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Welttag des Wassers: Gewässerqualität muss besser werden!

Umweltbundesamt wertet Pläne zum Gewässerschutz aus Nur zehn Prozent der Oberflächen-Gewässer in Deutschland erreichen das Prädikat „guter ökologischer Zustand“. UBA-Präsident Jochen Flasbarth erklärte anlässlich des Welttages des Wassers: „Viele Flüsse, Seen und Bäche sind mittlerweile weitgehend sauber. Sauerstoffmangel kommt kaum noch vor. Allerdings sind zu viele Flüsse und Bäche in Deutschland immer noch eingeengt und begradigt. Deshalb können nur wenige Gewässer eine durchweg positive ökologische Qualität erreichen.“ Durch Fluss und Bachbegradigungen gehen Stromschnellen, Kiesbänke oder Überflutungsgebiete und damit auch die natürliche Vielfalt an Lebensräumen verloren. Die für viele Gewässer typischen Lebensgemeinschaften in Schotterstrecken oder Flachwasserzonen sind stark überformt oder ganz verschwunden. Ein weiteres Problem sind Phosphor und Stickstoff, die vielerorts immer noch in zu großem Umfang in Seen und Küstengewässer gelangen. Probleme treten auch beim Grundwasser auf, vor allem durch Nitrat aus der Landwirtschaft. Am heutigen Welttag des Wassers übergibt das Bundesumweltministerium der EU-Kommission die Pläne für den Gewässerschutz der zehn deutschen Flussgebiete. Nach der ⁠ Wasserrahmenrichtlinie ⁠ der EU müssen die Bundesländer in so genannten Bewirtschaftungsplänen darlegen, wie die Gewässer ökologischer werden können. Das Umweltbundesamt (⁠ UBA ⁠) wertet diese Pläne zurzeit aus und entwickelt einen Überblick zur Gewässerqualität. Um die Wassergüte zu verbessern, sollen Landwirte unter anderem weniger Dünge- und Pflanzenschutzmittel einsetzen. Viele Wasserversorger bieten dafür schon heute Unterstützung an. Die Kommunen werden - wo erforderlich - kleine Kläranlagen erweitern und planen ein besseres Regenwassermanagement, um Nähr- und Schadstoffe zurückzuhalten. Solche Vorsorgeleistungen, die nicht nur den Gewässern sondern auch der Trinkwasserqualität zugute kommen, fließen in den Wasserpreis mit ein. UBA-Präsident Flasbarth warnt: „Wenn Kartellämter Preissenkungen verfügen, wie jüngst vom Bundesgerichtshof bestätigt, darf sich das nicht auf die Wasserqualität auswirken.

Bombina variegata (Linnaeus, 1758) Gelbbauchunke Amphibien Stark gefährdet

Die deutschen Vorkommen der Gelbbauchunke liegen im Hauptareal (inkl. Arealzentrum) der Art und haben einen Flächenanteil von etwa 15 % am gesamten Verbreitungsareal. Da die aktuelle weltweite Gefährdung nicht bekannt ist, ergibt sich die Verantwortlichkeitskategorie „Daten ungenügend, evtl. erhöhte Verantwortlichkeit zu vermuten“. Für die nominotypische Unterart der Gelbbauchunke (Bombina variegata variegata) besteht aufgrund eines sehr hohen deutschen Anteils von über 33 % am Weltbestand eine Verantwortlichkeit hohen Maßes für die weltweite Erhaltung ihrer Bestände (Laufer 2006). Die Gelbbauchunke ist typischerweise eine Bewohnerin des Hügellandes und der Mittelgebirge (Gollmann et al. 2012). Durch Deutschland verläuft ein Teil der nordöstlichen Arealgrenze der Art. Diese erstreckt sich vom südlichen Niedersachsen durch den östlichen Teil Thüringens, wo die Art bereits im vergangenen Jahrhundert einen enormen Arealverlust erlitten hat (Nöllert 1996, Podloucky 1996). Aktuelle Vorkommen im Westen von Sachsen sind wahrscheinlich nicht autochthon und wurden von der Gefährdungsanalyse ausgeschlossen. Der Verbreitungsschwerpunkt befindet sich in Süddeutschland. Etwa ein Viertel der Rasternachweise Deutschlands liegt in Baden-Württemberg (Genthner & Hölzinger 2007). Bundesweit ist die Gelbbauchunke im Zeitraum 2000 bis 2018 in etwa 14 % der TK25-Q nachgewiesen. Damit ist sie mäßig häufig, wenngleich sie in weiten Teilen Deutschlands, vor allem im Norden nur noch in kleineren und zum Teil stark