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lu-krie_155-168-Teichmolch.pdf

Description: ||||||||||||||||||||| Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft 4/2015: TEICHMOLCH 155 – 168 ||||||||||||| 4.3.5 Teichmolch – Lissotriton vulgaris (Linnaeus, 1758) Jürgen Buschendorf 1 Artsteckbrief Kennzeichen: Schlanker Wassermolch mit glatter Haut und relativ schmalem Kopf, abgeflachter, zwei­ schneidiger Schwanz, Kopfoberseite mit drei nach hinten divergierenden Längsfurchen, an Kopfseiten zwischen Nasenloch und Auge tief eingesenkte Drü­ senmulden. Größe: 50 – 80 mm, (maximal 100 – 120 mm). Geschlechtsunterschiede/Trachten: Wassertracht: ♂♂ mit hohem, gewelltem, glattrandigem oder leicht gezacktem Kamm auf Rücken und Schwanz (ohne Ein­ kerbung an Schwanzbasis), dunkle Schwimmhäute an den Zehen, dunkle, stark vorgewölbte Kloake, Oberseite lehmgelb/grünlich bis oliv/graubraun, dunkel gefleckt, unterer Schwanzsaum meist orangerot, darüber perl­ muttweiß schimmerndes, bläuliches Längsband, Bauchseite intensiv orange bis rot gefärbt, Mittelzone mit großen dunklen Flecken, ♀♀ ohne Rückenkamm, Kloake flach, oberer Schwanzflossensaum niedriger als bei ♂♂, Unterseite orangegelblich mit kleinen dunklen Flecken. Landtracht: ♂♂ sehr niedriger Rückenkamm, dunkle Flecken verblasst, Oberseite einför­ mig bräunlich, grau, Haut trocken, feinkörnig, was­ serabweisend, rötlich-blaue Färbung der Schwanzun­ terkante bleibt deut­ lich sicht­ bar, ♀♀ oberer Schwanzflossensaum nicht mehr sichtbar, Hautober­ seite heller als in der Wassertracht, sonst wie ♂♂. Habitate: Stellt geringe Ansprüche, breite ökologi­ sche Valenz, Wasserhabitate: häufiger in Still- als in Fließgewässern, vegetationsreiche Gewässer mit Ver­ steckmöglichkeiten, optimal: kleine bis mittelgroße, pflanzenreiche, besonnte Weiher und Teiche außer­ halb von Wäldern mit Flachwasserzonen (10 – 30 cm Wassertiefe), Grubengewässer, auch temporäre Kleinstgewässer, Tümpel, Landhabitate: Laub- und Mischwälder, stillgelegte Gruben, oft auch in Sied­ lungsbereichen (Gärten, Parkanlagen, Friedhöfe). Aktivität: Außerhalb der Wanderzeiten geringe Aktivi­ tät, Winterruhe (Mitteleuropa) witterungsabhängig von Oktober/November bis Februar/März, Wanderung vom Winterquartier zum Laichgewässer, Fortpflanzungsge­ schehen März – Juni/Juli, dann Landaufenthalt. Wanderungen/Reviere: zwischen Winterquartier und Laichplatz 20 – 60 m (maximal 550 m bei Verfrach­ tungsversuch). Fortpflanzung/Entwicklung: ♀ legt 100 – 300 Eier in Flachwasserbereichen einzeln an die Blätter submer­ ser Wasserpflanzen nahe der Wasseroberfläche ab, Eier 1,3 – 1,7 mm im Durchmesser, oberseits bläu­ lich bis grünlich, unterseits heller, von oval geformter Gallerthülle umgeben. Je nach Temperatur 12 – 30 Tage Embryonalentwicklung, 6 – 8 mm große Larven schlüpfen, Atmung mit Außenkiemen, Metamorphose nach 6 – 12 Wochen, ab Anfang Juli als 20 – 50 mm große Jungmolche an Land. Nahrung: Larven: Algen, Kleinkrebse, Insektenlarven, Asseln, Adulte: Kleinkrebse, Insektenlarven, an Land Regen­ würmer, kleine Schnecken, Insekten und deren Larven. Alter: Bis 9 Jahre, in Gefangenschaft bis 28 Jahre. Abb. 1: Teichmolch (Montage); links außen Männchen, darunter Weibchen (Foto: A. Wes- termann); Mitte unten Larve (Foto: W-R. Gros- se); rechts Weibchen in Landtracht mit Kotpille (Foto: B. Simon). 