Das Projekt "Entwicklung von interdisziplinaeren Agraroekosystemmodellen am Beispiel des Rhein-Sieg Kreises" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Gießen, Fachbereich 09 Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement, Institut für landwirtschaftliche Betriebslehre durchgeführt. Die derzeitigen oekonomischen und oekologischen Probleme koennen aus systemtheoretischer Sicht als kumulative Konsequenz eines abgelaufenen Entwicklungsprozesses angesehen werden. Im oekonomischen System sind dynamische Anpassungsprozesse (Sparen, Kapitalakkumulation, Investitionsprozesse) bekannt. Aehnliche dynamische Strukturen sind auch im oekologischen System zu finden (insbesondere Abbau-, Akkumulations- und Transportprozesse im Boden). Im Rahmen des Forschungsvorhabens wird in interdisziplinaerer Arbeit ein Modell zur Simulation und Analyse der Wirkungen agrar- und umweltpolitischer Massnahmen im Agrarbereich entwickelt. Aufgrund der hohen Komplexitaet des Agraroekosystems wird fuer die quantitative Bearbeitung eine Aufteilung in folgende Hauptmodellkomponenten vorgenommen: Flaechennutzungsmodell, oekonomisches Teilmodell, oekologische Teilmodelle, Flaechenbewertungsmodell. Ausgangspunkt und verbindendes Element zwischen diesen Komponenten ist ein flaechenbezogenes Daten- und Informationssystem in der Form eines geographischen Informationssystems. Aufgabe des regionalen Flaechennutzungsmodells ist es, die tatsaechliche Flaechennutzung in der Vergangenheit zu erklaeren, auf dieser Grundlage die kuenftige Flaechennutzungsstruktur vorauszuschaetzen und die Wirkung alternativer agrar-, industrie-, regional- und umweltpolitischer Massnahmen sowie unterschiedlicher gesamtwirtschaftlicher Entwicklungen auf die kuenftige Flaechennutzungsstruktur des Rhein-Sieg-Kreises (z.B. Gemeinden) abzuschaetzen. Die (agrar-) oekonomische Modellkomponente schaetzt neben den ueblichen oekonomischen Groessen (Produktion, Faktoreinsatz und Einkommen) auch unter oekologischen Fragestellungen interessierende Groessen wie Guelleaufkommen und -verwendung, Anbauverfahren und Fruchtfolge, Art der Mechanisierung voraus. In die oekologischen Modellteile gehen die unter oekologischen Gesichtspunkten relevanten Ergebnisse des oekonomischen Modells ein. Daneben erhaelt das Modell Informationen aus dem GIS (Daten zur Topographie und Geologie, Wetterdaten). Die zentralen Modellelemente beschreiben die Wachstumsprozesse von Pflanzen und Tieren sowie die Stoffprozesse im Boden. Mit Hilfe entsprechender Indikatoren wird der Zustand der Umweltmedien zu verschiedenen Zeitpunkten dargestellt. Fuer zentrale Problembereiche (z.B. Erosion) werden Rueckwirkungen zur oekonomischen Modellkomponente abgebildet. Das Flaechenbewertungsmodell liefert eine ziel- und interessensbezogene Zuordnung zwischen den Hauptnutzungsformen und den flaechengebundenen Nutzungsanspruechen unterschiedlicher sozialer Gruppen. Darauf aufbauend erfolgt eine Bewertung der Landnutzungsstruktur aus der Sicht einzelner gesellschaftlicher Gruppen bzw. politischer Entscheidungstraeger.