isolierten Beständen vorkommt. Der langfristige Bestandstrend zeigt einen sehr starken Rückgang. Dieser ist vor allem durch Zerstörung primärer Lebensräume in Bach- und Flussauen, aber auch durch Aufgabe von militärischen Standortübungsplätzen und die veränderte Nutzung oder Verkleinerung von Abbaustellen begründet. Der kurzfristige Bestandstrend liegt bei einer starken Abnahme. Diese kommt durch rasche Gewässersukzession und -verlandung sowie durch Verfüllen von Kleingewässern (z. B. Einebnen landwirtschaftlicher Nutzflächen, Beseitigen von Fahrspuren im Wald) und zu rasches Trockenfallen der Reproduktionsgewässer zustande. Die Gefährdungsanalyse ergibt insgesamt die Rote-Liste-Kategorie „Stark gefährdet“. Die Gelbbauchunke bevorzugt Lebensräume aus Kleingewässerkomplexen unterschiedlicher Sukzessionsstadien. Die Laichabgabe erfolgt vor allem in vegetationsarmen, meist nur temporären Gewässern (Reproduktionsgewässer). Als Aufenthaltsgewässer dienen hingegen vegetationsreichere, vielfach permanente Wasseransammlungen. Das kleinräumige Mosaik aus solch unterschiedlichen Kleingewässern entstand durch die Morpho- und Hydrodynamik auf historischen Überschwemmungsflächen. Aktuell ist die Gelbbauchunke auf ein regelmäßiges Naturschutzmanagement angewiesen. Dort, wo es möglich ist, werden seit vielen Jahren erfolgreich Naturschutzmaßnahmen zur Lebensraumverbesserung der Gelbbauchunke durchgeführt. Damit die Gefährdungssituation der Art sich nicht verschärft, müssen die Maßnahmen dringend auch zukünftig fortgesetzt werden. Auf diese Abhängigkeit wird durch die Zusatzangabe „Na“ hingewiesen. Die Rote-Liste-Kategorie „Stark gefährdet“ hat sich nicht verändert, da auch die aktuelle Bestandssituation und die Bestandstrends wie in der vorherigen Roten Liste eingeschätzt wurden. Die wichtigsten Gefährdungsursachen für die Gelbbauchunke sind: Fehlende Vernetzung von Kleingewässern und Landlebensräumen einschließlich der Überschwemmungsflächen: Durch Begradigung von Flüssen und Bächen und die zunehmende Verbauung von Talauen wird die natürliche Morpho- und Hydrodynamik unterbrochen; Zerstörung der Fortpflanzungs- und Aufenthaltsgewässer wie Quellstellen auf Wiesen und Weiden, Senken in Wässerungswiesen, Gräben, Sumpfgebiete, Altarme, Kolke, Flutmulden, Kies- und Schlickbänke in den noch überwiegend naturnahen Bach- und Flussauen; Beseitigung von Wagenspuren der historisch überwiegend unbefestigten Wald- und Feldwege; Drainage und Auffüllen von Senken in Ackerflächen zur Erleichterung der landwirtschaftlichen Nutzung; Veränderung der Nutzungsform in Abbaugebieten von Bodenressourcen: Die früher flächige Bearbeitung wurde durch intensiveren Tiefenabbau ersetzt und die Förderungsprozesse wurden beschleunigt; Aufgabe von militärischen Übungsplätzen und somit der Verlust der künstlichen Dynamik in der Landschaft. Notwendige Maßnahmen für den Schutz der Gelbbauchunke sind: Renaturierungen von Fließgewässern und Wiederherstellung des ehemaligen Auenreliefs auf Überschwemmungsflächen, wodurch die natürliche Morpho- und Hydrodynamik ungehindert stattfinen kann; Aushagerung landwirtschaftlich genutzter Lebensräume durch angepasstes Nutzungsregime, z. B. durch extensive Beweidung; Belassen von Fahrspuren, die während der forstlichen Nutzung durch Forstschlepper oder Holzerntemaschinen auf Waldwegen, Rückegassen, Maschinenwegen und Holzlagerplätzen entstehen; unbefestigte Feld- oder Waldwege mit Wagenspuren und Pfützen sollten nicht befestigt werden; sofern das unumgänglich ist, sind im unmittelbaren Umfeld an geeigneter Stelle Kleingewässer anzulegen und zu pflegen; Durchführung großräumiger sowie länderübergreifender Vernetzungskonzepte, wobei mindestens alle 500 m ein Komplex aus etwa zehn Kleingewässern angelegt werden muss und deren langfristige, dauerhafte Pflege sicherzustellen ist.

