Das Insektensterben hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Einige der Ursachen sind bekannt, bei anderen besteht jedoch Forschungsbedarf. Eine der bisher wenig erforschten möglichen Ursachen des Insektensterbens im Grünland ist der Einsatz von Konditionierern bei der Wiesenmahd. Konditionierer, auch bekannt unter dem Begriff Aufbereiter, werden eingesetzt, um die Trocknung des Mähguts zu beschleunigen. Dabei wird das frisch geschnittene Gras gequetscht, um die verdunstungshemmende Wachsschicht zu zerstören und Pflanzenzellen aufzubrechen. Hierdurch kommt es jedoch auch zu einer erhöhten Mortalität von Insekten und weiteren Gliederfüßern. Unsere Studie untersuchte in ökologischen Feldversuchen die Auswirkungen des Konditionierereinsatzes auf die Insektenfauna und andere Arthropoden in der Vegetation im Landkreis Heidekreis in Niedersachsen. Der Anteil beschädigter Individuen nahm unter Konditionierereinsatz von 50 % auf 70 % zu und schädigte insbesondere Heuschrecken, Fransenflügler, Käfer, Pflanzenläuse und Milben. Außerdem haben wir den Umfang des Konditionierereinsatzes und mögliche Kosten, die Betrieben durch einen Konditioniererverzicht entstehen würden, geschätzt. Aus unseren Ergebnissen haben wir naturschutzfachliche und -politische Empfehlungen abgeleitet.
Im Rahmen einer Langzeituntersuchung zur Hochmoorrenaturierung wurden mit umfassenden Daten aus den Jahren von 1984 bis 2021 die Entwicklungen von Wasserhaushalt, Boden, Klima, Nährstoffdynamik, Flora, Vegetation und Fauna untersucht. Im Jahr 1984 wurden Hochmoorpflanzenarten mit Erfolg eingebracht. Bultbildende Torfmoose haben sich nur sehr kleinflächig vor allem in Heideflächen etabliert. Eine flächige Ausbreitung von Schlenkentorfmoosen, Entwicklung von Akrotelm und Streuauflage verringerten die Verdunstung der Fläche, so dass lange Trockenphasen wie 2018/2019 von der Moorvegetation gut überstanden wurden. Feuchteliebende Arthropoden der Moore wurden nachgewiesen, aber nur wenige Hochmoorspezialisten. Ein winterlicher Überstau von 10 – 30 cm für Schlenkenbereiche ist ausreichend. Die Böden wiesen größtenteils abnehmende Gehalte an pflanzenverfügbaren Nährstoffen auf. Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich ein teilabgetorftes Hochmoor mit einer Restschicht aus stark zersetztem Hochmoortorf (Schwarztorf) wiedervernässen lässt und dass eine erste Akrotelmentwicklung stattfinden kann. Auch bei einem moderaten weiteren Temperaturanstieg dürften die klimatischen Bedingungen für die Hochmoorregeneration in Nordwestdeutschland ausreichen.
This report deals with the effects of pesticides on biodiversity in agricultural and especially arable landscapes. The term “pesticide” describes plant protection products and biocides. The former are used in the agricultural production process to protect crop plants (or their plant products) against harmful organisms like insects, fungi, or other plants. The term ‘biocides’ is used for substances to control organisms that are harmful to humans, their activities or the products they use or produce, or for animals or for the environment in the non-agricultural sector. Veröffentlicht in Texte | 76/2015.
Biocides that are released into the environment can have unintended negative environmental effects. The aim of this project was to analyse the current agricultural practice related to the use of disinfectants (PT 03) and insecticides (PT 18) in animal husbandry. Based on the results, recommendations for the application of biocidal products in livestock farming were developed to minimise possible releases into the environment. The long-term objective of the measures is to ensure a holistic hygiene management in livestock farming, including cleaning, disinfection and preventive measures against arthropods, while at the same time ensuring a high level of safety for both the environment and animal health. Veröffentlicht in Texte | 39/2022.
