Das Projekt "Schwerpunktprogramm (SPP) 1889: Regional Sea Level Change and Society (SeaLevel), Teilprojekt: Epistemische Mobilitäten und die Steuerung von Umweltrisiken in Inselstaaten Südostasiens" wird/wurde gefördert durch: Deutsche Forschungsgemeinschaft. Es wird/wurde ausgeführt durch: Universität Bremen, artec Forschungszentrum Nachhaltigkeit.Küsten und urbane Zentren entlang dieser stellen seit vormoderner Zeit Zonen intensiven kulturellen, ökonomischen und politischen Austausches dar. Vorkoloniale und koloniale Reiche entstanden, basierend auf ihrem Geschick, den hohen Grad an geographischer Mobilität ihrer Mitglieder und den damit einhergehenden Austausch von Lebensstilen, Imaginären und unterschiedlichster Wissensformen, hier gefasst unter epistemischen Mobilitäten, für ihre Entwicklung zu nutzen. Auch heute noch fungieren insbesondere urbanisierte Küstenregionen als Katalysatoren sozialen Wandels. Ihre zunehmende Übervölkerung jedoch, bei gleichzeitiger Zunahme von sich entlang der Küste manifestierender Umweltrisiken, führt zu einer zunehmend prekären Situation. Ziel der hier vorgeschlagenen Forschung ist es, eben diese Muster epistemischer (Im-)mobilitäten in und zwischen den Städten Singapurs, Jakartas und Manilas zu untersuchen. Konkret liegt der Fokus auf mobilen (a) politischen Strategien und Programmen der Risikoanpassung (z.B. Formulierung und Institutionalisierung von Hochwasserrisikomanagementplänen), sowie (b) (standardisierten) Praktiken (z.B. Deichbau), kommuniziert und legitimiert von internationalen Gebern und zivilgesellschaftlichen Organisationen und schließlich von lokalen Akteuren übersetzt, (re-)interpretiert und eingewoben in lokal-gesellschaftliche Anpassungsprozesse. Diese Schwerpunktsetzung beruht auf der Annahme, dass epistemische (Im-)mobilitäten und somit die lokalen Übersetzungsprozesse global kommunizierter Politiken und Praktiken von grundlegender Bedeutung sind, um lokalen, antizipierenden und anpassenden Umgang mit Meeresspiegelanstieg zu verstehen und gesellschaftseigenes Anpassungslernen zu ergründen und zu fördern. Das Projekt ergänzt rezente Risiko-, Resilienzen- und Anpassungsforschung in Küstenregionen in drei Bereichen: (1) Der bewusst gewählte Fokus auf epistemischen Mobilitäten unterstreicht die Bedeutung des Dynamischen, sich in Bewegung und Austausch-befindenden im Verstehen von Übersetzungsprozessen politischer Strategien und Praktiken und wie diese lokale Anpassungskapazitäten gestalten. (2) Eben dieser Fokus auf den geographisch wie sozial dynamischen Charakter von Wissensaustausch ermöglicht eine Weiterentwicklung von follow-the-moving-target-Methodologien, die von direkter Relevanz für zukünftige Forschungsbemühungen im Bereich der Wandelanpassung sind. (3) Schließlich formt die empirische Erhebung der Interdependenzen von sozialer Sinnzuschreibung in Übersetzungsprozessen politischer Programme und Praktiken und gesellschaftlichen Anpassungslernens Grundlage für die Konzeptionalisierung epistemischer Mobilitäten. Es bestehen über Jahre gewachsene Forschungspartnerschaften mit lokalen Universitäten in Singapur, Jakarta und Manila. Des Weiteren wurden erste Gespräche mit vier Antragsstellern anderer Projekte und potentiellen Kooperationspartnern im Arbeitsprogramm C geführt.
Kurzflügler (Coleoptera: Staphylinidae)
Bestandssituation
Paul Scholze, Manfred Jung, Andreas Schöne & Marita Lübke-Al Hussein
Einführung
Die Kurzflügler, Kurzflügel- oder Raubkäfer, eine
Untergruppe der Familienreihe Staphylinoidea bei den
Coleoptera, repräsentieren mit etwa 1.500 Arten das
umfangreichste Insektentaxon in Deutschland und
werden auch im Weltmaßstab mit geschätzten 31.000
Arten nur noch von den Rüsselkäfern (Curculionidae)
übertroffen. Das charakteristische morphologische
Merkmal der Staphyliniden sind im Verlaufe der Stam-
mesgeschichte erworbene kurze Flügeldecken, die bei
den Tieren der meisten Unterfamilien bewegliche Ab-
dominalsegmente frei lassen und ihnen im Zusammen-
spiel mit geringer Körpergröße – die bei den meisten
Kurzflüglerarten höchstens 3–4 mm beträgt – bemer-
kenswerte Flexibilität und Anpassungsfähigkeit ver-
leihen (Lebensformtyp des Schlänglers; Korge 1991).
