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03_Flechten

Description: Rote Liste der Flechten (Lichenes) des Landes Sachsen-Anhalt Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39 (2004) Bearbeitet von Peter SCHOLZ unter Mitarbeit von Hans-Ulrich KISON und Regine STORDEUR (2. Fassung, Stand: Februar 2004) Einführung Flechten gehören in Deutschland und Sachsen- Anhalt zu den am stärksten gefährdeten Organis- men. Die Gründe hierfür liegen einerseits am sehr langsamen Wachstum der allermeisten Flechten, andererseits an den sehr differenzierten ökologi- schen Ansprüchen vieler Arten. Obwohl einige Flechten an fast allen freistehenden Bäumen oder älteren Gesteinsflächen vorkommen, ist die gro- ße Vielzahl der Arten an Standorte langer ökolo- gischer Kontinuität gebunden. ten Checkliste und für die Rasterkartierung aus- gewertet. Daraus ergibt sich ein wesentlich stär- ker abgesichertes Bild über die Flechtenflora des Landes sowie der früheren und aktuellen Verbrei- tung der Arten. Die Durchforschung des Landes wurde weiter fortgesetzt und führte zu Neu- oder Wiederfunden (HUNECK 2000, MÜLLER 1993, SCHOLZ 1995, 2000b, 2003). Durch die Auswertung alter Belege aus den Herbarien Göttingen (GOET) und Münster (MSTR) konnten die einstigen Vorkom- men weitere Arten in Sachsen-Anhalt abgesichert werden (HAUCK 1995). Aus Deutschland sind derzeit über 2.100 Flech- ten bekannt. Darunter befinden sich jedoch 285 Sippen deren taxonomische Berechtigung oder deren Vorkommen in Deutschland fraglich sind (SCHOLZ 2000a). Aus Sachsen-Anhalt sind zur Zeit 719 Flechten sicher nachgewiesen. Weiterhin lie- gen Angaben für 25 Taxa vor, die entweder taxo- nomisch als unsicher gelten oder deren Vorkom- men im Land Sachsen-Anhalt aufgrund allgemei- ner Angaben fraglich ist. Diese wurden in der vor- liegenden Roten Liste nicht berücksichtigt. Ebenso unberücksichtigt blieben auch die meisten flech- tenbewohnenden Pilze. Eine Ausnahme hiervon bilden nur Arten, die traditionell in der lichenologi- schen Literatur behandelt werden und bereits in die ersten Fassung der Roten Liste (SCHOLZ 1992) aufgenommen wurden. Solche nicht lichenisier- ten Pilze wurden in der Artenliste in der Spalte „Bem.“ = Bemerkungen mit nlP gekennzeichnet. Von der Gesamtartenliste ausgehend, mussten in dieser Fassung 433 Arten in die Rote Liste aufge- nommen werden, während in der ersten Fassung nur 297 Sippen erfasst wurden. Dies ist vor allem ein Ausdruck des besseren Kenntnisstandes und nicht einer realen Zunahme der Gefährdung. Auf der Grundlage der nun vorhandenen Check- liste müssen einige Arten der ersten Fassung ge- strichen werden, da ihr Vorkommen in Sachsen- Anhalt nicht gesichert ist. Andererseits wurden aber alle Arten, für die ein früheres Vorkommen im Gebiet gesichert ist, aus den letzten 50 Jahren jedoch keine Nachweise vorliegen, in die Kat. 0 eingestuft, was zu einer deutlichen Erhöhung der Artenzahl in dieser Kat. und zum Absinken der Zahl der in Kat. 1 eingestuften Arten führte. Deutliche Veränderungen auf der Grundlage einer veränderten Gefährdungssituation ergaben sich bei einer Reihe epiphytischer Arten. Einige Arten konn- ten rückgestuft, andere sogar ganz aus der Roten Liste gestrichen werden. Ursache hierfür ist der starke Rückgang der Schwefeldioxidbelastung der Luft, der inzwischen eine Trendwende in unserer epiphytischen Flechtenflora auslöste. Nach der jahrzehntelangen Dezimierung epiphytischer Flech- ten, die in stark industrialisierten und dicht besie- delte Teilen Sachsen-Anhalts nahezu zur Vernich- tung dieser