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Description: 49 Thomas Leipholz, Kerstin Biedermann, Rainer Kießling 25 Jahre Prüfungsausschuss in den Ausbildungsberufen der Geoinformationstechnologie LSA VERM 1/2017 25 Jahre Prüfungsausschuss in den Ausbildungsberufen der Geoinformationstechnologie Von Thomas Leipholz, Kerstin Biedermann und Rainer Kießling, Magdeburg, Halle Zusammenfassung Aus Sicht von 25 Jahren Erfahrung Prüfungsausschuss Sachsen-Anhalt wird die geschichtliche Entwicklung der Berufsausbildung für den Beruf des Vermessungstechnikers/in mit der klassischen Erfassung und Verarbeitung von Geodaten hin zur Einführung eines neuen modernen Berufsfeldes des/der Geomatikers/in mit dem Schwerpunkt in der Analyse und Visualisierung der Geodaten dargelegt. Geodaten können so mit der Geoinformationstechnologie weiter verarbeitet werden. 1 Einleitung Raumbezogene Informationen sind für die Gesellschaft von hoher Bedeutung. Durch die Globalisierung und vor allem durch die immer stetig vorangetriebene Digitalisierung nimmt in der Gesellschaft des öffentlichen und privaten Lebens die Bedeutung der Berufe im Vermessungs- und Geoinformationswesen ebenfalls deut- lich an Bedeutung zu. Verschiedenste Bereiche und der rasante sowie technische und wissenschaftliche Fortschritt führen auch zu einem Bedeutungszuwachs für die Ausbildungsberufe in der Geodäsie [Eichhorn, Kummer, Schultze 2015]. Dieser Artikel gibt einen Überblick aus Sicht des Prüfungsausschusses über die bei- den aktuellen Ausbildungsberufe. Zudem soll auch das kleine Jubiläum von 25 Jahre Prüfungsausschuss, das von den Mitgliedern und dem/der Vorsitzenden(r) im Ehrenamt ausgeführt wird, für die geo- dätischen Berufe in Sachsen-Anhalt gewürdigt und historisch betrachtet werden. 2 Rechtliche Grundlagen Rechtliche Grundlage für die Berufsausbildung des/der Geomatiker(s)/in (GM) und des/der Vermessungstechniker(s)/in (VT) ist das Berufsbildungsgesetz (BBiG). Beide Berufe – Geomatiker und Vermessungstechniker – sind damit staatlich anerkannte Ausbildungsberufe mit bundeseinheitlichen Standards. Die Ausbildung erfolgt dabei dual (Ausbildungsbetrieb/Berufsschule) nach deutschem Kooperationsmodell der beruflichen Bildung. Die Grundsätze der dualen Ausbildung sind im BBiG verankert. Die bundeseinheitliche Verordnung über die Berufsausbildung in der Geoinformati- onstechnologie (GeoITAusbV) wird durch die Prüfungsordnung für die Zwischen- und Abschlussprüfung sowie die Umschulungsprüfung in den Ausbildungsberufen in der Geoinformationstechnologie im Land Sachsen-Anhalt – Ausbildungsordnung (PO-Geo) – konkretisiert, die u.a. die Prüfungsleistung für die Zwischen- und Ab- schlussprüfung sowie die Umschulungsprüfung in den Ausbildungsberufen in der Geoinformationstechnologie für Sachsen-Anhalt regelt. In der Ausbildung müssen von den Ausbildungsbetrieben neben den o.g.Vorschriften auch arbeitsrechtliche Vorschriften sowie weitere Vorschriften wie das Jugendar- Rechtliche Grundlage der Ausbildung: Berufsbildungsgesetz (BBiG) LSA VERM 1/2017 Thomas Leipholz, Kerstin Biedermann, Rainer Kießling 25 Jahre Prüfungsausschuss in den Ausbildungsberufen der Geoinformationstechnologie 50 beitsschutzgesetz, das Mutterschutzgesetz, das Sozialbuch oder das Betriebsverfas- sungsgesetz beachtet werden. Ein privatwirtschaftlicher Ausbildungsvertrag zwischen der Ausbildungsstätte und dem Auszubildenden regelt das Ausbildungsverhältnis individuell. Beide Seiten haben hier Rechte und Pflichten. 