Die damit einhergehende hohe Vagilität ermöglicht
die Besiedlung unterschiedlichster terrestrischer Habi-
Aleochara cuniculorum (Unterfamilie Aleocharinae). 3,5–5,5 mm,
Foto: M. Uhlig aus Scholze (2014).
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tate. Die überwiegende Mehrzahl der Kurzflügler lebt
epigäisch in pflanzlichem Detritus verschiedenster Art
oder in Mikrohabitaten außerhalb der Bodenschichten,
wo die für den Vollzug ihrer Lebensprozesse erforderli-
chen Umweltfaktoren gegeben sind. Hier findet man die
meisten Ubiquisten oft in hohen Populationsdichten.
Es gibt aber auch Spezialisten mit hohen Ansprüchen
an mikroklimatische Bedingungen geringerer Schwan-
kungsbreiten. Streng hygrobionte und hygrophile Arten
leben an offenen wie durch Vegetation mehr oder we-
niger verdeckten Feuchtgebieten, oft ausschließlich in
den diese begleitenden Sphagnum- und anderen Moos-
polstern, viele sind streng halophil und nur an den Bin-
nenlandsalzstellen oder Meeresküsten verbreitet, ande-
re leben in Gletschernähe der Hochgebirge tief unter
Steinen und Laublagen oder teilweise streng cavernicol,
manche zusätzlich noch anophthalm in Höhlen. Viele
Arten finden sich vornehmlich unter Rinden, im Mulm,
endogäisch in selbstgegrabenen Gängen, an Äsern, als
Nidikole in Nestern von Höhlen- und Freibrütern sowie
bei subterricol lebenden Säugern und Arthropoden. Ei-
nige leben als geduldete (Synöken) oder heftig verfolgte
Einmieter (Synechtren), aber auch als Kommensalen,
ausschließlich bei Ameisen. Die präferierten Habitate
werden in der Regel nur zu Partnerfindung und Nah-
rungssuche sowie bei Übervölkerung verlassen. Da die
meisten Kurzflüglerarten als Imago überwintern, be-
ginnt ihre Aktivitätsphase schon im zeitigen Frühjahr,
erreicht ihren Höhepunkt in den Monaten Mai/Juni und
setzt sich in den Herbstmonaten mit oft bemerkenswert
hohen Arten- und Individuendichten bis zum Beginn
der ersten Fröste fort, nicht wenige Arten sind winter-
aktiv. Stenothermie ist bei den Staphyliniden weniger
ausgeprägt, aber es gibt thermophile Arten, die nach
Verlassen ihrer Überwinterungsrefugien bevorzugt
Trockenstandorte besiedeln, wobei nicht selten Affinitä-
ten zu Kalklagen vorliegen, jedoch sind engere Bindun-
gen an chemische Zustände des Bodensubstrats (pH-
Wert) bei den Kurzflüglern weniger ausgeprägt als etwa
bei den Carabiden. Der Nahrungserwerb (Übersicht
bei Good & Giller 1991) vollzieht sich überwiegend
raptorisch, in der Gattung Aleochara herrscht Raubpa-
rasitismus bei Dipterenlarven vor (s. a. Fuldner 1960,
Scholze 1993), in einigen Untergruppen werden Pilz-
sporen und -myzelien (Gyrophaena), Algen (Bledius)
oder Detritus (manche Omaliinen) aufgenommen. Die
Vielfältigkeit der Lebensansprüche, verbunden mit den
oftmals ausgeprägt hohen Arten- und Individuendich-
ten in passenden Habitatlagen und bei geeigneten Um-
Frank, D. & Schnitter, P. (Hrsg.): Pflanzen und Tiere in Sachsen-Anhalt
weltkonstellationen, lassen nicht zu Unrecht vermuten,
dass Staphyliniden durchaus als Begrenzungsfaktoren
anzusehen sind, aber ob sie, abgesehen von den steno-
topen Arten, als effiziente Indikatoren der Stabilität der
Biozönosen einzustufen sind, ist unklar, weil es hierzu
an den nötigen komplexen synökologischen Untersu-
chungen bislang noch mangelt.
