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Description: 69 Marco Wiebach, Katrin Marx Die GeoBox-Infrastruktur – öffentliche Daten für die Landwirtschaft LSA VERM 1/2024 Die GeoBox-Infrastruktur – öffentliche Daten für die Landwirtschaft Von Marco Wiebach und Katrin Marx, Magdeburg Zusammenfassung Sachsen-Anhalt ist Ende 2022 der Mehrländervereinbarung zur GeoBox- Infrastruktur beigetreten. Diese ermöglicht es landwirtschaftlichen Betrieben, herstellerunabhängig und strategisch die für den Betrieb relevanten digitalen Daten der öffentlichen Verwaltung mit weiteren Akteuren auszutauschen. Dabei behält der Landwirtschaftsbetrieb stets die Hoheit über die eigenen Daten. Das Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten (MWL) leistet durch die kostenfreie Bereitstellung der GeoBox-Infrastruktur einen Beitrag zur Förderung der Resilienz landwirtschaftlicher Betriebe und unterstützt diese bei der erfolgreichen Bewältigung aktueller Herausforderungen. 1 Landwirtschaft im 21. Jahrhundert – Anspruch vs. Wirklichkeit Die Landwirtschaft der Zukunft soll neben der Ernährungssicherstellung zahlreiche weitere wesentliche Aufgaben erfüllen. Die gesellschaftlichen und die teilweise dar- aus resultierenden politischen Anforderungen setzen innovative, flexible und zielge- richtete Lösungen voraus. So sind in den letzten Jahren unter anderem die Anforderungen an Umweltleistungen bzw. Umweltschutz, Tierhaltungsstandards oder die Rückverfolgbarkeit landwirtschaftlicher Produkte enorm gestiegen. Den- noch werden diese zusätzlich erbrachten Leistungen auf der anderen Seite nur sel- ten oder gar nicht auskömmlich monetarisiert. Darüber hinaus wird von einem Großteil der Gesellschaft eine kleinstrukturierte Landwirtschaft erwartet. Auf eu- ropäischer Ebene werden diese Strukturstandards entsprechend gefordert und fi- nanziell unterstützt. Dies lässt sich jedoch mit einer ökonomischen Wirtschaftsweise, bei der bspw. die Erzielung von Skaleneffekten oder die Erhöhung der Schlagkraft entscheidende Bestimmungsfaktoren sein können, nur selten über- einbringen. 1.1 Status Quo der landwirtschaftlichen Erzeugung In diesem schwierigen Umfeld muss die Landwirtschaft eine zentrale Forderung stets erfüllen: Gesunde Lebensmittel in ausreichender Menge zu produzieren. Eine stetig wachsende Weltbevölkerung mit sicherer und gesunder Nahrung zu versor- gen, gehört zu den drängenden Herausforderungen unserer Zeit [Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung 2023]. Der Landwirtschaftsbetrieb ist das zentrale Element im Ernährungssystem. Sich in diesem Spannungsfeld sowohl ökonomisch als auch gesellschaftlich erfolgreich zu positionieren, wird für landwirtschaftliche Be- triebe zunehmend schwieriger. Dabei ist die Verantwortung eines landwirtschaftlichen Betriebes allein unter Ernäh- rungsaspekten historisch kontinuierlich gewachsen. Ernährte eine Landwirtin / ein Landwirt 1960 noch etwa 17 Menschen, so waren es 2021 bereits 139 Menschen (vgl. Abb. 1). Die Tendenz ist weiter steigend. Die Ernährungssicherung ist zentrale Aufgabe der Landwirtschaft. LSA VERM 1/2024 Marco Wiebach, Katrin Marx Die GeoBox-Infrastruktur – öffentliche Daten für die Landwirtschaft 70 Abb. 1: Versorgungsleistung der Landwirtschaft: Quelle: Bundesinformationszentrum Landwirtschaft 2023 Landwirtschaftliche Rund 255.000 landwirtschaftliche Betriebe bewirtschaften ca. 50 Prozent der Ge- Strukturen in samtfläche Deutschlands [Statistisches Bundesamt 2024]. Die landwirtschaftliche Deutschland Bewirtschaftung ist bundesweit agrarstrukturell sehr inhomogen ausgeprägt. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick sowohl über die jeweilige bewirtschaftete landwirtschaftliche Nutzfläche als auch über die Anzahl der landwirtschaftlichen Be- triebe im bundesdeutschen Vergleich. Tab. 1: Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe und bewirtschafteter Fläche nach Bundesland Quelle: Statistisches Bundesamt Stand März 2024 277 ha bewirtschaftete der durchschnittliche Betrieb in Sachsen- Anhalt. In Sachsen-Anhalt bewirtschaften 4.150 Betriebe eine landwirtschaftlich genutzte Fläche von knapp 1.152.100 ha [Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt 2024]. Die hieraus resultierende durchschnittliche Betriebsgröße von rund 277 ha liegt deut- lich über dem Bundesdurchschnitt von rund 65 ha/Betrieb. Der fortschreitende Strukturwandel in der Landwirtschaft wird selbst in einem agrarstrukturell vorteil- haft aufgestellten Bundesland