3 Geschichtliche Entwicklung Geodätische Berufe können auf eine lange Tradition zurückschauen, haben aber zu- gleich auch eine vielversprechende Zukunft. Seit jeher wird versucht, die Erdober- fläche zu erfassen, grafisch darzustellen und mit ihrer Umwelt zu verbinden. Die Tätigkeiten der geodätischen Fachkräfte reichen von der klassischen Erfassung der Geodaten u.a. via vermessungstechnischem Außendienst bis zur digitalen Kar- tenerstellung und objektstrukturierten Modellierung der Geodaten bzw. deren Ver- fügbarkeit über webbasierte Dienste. Einfache Arbeiten werden dabei vom klassischen Gesellenberuf auch eigenständig übernommen, zudem wirken ausgebil- dete Geomatiker und Vermessungstechniker auch bei komplexen Vorgängen tat- kräftig mit. 3.1 Hoher Bedarf an der Ausbildung zum VT und an Umschulungs- maßnahmen Die Zeit zwischen 1992 und 1995 – hohe Ausbildungszahlen inkl. Umschulung Der Prüfungsausschuss für Vermessungstechniker des Landes Sachsen-Anhalt ist seit dem Jahr 1992 aktiv. Grundlage für die Arbeit der Prüfungsausschüsse ist eine Prü- fungsordnung, die die notwendigen Vorgaben und Regelungen zur Durchführung der Zwischen-, Abschluss- und Umschulungsprüfung enthält. Die Prüfungsordnung für die Abschlussprüfung in der Ausbildung Vermessungstechniker/in wurde am 22.04.1992 im Gesetz- und Verordnungsblatt des Landes Sachsen-Anhalt veröffent- licht. Auf dieser Grundlage und mit der Novellierung zur PO-Geo im Jahr 2012 wurden durch die Prüfungsausschüsse des Landes Sachsen-Anhalt sämtliche Auszu- bildende und Umschüler der Geoinformationstechnologie geprüft. Begonnen wurde mit der Berufsausbildung zum/zur Vermessungstechniker/in nach dem im BBiG vorgeschriebenen dualen Ausbildungssystem im Jahr 1991. Entspre- chend wurden ab dem Jahr 1994 die ersten Abschlussprüfungen in Sachsen-Anhalt abgenommen.Aufgrund des enormen Bedarfes an Vermessungstechnikern begannen in den ersten Jahren ca. 100 Auszubildende pro Jahr ihre Ausbildung. Die betriebli- che Ausbildung wurde dabei in über 100 Ausbildungsstätten durchgeführt. Die Hälf- te der Auszubildenden wurde durch die Vermessungs- und Katasterverwaltung (VuKV) und andere Behörden, die andere Hälfte vornehmlich durch Öffentlich be- stellte Vermessungsingenieure (ÖbVermIng) und Vermessungs- und Ingenieurbüros, ausgebildet. Neben der klassischen 3-jährigen Ausbildung wurden gerade zu Beginn der 90er Jahre auch umfangreiche Umschulungsmaßnahmen durchgeführt, die in einer 24- monatigen Ausbildung geeignete Personen zum/zur Vermessungstechniker/in ausbil- deten. Nach [Kelterer 2000] haben bis zum Jahr 2000 ca. 364 Personen an der Um- schulung teilgenommen, von denen aber nur 291 die Umschulung mit Erfolg abschließen konnten. 51 Thomas Leipholz, Kerstin Biedermann, Rainer Kießling 25 Jahre Prüfungsausschuss in den Ausbildungsberufen der Geoinformationstechnologie LSA VERM 1/2017 Unabhängig, ob die Ausbildung auf klassischem Wege in 3 Jahren oder durch eine Umschulungsmaßnahme in 24-monatiger Ausbildung erfolgte, alle Prüflinge wurden durch die Prüfungsausschüsse mit denselben Leistungsanforderungen geprüft. Dabei kamen zum Teil in dieser Zeit mehrere Prüfungsausschüsse zum Einsatz. Stel- lenweise bis zu 4 gleichzeitig tätige Prüfungsausschüsse (inkl. einem Prüfungsaus- schuss nur für Umschüler) waren in dieser Zeit aktiv, wobei grundsätzlich die Zuständigkeiten der Prüfungsausschüsse sich an den Berufsschulstandorten Dessau, Halle und Magdeburg orientierten. 