Lock- und Schreckstoffe (Attraktanzien & Repellentien) werden gezielt gegen Organismen eingesetzt und gelangen auch in die aquatische Umwelt, wo sie Verhaltensänderungen auslösen können. Sie gehören zu den vom Menschen gemachten Chemikalien, die Wasserorganismen so beeinflussen können, dass sie ihre Umgebung anders wahrnehmen. Man spricht in diesem Fall vom Infochemikalien-Effekt. Viele über ihren Geruch wirkenden Stoffe, wie das auf unserer Haut anzuwendende Mückenmittel DEET(Diethyltoluamid), werden bereits in unseren Oberflächengewässern nachgewiesen und ziehen dort möglicherweise Infochemikalien-Effekte nach sich. Am Beispiel von Humanarzneimitteln wie dem Tranquilizer Oxazepam konnte gezeigt werden, dass Stoffe unterhalb der Toxizitätsschwelle zum Beispiel das Schwarmverhalten von Flußbarschen verändern. Auch Neonicotinoide, die in geringen Konzentrationen (unterhalb der Toxizitätsschwelle) kurzzeitig in Fließgewässer eingetragen werden, können dort eine aktive, massenhafte Drift von Wasserorganismen auslösen und damit einen nachteiligen Einfluss auf lokale Populationen ausüben. Repellentien werden in der praktischen Anwendung vor allem gegen Blut saugende Gliederfüßer wie Stechmücken, Bremsen oder Zecken eingesetzt. Künstliche Repellentien gegen Gliederfüßer sind beispielsweise Diethyltoluamid (DEET), Icaridin (Picaridin) oder IR3535 (Ethylbutylacetylaminopropionat, EBAAP). Auch bei bestimmungsgemäßem Einsatz könnten von Repellentien bisher nicht beachtete Wirkungen auf Nicht-Zielorganismen ausgehen. Um Stoffe mit solchen Effekten aufzuspüren, sind daher neue Teststrategien zu entwickeln und geeignete Testsysteme im Labormaßstab zu etablieren. Das hier durchgeführte Vorhaben leistet dabei einen wichtigen Beitrag, in dem es Testsysteme für ökotoxikologische Fragestellungen anpasst und auf ihre Eignung prüft. Die Ergebnisse des Vorhabens sind für die Umweltbewertung von bioziden Wirkstoffen von großem Interesse. Bisher wurden nur akute und langfristige Effekte auf Nicht-Zielorganismen bewertet, weil das EU-Bewertungs¬konzept für Biozide und Chemikalien keine Bewertung repellenter Wirkungen vorsieht (Bewertungslücke). Bei den drei Repellentien wurden hier keine nachteiligen Umweltwirkungen im Verhalten der Testorganismen und unter den hier eingesetzten Testbedingungen ausgelöst. Dies ist zum Beispiel für den repellenten Wirkstoff DEET wichtig, der aktuell in vielen Haushaltsprodukten enthalten ist. Damit stehen nun erste Testsysteme zur Verfügung, um derartige Wirkungen künftig zuerkennen und gegebenenfalls bei der Bewertung, insbesondere bei Wirkungen auf das Schutzgut Biodiversität , einbeziehen zu können. Veröffentlicht in Texte | 57/2016.
Sechs Wissenschaftler der Abteilung Arthropoda (Gliedertiere) am Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere in Bonn haben in den letzten zehn Jahren über tausend neue Arten beschrieben. Die aus aller Welt stammenden Arten umfassen vor allem Maikäfer, Zitterspinnen, Tausendfüßer, Schwebfliegen und Spanner-Schmetterlinge. Während zahlreiche Arten von den Wissenschaftlern selbst auf Expeditionen gesammelt wurden, stammen andere aus den Sammlungen des Museums in Bonn oder anderer Museen.
Die Bekämpfung von Schadinsekten durch die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln mittels Luftfahrzeugen ist grundsätzlich gesetzlich verboten. Ausnahmen sind für Kronenbereiche von Wäldern und Steillagen des Weinbaus möglich, aber nur unter Einhaltung von Auflagen und Anwendungsbestimmungen, die die Auswirkungen für Nichtzielorganismen auf ein vertretbares Maß reduzieren. Die entsprechenden Pflanzenschutzmittel müssen hierzu für die Verwendung mit Luftfahrzeugen vom BVL zugelassen werden. Das UBA fungiert in diesem Verfahren als Benehmensbehörde. In der vorliegenden Studie wurden bestehende Anwendungsbestimmungen des Umweltbundesamtes überprüft und zahlreiche Alternativoptionen analysiert und diskutiert. Die Bearbeitung erfolgte auf Basis einer umfangreichen Literaturauswertung von mehr als 2500 Quellen, darunter vielen unveröffentlichten Gutachten, Studien und akademischen Abschlußarbeiten, sowie einer GIS-Auswertung und Befragungen von Experten, Praktikern und Behördenvertretern, sowie ehrenamtlichen Spezialisten für verschiedene Artengruppen der Nichtzielorganismen. Die vorliegende Studie beschränkt sich auf die zum Zeitpunkt des Beginns des Forschungsvorhabens für die Anwendung im Kronenbereich zugelassenen Mittel "Dipel ES", "Dimilin 80 WG" und "Karate Forst flüssig". Sie berücksichtigt in erster Linie Auswirkungen auf Arthropoden, Fledermäuse und Vögel als Nichtzielorganismen, für die ein hoher Grad der Betroffenheit vermutet wurde. Quelle: Forschungsbericht
