Description: Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 3/2006 Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz 25 Jahre Niedersächsisches Moorschutzprogramm – eine Bilanz Weitere Themen: Umfrageergebnisse Ersatzzahlung • Erhalt der Artenvielfalt von Farn- und Blütenpflanzen • Naturschutzgebiete im Internet Niedersachsen , Beiträge 25 Jahre Moorschutzprogramm – Rede des Nieder- sächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff anlässlich der Festveranstaltung „25 Jahre Moorschutz- programm“ am 14. Juni 2006 im Landesmuseum, Hannover 151 25 Jahre Moorschutzprogramm – Rede des Nieder- sächsischen Umweltministers Hans-Heinrich Sander anlässlich der Festveranstaltung „25 Jahre Moorschutz- programm“ am 14. Juni 2006 in Hannover 153 NLWKN (Hrsg.): 25 Jahre Niedersächsisches Moorschutz- programm – eine Bilanz 154 BREUER, W., U. KILLIG & M. WEYER: Ersatzzahlung in Niedersachsen 2004 und 2005 – Umfrageergebnisse Nachrichten und Hinweise T Erhalt der Artenvielfalt von Farn- und Blüten- pflanzen T Die Naturschutzgebiete Niedersachsens im Internet 150 181 186 187 Inform.d. Naturschutz Niedersachs. 3/2006 25 Jahre Moorschutzprogramm Rede des Niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff anlässlich der Festveranstaltung „25 Jahre Moorschutzprogramm“ am 14. Juni 2006 im Landesmuseum, Hannover Sehr geehrter Herr Minister Sander, sehr geehrter Herr Landrat Stötzel, sehr geehrter Herr Falkenberg, sehr geehrter Herr Lüderwaldt, sehr geehrter Herr Ministerpräsident a. D. Dr. Albrecht, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordneten, meine sehr verehrten Damen und Herren, 25 Jahre Moorschutzprogramm und 20 Jahre National- park Wattenmeer sind die sicher erfolgreichsten Teile einer nachhaltigen niedersächsischen Naturschutzpoli- tik. Darauf können alle Beteiligten stolz sein. Hier wird etwas für die zukünftigen Generationen erhalten, was die Umwelt in Niedersachsen so besonders macht und was auch außerhalb Niedersachsens als regionale Besonderheit gewürdigt wird. Die Moore sind - neben dem Watt und der Heide - etwas typisch Niedersächsi- sches, das wir auch einmal angemessen feiern dürfen. Niedersachsen ist das hochmoorreichste Land der Bundesrepublik Deutschland. Seit dem 19. Jahrhundert sind die Moore Nordwestdeutschlands durch den Torf- abbau allerdings stark reduziert worden. Die Erkenntnis der Schutzbedürftigkeit der Moore war Anlass für das Niedersächsische Moorschutzprogramm, das in diesem Jahr 25 Jahre alt wird. Dr. Ernst Albrecht hat sich damals als Ministerpräsident leidenschaftlich für den Moor- schutz eingesetzt. Die heutige Landesregierung möchte alles dafür tun, diese wichtige Kulturlandschaft für die kommenden Generationen zu erhalten. Im Zeitalter der Natura 2000-Richtlinien stellt heute niemand mehr die Schutznotwendigkeit dieses Lebens- raumes mit seiner einzigartigen Vogel- und Pflanzenwelt in Frage. Trotzdem sollten viel mehr Menschen als bisher mit der Natur in Kontakt gebracht werden, um zu verste- hen, warum wir diese Naturlandschaften schützen und für diesen Schutz auch Geld ausgeben. Eine besonders wichtige Aufgabe ist es, diese Liebe zur Natur und den Wunsch, sie in ihrer Vielfalt zu erhalten, an unsere Kinder weiterzugeben. Ich freue mich daher sehr, dass diese Ver- anstaltung in enger Abstimmung mit dem BUND vorbe- reitet worden ist, der mit seiner Öffentlichkeitsarbeit, vor allem aber seiner Kinder- und Jugendarbeit vorbildlich ist. Moorgebiete sind den meisten Menschen besonders fremd geblieben. Das Moor ist häufig nur bekannt als ein Ort, von dem