10 Jahre Aktion Blau – Teil 1 + 2

Gewässerentwicklung in Rheinland-Pfalz [Redaktioneller Hinweis: Die folgende Beschreibung ist eine unstrukturierte Extraktion aus dem originalem PDF] Ein besonderer Dank gilt den über 800 Bachpaten, die sich ehrenamtlich um über 2.600 km Gewässer in Rheinland-Pfalz kümmern. Dies zeigt, in welchem Maße die Aktion Blau auch Bürgerinnen und Bürger anspricht. Sie sind wichtige Stütze und Multiplikatoren auch des Gedankens der Hochwasservorsorge an den kleinen und mittleren Flüssen. 10 Jahre Aktion Blau – eine Erfolgsgeschichte Vor 10 Jahren hat das Umweltministerium die Aktion Blau gestartet. Ziel ist es, die in der Vergangenheit von Menschenhand durchgeführten Begradigungen und Befestigungen unserer Bäche und Flüsse wieder rückgängig zu machen, damit Tiere und Pflanzen wieder einen Lebensraum finden. Dafür ist nicht nur sauberes Wasser, sondern auch ein natürliches Gewässerbett notwendig. Außerdem bildet die Aktion Blau einen wichtigen Baustein im Hochwasserschutzkonzept des Landes Rheinland-Pfalz. Mit der Vielzahl von Renaturie- rungsmaßnahmen soll auch der natürliche Wasserrück- halt in der Fläche gefördert werden, um dadurch die Entstehung von Hochwasser zu mindern. In der Aktion Blau arbeiten seit 10 Jahren die gewäs- serunterhaltungspflichtigen Verbandsgemeinden, Städte und Landkreise, die Bachpaten, die Wasserwirtschafts- verwaltung und weitere Akteure daran, unsere Gewäs- ser und Gewässerauen wieder naturnah zu gestalten und damit erlebbar zu machen. Die Aktion Blau ist mittlerweile eine landesweite Erfolgsgeschichte für den dezentralen Wasserrückhalt und die Gewässerökologie. Denn in den vergangenen 10 Jahren hat sich viel getan: 70 Mio. Euro sind mittlerweile investiert. 1000 Gewässer mit einer Gesamtlänge von über 4000 Kilometern haben davon profitiert. Rund 500 Gewässerrückbauprojekte, 253 Gewässerpflegepläne sowie der Erwerb von 750 Hektar Auenflächen wurden finanziert oder gefördert. Darüber hinaus wurden unverzichtbare Grundlagen wie die Gewässerstrukturkartierung oder der Gewässerty- penatlas erarbeitet. Gewässernachbarschaften wurden zusammen mit Hessen im Rahmen der „Gemeinnützi- gen Fortbildungsgesellschaft für Wasserwirtschaft und Landschaftsentwicklung“ initiiert, um Wissen und Informationsaustausch bei den für die Gewässerunter- haltung zuständigen Kommunen zu fördern. Vor allem aber standen die Projekte der Verbandsgemeinden, Städte und Kreise im Mittelpunkt: Beispiele wie das Naheprogramm oder das Gewässerrandstreifenprojekt „Ruwer“ stehen Pate für die Vielzahl der Maßnahmen auf staatlicher und kommunaler Ebene. Die Aktion Blau ist den Kinderschuhen entwachsen. Als Teenager bleibt sie weiter Schwerpunkt des rheinland- pfälzischen Hochwasserschutzkonzeptes. Die Möglich- keiten zur finanziellen Förderung entsprechender Projekte der Landkreise, Städte und Verbandsgemein- den werden deutlich verbessert. Die Aktion Blau unterstützt die Ziele der europäischen Wasserrahmen- richtlinie und wird zu deren erfolgreicher Umsetzung beitragen. Zum runden Geburtstag werden in diesem Heft viele Projektbeispiele aus dem bewegten und erfolgreichen ersten Jahrzehnt der Aktion Blau vorge- stellt. Hier finden Sie viele Anregungen für eigene Vorhaben zur Gewässerrenaturierung. Ich wünsche den Partnerinnen und Partnern der Aktion Blau auch in Zukunft viel Erfolg bei der ökologischen Entwicklung unserer Gewässer und Gewässerauen in Rheinland-Pfalz. Teil 1 10 Jahre Aktion Blau Gewässerentwicklung in Rheinland-Pfalz Seite 5 Teil 2 Aktion Blau vor Ort Seite 88 Teil 1 10 Jahre Aktion Blau Gewässerentwicklung in Rheinland-Pfalz 1Die Aktion Blau, das wegweisendes Programm 2Zehn Jahre Aktion Blau, eine Momentaufnahme 12 3Handreichungen für Akteure 14 4 Aktion Blau im 21. Jahrhundert 42 5Neue Aufgaben 44 6Strategien 46 7Die tragenden Säulen 56 8Wegweisende Projekte 58 9Perspektiven 86 6 1 Die Aktion Blau, ein