155 TEICHMOLCH 2Verbreitung und Ökologie 2.1Allgemeine Verbreitung 2.1.1 Areal Die Art besiedelt West- und Mitteleuropa einschließ­ lich aller Britischen Inseln sowie Südskandinavien bis zum 65. Breitengrad. Das Areal reicht im Süden bis Mittelitalien und umfasst den gesamten Balkan. Der Teichmolch fehlt in Südwest-Frankreich, auf der Ibe­ rischen Halbinsel und den meisten Mittelmeerinseln (u. a. den Balearen, Korsika, Sardinien, Sizilien). Im Osten erstreckt sich die Verbreitungszone über den Kaukasus hinaus bis Westsibirien mit lokalen Vorkom­ men bis zum Aral- und Balchaschsee, im Südosten bis zum Nordwest-Iran und Ural. In diesem Gebiet kom­ men mehrere Unterarten vor, wobei die Nominatform L. v. vulgaris den größten Teil West-, Mittel- und Ost­ europas besiedelt. 2.1.2 Verbreitung in Deutschland Die Art gehört in Deutschland zu den am weitesten verbreiteten Amphibienarten und besiedelt alle deut­ schen Landschaften, vorrangig das Tief- und Hügel­ land. Von den Ostfriesischen Inseln sind nur Vorkom­ men auf Juist und Spiekeroog bekannt und von den Nordfriesischen Inseln auf Amrum und Föhr. Südlich der Küsten bis an den Rand des Tieflandes weist die Karte zahlreiche Lücken in der Verbreitung der Art auf. Weiter nach Süden, in den Mittelgebirgen bis in den Bereich des südwestdeutschen Schichtstufenlandes, ist die Besiedlung dichter, weist aber dennoch zahl­ reiche Lücken auf, die dann im Alpenvorland verstärkt zu finden sind. Der Teichmolch fehlt in weiten Teilen der Schleswig-Holsteinischen Marschen, der Unteren Elbe-Niederung, der Ostfriesisch-Oldenburgischen Geest und Schleswig-Holsteinischen Geest, Teilen der Nordelbischen Geest (Stader Geest) und im Meck­ Karte 1: Aktuelle Verbreitung (1990–2014) des Teichmolchs in Deutschland (modifiziert nach DGHT e. V. 2014). 156 lenburgischen Platten- und Hügelland, Zahlreiche Lücken befinden sich im Nordbrandenburgischen Plat­ ten- und Hügelland, der Ostbrandenburgischen Platte, weiterhin der Region Westeifel, Gutland (Bitburger Land) und Hunsrück, dem Oberpfälzisch-Bayerischen Wald sowie im Südlichen Alpenvorland. In den Ost­ deutschen Mittelgebirgen ist die Art mit Ausnahme der Kammlagen weit verbreitet. Verbreitungslücken sind in einigen westdeutschen Mittelgebirgen (z. B. Eifel, Rothaargebirge) festzustellen. Beispiele für inselartig eingestreute Lücken in sonst mit Teichmolch-Fund­ orten gut besetzten Landschaften sind z. B. Solling, Vennvorland und Taunus. Keine Nachweise liegen vor aus großen Teilen des Schwarzwaldes, dem Hegau und der Fränkischen Alb. Im Alpenbereich fehlt der Teichmolch großflächig. 2.1.3 An Sachsen-Anhalt grenzende Vorkommen Entlang der Landesgrenze zwischen Havel und Elbe-Havel-Kanal sind in Sachsen-Anhalt fast alle MTB-Quadranten besetzt, aber mit relativ wenigen Fundpunkten. In Brandenburg kommt die Art dort in fast allen MTB-Quadranten vor. Während dann süd­ ostwärts auf sachsen-anhaltischem Gebiet eine dichte Besiedlung feststellbar ist, sind auf brandenburgi­ schem Gebiet bis an die Grenze zu Sachsen einige Quadranten nicht besetzt (Teile des südöstlichen Flä­ mings und des Elbe-Mulde-Tieflands). In den Land­ schaften Annaburger Heide und Schwarze-Elster-Tal, Dessauer Elbtal, Dübener Heide und Muldetal wird auf sächsischer Seite nicht die gleiche Vorkommensdichte erreicht, wie auf sachsen-anhaltischem Gebiet. Hier setzen sich aber die sächsischen Vorkommen an den Flüssen Elbe, Mulde und Schwarze Elster in Sach­ Abb. 2: Unterseite Teichmolch-Männchen in Wassertracht (Foto: S. Meyer). TEICHMOLCH Abb. 3: Weibchen eines Teichmolchs von der Oberseite (Foto: A. Schonert). sen-Anhalt kontinuierlich fort. In den im Südosten an Sachsen grenzenden Bereichen sind in Sachsen-An­ halt relativ wenig neue Vorkommen bekannt (Lützen - Hohenmölsener Platte, Tagebauregion Zeitz/Weißen­ fels/Hohenmölsen). Das trifft auch für die in Sachsen angrenzenden Teile des Naturraumes Leipziger Tie­ flandsbucht zu. Die ausgedehnte Besiedlung an der