Schauergeschichten erzählt werden. Ein Ort, wo nach Jahrhunderten Moorleichen auftauchen. Ein Ort, der zum Schauplatz eines schwermütigen Liedes über die „Moorsoldaten“ wurde. Ein Ort, den beschrieb: O, schaurig ist's, übers Moor zu gehen, wenn es wimmelt vom Heiderauche, sich wie Phantome die Dünste drehn und die Ranke häkelt am Strauche. Das Moor hat Menschen geprägt und dadurch Geschich- te geschrieben. Ursprünglich versuchten die Menschen, unberührte Moorflächen nutzbar zu machen, um ihre Siedlungsbereiche auszuweiten. Moore waren ungeeig- net, um in ihnen Häuser zu errichten oder das Vieh darin weiden zu lassen. Auch Ackerbau war nicht möglich. Man begann die Moore zunächst mit Bohlen- wegen zu erschließen und mit Grabensystemen zu ent- wässern. Das Leben der ersten Siedler im Moor war unglaublich anstrengend und von bitterer Armut geprägt. Es ist daher nicht erstaunlich, dass man seit etwa 300 Jahren große Moorgebiete trocken gelegt und in Ackerflächen umgewandelt hat. Der Torf wurde aber schon früher gestochen und getrocknet, zum Hei- zen und zum Düngen verwendet. So berichteten schon die Römer beeindruckt von den Chauken in Ostfries- land, die "stinkende Erde verbrannten". So sehr wir die Tatkraft dieser Menschen und ihr Engagement zur Ver- besserung ihrer Lebensbedingungen heute bewundern, so müssen wir doch gleichzeitig feststellen, dass sie dadurch die Moore erheblich reduziert haben. Aus diesem Grund hat die niedersächsische Landesre- gierung vor 25 Jahren das Moorschutzprogramm initiiert. Auf den ersten Blick scheint das Moor langweilig und uninteressant zu sein. Auch bei einem Blick auf ein Foto vom Wattenmeer wird man nicht sogleich die Faszina- tion dieses Lebensraumes erahnen können, der heute jährlich Millionen Menschen zur Erholung einlädt. Anders ist das, wenn die Heide blüht. Dann pilgern viele Menschen dort hin wie zum Zeitpunkt der Kirsch- blüte ins Alte Land. In den Mooren ist so etwas natürlich nicht denkbar und wohl auch nicht ratsam. Wenn die Moore blühen, dann nehmen das nur eine Handvoll Naturschützer wahr. Dies ist aber auch ein Grund dafür, dass die Moore und damit der Moorschutz schwierig zu vermitteln ist. Beim Schutz von Pandabären, von Robbenbabys und Delfinen entsteht bei vielen Menschen sofort ein unmit- telbarer emotionaler Zugang zu diesen bedrohten Arten. Bei unseren Moorgebieten entsteht meist erst ein per- sönlicher Bezug, wenn man sich intensiver damit beschäftigt. Mich selber faszinieren Moore. Dazu haben nicht nur die spannenden Geschichten aus der Kinder- und Jugendzeit beigetragen und nicht nur die Ehrfurcht vor Gottes Schöpfung insgesamt. Besonders gefesselt hat mich die zeitliche Dimension: Wenn ich ein Moor sehe, dann fühle ich das unvorstellbare Alter dieser über Jahr- tausende gewachsenen Lebensform. Es ist faszinierend, sich vorzustellen, dass 1000 Jahre vergehen müssen, damit ein Moor gerade einmal 1 Meter hoch wird. Ein Moor ist gewachsen wie ein Korallenriff. Es wächst auf dem Abgestorbenen. Das Alte trägt also das Neue. Eine Vorstellung, die in der heutigen Welt leider keine große Bedeutung mehr hat. Die Moore sind etwas ehr- würdig Altes. Die Moore sind aber gleichzeitig auch etwas Unschein- bares, das in unserer heutigen Medienwelt selten in den Focus gerät. Wenn man aber genauer hinschaut, so ent- deckt man doch viele interessante, nicht alltägliche Lebensformen. Der Versauerung des Wassers durch die Torfmoose und dem Mangel an Nährstoffen sind nämlich nur wenige 151 Inform.d. Naturschutz Niedersachs. 3/2006 ,
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