wegweisendes Programm Vergangene Zeiten Seit je her gestalten Gewässer unsere Landschaften und Lebensbedingungen. Und seit alten Zeiten gestalten wir Menschen die Gewässer, um unsere Lebensbedingungen zu verbessern. Für die antiken Kulturen an den großen Strömen galten einfache Regeln: Ohne Wasser kein Leben, ohne Gewässer keine Kultur. Gewässergestaltung ist aber nicht nur historisch Quelle und Ausdruck menschlicher Kultur. Im Zuge der Technisierung sind im vergangenen Jahrhundert weiträumige und tiefgreifende Überformungen der Landschaft und der Gewässer möglich geworden. Die Gestaltung der Gewässer er- folgte meist monofunktional und nutzenorientiert zur Verbesserung der Siedlungs- und der Nahrungsmittelproduktion. Die Gewässer wurden begradigt, verlegt, eingeengt, verbaut und eingetieft. Wichtige Zusammenhänge des Wasser- und naturhaus- halts waren damals nachrangig oder nicht bekannt. Der Zugewinn an Nutzen ging deshalb oft mit einem Verlust an Funktionen einher. Heute werden Hochwasservorsor- ge, Geschiebehaushalt, Tiefenerosion, Stoffhaushalt, Landschaftsbild, Erholungsfunktion und andere Belange des Allgemeinwohls bei der Gewässerentwicklung selbst- verständlich beachtet. WeichenstellungDas Programm Die ausschließlich nutzenorientierte wasserbauliche Gestaltung der Gewässer führte zu unnatürlichen, repa- raturanfälligen Systemen, die wichtige Funktionen im Naturhaushalt nicht mehr erfüllen. Die Gewässer neigen zu Tiefenerosion, sind lebensfeindlich haben ei- nen gestörten Stoffhaushalt und das Hochwasser wird verschärft. Diese Entwicklung ist mit nachhaltiger Hoch- wasservorsorge und nachhaltiger Wasserwirtschaft im Sinne der Agenda 21 nicht vereinbar. Deshalb galt es, nachhaltige und funktionstüchtige Formen der Gewäs- serentwicklung zu finden, die eine ökologische Funkti- onsfähigkeit gewährleisten, die Belange des Allgemein- wohls integrieren und auch eine angepasste Nutzung der Gewässer und Auen ermöglichen.Rheinland-Pfalz hat deshalb 1994 mit der Aktion Blau ein Programm ins Leben gerufen, das die Gewässerunter- haltungspflichtigen bei dieser Aufgabe unterstützt. Ziel ist die Wiederherstellung der ökologischen Funktionsfä- higkeit der gewässer. Die Gewässer sollen so entwickelt werden, dass sie mit Form und Struktur den prägenden Hochwasserabflüssen angepasst sind und in diesem nachhaltigen Gleichgewicht alle wesentlichen Funktionen im Naturhaushalt und für den Menschen erfüllen können. Das Aktionsprogramm umfasst alle Aktivitäten, des Landes, der Landkreise, der Kommunen und der Bürger, die dieser Zielsetzung dienen. Die Farbe Blau kennzeich- net in Gewässergüte und Gewässerstrukturgüte solche Gewässerabschnitte, die sich in einem ökologisch guten Zustand befinden. Diese Weichenstellung für eine nachhaltige Gewässer- entwicklung war damals wegweisend und hat bundes- weit sowie international viel Anerkennung gefunden. 6 Aktion Blau Aktion Blau 7

Aktion Blau Plus

Gewässerentwicklung in Rheinland-Pfalz [Redaktioneller Hinweis: Die folgende Beschreibung ist eine unstrukturierte Extraktion aus dem originalem PDF] MINISTERIUM FÜR UMWELT, LANDWIRTSCHAFT, ERNÄHRUNG, WEINBAU UND FORSTEN Aktion blAu Plus Aktion MINISTERIUM FÜR UMWELT, LANDWIRTSCHAFT, ERNÄHRUNG, WEINBAU UND FORSTEN Plus Blau GewässerentwicklunG in rheinland-pfalz Der Weg zur Aktion BlAu Plus im Jahr 1995 hat das umweltministerium die Aktion Blau gestartet. ziel des Aktionspro- gramms ist, die in der Vergangenheit von Menschenhand durch- geführten Begradigungen und Befestigungen un- serer Bäche und Flüsse nach Möglichkeit wieder rückgängig zu machen und den gewässern einen angemessenen entwicklungsraum zurückzugeben. in den 1990er Jahren wurde erkannt, dass wir Bäche und Flüsse oft zu sehr eingeengt und auch zu wenig Platz für Hochwasser gelassen haben. Heute wissen wir aus erfahrung, dass diese entwicklung mit vielen nachteilen einherging. Damit unsere