Arten geführt hatte, kommt es derzeit zu einer Erholung und zu Wiederbesiedlungsten- Datengrundlagen Gegenüber der ersten Fassung der Roten Liste ergeben sich erhebliche Veränderungen. Während zur Zeit der Veröffentlichung der ersten Fassung nur Teile des Landes hinsichtlich ihrer Flechten- flora untersucht waren (vgl. SCHOLZ 1992) liegt inzwischen eine im Rahmen des vom Land geför- derten Projektes „Flechtenmonitoring Sachsen- Anhalt“ durchgeführte Rasterkartierung vor. Au- sserdem wurde die gesamte Literatur zur Flech- tenflora Sachsen-Anhalts in einer unveröffentlich- Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 0 153 21,2 Gefährdungskategorie R 1 2 3 45 53 59 103 6,3 7,4 G 6Kategorien D V 14 - 0,81,9 8,2 Rote Liste 413 14,3 Sonstige Gesamt 20 Gesamt 719 Tab. 1: Übersicht zum Gefähr- dungsgrad der Flechten Sach- sen-Anhalts. 57,4 Gesamt 719 Tab. 2: Übersicht zur Einstufung in die sonstigen Kategorien der Roten Liste. - "! denzen. So konnten Arten wie Evernia prunastri, Hypogymnia tubulosa, Melanelia exasperatula oder Xanthoria parietina und X. polycarpa ganz aus der Liste gestrichen werden, da sie eindeuti- ge Ausbreitungstendenzen zeigen. Die aktuelle Bearbeitung der Roten Liste der Flechten Deutschlands stammt aus dem Jahre 1996 (WIRTH et al. 1996). Die Nomenklatur der nachfolgenden Liste richtet sich nach SCHOLZ (2000a). Gefährdungsursachen und erforderliche Schutzmaßnahmen Gefährdungsursachen für Flechten sind vielfältig. Auch nach dem deutlichen Rückgang der Luftbe- lastung durch Schwefeldioxid sind epiphytische Flechten weiter durch Luftbelastungen gefährdet. An erste Stelle ist dabei nun die Eutrophierung und Stickstoffanreicherung getreten. Dies kann die Vorkommen und die Wiederansiedlung epiphyti- scher Flechten saurer Rinden stark beeinträchti- gen. Forstwirtschaftliche Maßnahmen, die zur Veränderung der mikroklimatischen Bedingungen und zum weitgehenden Fehlen sehr alter und to- ter Bäume führen, tragen ebenfalls zum Rückgang und zur Gefährdung epiphytischer Flechten bei. Wichtig für die Erhaltung und mögliche Wieder- ansiedlung epiphytischer Flechten ist neben dem Schutz naturnaher Wälder der Erhalt und die Pfle- ge von Streuobstwiesen und Alleen. Bei Nach- und Neupflanzungen ist auf die Verwendung unter- schiedlicher einheimischer Gehölze zu achten. Erdbewohnende Flechten sind vor allem durch Vergrasen oder Verbuschen von offenen nährstoff- armen Standorten gefährdet. Diese Gefährdung erhöht sich durch Nährstoffeinträge und Nutzungs- aufgabe. Während moderate Störungen in Tro- cken- und Halbtrockenrasen (z.B. durch Bewei- dung mit Schafen) Sukzessionsvorgänge und damit auch die Vorkommen erdbewohnender Flechten fördern, kann ein zu starkes Begehen zur Vernichtung der Arten führen. Gesteinsflechten sind an natürlichen Standorten durch Aufkommen von Gehölzen und nachfolgen- de Beschattung gefährdet. An anthropogenen Standorten geht eine Gefährdung epilithischer Flechten neben einer Beschattung vor allem von unsachgemäßen und übertriebenen Sanierungen aus. So könnten bei der Sanierung von alten Mau- ern weniger schadhafte Teile nur ausgebessert werden. Insbesondere Mauerkronen aus Natur- steinplatten sollten möglichst im Freien einzeln lie- gend zwischengelagert und wiederverwendet werden. Ein Beispiel für eine auch deutschland- weit vom Aussterben bedrohte Art (WIRTH et al. 1996) ist Placopyrenium trachyticum, deren ein- ziges Vorkommen in Sachsen-Anhalt sich auf der Kirchhofsmauer von Hoppenstedt befindet (SCHOLZ 1995). Die Flechten an Gesteinsblöcken in Süßwasser- läufen sind