Während marktbasierte Formen der Zusammenarbeit in den Artikeln 6.2-6.7 des Pariser Abkommens verankert sind, betont Artikel 6.8 die Bedeutung von nicht-marktbasierten Ansätzen (Non-Market Approaches, NMAs) in unterschiedlichen Bereichen der internationalen Zusammenarbeit zu Minderung und zur Anpassung an den Klimawandel. Artikel 6.9 legt die Rahmenbedingungen für die in Artikel 6.8 beschriebenen NMAs fest. Die Vertragsparteien des Pariser Abkommens verhandeln derzeit ein Arbeitsprogramm zu NMAs. Bei richtiger Konzeption kann eine zügige Verbreitung nicht-marktbasierter internationaler Zusammenarbeit in den Bereichen Technologieentwicklung und -transfer, Kapazitätsaufbau und Finanzierung einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der nationalen Klimabeiträge (Nationally Determined Contributions, NDCs) und zur Steigerung der Klimaambitionen leisten. Vor diesem Hintergrund formuliert dieser Bericht Empfehlungen zur Ausgestaltung des NMA-Rahmenwerks und des Arbeitsprogramms sowie zur Identifizierung konkreter NMAs, die von den verhandelnden Vertragsparteien in Betracht gezogen werden können. Der Bericht nennt konkrete Beispiele für NMAs in Bereichen, die von den Vertragsparteien bereits als relevant identifiziert wurden, darunter Waldschutz, Resilienz, Minderung, Energieeffizienz sowie die bereits genannten Querschnittsthemen Technologieentwicklung und -transfer, Kapazitätsaufbau und Finanzierung. Das NMA-Arbeitsprogramm sollte als sinnvolle Ergänzung zur laufenden Arbeit unter der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC) gestaltet werden. Der Fokus sollte deshalb auf Aktivitäten liegen, die laufende Bemühungen nicht duplizieren, nicht durch Marktmechanismen umsetzbar sind, transformativ sind und von der internationalen öffentlichen Klimafinanzierung bislang nicht bzw. nur bedingt berücksichtigt wurden. Die Relevanz der NMAs wird letztlich davon abhängen, inwieweit sich die Vertragsparteien aktiv an der Identifizierung konkreter NMAs beteiligen und diese im NMA-Forum einreichen. Ein solches Forum wird im letzten Textentwurf der Präsidentschaft der 25. Vertragsstaatenkonferenz (25th Conference of the Parties, COP25) vorgesehen. Das NMA-Forum sollte flexibel, aber dennoch ergebnisorientiert arbeiten, um die Berücksichtigung von neuen Konzepten und Pilotaktivitäten zu ermöglichen. Letztlich wird auch die Rolle der Finanzierung entscheidend für die Bedeutung des NMA-Arbeitsprogramms sein. Nach dem derzeitigen Stand der Verhandlungen wird das NMA-Arbeitsprogramm über keine eigenen finanziellen Mittel verfügen. Die Finanzierungskomponente muss dennoch berücksichtigt werden, um zu vermeiden, dass das NMA-Arbeitsprogramm sich zu einem reinen "Talkshop" entwickelt. Quelle: Forschungsbericht
Kolumbien steht vor einer Reihe von Herausforderungen, darunter der wachsende Strombedarf, die zunehmende Unzuverlässigkeit der Stromerzeugung aus Wasserkraft infolge von Veränderungen durch das El Niño-Wetterphänomen, und ein rasch wachsender Bedarf an Sozialwohnungen in Metropolregionen, der durch die beschleunigte Urbanisierung verursacht wird. Gleichzeitig bemüht sich Kolumbien um die Umsetzung seines national festgelegten Beitrags (NDC) im Rahmen des Pariser Abkommens, welcher auch Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz im Gebäudebereich insgesamt umfasst. Einige davon werden sich auch positiv auf die Energieeffizienz im sozialen Wohnungsbau auswirken. Bei diesen Bemühungen spielen vor allem Richtlinien für erneuerbare Energien, Bauvorschriften und Energieeffizienzstandards für Geräte eine Rolle. Dennoch führt diese Politik Kolumbien derzeit noch nicht auf einen Pfad, der zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors erforderlich ist, um die Temperaturziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Länder können aber durch Artikel 6 des Pariser Abkommens bei der Umsetzung ihrer NDCs zusammenarbeiten, um ein höheres Ambitionsniveau im Klimaschutz zu erreichen. Aufgrund der Dynamik des Sektors und der Anzahl von Akteuren dürfte