Taxonomie und Nomenklatur
Seit Erscheinen der ersten Mitteilung über die Be-
standssituation der Kurzflügler in Sachsen-Anhalt
(Scholze 1999) gibt es sowohl in systematisch-nomen-
klatorischen als auch faunistischen Belangen erhebliche
Änderungen. Umfangreiche, vor allem phylogenetisch
gestützte Revisionen ergaben, dass einige früher ei-
genständige Familien bei den Lathridiiden (Dasyce-
ridae) und innerhalb der Überfamilie Staphylinoidea
(Scaphidiidae, Scydmaenidae, Pselaphidae) nicht mehr
als solche zu halten waren, sondern als Unterfamili-
en bei den Staphylinidae s. str. eingruppiert werden
mussten (Leschen & Löbl 1995, Newton & Thayer
1995, Löbl & Calame 1996, Löbl 1998, Grebenni-
kov & Newton 2009). Die Familien mit Artvorkom-
men in Sachsen-Anhalt stehen nach Assing & Schülke
(2006, 2012) in einer neuen systematischen Reihenfol-
ge: die Dasycerinae (1) hinter den Micropeplinae, die
Scaphidiinae (6) hinter den Habrocerinae, die Pselaphi-
nae (55) folgen den Dasycerinae, und die Scydmaeninae
(39) werden zwischen die Euaesthetinae und Steninae
gesetzt. Außer den Scydmaeninae wurden speziell für
Faunisten bislang unterfamilien-, gattungs- und arten-
orientiert mehrere Supplemente zur mitteleuropäischen
Kurzflüglerfauna mit den jeweils gültigen taxonomisch-
nomenklatorischen Fakten erarbeitet (Lohse 1989, As-
sing et al. 1998, Assing & Schülke 1999, 2001, 2006),
die, sofern sie auch auf bei uns evidente Arten zutreffen,
mit zu berücksichtigen waren, etwa die Streichung der
Unterfamilie Xantholininae, deren Arten jetzt bei den
Staphylininae eingegliedert sind. Erst kürzlich erschien
die seit langem erwartete zweite Auflage des ersten
Teils der Bestimmungstabellen für Staphyliniden (As-
sing & Schülke 2012), die sich durch moderne Aus-
stattung mit instruktiven Fotos und präzisen Abbildun-
gen morphologischer Details (einschließlich kompletter
Darstellung der Genitalien) sowie die bei einigen Arten
veränderte aktuell gültige Nomenklatur auszeichnet.
Bearbeitungsstand, Datengrundlagen
Abgesehen von den aufgrund der Eingliederung neu-
er Unterfamilien notwendigen Änderungen im Arten-
spektrum, machten sich wegen fortgeführter Recher-
chen in Museen (insbesondere Museum für Naturkunde
und Vorgeschichte in Dessau-Roßlau), tiefergründiger
Literaturauswertungen, vor allem aber infolge intensiv
weitergeführter Sammelaktivitäten in den vergangenen
Jahren bei einer großen Anzahl von Arten Änderungen
im Nachweisstatus (Erst- und Wiederfunde, Korrek-
turen bei den Nachweiszuordnungen, Streichungen)
erforderlich. Bemerkenswerte Zugänge an Neubelegen
und Wiederfunden in nahezu allen Unterfamilien gehen
zunächst vor allem auf die vom Landesamt für Umwelt-
schutz Sachsen-Anhalt in Halle (LAU, Koordination P.
Schnitter, M. Trost) seit 1995 durchgeführten Unter-
suchungen mit Bodenfallen an über 200 Sonderstand-
orten zurück, die teilweise noch bis vor kurzem im Huy
bei Halberstadt (2008–2011) und über mehrere Probe-
staffeln in der Colbitz-Letzlinger Heide (2005–2013)
weitergeführt worden sind. Für den größten Teil der bis
2002 untersuchten Flächen wurden speziell die in den
Xerothermstandorten erhobenen Fangdaten nach öko-
faunistischen Bewertungskriterien bearbeitet und pub-
liziert (Lübke-Al Hussein 2004, Scholze 2000, 2001a,
2002, 2003a, 2003b, 2004, 2008).