Nordwestgrenze Sachsen-Anhalts zu Niedersachsen findet auch in diesem Bundesland ihre Fortsetzung. Die reiche Besiedlung im Gebiet der Ohre und des Mittellandkanals setzt sich auch auf niedersächsi­ schem Gebiet fort. Die relativ schwache Besiedlung im westlichen Grenzbereich (Ohre-Aller-Hügelland, Bör­ de-Hügelland, Nördliches Harzvorland) ist auch in den entsprechenden niedersächsischen Grenzgebieten festzustellen. Die zahlreichen Vorkommen der Art im sachsen-anhaltinischen Grenzgebiet setzen sich auch in den angrenzenden thüringer Bereichen fort. 2.2 Vorkommen in Sachsen-Anhalt 2.2.1 Verbreitung und Häufigkeit Datengrundlagen In Sachsen-Anhalt liegen zum Teichmolch 6.716 Datensätze (von 62.881 Datensätzen zu Amphibien) vor. Diese bilden die Grundlage für die Errechnung der aktuellen Präsenz der Art und eine Reihe anderer Aussagen über die Art. Den 6.716 Datensätzen zum Teichmolch konnten 4.357 auswertbare Fundorte (von insgesamt 21.526 Amphibienfundorten in Sachsen-An­ halt) für weitere Auswertungen zugeordnet werden. Historische Verbreitung In der älteren Literatur sind nur wenige Angaben über das Vorkommen der Art auf dem heutigen Territorium Sachsen-Anhalts zu finden, und wenn, dann meistens ohne genaue Fundpunktangaben. Ein systematisches Vorgehen zur Arterfassung in bestimmten Gebieten war früher nicht üblich. Man kann den Veröffentlichun­ gen der vergangenen Jahrhunderte aber entnehmen, dass die Art weit verbreitet und zahlreich war. Einige Angaben sind schon aus dem 19. Jahrhundert überlie­ Tab. 1: Datengrundlagen zum Teichmolch in Sachsen-Anhalt. fert. Zimmermann (1834) führt die Art (Triton puncta- tus; T. taeniatus, Fleckiger Molch) als im Harz vorkom­ mend an. Rimrod (1856a) nennt in seinem Verzeichnis Vorkommen von Triton taeniatus „am Vorharze und Oberharze“ und nach Geitel (1881) kommt die Art in der Umgebung von Blankenburg vor. Wolterstorff (1887c) fand Triton teniatus bei Wippra und derselbe Autor (1888) bezeichnet ihn als „weit verbreitet, über­ all in Ebene und Hügelland häufig“ und führt als Vor­ kommen an „Halle im Thal und auf den Höhen, bei Magdeburg überall“. Koch (1934) fand die Art 1888 in Magdeburg Rotenhorn, im Biederitzer Busch, bei Heyrothsberge und bei Prester und Schulze (1891) bei Magdeburg überall, in „Halle im Thale und auf den Höhen“, weiterhin in Quedlinburg auf der Alten­ burg und häufig im Harz. Köhnke (1893) beobachtete diesen Molch in der Umgebung von Salzwedel. Wol­ terstorff (1927) führt in seinem Katalog der Amphi­ biensammlung des Museums Magdeburg zahlreiche Teichmolche auf, die im Zeitraum von 1886 – 1924 vor­ rangig im Magdeburger Gebiet, bei Halle und im Harz gefangen wurden, aber auch bei Stendal, Bernburg, Klötze, Wolmirstedt, Ziegelroda und am Kyffhäuser. Auch Entwicklungsstadien sind in der Sammlung ent­ halten vor allem aus der magdeburger, einige wenige auch aus der halleschen Umgebung. Bei Wolter­ storff (1893a) findet man viele Fundorte der Art: Straßberg: Fauler Pfützenteich, nur 1 ♀ im Teich am Chausseehaus am Könnickenberg, Birnbaumteich, Neudorf: Victor-Amadeus-Teich, Teich nördlich Harz­ gerode zahlreiche Exemplare, Teich südwestlich Harz­ gerode, zahlreich in Lehmgruben südlich Harzgerode, zahlreich in Tümpel im Selketal am 4. Friedrichsham­ mer. Von ihm verwendete Angaben von Smalian: auf Hochfläche von Pansfelde seltener als andere Trito­ nen, bei Blankenburg (Badeteich, Sägemühlenteich), 157

Types:

Origin: /Land/Sachsen-Anhalt/LAU

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Language: Deutsch

Issued: 2016-01-16

Modified: 2016-01-16

Time ranges: 2016-01-16 - 2016-01-16

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