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lu-krie_229-244-Erdkroete.pdf

Description: ||||||||||||||||||||| Berichte 4.3.9 des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft 4/2015: ERDKRÖTE 229 – 244 Erdkröte – Bufo bufo (Linnaeus, 1768) Jürgen Buschendorf 1 Artsteckbrief Kennzeichen: Große, plumpe Kröte mit breitem vorn abgerundetem Kopf, Oberseite mit großen, ± dicht nebeneinanderstehenden Warzen, hinter den Augen große halbmondförmige Drüsen, Pupille waagerecht, Schwimmhäute, Unterseite: Grauweiß, z. T. verwa- schene dunkle Färbung, Oberseite: Einheitlich dunkle (oliv-grau-braun), selten gelbliche Färbung, dunkle Flecken, vor allem an den Körperseiten. Größe: Kopf-Rumpf-Länge ♂ 40 – 90 mm, ♀ 60 – 120 mm Geschlechtsunterschiede/Trachten: ♂ zur Fort- pflanzungszeit mit schwarzen, hornigen Schwielen an der Innenseite der ersten drei Finger. Ausgewachsene ♀ ♀ deutlich größer und schwerer als ♂ ♂. Habitate: Sommerlebensraum: Laub- und Mischwäl- der, kleine Feldgehölze, mesophile, feuchte Wiesen, Parkanlagen, Gärten; Laichgewässer: mittelgroße Gewässer mit submerser Vegetation und 50 – 70 cm Tiefe, Stillgewässer (Teiche, Weiher, Altwässer, Gru- bengewässer), auch Kleingewässer, Tümpel, Vorhan- densein vertikaler Strukturen (Schilf, Binsen) günstig für die Eiablage. Aktivität: Nacht- und dämmerungsaktiv, Fortpflan- zungsaktivitäten März – Mai, Winterruhe (Oktober bis Februar/Mai). Wanderungen/Reviere: Frühjahrswanderung zum Laichgewässer (Februar/März), Rückwanderung von Laichgewässer zum Sommerlebens- raum, Herbstwanderung aus Sommerle- bensraum Richtung Laichgewässer zum Winterquartier (September – November), Entfernung von Sommerle- bensraum zum Laichgewässer: bis 3 km. Fortpflanzung/Entwicklung: 750 – 8.100 schwärzli- che Eier (1,2 – 2,2 mm Durchmesser) werden umge- ben von Gallerte in Doppelschnüren (2 – 4 m Länge) an vertikale Strukturen abgelegt. Embryonalentwick- lung in Gallerthülle 6 – 14 Tage, Länge bei Schlupf 4 – 6 mm, dann Entwicklung von Außenkiemen, Ruder- schwanz, Mundöffnung; Kaulquappen bilden oft große Schwärme, nach 2 – 3 Wochen 8 – 10 mm Länge, Rückbildung der äußeren Kiemen, Ausbildung von Innenkiemen, Entwicklung der Hornkiefer, langsames Wachstum bis 35 mm, nach 6 – 8 Wochen Umwand- lung in 8 – 12 mm große Jungkröten, verlassen oft in Massen gleichzeitig das Gewässer („Krötenregen“). Nahrung: Larven: Algenbewuchs an Steinen und Wasserpflanzen, Mikroplankton, Adulte: Regen- würmer, Spinnen, Asseln, Nacktschne- cken, Schmetterlingsraupen, nachtaktive Insekten und deren Larven. Alter: Freiland: bis 15 Jahre, Gefan- genschaftshal- tung: bis 36 Jahre. Abb. 1: Erdkrötenpärchen (rechts vorne). In jedem Frühjahr und Herbst errich- ten hunderte freiwillige Hel- fer Krötenzäune entlang der wichtigsten Wanderwege ein- heimischer Lurche. Ungezählte Erdkröten werden dadurch vor dem Verkehrstod bewahrt. Rechts oben einer der zum Auffangen dienenden Eimer mit zahlreichen Erdkröten [Montage, Fotos: W.-R. Grosse, S. Ellermann (Krötenpärchen)]. 