Seit dem Jahre 2000 wurden auf Initiative des En-
tomologischen Vereins Sachsen-Anhalt e. V. (EVSA,
Koordination W. Malchau) und in Abstimmung mit
dem LAU Sammelexkursionen in faunististisch weni-
ger erforschte Regionen Sachsen-Anhalts unternom-
men. Bei Einsatz unterschiedlichster Sammeltechniken
fanden erste Recherchen im Landkreis Stendal statt
(Beuster, Harpe, Jeggel) und wurden später auf Stand-
orte des Landkreises Salzwedel ausgedehnt (Schwie-
sau, Zichtauer Berge u. a.). Die zu den nachgewiesenen
Staphyliniden angefallenen Funddaten, um deren Auf-
arbeitung sich im Besonderen Schöne (2000, 2005)
bemüht hat, sind in ein Käferverzeichnis der Altmark
(Strobl 2007) eingeflossen und wurden später durch
Funde aus dem Elbe-Havel-Winkel und den Altmark-
platten (Moore und Bruchwälder, Wälder, Trocken-
rasen und Heiden) sowie dem Ohre-Aller-Hügelland
durch Scholze (2009a) und Schöne (2009) ergänzt.
Ein weiterer Schwerpunkt bei der von der EVSA or-
ganisierten Artenbestandserhebung im Zeitraum von
2009–2011waren mehrere Örtlichkeiten östlich von
Grillenberg im Landkreis Mansfeld-Südharz. Eine ers-
te Mitteilung über die dort aufgefundenen Kurzflügler
(146 Arten) liegt vor (Schöne 2013). Auch das Gebiet
um Wittenberg galt, abgesehen von einer durch Stein-
metzger & Tietze (1982) in den Jahren 1976–1978
systematisch angelegten Bodenfallen-Fangserie in Kie-
fernwäldern der Dübener Heide, als eine der wenig er-
schlossenen coleoptero-faunistischen Regionen Sach-
sen-Anhalts. Besonders hervorzuheben sind hier die
Sammelleistungen von W. Bäse, der mehr als 25 Jahre
sehr erfolgreich aktiv war und ein umfangreiches Käfer-
verzeichnis für die Region Wittenberg zusammenstellte
(Bäse 2008), dem kurze Zeit später bereits Ergänzungen
folgten (Bäse 2011, 2013, Bäse & Bäse 2013). Der An-
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teil aufgeführter Staphylinidenarten, determiniert vom
Erstautor und A. Schöne, beläuft sich auf etwa 45 % der
für Sachsen-Anhalt bekannten Arten.
Darüber hinaus sind seit 1999 andere bemerkenswerte
Ergebnisse bei der Bestandserhebung erzielt worden, die
auf Auftragsleistungen und Privatinitiativen beruhen.
Dem Zweitautor dieses Beitrages kommt das Verdienst
zu, durch langjährige eigene Aufsammlungen (Jung
2007, 2010, 2011, 2012) und Bestimmungsleistungen
für das Landesamt für Umweltschutz sowie durch eine
Reihe von Erstnachweisen und Wiederfunden in be-
sonderem Maße zu Vorkommen und Verbreitung von
Arten der Unterfamilie Pselaphinae (Jung 2001, 2007)
und Scydmaeninae (s. a. Bäse 2008) in Sachsen-Anhalt
beigetragen zu haben. In Halle und Umgebung fanden
im Zusammenwirken der Institute für Agrar- und Er-
nährungswissenschaften und Zoologie der Martin-
Luther-Universität an verschiedenen bewirtschafteten,
natürlichen und landwirtschaftlich genutzten Flächen
Fallenfangprogramme statt, an deren Planung und Aus-
wertung M. Lübke-Al Hussein wesentlichen Anteil
hatte (Lübke-Al Hussein & Al Hussein 1999). Im Zu-
sammenwirken mit der Unteren Naturschutzbehörde in
Halle (Koordination J. Buschendorf) fanden von 1994
bis 2001 durch Lübke-Al Hussein umfangreiche Erhe-
bungen in FND, GLB, NSG sowie an Gewässern und auf
Ruderalflächen statt (Lübke-Al Hussein et al. 1998). In
der Dölauer Heide sammelte R. Dietze (Dietze 2005)
und stellte dem Erstautor seine gesamte Kurzflügleraus-
beute zur Verfügung.
Unter Anleitung des Instituts für Ökologie der Uni-
versität Jena erfolgten in einem Einjahreszyklus (2001)
in 19 Weinbergen des Unstruttals Untersuchungen mit
Bodenfallen zur Bewertung von Kurzflügler-Assozi-
ationen als ökologische Indikatoren (Koordination T.
Pietsch) und wurden von Frau C. Huth in einer Di-
plomarbeit aufgearbeitet (Huth 2005). Insbesondere
aus Bestimmungssendungen für T. Pietsch sowie M.
