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Die ökonomische Botschaft in Goethes FAUST

Description: Das Projekt "Die ökonomische Botschaft in Goethes FAUST" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Technische Universität Dresden, Professur für Volkswirtschaftslehre, insbes. Managerial Economics durchgeführt. Für gewöhnlich wird Geld als Voraussetzung für Wirtschaftswachstum erachtet. Der Vortrag zeigt, dass Geld auch eine umgekehrte Wirkung als Quelle von Wirtschaftswachstum haben kann. Hierfür sollen zwei Gründe erörtert werden. Zum einen erscheint es naheliegend, daß Zinsen (und Zinseszinsen) reales Wirtschaftswachstum auslösen. Andernfalls wäre eine Inflation die Folge - oder eine allgemeine Abschreibung monetärer Verbindlichkeiten. Es gibt allerdings alternative Konzepte zur zinsengetriebenen Geldwirtschaft. So schlug 1916 Silvio Gesell ein Geldsystem mit negativen Zinsen ('Freigeld') vor, das von der 'Freigeldbewegung' ('alternative money movement') in jüngster Zeit international verstärkt propagiert wird. Der zweite oben angesprochene Grund betrifft tieferliegende Ebenen des menschlichen Verständnisses von Geld und der Motivation zu ökonomischem Handeln. Einen überzeugenden Erklärungsansatz dazu bietet H.-Chr. Binswangers Interpretation des zweiten Teils von Goethes Faust-Drama. Mephisto und Faust erfinden im II. Teil, 1. Akt das Papiergeld am kaiserlichen Hof als scheinbares Mittel zur Schaffung unendlichen Reichtums ohne jeglichen Aufwand - was seit jeher das Ziel der Alchimisten gewesen war. Goethe zeigt auch, wie der potentiell unendliche Reichtum durch den unbegrenzten Papiergeldvorrat zu einer Zunahme des Konsums der Wirtschaftssubjekte führt und dadurch Wachstum verursacht. Bei näherem Hinsehen wird deutlich, dass auch in heutigen Volkswirtschaften Geld und Wachstum - und die zugehörigen wirtschaftswissenschaftlichen Theorien - Zeichen des menschlichen Dranges nach Grenzenlosigkeit sind. Weitere lebensweltliche Beispiele findet man in Werbungen, die Grenzenlosigkeit vermitteln, in der breiten Beachtung, die betrügerische sogenannte 'ramiden-(Ponzi-)Spiele' mit ihrem Versprechen horrender Renditen finden, oder ganz allgemein in der Transformation von Naturressourcen in kommerzielle Produkte in affluenten Volkswirtschaften. Im letzten Akt des zweiten Teils des 'Faust' zeigt Goethe, dass nicht nur Konsum, sondern auch unternehmerisches Handeln - durch Geld finanziert - dieses grundlegende menschliche Bedürfnis nach Entgrenzung befriedigen kann: Am Ende findet Faust sein größtes Glück, unsterblich zu sein und damit an der göttlichen Omnipotenz Anteil zu haben, in einem Deichprojekt zur unerschöpflichen Gewinnung fruchtbaren Landes aus dem Meer. Der Vortrag zeigt, dass Goethe damit ein Psychogramm unserer Zeit gibt: Der moderne Mensch sucht Erfüllung und Glück durch wirtschaftliche Aktivitäten - einmal durch Konsumieren, aber zum anderen auch durch aktives wirtschaftliches Handeln zur Steigerung des Wirtschaftswachstums. Im letzten Teil des Vortrags werden die Nachteile und Risiken dieses fortgesetzten 'Steigerungsspiels' untersucht, auf die Goethe bereits Hinweise gibt.

Types:

SupportProgram

Origin: /Bund/UBA/UFORDAT

Tags: Dresden ? Produktwerbung ? Konsumverhalten ? Landgewinnung ? Werbung ? Wirtschaftspolitik ? Wirtschaftswachstum ? Konsum ? Makroökonomie ? Mensch ? Volkswirtschaft ? Wirtschaftlichkeit ? Wirtschaftsentwicklung ? Wirtschaftssystem ? Meeresgewässer ? Natürliche Ressourcen ? Wirtschaftliche Transformation ? Abschreibung ? Zins ?

Region: Sachsen

Bounding box: 10.40664° .. 10.40664° x 49.29433° .. 49.29433°

License: cc-by-nc-nd/4.0

Language: Deutsch

Organisations

Time ranges: 2008-06-01 - 2011-12-31

Status

Quality score

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