die Gewährleistung der Umweltintegrität bei einen sektoralen Ansatz für Transfers basierend auf Artikel 6 eine Herausforderung darstellen, insbesondere hinsichtlich Zusätzlichkeit, Baseline-Bestimmung und Überwachungs-, Berichterstattungs- und Prüfssystemen. Dennoch könnte ein Pilotprojekt zum Bau von Netto-Nullenergiegebäuden im sozialen Wohnungsbausektor eine Gelegenheit zur Zusam-menarbeit durch Artikel 6 bieten. Netto-Nullenergiegebäude würden den Energieverbrauch reduzieren, Emissionen mindern, die Energiearmut reduzieren, die öffentlichen Haushalte durch den Abbau von Subventionen für den Energieverbrauch entlasten, und die öffentliche Gesundheit sowie die Energiesicherheit verbessern. Ein solches Pilotprojekt könnte zusammen mit einem umfassenderen politischen Fahrplan für immer strengere Energieeffizienznormen dazu beitragen, den kolumbianischen Gebäudesektor auf einen Weg der Dekarbonisierung im Einklang mit den Zielen des Pariser Abkommens zu bringen. Quelle: Forschungsbericht
Städtische Gebiete verursachen über 70% der direkten und indirekten CO2-Emissionen weltweit. Um das international vereinbarte Ziel zu erreichen, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 bis 2 ˚C zu begrenzen, sind erhebliche Anstrengungen zur Emissionsreduktion in Städten erforderlich. Die Mobilisierung signifikanter Treibhausgasminderungen in Städten ist jedoch aufgrund ihrer sehr heterogenen Strukturen und einer großen Anzahl kleiner, unterschiedlicher Emissionsquellen (z. B. Verkehr, Gebäude) eine große Herausforderung. Darüber hinaus sind die Organisationsstrukturen städtischer Emissionsquellen viel vielfältiger als die von z.B. großen industriellen Punktquellen. Eine weitere Herausforderung für verantwortliche Entscheidungsträger und Institutionen ist, dass sie nur eingeschränkten Zugang zu Investitionskapital haben, um großskalierte Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasminderungen umzusetzen. Kohlenstoffmarktmechanismen nach Artikel 6 des Pariser Abkommens können neue Chancen für die Mobilisierung von großangelegten Emissionsminderungs-Maßnahmen und Politiken darstellen. Das vorliegende Forschungsprojekt hat zunächst die Prävalenz und Erfahrungen städtischer Minderungsprojekte im Rahmen des Clean Development Mechanism (CDM), von Nationally Appropriate Mitigation Actions (NAMAs) sowie von Transformative Actions Programs (TAP) untersucht. Darauf aufbauend wurden verschiedene konzeptionelle Ansätze zur Umsetzung von Artikel 6 in Städten erarbeitet. Um die unterschiedlichen nationalen Strukturen und Rahmenbedingungen angemessen berücksichtigen zu können, wird ein "Menüansatz" mit einheitlichen Prinzipien und Standards vorgeschlagen. Darüber hinaus untersucht die Studie Ansätze zur Bestimmung der Zusätzlichkeit urbaner Minderungsaktivitäten und diskutiert verschiedene Finanzierungsoptionen. Quelle: Forschungsbericht
Policy-makers at the International Civil Aviation Organization (ICAO) are currently considering the detailed rules of a scheme to address carbon dioxide emissions from international aviation: the Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation (CORSIA). This research project analyses matters that are critical for implementing CORSIA and ensuring that it effectively delivers on its objective of achieving carbon neutral growth. This includes an analysis of the extent to which the current EUC ensure the environmental integrity of CORSIA and how they could be amended in order to enhance environmental integrity; an assessment of the offset credit supply potential under different scenarios for the availability of offset credits for CORSIA; and an analyses what provisions could be adopted and implemented under the Paris Agreement to avoid double counting between CORSIA and nationally determined contributions. Quelle: Forschungsbericht
Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation ist in der entscheidenden Phase zur Ausgestaltung eines globalen marktbasierten Klimaschutzinstruments (Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation, CORSIA) zur Verringerung von Kohlendioxidemissionen im internationalen Luftverkehr. In diesem Diskussionspapier ermitteln wir das potenziell zur Verfügung stehende Angebot an CO2-Ausgleichsgutschriften, um die Nachfrage aus dem internationalen Luftverkehr unter CORSIA zu bedienen. Die Abschätzungen berücksichtigen eine Reihe verschiedener Szenarien, die verschiedene Arten von Beschränkungen für die Inanspruchnahme von Ausgleichsgutschriften beinhalten. Unsere Analyse berücksichtigt das Angebot aus den vier größten Kompensationsprogrammen: dem Clean Development Mechanism (CDM), dem Verified Carbon Standard, dem Gold Standard und der Climate Action Reserve. Das Potenzial wird für Emissionsminderungen ermittelt, die im Zeitraum von 2013 bis 2035 erzielt werden können. Wir können aufzeigen, dass bereits bestehende Projekte im Rahmen der vier Programme etwa 18 Milliarden Minderungsgutschriften bereitstellen könnten. Dies entspricht mehr als das Sechsfache der für CORSIA erwarteten Gesamtnachfrage während der vorgesehenen Laufzeit. Ohne strenge Zulassungsbeschränkungen wird CORSIA nicht zu signifikanten Emissionsminderungen führen, die nicht auch ohne die Projekte aufgetreten wären. Dies resultiert daraus, dass mehr als 80 Prozent des Angebots aus Projekten stammen, die wahrscheinlich unabhängig davon, ob sie Emissionsgutschriften verkaufen, weiterlaufen werden und kontinuierlich Emissionen vermeiden. Gutschriften ohne anspruchsvolle Zulassungskriterien zuzulassen, würde daher das Ziel von CORSIA - ein kohlenstoffneutrales Wachstum zu erreichen - unterminieren. Um diesen Risiken zu begegnen, empfehlen wir den politischen Entscheidungsträgern, Zulassungsbeschränkungen zu etablieren, die entweder neue zusätzliche Minderungsprojekte fördern oder solche bestehenden Projekte unterstützen, die ohne die Erlöse aus Gutschriftenverkäufen die Treibhausgasminderungsaktivitäten einstellen müssten. Quelle: Forschungsbericht
Das Übereinkommen von Paris legt den Rahmen für weltweite Anstrengungen zur Bekämpfung des Klimawandels nach 2020 fest. Artikel 6 des Abkommens ermöglicht freiwillige internationale Zusammenarbeit über Kohlenstoffmärkte zur gemeinsamen Zielerreichung. Der neue Kontext des Pariser Abkommens - insbesondere die universelle Verpflichtung, regelmäßig immer ehrgeizigere Beiträge zu den globalen Anstrengungen zu leisten - stellt die Kohlenstoffmärkte, insbesondere die Gastländer, vor neue Herausforderungen. Bei Erstellung dieses Leitfadens sind die genauen Leitlinien, Regeln, Modalitäten und Verfahren für das Engagement unter Artikel 6 weiterhin Gegenstand laufender Verhandlungen. Die drei Grundsätze, eine immer höhere Ambition bei Minderungsmaßnahmen zu berücksichtigen, eine nachhaltige Entwicklung zu fördern und Umweltintegrität zu gewährleisten, sind jedoch bereits fest im Pariser Text verankert. Dieser Leitfaden schlägt eine Reihe von Überlegungen vor, die Länder, in denen Emissionsminderungsmaßnahmen durchgeführt werden sollen, berücksichtigen sollten, wenn sie sich im Rahmen des Pariser Übereinkommens an Kohlenstoffmärkten beteiligen. Es wird insbesondere betrachtet, wie sich das Engagement im Kohlenstoffmarkt auf andere Aspekte der nationalen Klimapolitik und die Erfüllung von Verpflichtungen im Rahmen des Pariser Regimes auswirkt. Neben rationalen Überlegungen für die Anwendung von Artikel 6 werden Aspekte betrachtet, die für die Überwachung und Umsetzung von Artikel 6 aus Sicht des Gastlandes relevant sind, einschließlich der Bewertung von Vorschlägen, potenziellen Partnern und weiterer Vorschläge zur Umsetzung von Projekten vor Ort. Der Leitfaden unterstützt die Entscheidungsfindung bezüglich Überlegungen zur Erreichung von globalen Gesamtemissionsminderungen und für die Wahl zwischen einer Nutzung von Artikel 6.4 und Artikel 6.2, bevor Zusammenhänge zwischen der Beteiligung gemäß Artikel 6 und anderen Verpflichtungen im Rahmen des Pariser Übereinkommens skizziert werden. Zum Abschluss wird ein kurzer Ausblick auf die Kohlenstoffmärkte gegeben. Quelle: Forschungsbericht