durch Eutrophierung und zunehmen- de Beschattung gefährdet. Die Flechten der schwermetallhaltigen Schlacke- und Abraumhalden des Bergbaus sind durch Überbauung und mechanische Störung durch Mineralien- oder Fossiliensammler gefährdet. Als neue Gefahr für die einzigartige Flechtenflora der Kupferschieferhalden des Mansfelder Landes zeichnet sich der Abbau großer Halden zur Schot- tergewinnung ab. Art (wiss.)Kat. Acarospora insolata H.MAGN. Acarospora sinopica (WAHLENB.) KÖRB. Acarospora tenuicorticata H.MAGN. Acarospora umbilicata BAGL. Acarospora versicolor BAGL. & CAR. Acrocordia gemmata (ACH.) A. MASSAL. Alectoria ochroleuca (HOFFM.) A.MASSAL. Alectoria sarmentosa (ACH.) ACH. Allantoparmelia alpicola (TH.FR.) ESSL. Anaptychia ciliaris (L.) KÖRB. ex A.MASSAL. Anisomeridium macrocarpum (KÖRB.) V.WIRTH Aphanopsis coenosa (ACH.) COPPINS & P.JAMES Arctoparmelia centrifuga (L.) HALE Arthonia arthonioides (ACH.) A.L.SM. Arthonia bueriana (LAHM) ZAHLBR. Arthonia byssacea (WEIGEL) ALMQ. Arthonia cinnabarina (DC.) WALLR. Arthonia dispersa (SCHRAD.) NYL. Arthonia lapidicola (TAYLOR) BRANTH & ROSTRUP Arthonia pruinata (PERS.) A.L.SM. Arthonia radiata (PERS.) ACH.R 2 R 3 G 0 0 0 0 0 0 0 R 0 0 0 0 0 3 0 2 "" Bem. § BA § BA § BA Art (wiss.)Kat. Arthonia reniformis (PERS.) NYL. Arthonia spadicea LEIGHT. Arthonia vinosa LEIGHT. Arthopyrenia grisea (SCHLEICH. ex SCHAER.) KÖRB. Arthopyrenia lapponina ANZI Arthothelium spectabile FLOT. ex A.MASSAL. Arthrorhaphis alpina (SCHAER.) R.SANT. Arthrorhaphis citrinella (ACH.) POELT Aspicilia myrinii (FR.) STEIN Bacidia bagliettoana (A.MASSAL. & DE NOT.) JATTA Bacidia beckhausii KÖRB. Bacidia circumspecta (NYL. ex VAIN.) MALME Bacidia rosella (PERS.) DE NOT. Bacidia rubella (HOFFM.) A.MASSAL. Bacidina assulata (KÖRB.) S.EKMAN Bacidina egenula (NYL.) V¨ZDA Bacidina inundata (FR.) V¨ZDA Bacidina phacodes (KÖRB.) V¨ZDA Baeomyces placophyllus ACH. Bellemerea alpina (SOMMERF.) CLAUZ. & ROUX Biatora efflorescens (HEDL.) RÄSÄNEN Biatora vernalis (L.) FR. Brodoa intestiniformis (VILL.) GOWARD Bryoria bicolor (EHRH.) BRODO & D.HAWKSW. Bryoria capillaris (ACH.) BRODO & D.HAWKSW. Bryoria chalybeiformis auct. Bryoria fuscescens (GYELN.) BRODO & D.HAWKSW. Bryoria implexa (HOFFM.) BRODO & D.HAWKSW. Bryoria subcana (NYL. ex STIZENB.) BRODO & D.HAWKSW. Buellia alboatra (HOFFM.) TH.FR. Buellia badia (FR.) A.MASSAL. Buellia disciformis (FR.) MUDD Buellia epipolia (ACH.) MONG. Buellia porphyrica (ARNOLD) MONG. Buellia schaereri DE NOT. Buellia venusta (KÖRB.) LETTAU Bunodophoron melanocarpum (SW.) WEDIN Calicium abietinum PERS. Calicium adspersum PERS. Calicium corynellum (ACH.) ACH. Calicium glaucellum ACH. Calicium quercinum PERS. Calicium salicinum PERS. Calicium viride PERS. Caloplaca aurantia (PERS.) STEINER Caloplaca cerina (EHRH. ex HEDWIG) TH.FR. var. cerina Caloplaca cerina var. chloroleuca (SM.) TH.FR. Caloplaca cirrochroa (ACH.) TH.FR. Caloplaca crenularia (WITH.) J.R.LAUNDON Caloplaca demissa (KÖRB.) ARUP & GRUBE Caloplaca ferruginea (HUDS.) TH.FR. Caloplaca flavorubescens (HUDS.) J.R.LAUNDON Caloplaca luteoalba (TURNER) TH.FR. Caloplaca obliterans (NYL.) BLOMB. & FORSSELL Caloplaca scotoplaca (NYL.) H.MAGN.0 3 0 G 1 0 0 R R 3 1 1 0 1 2 0 3 2 3 R 0 0 R 0 0 1 3 1 1 2 D 1 3 R 1 3 0 0 1 1 3 0 2 3 R 0 R R R R 0 0 0 R D Bem. nlP nlP "#

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Language: Deutsch

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Issued: 2005-06-15

Modified: 2005-06-15

Time ranges: 2005-06-15 - 2005-06-15

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