Erkrankungen be- sondere Berücksichtigung. Darüber hinaus berich- tet diese Infektionsbilanz über Epidemiologie und Prävention der Legionellose in Rheinland-Pfalz. Sie wirft damit ein Schlaglicht auf die zentrale Rolle der Gesundheitsbehörden bei deren Eindäm- mung dieser mitunter schwer verlaufenden Form der Lungenentzündung. Hierdurch möchte dieser Bericht aber auch den breitgefächerten Präventivauftrag des öffentli- chen Gesundheitsdienstes in den Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung rücken und damit gleichzeitig ein Gegengewicht zur pandemiezent- rierten Bewertung der Arbeit in den Gesundheits- ämtern und -behörden schaffen. Die vorliegen- de Infektionsbilanz berücksichtigt die Meldejahre 2019 bis 2022. Zum besseren Vergleich wird zu- sätzlich das Meldeaufkommen 2018 dargestellt. Eine ganz andere Erklärung für die Änderung im räumlich-zeitlichen Auftreten von Infektions- krankheiten findet sich in einer global verstärk- ten Mobilität. Eine vorübergehende Exposition in Regionen mit anderem Vorkommen von Krank- heitserregern kann zur Verschleppung durch in- terkontinentale Reisen oder Migration führen. Im Jahr 2022 wurde erstmals eine größere Zahl von Mpox-Fällen (ehemals Affenpocken) in Deutsch- land diagnostiziert und gemeldet. Diese üblicher- weise in West- und Zentralafrika vorkommende Infektionskrankheit wird durch ein mit den klassi- schen humanen Pocken verwandtes Virus verur- sacht, das in Nagetieren sein natürliches Reservoir hat. Vor 2022 wurde es nur selten außerhalb von Afrika und dann bei Reiserückkehrern aus Afrika beobachtet. Seit Mai 2022 wurden weltweit auch Fälle außerhalb dieser Regionen, insbesondere un- ter Männern beobachtet, die Sex mit Männern ha- ben. Weltweit wurden seit Ausbruchsbeginn und bis Ende des Jahres 2022 84.105 Fälle in 107 Län- Übersicht über die Meldezahlen der häufigsten meldepflichtigen Infektionskrankheiten nach RKI-Referenzdefinition. 2 3 Zahl der Influenza- und Covid-19-Meldefälle (gemittelt über vier Wochen), Rheinland-Pfalz, 2017-2023. Im Jahr 2022 zeigt sich ein vorzeitiger Beginn der Influenza-Saison bei gleichzeitig hoher Fallzahl. den Windpocken, insbesondere in der ersten Pha- se der Pandemie im Jahr 2020. Im Zeichen von Corona: Die kontaktreduzierenden Maßnahmen rund um COVID-19 führten zum Rückgang vieler anderer Atemwegsinfektionen und Durchfallerkrankungen. © Frauke Riether / Pixabay dern außerhalb der traditionellen Endemiegebiete registriert, davon 3.671 in Deutschland und 56 in Rheinland-Pfalz. Durch Koordinierung der Spezial- diagnostik in Verdachtsfällen und die Aufklärung zu Absonderungs- und Hygienemaßnahmen ein- schließlich der Impfung von Kontaktpersonen und Risikogruppen sind seit Anfang 2023 keine neuen Fälle mehr in Rheinland-Pfalz gemeldet worden. Seit Ende Juli 2022 wurde deutschlandweit ein deutlicher Anstieg bei Nachweisen von Diphterie- Bakterien verzeichnet, wovon zehn auf Rheinland- Pfalz entfielen. Diese wurden meist aus Wunden von Geflüchteten im Rahmen der Erstuntersu- chung in Aufnahmezentren und Sammelunter- künften isoliert. Gefürchtet ist die durch einen Giftstoff des Bakteriums hervorgerufene schwe- re und mitunter tödlich verlaufende Allgemeiner- krankung. Solche Fälle wurden aktuell nicht be- kannt. Auch zu Übertragungen der importierten Bakterien auf die Bevölkerung in Rheinland-Pfalz kam es nicht. Dennoch unterstreicht das Wissen um die Gefahren der Diphterie die Bedeutung der Aufrechterhaltung des Impfschutzes für alle Bür- ger durch regelmäßige Auffrischung alle 10 Jahre, 4 wie von der Ständigen