gewässer wieder nachhaltig funktio- nieren, ist nicht nur sauberes Wasser notwendig, sondern auch ein naturnahes und hochwasser- angepasstes gewässerbett. Diese erkenntnisse spiegeln sich inzwischen auch in der europäischen Wasserpolitik und in unseren deutschen Wasser- gesetzen: Den „guten ökologischen zustand“ zu erreichen und Hochwasserrisiken weitgehend zu vermeiden ist eine europäische Herausforderung! nachdem mit beachtlichen investitionen die Abwasserreinigung landesweit erfolgreich aus- gebaut und unterhalten wird, liegt zukünftig ein schwerpunkt auf der nachhaltigen ökologischen entwicklung der gewässer. Von Beginn an verfolgt die Aktion Blau die drei Hauptziele der gewässer- entwicklung: Wiederherstellung der ökologischen Funktionsfähigkeit, stärkung des natürlichen Hochwasserrückhalts und die integration weiterer Belange des Allgemeinwohls. Mit dem symbolischen „Plus“ ist die Aktion Blau seit 2011 noch stärker den örtlichen Belangen verbunden. Alle erfahrungen aus den örtlichen Projekten haben gezeigt, dass viele gewässerpro- jekte mit weiteren interessen des Allgemeinwohls vernetzt werden können und so entwicklung und interessen der kommunalen gebietskörperschaften kooperativ befördert werden. Diese synergien sol- len frühzeitig erkannt und bei den Projekten kon- zeptionell integriert werden. Viele Projekte können so ein deutliches Plus an Mehrwert erzielen. im zustand unserer gewässer spiegelt sich seit Jahrtausenden immer auch der entwicklungsstand unserer kultur, denn sie sollen nicht nur lebense- lixier befördern, sie sollen immer als lebensadern einer ökologisch intakten vitalen kulturlandschaft funktionieren. Das ist heute erst für ein Drittel aller gewässer erreicht, diesen Anspruch aber flächen- deckend zu erfüllen ist eine generationenaufgabe. Packen sie also weiter mit an und realisieren sie ihre Projekte mit einem Plus für die Bürgerschaft. Die Möglichkeiten zur finanziellen Förderung von Aktion Blau Plus-Projekten wurden mit dem „Plus“ in den Förderrichtlinien der Wasserwirtschaft nochmals verbessert. Dazu finden sie in dieser Broschüre mehr als 40 verschiedene erfolgreiche Projekte der Aktion Blau Plus. Die Vielfalt der Projekte zeugt von der Vielfalt der Möglichkeiten, die das Aktionsprogramm eröffnet. Als verantwortliche entscheidungsträger werden sie ideen und Beispiele finden. Bei allen Projekten sind die Plus-Aspekte und die Plus-Part- ner benannt und beschrieben. lassen auch sie sich inspirieren und starten sie ihre eigenen Projekte. Mein besonderer Dank gilt den kommunen für die zahlreichen umgesetzten Projekte, aber auch den vielen Bachpaten, die sich ehrenamtlich um das Wohlergehen „ihrer“ gewässer kümmern. Dies zeigt, in welchem Maße die Aktion Blau Plus auch Bürgerinnen und Bürger anspricht. zum runden geburtstag danke ich den vielen Partnerinnen und Partnern der Aktion Blau Plus herzlich für die beachtlichen leistungen und wün- sche auch in zukunft viel Freude und erfolg bei der entwicklung unserer gewässer und gewässerauen in rheinland-Pfalz. ulrike Höfken staatsministerin für umwelt, landwirtschaft, ernährung, Weinbau und Forsten rheinland-Pfalz 3 4 Inhalt 1 Der Weg zur Aktion Blau Plus start der Aktion Blau Die ziele der Aktion Blau Die Aktion Blau Plus 2 Gewässerentwicklung im 21. Jahrhundert ein Blick zurück europäische Wasserpolitik gewässerentwicklung in der kulturlandschaft 3 Das Plus Das Plus Prinzip Die Beispiele Das Förderprogramm 6 8 12 14 16 18 20 22 26 28 30 32 4Perspektiven Für die zukunft34 36 5Aktion Blau Plus vor Ort40 Form und Funktion strukturentwicklung entwicklungskorridore Durchgängigkeit Hochwasserrückhalt konzepte kooperationen Mensch und gewässer Wohnumfeld42 54 66 78 90 102 114 126 140 5

Akt 3 der Gewässerrenaturierung an der Scheppau ist abgeschlossen

