Description: Volker Galle, René Wiesner Geodaten in Anwendung 17 LSA VERM 1/2018 Geodaten in Anwendung Von Volker Galle und René Wiesner, Magdeburg Zusammenfassung Mit dem Aufbau der Geodateninfrastruktur des Landes Sachsen-Anhalt ist es nunmehr möglich, auf einfache Art und Weise Geodaten miteinander zu vernetzen und auszutauschen. Durch die internetbasierte Bereitstellung von Fachinformationen werden neue Potentiale erschlossen und die Suche nach Informationen mit Raumbezug erheblich erleichtert. Eingereiht in den Kontext der nationalen und europäischen Geodateninfrastrukturen mit der Nationalen Geoinformations-Strategie wird die voranschreitende Digitalisierung und Vernetzung von Geodaten forciert. 1 Bedeutung Geodaten Geodaten haben sich im Zeitalter der Digitalisierung zu einer treibenden Kraft ent- wickelt und Einzug in nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche gehalten. Geodaten sind wesentliche Entscheidungsgrundlage in Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft. Und auch im privaten Umfeld bestimmen Geodaten zunehmend das tägliche Leben. Mit wachsender Vernetzung und Mobilität unserer Gesellschaft wird der Bedarf an raumbezogenen Informationen entsprechend weiter steigen. Das immense Potential von Geodaten liegt vor allem in der Möglichkeit, Informa- tionen verschiedenster Quellen über den einheitlichen Raumbezug miteinander zu verknüpfen. Die Kombination von Geodaten ergibt ein Mehr an Informationen, aus dem Wissen generiert und Innovationen gefördert werden können [Schultze 2017]. Gleichzeitig werden Synergien durch die Mehrfachnutzung von verteilt liegenden Datenbeständen erschlossen. Über moderne Internetdienste sind diese Informatio- nen schon heute in vielen Fällen für jedermann zugänglich. Die staatliche Geodateninfrastruktur (GDI) zielt darauf ab, von verschiedenen Stel- len dezentral geführte Daten losgelöst von Zuständigkeitsgrenzen zusammenzufüh- ren, bereitzustellen und ihre übergreifende Nutzung für alle gesellschaftlichen Be- reiche zu erweitern [Galle 2015]. Grundlage dafür in Sachsen-Anhalt sind anwendungsneutrale, interoperable und europaweit harmonisierte Geobasisdaten des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (LVermGeo). Über standar- disierte Internetdienste werden die Geofachdaten der Fachverwaltungen des Lan- des und der Gemeinden und Landkreise in den Prozess eingesteuert und für das Land innerhalb der Geodateninfrastruktur Sachsen-Anhalt (GDI-LSA) zusammen- geführt. "Es genügt eben nicht, dass Technik gut funktioniert. Sie muss auch in die Welt passen." Gero von Randow [dt.Wissenschafts- Journalist] LSA VERM 1/2018 Volker Galle, René Wiesner Geodaten in Anwendung 1.1 Abb. 1: INSPIRE – europäische Richtlinie zur Schaffung einer Geodateninfrastruktur in der Europäischen Gemeinschaft vom 14. März 2007 [INSPIRE 2007] 18 Geodaten und GDI im europäischen Kontext Das nationale Geoinformationswesen ist eingebettet in die europäische Geoda- teninfrastruktur INSPIRE (Infrastructure for SPatial InfoRmation in the European Community) und eine zentrale Gemeinschaftsaufgabe in Deutschland. Die Geoda- teninfrastruktur Deutschland (GDI DE) ist entsprechend der Grundsätze des Fö- deralismus und der kommunalen Selbstverwaltung als gemeinsame Aufgabe von Bund, Ländern und Kommunen wahrzunehmen und fügt sich grenzübergreifend in den Kontext dieser europäischen Geodateninfrastruktur ein. Die Umsetzung der INSPIRE-Richtlinie in nationales Recht sowie der Ausbau der nationalen Geoda- teninfrastruktur sind wichtige Impulse, die den Ausbau der Geodateninfrastruktur im Land beschleunigen. Geodaten werden dabei für raumbezogene Entscheidungs- prozesse in allen gesellschaftlichen Gruppen wirkungsvoll eingesetzt, in vollem Um- fang wirtschaftlich rentabel und wertschöpfend erhoben und genutzt. Sie helfen, na- tionale Interessen zu unterstützen und Verpflichtungen zu erfüllen. 1.2 Die Nationale Geoinformations-Strategie Um die deutsche Geoinformationspolitik nachhaltig und zukunftsweisend zu gestal- ten und die gesamte Komplexität des Themas in den Blick zu nehmen, bedarf es ei- ner gemeinsamen strategischen Herangehensweise.Aus diesem Grund wurde die in Deutschland maßgebende Nationale Geoinformations-Strategie (NGIS) entwickelt [GDI-DE 2015]. Abb. 2: Nationale Geoinformations-Strategie (NGIS) Die NGIS wurde von Bund, Ländern und Kommunen im nationalen Steuerungs- und Entscheidungsgremium, dem Lenkungsgremium Geodateninfrastruktur Deutschland, beschlossen. Sie richtet sich an alle Akteure, die Geoinformationen erheben, führen, bereitstellen oder nutzen. Die Aufstellung erfolgte daher auch unter Beteiligung der Wirtschaft und der Wissenschaft sowie