Impfkommission am Ro- bert Koch-Institut empfohlen. Im zugrundeliegenden Berichtszeitraum von be- sonderem Interesse sind Veränderungen im Mel- deaufkommen, die in direktem oder indirektem Zusammenhang mit COVID-19 stehen. Sie kön- nen Folge eines veränderten Verhaltens, einer veränderten Immunantwort oder der Wechsel- wirkung dieser Faktoren untereinander sein. Im Folgenden sollen diese Überlegungen anhand von drei Beispielen illustriert werden. Eine Lockerung der Maßnahmen, wie die Wieder- eröffnung der Gemeinschaftseinrichtungen und die Änderungen der Absonderungs- und Masken- pflicht, führten zur sequenziellen Rückkehr von viralen Schmier- und später auch Atemwegsin- fektionen. Auch Windpocken wurden im 4. Quar- tal 2022 wieder häufiger gemeldet. Bei den In- fektionen mit dem Influenza-Virus fiel zum Ende 2022 der ungewöhnlich frühe Beginn der Saison bei insgesamt hohem Infektionsdruck auf. Die- ses Phänomen wird allgemein als Ausdruck ei- ner vermehrten Anzahl von durch ausbleibende Immunitätsbildung empfänglicher Personen als Folge der Schutz- und Hygienemaßnahmen in- terpretiert, insbesondere unter Kindern und Ju- gendlichen. Diese Hypothese wird durch eine entsprechende Altersverteilung der gemeldeten Infektionen mit deutlichen Gipfeln in diesen Al- tersgruppen gestützt. Vergleicht man die Melde- aktivität mit den jeweils vorpandemischen Ni- veaus, zeigt sich, dass diese in der Regel nicht überschritten werden, zumindest lag die als stark empfundene und objektiv auch mit einer hohen Wenn die Maske fällt - Wechselspiel von Hygiene und Immunität Die Stärkung der allgemeinen Hygiene sowie die kontaktreduzierenden Maßnahmen rund um COVID-19 führten zu einem eindrucksvol- len Rückgang der Übertragung anderer viraler Atemwegsinfektionen wie der Virusgrippe, vira- ler Durchfallerkrankungen, die über Oberflächen, Hände und Lebensmittel übertragen werden kön- nen, wie beispielsweise Noro- und Rota-virusin- fektionen und viraler Allgemeininfektionen wie Zahl der Noro-, Rotavirus- und Covid-19-Meldefälle (gemittelt über vier Wochen), Rheinland-Pfalz, 2017-2023. Im Jahr 2020 und 1. Halbjahr 2021 wurden deutlich weniger Rota- und Norovirusfälle übermittelt. 5 Zahl der Windpocken-Meldefälle, Rheinland-Pfalz (gemittelt über vier Wochen), 2017-2023. In den Pandemiejah- ren 2020 bis 2022 hat die Meldeaktivität für Windpocken deutlich abgenommen. Fallzahl einhergehende Influenzawelle 2022 letzt- endlich nicht über der von 2018. Dennoch: Vie- les spricht für ein „starkes Grippejahr“, gerade bei Kindern, zum Beispiel auch der starke Anstieg an Pneuomokokken-Meldungen; einem Erreger von Lungen-, Mittelohr- und Hirnhautentzündungen, die typischerweise nach einer Virus-Grippe auf- treten. Hierbei besiedeln Pneumokokken häu- fig den Rachen gesunder Kinder, seltener auch Er- wachsener, und erst durch die Schädigung des Lungengewebes durch Grippe- oder auch ande- re Atemwegsviren wie SARS-CoV-2 oder das Res- piratorische Synzytial-Virus (RSV) kommt es dann zur bakteriellen Zweitinfektion. Wichtig: Durch Impfung mit konjugierten Pneumokokken-Impf- stoffen kann der Trägerstatus beeinflusst werden, so dass eine Immunisierung für Kinder und Risiko- gruppen gegen Pneumokokken schon seit länge- rem empfohlen wird. Legionellose - Die Gefahr aus der Wasserleitung Auch bei den Meldefällen der Legionärskrankheit, einer schweren und teilweise tödlich verlaufenden Lungenentzündung, waren die Auswirkungen der Corona-Pandemie deutlich zu sehen. Im Jahr 2020 wurden in Rheinland-Pfalz insgesamt 55 Fälle ge- meldet, was einem Rückgang von 