Huth, der viele Jahre in der Umgebung von Freyburg/
Unstr. u. a. auch Trüffel besammelte, erweiterten sich
die faunistischen Kenntnisse für das Saale-Unstrut-
Triasland. Unter Berücksichtigung der Meldungen von
Maertens sind dort bis jetzt 626 Kurzflüglerarten be-
kannt geworden (Scholze 2008).
Beachtliche Fortschritte bei der Kurzflüglererfassung
wurden auch im Elbe-Mulde-Gebiet erzielt. Boden- und
Malaise-Fallenfänge des Umweltforschungszentrums
Halle-Leipzig (UFZ) bei Wörlitz und Steckby erbrach-
ten neben einigen selteneren Aleocharinen auch eine
Anzahl von Belegen von für Sachsen-Anhalt bis dahin
nicht gemeldeten Arten aus der Unterfamilie Pselaphi-
nae (Jung 2001). Bei Untersuchungen von 159 Maul-
wurfsnestern aus der Umgebung von Dessau-Roßlau
im Zeitraum von 1984 bis 2002 konnte Schöne (2002)
70 Kurzflüglerarten nachweisen. Von K. Renner (Bie-
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lefeld) liegen eine Liste sowie eine Publikation (Renner
2013) zu Arten vor, die er, ebenfalls in der Umgebung
von Dessau-Roßlau, vornehmlich mit dem Autokescher
belegen konnte. Im Rahmen einer Diplomarbeit an der
FH Bernburg gelang es Link und Glinka, im Ziegelro-
daer Forst bei Querfurt neben einigen seltenen Arten
auch die in Deutschland bislang unbekannte Borboro-
pora reitteri mit dem Autokescher nachzuweisen (vgl.
Jung 2014).
In einer Broschüre über die Salzstelle Hecklingen
(Bank & Spitzenberg 2001) findet sich eine Auflistung
der dort vornehmlich von Hiebsch (1961), später aber
auch von Gruschwitz und Geiter nachgewiesenen
Käfer-, darunter seltenere halophile Staphylinidenar-
ten. Seit dem Jahr 1995 erfolgten durch den Erstautor
unter Mitwirkung von H. Ohle † im Zehling, einer
kleineren bachdurchflossenen Laubwaldformation in-
nerhalb des NSG „Gegensteine-Schierberge“ bei Bal-
lenstedt systematische Untersuchungen zur Käferfauna.
Unter den mehr als 180 belegten Arten befinden sich
mehrere Erstnachweise für Sachsen-Anhalt. Außerdem
liegen aktuellere Fundmeldungen vor, in denen neben
anderen diversen Käferfamilien auch Staphyliniden be-
rücksichtigt sind. Von 1993–1999 sammelte P. Sprick
(Hannover) in der Altmark zwischen Oebisfelde und
Schönhausen und führte 25 Kurzflüglerarten auf, dar-
unter immerhin zehn Erstbestätigungen für den Zeit-
raum nach 1950 (Sprick 2000).
Der Nationalparkverwaltung des Harzes liegt eine
Liste von Staphylinidenfängen vor (A. Marten in litt.),
die sieben für Sachsen-Anhalt bislang nicht belegte Ar-
ten enthält, zusätzlich erwies sich der von H. Wagner
für den Harz gemeldete Fund von Anthophagus oma-
linus arrowi (zitiert bei Horion 1963) nach Kontakt-
aufnahme mit dem Naturhistorischen Museum Basel,
in dem sich die Sammlung G. Frey (Tutzing) befindet,
als zutreffend (2 Ex. gesammelt in der Umgebung Rübe-
land am 13.7.1943).
Aus den dargelegten Aktivitäten resultiert eine be-
trächtliche Erweiterung des Artenumfangs um 198 auf
1159 im Vergleich zum Kentnisstand von 1999 (Schol-
ze 1999), das entspricht etwa 77 % der in Deutschland
vorkommenden Kurzflüglerarten. Bei der Überarbei-
tung der Checkliste wurden nicht nur die Neuzugänge
berücksichtigt, sondern sie machte auch eine Reihe von
Korrekturen bei früher gemeldeten Funden erforder-
lich, die vor allem Verwechslungen von Fundorten und
Fehldeterminationen betreffen, detaillierte Informati-
onen hierzu finden sich bei Scholze (2009a, 2009b).
Problematisch sind die Angaben zur Bestandsentwick-
lung. Die beträchtliche Anzahl der in Spalte BS unter
A eingestuften Arten, bei denen es sich ausschließlich
um Nachweise im Zeithorizont vor 1950 handelt, ist
aus faunistischer Sicht kritisch zu bewerten. Die Nach-
weisbarkeit von Staphylinidenarten, vornehmlich der