229 ||||||||||||| ERDKRÖTE 2Verbreitung und Ökologie 2.1Allgemeine Verbreitung 2.1.1 Areal Die Nominatform der Art (Bufo bufo bufo) lebt in Mit- tel-Nord- und Osteuropa und ist dort weit verbreitet. Sie fehlt auf Irland und Island. Die nördliche Verbrei- tungsgrenze in Skandinavien liegt um 68° N. Nach Osten erstreckt sich das von der Erdkröte besiedelte Areal bis 108° O (Baikalsee). Vorkommen gibt es in Nordwestanatolien und am Kaukasus. Die Art fehlt auf einigen Mittelmeerinseln (Korsika, Sardinien, Balearen, Malta, Kreta und einige kleinere Inseln). Die Verbreitungsgrenze in Nordwest- afrika (Marokko, Algerien, Tunesien) liegt bei 30° N. 2.1.2 Verbreitung in Deutschland Die Erdkröte ist die in Deutschland am weitesten ver- breitete Anurenart und weist hier eine fast lückenlose Verbreitung auf. Von den Ostfriesischen Inseln wurde sie bisher nur auf Borkum nachgewiesen und von den Nordfriesischen Inseln fehlen noch Nachweise von den Halligen und Pellworm. Größere Verbreitungs- lücken bestehen nur in der Ostfriesisch-Oldenburgi- schen Geest, der Nordelbischen Geest (z. B. Stader Geest) und dem Hunsrück. Es gibt eine Reihe von Gebieten, in denen der Nachweis der Art noch nicht erbracht wurde, doch scheinen das kartierungsbe- dingte Verbreitungslücken zu sein. Es ist natürlich auch möglich, dass in den betreffenden Landschafts- teilen keine Laichgewässer für die Erdkröte existie- ren. Beispiele dafür findet man in der Norddeutschen Seenplatte, im Nordbrandenburgischen und Mecklen- burgischen Platten- und Hügelland, Nördlichen Harz- vorland, Weser-Leine-Bergland, Nahe-Bergland und im Bayerischen Wald. 2.1.3 An Sachsen-Anhalt grenzende Vorkommen Infolge der weiten Verbreitung der Erdkröte in Sach- sen-Anhalt und den angrenzenden Bundesländern setzen sich die Vorkommen der Art meistens auch nach allen Seiten in diesen Bundesländern fort. In der Elbtalniederung Richtung Brandenburg existie- ren beiderseits der Landesgrenzen (MTB 3439) Ver- breitungslücken. Während im Elbe-Mulde-Tiefland in Sachsen-Anhalt viele Fundpunkte zu finden sind, ist das gegenüber auf brandenburgischem Gebiet nicht der Fall. Sonst ist beiderseits der Landesgrenzen eine starke Besiedlung festzustellen. In Sachsen sind in den Grenzgebieten zu Sachsen-Anhalt in allen MTB-Qua- dranten Fundpunkte verzeichnet. Die Vorkommen an den Flüssen (Weiße Elster, Mulde) auf dem Gebiet Sachsen-Anhalts setzen sich auch in Sachsen fort, wogegen in den nordwestlichen Landesteilen Sach- sens (Leipziger Land, Dübener und Dahlener Heide) gegenüber den sachsen-anhaltischen Grenzberei- chen vergleichsweise weniger Fundpunkte verzeich- net sind. Fast alle Grenzregionen Niedersachsens zu Sachsen-Anhalt werden von der Art besiedelt. Die geringe Besiedlung im Nordwesten der Westlichen Alt- markplatten in Sachsen-Anhalt findet ihre Fortsetzung auch in Niedersachsen. Ansonsten ist die gesamte Grenzlandschaft von Niedersachsen lückenlos besie- delt, während die Bestandsdichte auf sachsen-anhal- tischem Gebiet geringer ist (Nördliches Harzvorland, Börde-Hügelland). Die zahlreichen Vorkommen der Art auf sachsen-anhaltischem Grenzgebiet setzen sich auch in den angrenzenden thüringischen Bereichen fort. 2.2 Vorkommen in Sachsen-Anhalt 2.2.1 Verbreitung und Häufigkeit Datengrundlagen In Sachsen-Anhalt liegen zur Erdkröte 11.355 Daten- sätze vor (von 62.881 Datensätzen zu Amphibien). Diese bilden die Grundlage für die Errechnung der aktuellen Präsenz der Art und eine Reihe anderer Aussagen über die Art. Aus den 11.355 Datensätzen zur Erdkröte konnten 7.677 