Ziel des Forschungsvorhabens war es, Empfehlungen für die Anwendung von Biozidprodukten für die Veterinärhygiene (PT 03) und für die Bekämpfung von Arthropoden (PT 18) im Stall im Hinblick auf die Umwelt zu erarbeiten. Aufgrund der ökotoxischen Eigenschaften der dabei eingesetzten Biozide kann es potentiell auch zu negativen Auswirkungen auf die Umwelt und darin lebende sog. Nicht-Zielorganismen kommen. Es gilt daher, mögliche Einträge in die verschiedene Umweltkompartimente zu vermeiden bzw. weitestgehend zu minimieren. Hierfür wurde zunächst der rechtliche Rahmen zu Nutztierhaltung und Stallhygiene untersucht und auf mögliche Lücken hin bewertet. Parallel wurde anhand einer Umfrage bei LandwirtInnen in Niedersachsen und Nordrheinwestfalen die derzeitige Praxis bezüglich des Einsatzes von Desinfektionsmitteln und Insektiziden im Stall erhoben. Darauf aufbauend wurden zusätzlich auf neun Betrieben exemplarische Beprobungen verschiedener Kompartimente durchgeführt, um mögliche Rückstände eingesetzter Mittel nachzuweisen. Basierend auf den so gewonnenen Erkenntnissen und unter Analyse bereits bestehender Maßnahmen aus verwandten Bereichen (Pflanzenschutz und Tiermedizin) und verschiedener sog. "Summaries of Product Characteristics" (SPC) bereits zugelassener Biozidprodukte, wurden konkrete Empfehlungen für die Anwendung von Biozidprodukten für die Veterinärhygiene (PT 03) und für die Bekämpfung von Arthropoden (PT 18) im Stall im Hinblick auf die Umwelt abgeleitet und im Zuge eines Fachgesprächs verifiziert. Quelle: Forschungsbericht
Das Projekt "Teilprojekt 5.1: LWG" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz durchgeführt. Stadtbäume sind einer Reihe vitalitätshemmender Stressfaktoren ausgesetzt. Neben einem künstlichen Umfeld, der zunehmenden Verdichtung und unzureichender Wasserversorgung leiden Stadtbäume in Zeiten des Klimawandels insbesondere unter Trockenstress. Heimische Arten, wie Linde und Ahorn, geraten zunehmend an ihr Anpassungslimit. Gebietsfremde Arten zeichnen sich in Zeiten des Klimawandels durch höhere Stresstoleranz und damit auch höhere Vitalität aus, weshalb sie Stadtklimabäume bezeichnet werden. Es ist unbekannt, inwieweit sich auf nicht heimischen Stadtklimabäumen andere Insektenbiozönosen ansiedeln als auf heimischen Bäumen in der Stadt und inwieweit sich daraus ein Einfluss auf die Tiere in der Stadt und auf die Gesundheit der Bäume ergeben könnte. Im Rahmen der Vorstudie sollen vergleichende Untersuchungen zur Arthropodenvielfalt auf heimischen und nicht heimischen Stadtbäumen durchgeführt werden und die Ergebnisse im Zusammenhang mit der Anpassung der Stadtnatur an den Klimawandel und einer stabilen Gesundheit von Stadtklimabäumen diskutiert werden. Das Vorhaben ergänzt die laufenden Untersuchungen am 'Zentrum Stadtnatur und Klimaanpassung'.
Das Projekt "Teilprojekt 5.2: Uni Würzburg" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz durchgeführt. Stadtbäume sind in Zeiten des Klimawandels einer Reihe vitalitätshemmender Stressfaktoren, wie Trockenheit, ausgesetzt. Heimische Baumarten geraten zunehmend an ihr Anpassungslimit. Gebietsfremde Baumarten weisen hier eine größere Resistenz auf und werden als Stadtklimabäume bezeichnet. Es ist noch weitgehend unbekannt, inwieweit sich auf nicht heimischen Bäumen andere Insektenbiozönosen ansiedeln als auf heimischen Bäumen und inwieweit sich hieraus ein Einfluss auf die Gesundheit der Stadtbäume ergeben könnte. Im Rahmen der Vorstudie sollen vergleichende Untersuchungen zur Arthropodenvielfalt an Stadtbäumen durchgeführt werden. Die Bestimmung der Arthropodengattungen und -arten ist hierzu durchzuführen (Teil 2 der Vorstudie)
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