3.2 1995-2004 – Konsolidierung der Berufsausbildung Ab dem Jahr 1995 beginnt die Anzahl der Auszubildenden von ca. 130 auf knapp 70 Auszubildende pro Jahr zu sinken, obwohl die Zahl der Ausbildungsstätten von 110 auf knapp 140 anstieg [Kelterer 2002]. Zunächst erscheint dabei die zu verzeich- nende Erhöhung der Ausbildungsbetriebe widersprüchlich, aber dieser Faktor lässt sich an der Liberalisierung des Arbeitsmarktes der damaligen Schwarz/Gelben Bun- despolitik bis 1998 durchaus erklären. Die Zeit Ende der 90er Jahre war geprägt durch die Konsolidierung des Arbeits- Konsolidierung des marktes für den Berufsbereich der Vermessung und Geoinformation, die sich Arbeitsmarktes selbstverständlich auch auf die Ausbildungszahlen bemerkbar machte. Hinzu kam die allgemeine Krise in der Baubranche, die erfahrungsgemäß schon immer einen star- ken Einfluss auf das Berufsfeld des Vermessungswesens ausgeübt hat. Zudem sind die neuen Techniken und Berufsbereiche der Geoinformation, die mit der zunehmenden Globalisierung und Digitalisierung sich ergeben, noch nicht voll ausgebildet, wie man rückblickend feststellen kann. Das Berufsbild von der klassi- schen Vermessung/Kartographie hin zur Geoinformation steckte im Wandel bzw. befand sich gegen Ende der 90er Jahre gerade am Anfang des Umbruches. Bereits in dieser Zeit waren erste Anzeichen zum Personalabbau im Öffentlichen Dienst vorhanden.Auch daran lässt sich der leichte Rückgang der Ausbildungszahlen erklären. 3.3 2004-2012 – Einbruch der Ausbildungszahlen Ein großer Einschnitt in der Zahl der Auszubildenden erfolgt ab dem Jahr 2004. Infolge des von der Landesregierung vorgegebenen Stellenabbaus [Stellen- und Personalabbaukonzept Sachsen-Anhalt 2002; Personalentwicklungskonzept Sach- sen-Anhalt 2007-2020 2007] nahm auch die Anzahl der in der Geoinformations- verwaltung ausgebildeten Vermessungstechniker/innen von 50 auf ca. 22 Personen pro Jahr weiter ab. Bereits hier ist der Druck der Politik auf eine Reduzierung der Ausbildung der Verwaltung aufgrund der in dieser Zeit enorm in Schieflage gerate- nen öffentlichen Haushalte deutlich zu spüren. Durch einen Einstellungs- und Ausbildungsstopp des Landes Sachsen-Anhalt im Jahr 2010 konnten schließlich keine Ausbildungsplätze zum/zur Vermessungstechniker/in durch das LVermGeo mehr angeboten werden, so dass die Gesamtzahl der auszubildenden Vermessungstechniker/innen im Land Sachsen-Anhalt auf einen Tiefststand von 10 Auszubildenden sank. Einbruch der Ausbildungszahlen infolge des Personal- entwicklungskonzeptes der Landesregierung

Types:

Origin: /Land/Sachsen-Anhalt/LVERMGEO

Tags: Magdeburg ? Dessau ? Sachsen-Anhalt ? Ausbildungsberuf ? Landesregierung ? Qualifikation ? Deregulation ? Geoinformation ? Globalisierung ? Geodaten ? Arbeitsmarkt ? Ausbildungsstätte ? Geodäsie ? Rechtsgrundlage ? Ausbildung ? Modellierung ? Öffentlicher Dienst ? Beruf ? Öffentlicher Haushalt ?

License: all-rights-reserved

Language: Deutsch

Issued: 2017-06-23

Modified: 2017-06-23

Time ranges: 2017-06-23 - 2017-06-23

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