offenkundig. So stellten, agrarstatistisch betrachtet, zwischen 2020 und 2023 insgesamt 194 (bzw. rd. 5 %) landwirtschaftliche Betriebe in Sachsen-Anhalt die Bewirtschaftung ein. 71 Marco Wiebach, Katrin Marx Die GeoBox-Infrastruktur – öffentliche Daten für die Landwirtschaft LSA VERM 1/2024 Zudem sieht sich die Landwirtschaft verstärkt mit dem Verlust ihrer Produktions- grundlage konfrontiert. Jeden Tag werden deutschlandweit durchschnittlich 111 ha landwirtschaftliche Nutzfläche in Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt oder bspw. für Freiflächen-Photovoltaik aus der Produktion genommen. Gemessen an der erwähnten durchschnittlichen Betriebsgröße von 65 ha, verliert der Sektor rein rech- nerisch somit täglich fast zwei landwirtschaftliche Betriebe. Es wird eine der zentralen Herausforderungen der Zukunft sein, unter diesen sich erschwerenden Umständen eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, von der bereits heute rd. 735 Mio. Menschen und damit ca. 9 % an Hunger leiden [Statistisches Bundesamt 2023]. Das aufgezeigte Spannungsverhältnis lässt sich noch um zahlreiche weitere komple- Komplexe xe Fragestellungen erweitern, die sich u. a. aus den Folgen des Klimawandels, inter- Fragestellungen der nationalen Vereinbarungen, gesetzlichen Vorgaben oder gesellschaftlichen Landwirtschaft Erwartungen ergeben. Um unter diesen vielfältig schwierigen Bedingungen auch zu- künftig erfolgreich wirtschaften zu können, ist eine umfassende Transformation des Agrarsektors hin zu einer zukunftsfähigen, den ökonomischen und ökologischen Herausforderungen angepassten Landwirtschaft notwendig. Innovationen leisten hierzu einen wichtigen Beitrag und werden insbesondere über den Einsatz smarter und digitaler Technologien in die Landwirtschaft getragen. Da digitale Tools mit zunehmender Betriebsgröße vermehrt zum Einsatz kommen [Rohleder et al. 2020], sind Sachsen-Anhalts Betriebe deutschlandweit einer der Vorreiter in Sachen Digitalisierung in der Landwirtschaft. So werden in Sachsen-An- halt bereits seit vielen Jahren Lenk- und Fahrassistenzsysteme, vernetzte (Boden-)Sen- soren, intelligentes Datenmanagement, drohnenbasierte Bilderkennungssysteme, GPS- bzw. Sensorgesteuerte Agrarrobotik und Tiergesundheitssensoren verwendet [Kliem et al 2022]. Die Landwirtschaftsbetriebe im Land sind häufig sogar „Early Adopter“ bei der Implementierung neuer digitaler Werkzeuge. 1.2 Smarte und digitale Technologien leisten einen wichtigen Beitrag. Einsatz digitaler und smarter Technologien in der Landwirtschaft Ungeachtet der Struktur und Betriebsgröße erscheinen verschiedene digitale Lö- sungen geeignet, eine zukunftsfähige Landwirtschaft aktiv mitzugestalten. Die Exper- tenkommission Forschung und Innovation (EFI) analysiert in ihrem Jahresgutachten 2024 unter anderem die Transformationspotentiale der deutschen Landwirtschaft. Dabei werden in dem Gutachten Umfrageergebnisse wie bspw. die Nutzung digita- ler und smarter Technologien in der Landwirtschaft vorgestellt. Die Umfrage der Expertenkommission im Zeitraum Mai bis Juni 2023 erfolgte in Form einer Online- befragung von 168 Personen landwirtschaftlicher Betriebe und Lohnunternehmen. Die Auswertung bestätigt, dass bereits jetzt eine Vielzahl an digitalen und smarten Technologien in der Agrarbranche genutzt werden. Die weitere Analyse ergab, dass die Landwirtinnen und Landwirte vor allem Farm- management- und Informationssysteme (FMIS), Entscheidungsunterstützungssyste- me sowie digitale Technologien, welche in Landmaschinen integriert sind, nutzen. Das Ergebnis der Erhebung zeigt auch, dass etwa jeder dritte Betrieb digitale Infor- mationsplattformen und jeder vierte Betrieb Drohnen einsetzt. Feldrobotik spielte zuletzt eine eher untergeordnete Rolle, wird von den Betrieben jedoch zunehmend geplant bzw. nachgefragt. Hier sind die momentan noch sehr hohen Anschaffungs- kosten sowie rechtliche Unsicherheiten insbesondere bei der Verkehrssicherheit ei- ne Hürde für den Erwerb. Das weitaus größte Hemmnis für den praktischen Einsatz Etwa jeder dritte Betrieb nutzt digitale Informationsplatt- formen und jeder vierte Betrieb setzt bereits Drohnen ein.

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Origins: /Land/Sachsen-Anhalt/LVERMGEO

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License: all-rights-reserved

Language: Deutsch

Issued: 2024-05-29

Modified: 2024-05-29

Time ranges: 2024-05-29 - 2024-05-29

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