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2019 entspricht. Das ist be- 6 merkenswert, da die Anzahl der gemeldeten Fälle von Legionärskrankheit in den Vorjahren konstant angestiegen war. Die Vermutung liegt nahe, dass der beobachtete Rückgang in Zusammenhang mit den Corona-Maßnahmen und den damit verbun- denen Änderungen im Reiseverhalten steht. Die Legionärskrankheit oder Legionellose wird durch Bakterien verursacht, die natürlicherwei- se in Oberflächengewässern und im Grundwas- ser vorkommen. Gesundheitliche Probleme verur- sachen Legionellen vor allen Dingen dann, wenn sie sich bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius zum Beispiel in Warmwasserbehäl- tern, Rohrleitungen, Klima- und offenen Kühlge- räten oder Wasserversorgungsanlagen, in denen Wasser über längere Zeit steht, unter für sie opti- malen Wachstumsbedingungen vermehren. Nach dem Einatmen von Aerosolen wie sie beispielswei- se beim Duschen oder aber auch beim Verduns- ten und Vernebeln von Wasser entstehen, kann es dann zu einer schweren Lungenentzündung kom- men, insbesondere wenn die Lunge bereits vorge- schädigt ist. Entsprechend sind Rauchen und eine chronisch obstruktive Lungenkrankheit Risikofak- toren. Das Trinken von Wasser, auch wenn es mit hohen Konzentrationen von Legionellen belastet ist, stellt hingegen kein Risiko für den Menschen dar, außer es gerät Legionellen-belastetes Wasser durch Verschlucken in die Atemwege. Da es sich bei der Legionellose um eine bakterielle Infektion handelt, können Erkrankte meist erfolg- reich mit einer Antibiotikatherapie behandelt wer- den. Trotzdem versterben etwa 5-10 Prozent al- ler Personen, die an einer Legionellose erkranken. Das Risiko von Todesfällen ist stark altersabhän- gig und betrug in Rheinland-Pfalz etwa 3 Prozent bei den 30-59-Jährigen, etwa 6 Prozent bei den 60-69-Jährigen und etwa 13 Prozent bei den über 70-Jährigen. Ältere Menschen sind aber nicht nur stärker gefährdet, an der Legionellose zu verster- ben, sondern haben auch im Allgemeinen ein hö- heres Infektionsrisiko. Männer sind deutlich häu- figer betroffen als Frauen. Insgesamt betrug der Männeranteil unter allen rheinland-pfälzischen Meldefällen 73 Prozent. Der wirksamste Schutz vor der Legionärskrankheit ist die systematische Vermeidung starker Vermeh- rung von Legionellen in Warmwasserbehältern und Rohrleitungen. Da die Vermehrung bei 25 bis 45 Grad stattfindet, sollte den Legionellen wenig Zeit gegeben werden, sich unter diesen optimalen Bedingungen zu vermehren. Das kann beispiels- weise durch regelmäßigen Wasseraustausch in Warmwasserbereitern und regelmäßiges Durch- spülen der Rohrleitungen erreicht werden. Auch das zeitweise Erhitzen des Warmwassers auf über 60 Grad ist eine sehr wirkungsvolle Maßnahme, da Legionellen bei diesen Temperaturen abster- ben. In größeren Mehrfamilienhäusern schreibt die Trinkwasserverordnung eine regelmäßige Un- tersuchung des Wassers auf Legionellen mindes- tens alle drei Jahre vor. Diese Untersuchungen werden von zugelassenen Untersuchungsstellen angeboten. In öffentlichen Gebäuden, Schwimm- bädern und Gemeinschaftseinrichtungen sind die rheinland-pfälzischen Gesundheitsämter für die Festlegung der Überwachungshäufigkeit zustän- dig. Die dort gewonnenen Proben werden unter anderem durch das LUA untersucht. Bei der Inter- pretation der Ergebnisse gilt, dass ein technischer Maßnahmenwert von 100 Kolonie-bildenden Ein- heiten (KBE) pro 100 Milliliter nicht überschritten werden darf; in Hochrisikobereichen von Einrich- tungen des Gesundheitswesens hingegen dürfen gar keine Kolonien