Das Projekt "Teilprojekt 2" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Tübingen, Institut und Museum für Geologie und Paläontologie, Lehrstuhl für Angewandte Geologie durchgeführt. Retzina (REferenzTestfeld Zeitz zur Implementierung des 'Natural Attenuation' Ansatzes). Die Nutzung der natürlichen Schadstoffabbau- und Rückhalteprozesse (Natural Attenuation) bei der Sicherung und Sanierung von Grundwasserschadensfällen sind mit hohen wissenschaftlichen Ansprüchen verbunden und von großem nationalen und internationalen Interesse. Die derzeit verfügbaren Sanierungstechniken verursachen oft über Jahrzehnte hohe Kosten und erreichen das Sanierungsziel vielfach nicht. Das Retzina-Verbundvorhaben hat zum Ziel geeignete Methoden für die Quantifizierung von natürlichen Abbauprozessen im Grundwasser zu entwickeln. Hierzu wurde auf dem Gelände des ehemaligen Hydrierwerkes Zeitz (Sachsen-Anhalt) ein Testfeld eingerichtet. Dort ist der geologisch sehr heterogene Grundwasserleiter im Abstrom einer ehemaligen Benzen-Produktionsanlage hochgradig mit BTEX (Benzen, Toluen, Ethylbenzen, Xylen-Isomere) kontaminiert. Neben der Erfassung klassischer Parameter auf der Basis von Punktmessungen werden im Rahmen des Projekts neue integrale Feldmethoden eingesetzt und weiterentwickelt. Diese reichen von direkten integralen Messungen der Schadstofffrachten entlang von Kontrollquerschnitten, über den Einsatz von toxikologischen Langzeit- und Monitoringstrategien und reaktiven Multitracer-Methoden bis zu Messungen stabiler Isotope. Darüber hinaus wird eine Modellierung des reaktiven Stofftransports durchgeführt. Über die Messung stabiler Isotope und die Umsetzung des Elektronenakzeptors Sulfat und der Hauptelektronendonatoren Benzen und Toluen entlang der Fließstrecke konnte ein mikrobiologischer Schadstoffabbau zweifelsfrei nachgewiesen werden. Die Ergebnisse des RETZINA-Verbundvorhabens fließen direkt in die laufenden Arbeiten zur Sanierung am Standort Zeitz (Ökologisches Großprojekt) ein. Der Forschungsstandort wird mit behördlicher Genehmigung der erste Großstandort in Deutschland sein, bei dem Natural Attenuation als Teil des Sanierungskonzepts angewendet werden wird.