Dieses Diskussionspapier analysiert, wie eine robuste Bilanzierung unter dem Pariser Übereinkommen so umgesetzt werden könnte, dass eine Doppelzählung zwischen Klimazielen von Staaten unter dem Pariser Übereinkommen und dem "Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation" (CORSIA) der internationalen Zivilluftfahrtorganisation vermieden werden kann. Das Papier richtet sein Augenmerk darauf, wie Gastländer von Klimaschutzprojekten die Nutzung von Klimaschutzzertifikaten unter CORSIA durch sogenannte "adjustments" in "strukturierten Zusammenfassungen" ihrer zweijährigen Berichterstattung unter Artikel 13 des Übereinkommens bilanzieren können. Das Papier kommt zu dem Ergebnis, dass einige Bilanzierungsansätze, die in den internationalen Verhandlungen zu Artikel 6 des Übereinkommens für den Transfer von Emissionsminderungen zwischen Ländern diskutiert werden, in dem speziellen Kontext von CORSIA nicht umgesetzt werden können oder eine Doppelzählung nicht zuverlässig vermeiden. Das Papier identifiziert neun Ansätze für die Bilanzierung von Klimaschutzzertifikaten, die unter CORSIA genutzt werden, durch die Gastländer, und diskutiert jeweils ihre Vor- und Nachteile. Zudem wird analysiert, welche Bilanzierungsoptionen für Länder mit einzelnen Zieljahren im Kontext von CORSIA geeignet sind. Schließlich wird noch analysiert, wie Werte für Global Warming Potentials konsistent unter dem Pariser Übereinkommen und CORSIA verwendet werden können. Die Forschungsergebnisse sind sowohl für die laufenden Verhandlungen unter Artikel 6 als auch für die Verhandlungen zu den strukturierten Zusammenfassungen unter Artikel 13 wichtig. Quelle: Forschungsbericht
Dieses Diskussionspapier analysiert Optionen zur Verbesserung der derzeitigen "Emissions Unit Eligibility Criteria", die unter dem Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation (CORSIA) der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation verwendet werden. Die Optionen werden identifiziert, um die Umweltintegrität des Systems zu gewährleisten. Eine klare Formulierung der EUC ist wichtig, um Minimalanforderungen für die Qualität von Klimaschutzzertifikaten für CORSIA sicherzustellen. Die Analyse fokussiert sich auf fünf Kriterien, die essentiell für die Qualität von Klimaschutzzertifikaten sind: Beweis der Zusätzlichkeit, Festlegung von Referenzszenarien, Dauerhaftigkeit der Minderungen, Vermeidung von Doppelzählung, und die Vermeidung von Nettoschäden. Für die Bewertung der derzeitigen EUC wird die Praxis der größten Crediting Programme ausgewertet und Bereiche identifiziert, in denen die EUC überarbeitet, verfeinert oder weiter ausgearbeitet werden können, um die Praxis der Crediting-Programme zu berücksichtigen. Es werden außerdem spezifische Empfehlungen für die Überarbeitung, Ergänzung und Verfeinerung von jedem Kriterium erstellt, einschließlich von Formulierungsvorschlägen. Insgesamt sind die derzeitigen EUCs ausreichend, um die wesentlichen konzeptionellen Elemente jedes Kriteriums abzudecken. Allerdings könnten alle fünf Kriterien weiter ausgearbeitet werden, um essentielle Anforderungen und Verfahren zu spezifizieren, damit die Kriterien tatsächlich erfüllt werden. In den meisten Fällen können die Formulierungen und die Terminologie der EUCs auch verbessert werden. Quelle: Forschungsbericht
The project had a twofold objective. First, it aimed to conduct a detailed analysis of the provisions related to market mechanisms of the Paris Agreement (Article 6), and to identify issues that should be taken into account when elaborating the rulebook for the Paris Agreement. Second, it switched the perspective from a global discussion towards country-specific research with an aim to answer the question whether different countries are ready for engaging with market mechanisms under the Paris Agreement. To answer this question, the focus was placed on three exemplary cases from countries that have traditionally collaborated with Germany on carbon markets – Ukraine, Vietnam and Ethiopia.