seinerzeit mit einem breit angelegten öf- fentlichen Online-Beteiligungsverfahren. Die NGIS bildet mit den drei maßgeblichen Zielen: Grundversorgung sichern, Mehrfachnutzung erleichtern und Innovationen fördern ein wesentliches Fundament des Standortvorteils Deutschland. Diese Ziele sind die Grundpfeiler der deutschen Geoinformationspolitik und sollen über alle föderalen Ebenen hinweg gemeinsam erreicht werden. Sie leisten damit einen wichtigen Bei- trag zur Sicherung der nationalen Souveränität. Politik und alle Akteure sind aufge- rufen, im partnerschaftlichen Dialog zur Umsetzung der NGIS in Deutschland bei- zutragen. [NGIS 2015] Das Lenkungsgremium Geodateninfrastruktur Deutschland hat zwischenzeitlich die Umsetzung der NGIS auf den Weg gebracht.Von einer Arbeitsgruppe aus Vertretern der Länder, des Bundes, der Kommunalen Spitzenverbände und der Wirtschaft wur- den grundlegende Maßnahmen zur Umsetzung der NGIS erarbeitet. Diese Maßnah- men sowie die erschlossenen Handlungsfelder sollen einen Beitrag dazu leisten, dass die in Deutschland verfügbaren Geodaten in vielfältigen Themenbereichen – von Adressen und Verwaltungseinheiten bis zu Gesundheits- und Umweltdaten – ein- heitlich bereitgestellt werden. Volker Galle, René Wiesner Geodaten in Anwendung 19 Mit dem Umsetzungsdokument ist die Grundlage für das zielgerichtete weitere Vorgehen geschaffen worden. Die darin enthaltenen, grundlegenden Maßnahmen ermöglichen die notwendige Schwerpunktsetzung. Sie werden dazu führen, dass der technische und organisatorische Rahmen für die Verfügbarkeit und die Bereitstellung von Geoinformationen in den kommenden Jahren noch besser ausgestaltet werden kann. Dies muss jedoch zeitnah geschehen, um das „Momentum“ der NGIS für Deutschland zu nutzen [Dürrwald, Wiesner 2016]. Davon profitieren Nutzer und Datenanbieter gleichermaßen. Das Lenkungsgremium Geodateninfrastruktur Deutschland wird den Umsetzungsprozess weiter aktiv begleiten und unter ande- rem nun die Aufstellung eines Aktionsplans in Angriff nehmen, in dem alle Vorhaben des Lenkungsgremiums Geodateninfrastruktur Deutschland gebündelt werden sol- len. Entscheidend begleitet wird der Umsetzungsprozess von der Einbindung von Ak- teuren aus den Bereichen der Wissenschaft und der Wirtschaft sowie weiteren In- teressengruppen (zum Beispiel Vereine, Fachgesellschaften, Open Data Community, NGO’s1). Nur über dezentrale Kooperationen und Netzwerke lassen sich die Ziele der NGIS vollumfänglich umsetzen. Durch eine konstruktive Zusammenarbeit und vertrauensvolle Kommunikation ergeben sich Vorteile auf beiden Seiten, wie bei- spielsweise: eine Einflussnahme auf Standards und Regeln der Geodateninfrastruktur, die Darstellung der Bedürfnisse und der Art der Betroffenheit der entspre- chenden Akteure, der Austausch zu den bestehenden Aktivitäten und die Initiierung gemeinsamer Maßnahmen zur Umsetzung von Zielen der NGIS, um damit ressourcenschonend Synergien zu schaffen. 1.3 Potenziale der Geodateninfrastruktur Geodateninfrastrukturen bestehen auf nahezu allen Ebenen des politischen und wirtschaftlichen Handelns; auf lokaler, kommunaler, regionaler, nationaler, europäi- scher und sogar globaler Ebene. Die Geodateninfrastrukturen stehen nicht in Kon- kurrenz zueinander, sie ergänzen sich gegenseitig und gehen vertikale und horizon- tale Beziehungen ein. Das enorme Potenzial von Geodaten liegt in ihrer digitalen Vernetzung. Die inter- disziplinäre Verknüpfung von digitalen Geodaten vielfältiger Quellen ergibt ein Mehr an Informationen, aus denen Wissen generiert werden kann. Komplexe Zusammen- hänge werden transparent, die Qualität der auf dieser Grundlage getroffenen Ent- scheidungen wird erhöht und Wertschöpfung wird initiiert [Galle, Schultze 2014]. Je mehr Informationen vernetzt werden, umso komplexere Analysen und Auswertun- gen sind möglich. Die Bewältigung vieler Zukunftsthemen ist auf digitale Geodaten angewiesen, wie zum Beispiel demographischer Wandel, Mobilität, Klimaschutz oder Nachhaltigkeit. Als staatliche Schlüsselressource sind Geodaten Innovationstreiber für technologi- sche Entwicklungen. Mit der Aktivierung der Verknüpfung verschiedener raumbezo- gener Informationen geben Geobasisdaten Anreize für neue Anwendungen und 1 aus dem Englischen Non-governmental organization (NGO) für Nichtregierungsorganisa- tionen oder auch nichtstaatliche Organisation LSA VERM 1/2018
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Origin: /Land/Sachsen-Anhalt/LVERMGEO
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Language: Deutsch
Issued: 2018-09-19
Modified: 2018-09-19
Time ranges: 2018-09-19 - 2018-09-19
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