Helmstedt/Braunschweig. – 1,5 Kilometer Gewässer in nur drei Wochen: In rekordverdächtiger Zeit konnte die Renaturierung der Scheppau zwischen Rieseberg und Autobahn A2 im Landkreis Helmstedt in diesem Sommer abgeschlossen werden. Neben idealen Bedingungen profitierte das im Auftrag des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) durchgeführte Projekt dabei auch von den Erfahrungen, die bereits andernorts an der Scheppau gemacht wurden. Gestern (14.09.) erfolgte die wasserbauliche Abnahme. – 1,5 Kilometer Gewässer in nur drei Wochen: In rekordverdächtiger Zeit konnte die Renaturierung der Scheppau zwischen Rieseberg und Autobahn A2 im Landkreis Helmstedt in diesem Sommer abgeschlossen werden. Neben idealen Bedingungen profitierte das im Auftrag des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) durchgeführte Projekt dabei auch von den Erfahrungen, die bereits andernorts an der Scheppau gemacht wurden. Gestern (14.09.) erfolgte die wasserbauliche Abnahme. „Insbesondere aus den Erkenntnissen von der Entwicklung des Bachs in den beiden vorrangegangenen Projektabschnitten konnten wir für die jetzt im aktuellen Abschnitt durchgeführten Arbeiten viel Nutzen ziehen“, berichtet Edith Büscher-Wenst vom NLWKN in Braunschweig. Die Projektverantwortliche hebt am Rande der Abnahme zudem eine bewährt gute Zusammenarbeit mit dem Unterhaltungsverband Schunter und die fachlich versierte Arbeit der ausführenden Baufirma Mittelweser Tiefbau GmbH hervor. Auch die Bereitstellung von Flächen durch die Niedersächsischen Landesforsten und die Stadt Königslutter sei ein Garant für eine optimale Lösung in diesem Abschnitt gewesen, so Büscher-Wenst. Zurück zum naturnahen Zustand Zurück zum naturnahen Zustand Wie Untersuchungen belegen, ist die Scheppau – wie die meisten Bäche des Flachlandes – durch den historischen Ausbau, die Begradigung und Unterhaltung an Strukturen und Arten zwischenzeitlich stark verarmt. „Durch die jetzt durchgeführten Renaturierungen werden nun wieder günstige Voraussetzungen für eine naturnahe Besiedlung des Baches mit Fischen und Kleinstlebewesen, dem sogenannten Makrozoobenthos, geschaffen“, betont Büscher-Wenst. Außerdem werde eine größere Resilienz des Gewässers gegen Klimaveränderungen erreicht. Vorbild für die Arbeiten war die Natur selbst: So wurde etwa der natürliche Bachlauf durch die Anlage von Mäandern (Bachschlaufen) weitgehend nachempfunden. Im Bereich des Forstes Sundern konnte durch die Wiederherstellung des historischen Verlaufs der Scheppau ein strukturreicher neuer Verlauf im Wald geschaffen werden . Im Rahmen des Projektes wurden außerdem viel Totholz in Form von Stubben und Buhnen und rund 140 Tonnen Kiesgemisch in die Scheppau eingebaut. Ergänzend wurden verschiedene Profilanpassungen vorgenommen. „Der Bach bekommt auf diese Weise seine durch Begradigung und Ausbau verlorengegangenen natürlichen Strukturen zurück“, so Büscher-Wenst. Neu angelegte Senken im Grünland und Grabenaufweitungen beziehen auch die Aue der Scheppau in das Vorhaben ein. Sie sollen eine Wasserrückhaltung im Gebiet begünstigen. Vollständig abgeschlossen wird die Maßnahme voraussichtlich im Herbst durch eine Initialbepflanzung mit Gehölzen. . Vierte Projektstufe in Vorbereitung Vierte Projektstufe in Vorbereitung „Mit der in dieser Woche durchgeführten Bauabnahme ist wieder ein kleiner Schritt zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in der Region erreicht“, erläutert NLWKN-Projektleiterin Silke Seemann. Gemäß der von der EU verabschiedeten Richtlinie gilt die Scheppau als eines der Prioritätsgewässer in der Region. Sie wird deshalb im Zuge des niedersächsischen Aktionsprogramms Gewässerlandschaften in insgesamt vier Abschnitten ökologisch aufgewertet. Der abschließende vierte Abschnitt zwischen der Autobahn und Mündung in der Schunter befindet sich planerisch in Vorbereitung. Das Vorhaben wird vollständig über das Programm zur Förderung der Entwicklung im ländlichen Raum Niedersachsen und Bremen 2014 bis 2020 (PFEIL) finanziert.

