Description: Landesverwaltungsamt ¿ Pressemitteilung Nr. 26/2005 Landesverwaltungsamt ¿ Pressemitteilung Nr. 26/2005 Halle (Saale), den 08. April 2005 Das Landesverwaltungsamt informiert Michael Gartenschläger ¿ Leben und Sterben zwischen Deutschland und Deutschland Neue Wanderausstellung wird am 10. April 2005 eröffnet Eine neue Wanderausstellung zum Leben und Sterben von Michael Gartenschläger wird am 10. April 2005 um 15:00 Uhr im Evangelischen Zentrum Kloster Drübeck, Drübeck (bei Wernigerode) eröffnet. Sie ist dort bis zum 30. Mai 2005 zu sehen. Erstellt und auf Wanderschaft geschickt wurde sie von der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn - mit freundlicher Unterstützung der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Bördesparkasse. Michael Gartenschläger wuchs in Strausberg bei Berlin auf. Nach dem Schulabschluss begann er eine Lehre als Kfz-Schlosser. Ende der fünfziger Jahre lernte er vor allem bei Besuchen im nahen West-Berlin die Rock-`n`-Roll-Musik kennen und gründete mit vier Freunden einen Fanclub des deutschen Sängers Ted Herold. Der Club wurde von der Volkspolizei verfolgt und aufgelöst. Mit der Abriegelung West-Berlins am 13. August 1961 sahen die Jugendlichen sich ungerechtfertigt in ihrer Freiheit und Freizeitgestaltung eingeschränkt. Sie protestierten gegen die Maßnahmen, malten politische Parolen in Strausberg und zündeten eine Feldscheune außerhalb der Stadt an. Wenige Tage später wurden sie verhaftet. In einem politischen Schauprozess erhielten die beiden siebzehnjährigen Freunde Michael Gartenschläger und Gerd Resag eine lebenslängliche Zuchthausstrafe. Für Michael Gartenschläger folgten zehn Jahre Haft, in denen ihn eigenes und miterlebtes Leid zum entschiedenen Gegner des SED-Regimes werden ließen. Nach dem ¿Freikauf¿ durch die Bundesregierung im Juni 1971 etablierte sich Michael Gartenschläger in Hamburg. Doch ließ ihn der Unrechtscharakter der SED-Herrschaft nicht los. Als Form des Widerstands half er insgesamt 30 Freunden in der DDR, in die westliche Freiheit zu fliehen. Als Beweis für die Menschenrechtsverletzungen der SED-Machthaber baute er an der innerdeutschen Grenze kurz hintereinander zwei dort installierte Splitterminen (SM 70) ab. Der Minister für Staatssicherheit Erich Mielke befahl daraufhin seine Liquidierung. In der Nacht des 30. April 1976 lief Michael Gartenschläger ahnungslos in die vorbereitete Falle eines MfS-Sondereinsatzkommandos; neun Kugeln töteten den 32-Jährigen. Drei der Schützen wurden im Jahr 2000 vor dem Landgericht Schwerin freigesprochen. Das Landgericht Berlin sprach 2003 einen ehemaligen MfS-Offizier, der an der Planung der Aktion gegen Michael Gartenschläger mitgewirkt hatte, frei, einem zweiten lastete es ¿Anstiftung zum Mord¿ an; das Verfahren gegen ihn wurde wegen Verjährung eingestellt. Michael Gartenschläger ¿ ein Name der für vieles steht ... ... für einen Jugendlichen, der seine Musik, die Rock-`n`-Roll-Musik, hören und sich diese nicht von einem totalitären Regime verbieten lassen wollte ... ... für einen aufbegehrenden jungen Mann, der Mut und Zivilcourage bewies, weil er sich nicht einmauern lassen sowie seine Freizeitgestaltung, seine Gedanken und seinen Lebensentwurf nicht von einer Partei vorschreiben lassen wollte ... ... für einen sensiblen und kritischen Beobachter, der - zum ¿Staatsfeind¿ abgestempelt - sich im Gefängnis zum Gegner der SED-Herrschaft und dessen Grenzregime entwickelte ... ... für einen Suchenden, der ankam in der Bundesrepublik, sich einrichtete in der Demokratie, sich jedoch nicht abfinden konnte mit einer deutsch-deutschen Annäherung, die eine Bloßstellung der DDR-Führung in ihrer Unrechtspraxis tunlichst vermied ... Die Ausstellung lädt ein, sich Michael Gartenschläger zu nähern. Sie berichtet von einem Regime, das das eigene Volk einmauerte und den aufmüpfigen 17-Jährigen zu lebenslanger Haft verurteilte, den 27-Jährigen verkaufte sowie den 32-Jährigen durch ein Sondereinsatzkommando erschießen ließ. Die Ausstellung lädt ein, sich mit den gesellschaftlich-politischen Hintergründen jener Zeit zu beschäftigen, zum Nachdenken, zur Standortsuche und zu einem bewussten Leben in der Demokratie. Redaktionsteam: Dr. Joachim Scherrieble (verantw.), Rainer Potratz, Lothar Lienicke, Franz Bludau. Ikon, Hannover (Gestaltung), ermisch, Hannover (Graphik) Info: Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn Dr. Joachim Scherrieble Telefon 039406 / 9209-0 BAB 2 Marienborn Email: gedenkstaette@marienborn.de Internet: www.marienborn.de Die Gedenkstätte ist in Trägerschaft des Landes Sachsen-Anhalt, Landesverwaltungsamt. Impressum : Landesverwaltungsamt Stabsstelle Kommunikation (0345) 514 1244 Impressum LandesverwaltungsamtPressestelleErnst-Kamieth-Straße 206112 Halle (Saale)Tel: +49 345 514 1244Fax: +49 345 514 1477Mail: pressestelle@lvwa.sachsen-anhalt.de
Types:
Text { text_type: PressRelease, }
Origin: /Land/Sachsen-Anhalt/PDB
Tags: Berlin ? Hannover ? Schwerin ? Sachsen-Anhalt ? Berlin ? Hamburg ? Verjährung ? Demokratie ? Pressemitteilung ? Saale ? Jugendlicher ? Freizeitaktivität ? Ausstellung ?
Region: Halle (Saale)
Bounding box: 11.97947° .. 11.97947° x 51.48158° .. 51.48158°
License: all-rights-reserved
Language: Deutsch
Issued: 2005-04-07
Time ranges: 2005-04-07 - 2005-04-07
Accessed 1 times.