nachweisbar sein. Weiterhin spielt für die Einschätzung der Infekti- onsgefahr nicht nur die Menge, sondern auch die Art der gefundenen Legionellen eine wichtige Rol- le, da einige Stämme deutlich gefährlicher sind als Mögen 25 bis 45 Grad: Legionellen-Bakterien gedeihen in stagnierenden Rohrleitungen. © tookapic / Pixabay andere. In kleineren Wohngebäuden wie Ein- und Zweifamilienhäusern sind derartige Untersuchun- gen nicht vorgeschrieben. Allerdings kann schon bei der Installation von Warmwassersystemen da- für gesorgt werden, dass die Legionellengefahr minimiert wird. Für Personen, die nach längerer Abwesenheit in ihr Zuhause zurückkehren, ist es außerdem ratsam, die Warmwasserleitungen ein- mal durchzuspülen. Dabei sollten sie natürlich lüf- ten und sich nicht im selben Zimmer aufhalten, um das Einatmen von Aerosolen zu vermeiden. Das Gleiche gilt auf Reisen: Sollten Reisende eine Unterkunft beziehen, die scheinbar länger nicht bewohnt war, sollten sie das warme Wasser erst einmal ein paar Minuten in Ihrer Abwesenheit und bei offenem Fenster laufen lassen, bevor Sie mit dem Duschen beginnen. Diese Überlegungen sind ebenfalls entscheidend um zu verstehen, welchen Einfluss die COVID- 19-Pandemie auf die Erkrankungshäufigkeit hatte. Traditionell war schon immer ein erheblicher Teil der in Deutschland gemeldeten Legionellose-Fäl- le auf Reisen erworben, was den Rückschluss na- 7 als wichtiges Instrument zur fortlaufenden Erfas- sung von Trends und damit zur Steuerung der Er- mittlungstätigkeit der Gesundheitsbehörden. Feiern und Veranstaltungen Neben diesen Veränderungen gab es 2022 auch wieder Grund zum Feiern: Die MTA-Schule in Ko- blenz konnte 16 frischgebackene MTA-L im Sep- tember in der Rotunde in Koblenz feierlich ent- lassen. Die PTA-Schule in Trier freute sich über 28 gut ausgebildete PTAs. Nach zwei Jahren Pause war es sehr schön, die Leistung der Schülerinnen und Schüler wieder in einer Feierstunde zu würdi- gen und die frischen Berufsanfänger angemessen zu verabschieden. Gesundheitsfachschulen des LUA sind im Wandel Jährliche Meldefälle der Legionärskrankheit in Rhein- land-Pfalz und Vergleich zum jeweiligen Vorjahr helegt, dass Reiseunterkünfte wahrscheinlich häu- fig nicht ganzjährig besucht werden. Entsprechend könnte an den Zielorten Wasser lange Zeit in Warmwasserbehältern und -leitungen gestanden haben. In Abhängigkeit von den jeweiligen natio- nalen Regelungen zur Überwachung von Trinkwas- seranlagen auf Legionellen, die mancherorts weni- ger streng als in Deutschland sind, könnte das den Anstieg von Fallmeldungen in den Sommermona- ten erklären. Aber auch Wasser, das während der Urlaubsreise mehrere Wochen im unbewohnten Zuhause in den Leitungen gestanden hat, stellt ein potentielles Risiko für eine Legionellose dar. Im Jahr 2020 kam im Zusammenhang mit den Corona-Maßnahmen jegliche Reisetätigkeit zum Erliegen, so dass auch Meldefälle von Legionel- losen mit Reisebezug vollständig ausblieben und die Gesamtzahl der übermittelten Meldungen in Rheinland-Pfalz nach Zunahme über fünf Jahre in Folge erstmalig wieder abnahm. Im Gegensatz hierzu waren im Jahr 2021 nach Lockerung der Maßnahmen wieder in größerem Umfang Reisen möglich. Hier zeigt sich die bislang höchste Zahl an Legionellose-Meldefällen seit Beginn der Auf- zeichnungen vor 20 Jahren. Diese Beobachtungen sprechen für eine Wiederinbetriebnahme länger- fristig stillgelegter Trinkwasseranlagen in Reise- unterkünften als Ursache für die starke Zunahme von Legionellose-Meldefällen nach der Lockerung der Corona-Beschränkungen im Jahr 