Fundorte (von insgesamt 21.526 Amphibienfundorten in Sachsen-Anhalt) für weitere Auswertungen verwendet werden. Historische Verbreitung Obwohl es sich bei der Erdkröte um die häufigste und am weitesten verbreitete Anurenart handelt, sind in der Literatur bis zum 20. Jahrhundert nur wenige Angaben über das Vorkommen der Art auf dem heutigen Territo- rium Sachsen-Anhalts zu finden. Genaue Fundpunkte werden nur in den seltensten Fällen genannt. Meistens sind es nur sehr allgemein gehaltene Ortsangaben. Die- sen ist zu entnehmen, dass die Erdkröte auch damals eine häufige und weitverbreitete Art war. Das besagen auch einige Publikationen aus dem 19. Jahrhundert. So schätzt Zimmermann (1834) die Verbreitung im Mittel- gebirge ein mit: „Am ganzen Harze.“ Rimrod (1856a) beschreibt das Vorkommen der Art in der Grafschaft Tab. 1: Datengrundlagen zur Erdkröte in Sachsen-Anhalt. Karte 1: Aktuelle Verbreitung (1990 – 2014) der Erdkröte in Deutschland (modifiziert nach DGHT e. V. 2014). 230 ERDKRÖTE Abb. 2: Erdkröten-Männchen in feuchter Ufervegetation (Foto: J. Buschendorf). Mansfeld und im Oberherzogtum Anhalt-Bernburg mit den Worten „R. bufo oder Bufo cinerea, die gemeine Kröte. In den Löchern der Mauern.“ Derselbe Autor (Rimrod 1856b) weist später auf das Vorkommen nur mit der Angabe „Bufo cinereus“ hin. Nach Geitel (1881) war die Erdkröte in der Umgebung von Blankenburg allgemein verbreitet und Köhnke (1893) hat sie in der Umgebung von Salzwedel „sicher beobachtet“. Wol- terstorff (1888) schreibt: „Die Art ist überall gemein, ich habe sie nie vergebens gesucht. Z. B. Halle, Mag- deburg, Osterburg.“ Auch Schulze (1891) fand sie „Allenthalben gemein“. Bei Koch (1934) finden sich seine Beobachtungen von 1888 im Biederitzer Busch, bei Heyrothsberge, in Teichen bei Prester und an einem Weg nach Pechau. Wolterstorff (1893a) nennt in dieser Veröffentli- chung vorrangig Fundorte aus dem Harz: bei Wippra (Laich), bei Quenstedt (Laich), Tümpel in Nähe Stern- haus im Selketal, Großer Silberteich bei Ballenstedt, Hochfläche von Pansfelde usw. (häufig), bei Quens- tedt, Quarmbach an der Straße von Friedrichsbrunn nach Suderode, Kaltetal, bei Blankenburg allgemein verbreitet, bei Quedlinburg überall. Auch einige Beob- achtungen der Erdkröte aus dem Flachland führt er an (z. B. Egeln). Als Fazit stellt er fest, dass die Art überall häufig ist. Dürigen (1897) kommt zu folgender Einschätzung: „In Deutschland dürfte sie, den vorlie- genden Mittheilungen nach, keinem Landstrich fehlen. Und da sie nicht nur allgemein verbreitet, sondern auch fast allenthalben zu den gewöhnlichsten Erscheinun- gen gehört, so wird es überflüssig sein, im Einzelnen Fundorte anzuführen.“ Nach Marshall (1899) kommt die Erdkröte „fast allenthalben im Harz“ vor. Von den zahlreichen in der ersten Hälfte des 20. Jahr- hunderts erschienen Publikationen über das Vorkom- men der Erdkröte auf dem Territorium Sachsen-An- halts seien nur einige angeführt. Abb. 3: Verpaarte Erdkröten bei der Anwanderung zum Laichgewässer (Foto: J. Buschendorf). 231

Types:

Origin: /Land/Sachsen-Anhalt/LAU

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Language: Deutsch

Issued: 2016-01-16

Modified: 2016-01-16

Time ranges: 2016-01-16 - 2016-01-16

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