Das Projekt "Entwicklung eines 3D-Durchfluss-Modells zur längeren In-vitro-Kultivierung von polarisierten Hepatozyten (-ähnlichen Zellen)" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Tübingen, Siegfried Weller Institut für Unfallmedizinische Forschung durchgeführt. Ziel des Projekts ist die Bereitstellung eines standardisierten und kontinuierlich verfügbaren In-vitro-Modells zur Messung unter anderem von chronischen Inflammationsreaktionen und Toxizität, drug-drug-Interaktionen sowie von CYP-Induktionsstudien im Menschen. Um speziesbedingte Falschaussagen zu vermeiden, sollen dazu primäre humane Hepatozyten verwendet werden. Eine 3-dimensionale Ausrichtung der primären Hepatozyten soll die längerfristige Kultivierung ermöglichen. Dafür sollen die Zellen in einem 3D-Durchfluss-Modell, in einem sogenannten 'my-Slide', kultiviert werden, um die Ausbildung der Gallengänge sowie deren Entleerung zu ermöglichen. Der damit verbundene stetige Austausch des Mediums bietet eine optimale Versorgung der Zellen mit Nährstoffen und die kontrollierte Applikation der Testsubstanzen ähnlich der Kultur in einem Bioreaktor. Allerdings wird zur Füllung eines 'my-Slides' nur ein Bruchteil der Zellen benötigt, wodurch Screenings mit humanen Hepatozyten möglich werden. Durch die transparente Bauart der 'my-Slides' können morphologische Veränderungen während der Kultur beobachtet werden. Zudem können die Zellen nach Versuchsende im 'my-Slide' gefärbt werden. Neben primären Hepatozyten ist der Einsatz von zwei verschiedenen humanen Hepatozyten-ähnlichen Zellen geplant, die beide gute metabolische Eigenschaften aufweisen, um eine kontinuierliche Verfügbarkeit des Systems zu gewährleisten. Die verschiedenen Zelltypen werden bei kurzer und längerfristiger Kultivierung in dem vorhandenen System auf ihre Morphologie und Funktionalität untersucht, mit besonderem Augenmerk auf ihre metabolische Kompetenz. Zur internen Validierung werden die Daten mit eigenen In-vitro-Daten aus 2D-Kultursystemen sowie In-vivo-Daten aus öffentlichen Datenbanken verglichen. Zusammenfassend gehen wir davon aus, dass das neuentwickelte System zu einer effektiveren Nutzung humaner Hepatozyten führt und dadurch speziesbedingte Falschaussagen reduziert. Ferner ist zu erwarten, dass das System zusätzliche Informationen hinsichtlich der Aufklärung sekundärer Wirkmechanismen liefert und somit die Sicherheit neu entwickelter Substanzen verbessert.