2021. Gleich- zeitig unterstreichen diese Erkenntnisse nicht nur die Bedeutung der regelmäßigen Trinkwasserüber- wachung, sondern auch der Infektionssurveillance 8 Das Jahr 2022 stand für die Gesundheitsfach- schulen des Landesuntersuchungsamtes ganz un- ter dem Zeichen der Gesetzes- und damit Aus- bildungsänderungen. Sowohl die jeweiligen Berufsgesetze als auch die Ausbildungs-und Prü- fungsverordnungen für PTA und MTA–L wurden zum 01.01.2023 geändert. Die Änderung im Beruf Pharmazeutisch-techni- sche Assistentin / Pharmazeutisch-technischer As- sistent (PTA) umfassen einen neuen Lehrinhal- te-Katalog für viele der bestehenden Fächer, ein neues Unterrichtsfach, eine geänderte Prüfungs- verordnung und ein der Arbeitswirklichkeit ange- passtes Berufsbild.Freudiger Anlass: Die Absolventinnen und Absolventen der PTA-Schule feierten 2022 die Zeugnisübergabe im Kurfürstlichen Palais in Trier. © LUA Der Beruf Medizinisch-technische Laboratorium- sassistentin / Medizinisch-technischer Laboratori- umsassistent (MTA-L) sowie die Ausbildung wur- den gänzlich verändert. Besonders deutlich wird das in der neuen Berufsbezeichnung medizinische Technologinnen und Technologen für Laborato- riumsanalytik (MT-L). Die Änderungen umfassen zudem eine Neugestaltung der „alten“ Unter-richtsfächer hin zu Kompetenzfeldern sowie eine Verdopplung der laborpraktischen Ausbildungszeit und eine grundsätzlichen Änderung der Prüfungs- durchführung dahin, dass die Auszubildenden der MT-Berufe jetzt eine zwingend vergütete Ausbil- dung absolvieren. Der Besuch einer Berufsfach- schule war bisher von einer Ausbildungsvergütung ausgenommen. Gelungener Start ins Berufsleben: Die Koblenzer MTA- Schule konnte im vergangenen Jahr viele frisch geba- ckene Medizinisch-technische Assistentinnen und Assis- tenten verabschieden. © LUAUm die Vergütung zu gewährleisten, musste - wie im Gesetz vorgeschrieben - ein Träger der prak- tischen Ausbildung gesucht werden. Dies muss nach dem MTB-G (Medizintechnologen-Berufs- gesetz) zwingend ein Krankenhaus sein. Das Jahr 2022 stand also im Zeichen dieser Änderungen und der damit verbundenen Suche nach einem geeigneten Träger der praktischen Ausbildung. Diese Thematik wird die Schulen noch länger be- gleiten, mindestens bis der erste Durchgang der Auszubildenden die Prüfungen absolviert hat. Beide Ausbildungen, PTA und MT-L, werden im September 2023 erstmals mit einer Ausbildung nach den neuen Vorgaben beginnen. Um neue Schülerinnen und Schüler zu gewinnen, wurden an den Gesundheitsfachschulen des LUA wieder Tage der offenen Tür angeboten. Zusätz- lich veranstaltete die PTA-Schule im Herbst noch einen abendlichen „Budenzauber“. Im Gegensatz zum Tag der offenen Tür galt dieser Abend etwas weniger der Information über die Ausbildung, son- dern mehr den unterhaltsam dargebrachten In- halten der einzelnen Fächer. Die Schülerinnen und Schüler waren mit großem Engagement dabei griffen tief in die Trickkiste der Show-Chemie. Zu sehen gab es zum Beispiel die überschäumende Willkommener Trubel im Labor: Die PTA-Schule Trier hatte im vergangen Jahr wieder zu einem Tag der offe- nen Tür eingeladen. © LUA „Elefantenzahnpasta“, das experimentell gebraute „Chemikerbier“ oder die glühende Gurke. Die ku- riosen Einlagen sollten den Gästen auf kurzweilige Art Lust auf die PTA-Ausbildung machen. Alle Ver- anstaltungen im Jahr 2022 fanden unter den je- weils geltenden Coronabedingungen statt. 9
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Time ranges: 2023-01-01 - 2023-12-31
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