Description: Biotopkartierung in Sachsen-Anhalt Die im April 1991 gegründete Abteilung Naturschutz (Fachbehörde für Naturschutz) im Lan- desamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (LAU) bemüht sich, noch im zweiten Quartal 1991 eine erste Erfassung der für den Naturschutz wertvollen Bereiche abzuschließen. Die erste Erfassung basiert auf einer Befragung von Fachleuten der Landkreise. Das Ergebnis ist eine Karte (TK 1 : 25.000) mit den groben Umrissen der wertvollen Bereiche. Die Fachbehörde für Naturschutz Sachsen-Anhalt stellt allen Land- bzw. Stadtkreisen diese Karte (1 : 25.000) mit den groben Umrissen der wertvollen Bereiche zur Verfügung. Die Biotopkartierung des Landes Sachsen-Anhalt soll vorerst selektiv durchgeführt werden, da mit den vorhandenen personellen und materiellen Möglichkeiten nur durch die Konzentra- tion auf wichtige Biotope relativ kurzfristig Kartierungsergebnisse landesweit verfügbar sind. Sie sollte sich auf die Bereiche konzentrieren, die bei der o.g. ersten Erfassung der für den Naturschutz wertvollen Gebiete ausgeschieden wurden. Die Methode der selektiven Kartierung entspricht voll dem in Niedersachsen entwickelten Modell (vgl. v. DRACHENFELS & MEY 19911)). Die Fachbehörde für Naturschutz im Niedersächsischen Landesverwaltungsamt unterstützt die Biotopkartierung in Sachsen-Anhalt in der Anfangsphase durch die Bereitstellung von Erfassungsbögen für die Geländearbeit sowie Kartieranleitungen. Hierfür sei der Fachbe- hörde für Naturschutz nachdrücklich gedankt, da sie kurzfristig die Arbeitsfähigkeit der Bio- topkartierung in Sachsen-Anhalt herstellt. Kartengrundlage für die Kartierung ist die Topographische Karte 1 : 10.000. Der für eine später durchzuführende fIächendeckende Kartierung benötigte umfassende Biotopschlüssel befindet sich in Arbeit. Er wird den selektiven Schlüssel ergänzen. Eine nochmalige Kartierung ist nicht notwendig! Für die Erfassung jener Biotope, die entweder nur in Sachsen-Anhalt vorkommen oder nur hier flächendeckend als Kartierungseinheit ausscheidbar sind, wird folgende Vorgehens- weise empfohlen: - Zusätzliche Typen WX - Eichenmischwälder trockenwarmer Silikatstandorte HW - Wolfsmilch-Calluna-Heiden RP - Silikat-Magerrasen und Pionierfluren -Untertypen, die flächendeckend als Kartierungseinheit auftreten, sind als eigenständige Kartierungseinheit auf der Karte auszuscheiden. Sie erhalten im Erfassungsbogen die gleiche Codierung. Unter der Rubrik Pflanzengesellschatten (im Geländebogen) hat die Spezifizierung zu erfolgen (z.B. Hartholzauen, kontinentale Trocken- und Halbtrocken- rasen). -Übergangstypen, die flächendeckend auftreten, sind als eigenständige Kartierungseinheit auf der Karte auszuscheiden und dem bestimmenden Biotoptyp zuzuordnen. Die Spezifi- zierung erfolgt wiederum im Geländebogen unter der Rubrik Pflanzengesellschaften. 1) DRACHENFELS, O. v. & H. MEY (1991): Kartieranleitung zur Erfassung der für den Naturschutz wertvollen Bereiche in Niedersachsen. 3. Fassung, Stand 1991. Hannover. Herausgegeben vom Niedersächsischen Landesverwaltungsamt - Fachbehörde für Naturschutz Für die Zuordnung der Erfassungsunterlagen zu Geländeobjekten ist auf jedem Blatt die Blattnummer der topographischen Karte 1:10.000 und die fortlaufende Biotopnummer einzu- tragen. Der Eintrag der Naturraumtypen kann durch die Kartierungszentrale erfolgen. Für ergänzende Angaben zu Artvorkommen sollte beigefügtes Formblatt genutzt werden, welches (evtl. als Kopie) in den Erfassungsbogen einzufügen ist. Erläuterung der Erfassungseinheiten Eichenmischwälder trockenwarmer Silikatstandorte (WX) - - Definition: Von Traubeneiche, Hängebirke und z.T. Waldkiefer dominierte Wälder auf flachgründigen Graten, Hangrippen und Schuttflächen der Durchbruchstäler des Harzes. Bäume weisen oft Krüppelwuchs auf und erreichen nur einen Schlußgrad von etwa 60%. Untertypen/Pflanzengesellschaften: a. Straußgras-Eichenwälder: Calluno-Quercetum b. subkontinentale Fingerkraut-Eichenwälder: Potentillo-Quercetum c. Geißklee-Eichenwald: Cytiso-Quercetum -Kennzeichnende Pflanzenarten: Quercus petraea, Betula pendula, Calluna vulgaris, Vaccinium myrtillus, Avenella flexuosa, Calamagrostis arundinacea, Cytisus nigricans, Agrostis capillaris, Anthoxanthum odoratum, Trifolium rubens, T. alpestre, T. medium u.a. -Wertbestimmende Gesichtspunkte: Typisch ausgebildete Eichen-Trockenwälder sind grundsätzlich für den Naturschutz wert- voll. Da dieser Waldtyp an Extremstandorte gebunden ist, ist er stets als Rückzugsgebiet für gefährdete Arten zu betrachten. Die Untertypen b + c enthalten in der Regel eine gut ausgebildete Strauchschicht. -Besondere Hinweise: Beste Kartierungszeit Juni. Zu beachten ist die Abgrenzung zu den Kalktrockenhang- wäldern (WT, Lithospemo-Quercetum) und den Bodensauren Eichen-Mischwäldern (WQ, Luzulo-Quercetum, Querco-Tilietum). Wolfsmilch-Calluna-Heiden (HW) - - Definition: Zentraleuropäische Heidekrautheiden. Neben Zwergsträuchern (Calluna) Vorkommen von Elementen der Xerothermstandorte und von Verarmungszeigern wie z.B. Cladonia-Arten. Untertypen/Pflanzengesellschaften: a. Graslilien-Heidekraut-Heide: Antherico-Callunetum (nur Durchbruchstäler) b. Blauschwingel-Heidekraut-Heide: Festuco-Callunetum (Gips-Heide) c. Wolfsmilch-Heidekraut-Heide: Euphorbio-Callunetum d. Flechten-Heidekraut-Heide: Cladonio-Callunetum -Kennzeichnende Pflanzenarten: Calluna vulgaris, Euphorbia cyparissias, Avenella flexuosa, Hieracium pilosella, Agrostis capillaris, Festuca ovina -Wertbestimmende Gesichtspunkte: Diese Gesellschaften nährstoffärmerer, offener, extensiv bewirtschafteter und z.T. natür- licher (a) Standorte sind potentiell für den Naturschutz wertvoll. Die Graslilien- und Blauschwingel-Heidekraut-Heiden sind bereits ab ca. 0,1 ha aufzu- nehmen, andere ab 0,5 ha. -Besondere Hinweise: Beste Kartierungszeit Juni bis September. Zu beachten ist, daß die subborealen Beer- krautheiden (Vaccinion vitis-idalae) den Calluna-Heiden (HC) zuzuordnen sind. Im Porphyrgebiet auftretende kleinflächige Übergänge zu den Silikat-Magerrasen und -Pio- nierfluren sind diesen zuzuordnen. Silikat-Magerrasen und Pionierfluren (RP) - - Definition: Magerrasen und Pionierfluren auf mineralkräftigen Sand- und Grusböden einschließlich der an Mauerpfeffer reichen Pionierfluren auf flachgründigen Gesteinsverwitterungs- böden. Untertypen/Pflanzengesellschaften: Armerion elongatae (Galio-Agrostidetum tenuis, Filipendulo- Helictotrichetum pratensis, Sileno-Festucetum ovinae, Diantho-Armerietum) a. Grasnelken-Fluren: b. Thymian-Blauschwingel-Flur: Thymo-Festucetum cinereae und Festuco-Veronicetum -Kennzeichnende Pflanzenarten: Koeleria macrantha, Hieracium pilosella, Thymus serpyllum, Euphorbia cyparissias, Sedum acre, S. sexangulare, S. reflexum, Silene otites, Hypochoeris radicata, Artemisia campestris, Agrostis capillaris, Dianthus carthusianorum, Festuca ovina, F. cinerea -Wertbestimmende Gesichtspunkte: Artenreiche, wenig verbuschte Bestände sind ab 0,1 ha aufzunehmen. Für den Natur- schutz besonders wertvoll sind Komplexe, in denen o.g. Gesellschaften kleinräumig ver- zahnt sind. -Besondere Hinweise: Beste Kartierungszeit Mai bis Juli. Die Pioniergesellschaften auf wenig verwitternden Felsbändern (Sedo-Festucetum pallentis, Astero-Festucetum pallentis, Hieracio- Dianthetum gratianopolitani) sollten den Silikat-Felsfluren (RB) zugeordnet werden und die basiphilen submediterran-subkontinentalen Felsfluren (Teucrio-Festucetum cinereae, Erysimo-Melicetum ciliatae, Sedo-Poetum badensis) den Kalk-Felsfluren (RF). Zu den Sandtrockenrasen (RS) sollte man nur die eigentlichen Corynephoretea-Gesellschaften rechnen. D. Frank, Fachbehörde für Naturschutz Sachsen Anhalt, Juni 1991
Types:
Origin: /Land/Sachsen-Anhalt/LAU
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Language: Deutsch
Issued: 2006-03-31
Modified: 2006-03-31
Time ranges: 2006-03-31 - 2006-03-31
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