Kapitel 46 Mulmkäfer Rote Listen Sachsen-Anhalt 2020

Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle, Heft 1/2020: 641–643 46 Bearbeitet von Ringo Dietze und Manfred Jung * (2. Fassung, Stand: Dezember 2018) * Aktualisierung Einführung Die Mulmkäfer stehen taxonomisch den weit be- kannten Schnellkäfern (Elateridae) und Prachtkäfern (Buprestidae) nahe (Lohse 1979a,b, Köhler & Klausnitzer 1998). Sie sind in der mitteleuropäischen Fauna nur mit Cerophytum elateroides (Latreille, 1804) vertreten. Cerophytum elateroides ist aus vielen Regionen Deutschlands gemeldet, fehlt jedoch in mehre- ren nördlichen und östlichen Bundesländern. Aus Sachsen-Anhalt liegen sowohl historische als auch aktuelle Nachweise vor. Die Art entwickelt sich aus- schließlich im morschem Holz oder Mulm anbrü- chiger Bäume, vor allem an sogenannten Spiegeln oder Frostplatten. Für die Larvalentwicklung werden trockene Bereiche in den unteren Stammbereichen bevorzugt. Bei der Wahl des Brutholzes scheint die Art wenig anspruchsvoll. Sie wird für verschiedenste Laubhölzer angegeben: Horion (1953) nennt Fagus, Quercus, Populus, Salix, Ulmus, Acer, Betula, Tilia, Juglans sowie Aesculus. Die sachsen-anhaltinischen Nachweise der letzten Jahre gelangen hauptsächlich an Aesculus, vereinzelt wurden Tiere auch an Ulmus, Tilia, Populus, Acer und Carpinus beobachtet. Die Nachweise in der Umgebung des Huy bei Halberstadt erfolgten ausnahmslos am Fuße alter Schwarzpap- peln (Populus nigra) und Pyramidenpappeln (Populus nigra ‚italica‘) unter dort regelmäßig am Boden lie- genden bis zu 15 Zentimeter dicken und mulmdurch- setzten Borkeschichten. Unsere Kenntnisse zum Bestand von C. elateroides in Sachsen-Anhalt müssen als unbefriedigend ein- geschätzt werden; weitere Meldungen existierender Brutbäume in Sachsen-Anhalt sind sehr erwünscht. Die geringe Nachweisdichte dürfte dabei verschie- dene Gründe haben. Zum einen wird das Auffinden von besiedelten Bäumen dadurch erschwert, dass die Populationen dieser Art in ganz Deutschland stark ausgedünnt scheinen. Auf der anderen Seite sind die nachtaktiven Tiere wohl nur durch systematische Su- che nachzuweisen (Horion 1953); Zufallsfunde dieser ausgesprochen seltenen Art sind nicht zu erwarten. Die vielfach ausgebliebenen Meldungen für Sachsen- Anhalt dürften aber vor allem mit der Seltenheit der Art einhergehen und ihre Ursache besonders darin finden, dass Cerophytum elateroides heute bereits aus vielen Landstrichen verschwunden ist. Mulmkäfer (Coleoptera: Cerophytidae) Um die Suche nach verbliebenen Vorkommen im Land zu erleichtern, sollen hier einige Hinweise gegeben werden, die sich maßgeblich aus Beobachtungen im Hallenser Stadtgebiet ableiten. Die Imagines wurden in den vergangenen Jahren besonders an Allee- und Straßenbäumen nachgewiesen. Beobachtungen im Waldinneren größerer Laubholzbestände ge- langen nur in wenigen Fällen. Die Imagines treten von April bis Juni auf; sie sind besonders in warmen, windstillen Nächten im Mai aktiv und verlassen das Innere des Brutholzes zumeist erst in der ersten oder zweiten Stunde nach Mitternacht. Die Käfer sind nicht flüchtig und halten sich bevorzugt an den Wandungen von Mulmhöhlen und auf rindenlosen Stellen der unteren Stammpartien auf. Auffällig ist das regelmäßige Vorkommen zusammen mit den Käferarten Nosodendron fasciculare (Nosodendri- dae), Procraerus tibialis (Elateridae) und Grynocharis oblonga (Ostomidae), deren Anwesenheit als ein Indiz für mögliche Vorkommen von Cerophytum betrachtet werden kann. Eine weitere Möglichkeit des Nachweises am Tage besteht im Aussieben von morschem Holz und von Bodenstreu um befallene Bäume. In Gebiet des Huy wurde die Art bisher ausschließlich an alten, solitären Schwarz- und Pyramidenpappeln, meist „Bachbeglei- tern“, gefunden. Solche Bäume sind in den letzten Jahrzehnten aber durch natürliche Überalterung und Absterben oder durch Bachbegradigungen ver- schwunden, sodass in der Folge auch das Verschwin- den von Cerophytum zu befürchten ist. An den wenigen heute noch bekannten Fund- stellen im Land tritt die Art sehr vereinzelt auf. Neue Angaben liegen hauptsächlich aus dem nordöstlichen Harzvorland (Huy bei Halberstadt) und dem Stadt- gebiet von Halle vor. Sachsen-Anhalt dürfte (mit etwa 30–40 in den letzten zehn Jahren beobachteten Exem- plaren) eine der Regionen mit den gegenwärtig wohl größten bekannten Vorkommen in Deutschland sein. Auch bilden diese Nachweise scheinbar einen Teil der nördlichen Verbreitungsgrenze. Dies zeigt zum einen, wie nahe die Bestände am Rande der Auslöschung stehen, andererseits wird deutlich, welche besondere Rolle dem Land Sachsen-Anhalt zukommt, diese aus- gesprochene Rarität unserer Wälder zu erhalten. Datengrundlagen Zur Beurteilung des Bestandes der Cerophytidae Sachsen-Anhalts wurden die faunistischen Arbeiten und Verzeichnisse von Wahnschaffe (1883), Borchert (1951), Rapp (1933–35) und Horion (1953), herangezo- gen. Mehrere Kollegen teilten aktuelle Nachweise der beiden Arten mit. Die Daten der im Dessauer Mu- 641 Mulmkäfer Tab. 1: Übersicht zum Gefährdungsgrad der Cerophytidae Sachsen-Anhalts. Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 0 - - Gefährdungskategorie R 1 2 - 1 - - 100,0 - seum vorhandenen Belege wurden freundlicherweise von A. Schöne aufgenommen und übermittelt. Die Nomenklatur richtet sich nach Bleich et al. (2018). Gefährdungsursachen und erforderliche Schutzmaßnahmen Den Beständen der Art wurde und wird durch ver- schiedene Faktoren erheblich zugesetzt. Die Ursachen der Gefährdung decken sich mit denen, die auch für die Verarmung der Fauna anderer xylobionter Insek- ten verantwortlich zu machen sind: − Abnahme des Durchschnittsalters der Baumbe- stände und Verringerung des Anteiles unterschied- licher Altersklassen in der Zusammensetzung der Baumschicht, − Etablierung florenfremder Gehölze und Schaffung strukturarmer Forste, − Entfernung und Beschnitt von Alleebäumen, Über- hältern und exponiert stehenden Einzelbäumen, 3 - - Rote ListeGesamt 11 − Fehlen von Feldgehölzen, Waldrandstrukturen und der Vernetzung der Baumbestände dienender Saumbiotope, − Genehmigung/Duldung des unter finanziellen Aspekten geschehenden Einschlages von Bäumen in unter Schutz stehenden Biotopen, − Auswirkungen der „Waldhygiene“ und drastische, aus der Umsetzung der Verkehrssicherungspflicht durch Grundstückseigentümer, Kommunen und Forstämter entstehende Folgen: Verschwinden be- sonders wertvoller Strukturelemente und Nischen aus den Wäldern, Parks, Ortschaften und Baumbe- ständen entlang der Straßen, − Entfernung von anbrüchigen und abgestorbenen Bäumen, Wurzelstöcken und herabgebrochenem Astwerk aus den Wäldern; Ausfräsung von Wurzel- stöcken, Versiegelung von Mulmhöhlen. Wenn diese Beeinflussungen in diesem Maße weiter wirken, ist in absehbarer Zeit mit dem Verschwinden des Cerophytum aus unseren Baumbeständen zu Abb. 1: Der Mulmkäfer Cerophytum elateroides entwickelt sich in morschem Laubholz, vorzugsweise Pappeln und wird dort im Frühjahr ge- funden (Foto: P. Krásenský, www.insect-foto.com). 642 Mulmkäfer rechnen. Die Gefahr der Auslöschung dieses holz- bewohnenden Käfers in Sachsen-Anhalt ist dabei besonders groß, weil sich tiefgreifende Eingriffe von waldbaulicher und „waldhygienischer“ Seite besonders in Populationen niederschlagen, die entweder bereits stark ausgedünnt sind oder seit jeher an der Grenze der die Erhaltung sichernden Individuenzahl bestehen. Ferner treffen Schädigungen der Habitatstrukturen in besonderem Maße die stenotopen Arten, deren Popu- lationen dann schlagartig aussterben können. Der Gefahr des Aussterbens dieser Art im Land ist allein durch konsequenten Schutz der von ihr besie- delten Habitate zu begegnen. Dies setzt selbstredend die Kenntnis der heute noch existierenden Vorkom- men voraus, um Maßnahmen zum Schutz gezielt an- setzen zu können. Bruthölzer bekannter Populationen sind bedingungslos vor der Vernichtung durch forst- wirtschaftliche Maßnahmen zu bewahren. An Stellen, wo der Erhalt von Brutbäumen mit den aus der Ver- kehrssicherungspflicht entstehenden Forderungen nicht zu vereinbaren scheint, sind andere Möglichkei- ten der Sicherung der Population zu prüfen. Art (wiss.)Kat. Cerophytum elateroides Latreille, 18041 Nomenklatur nach Bleich et al. (2018). Danksagung Wir danken Herrn Pavel Krásenský für die Bereitstellung des Fotos von Cerophytum elateroides sehr herzlich. Literatur Bleich, O., Gürlich, S. & F. Köhler (2018): Verzeichnis und Verbreitungsatlas der Käfer Deutschlands. – www. coleokat.de [download-Datum: 18.4.2018] Borchert, W. (1951): Die Käferwelt des Magdeburger Raumes. – In: Magdeburger Forschungen, Bd. II. – Magdeburg: Rat der Stadt Magdeburg (1951). – 264 S. Horion, A. (1953): Faunistik der mitteleuropäischen Käfer. – Bd. 3, München. Koch, K. (1989): Die Käfer Mitteleuropas. Ökologie. – Bd. 2 – Pselaphidae bis Lucanidae. – Krefeld. Lohse, G.A. (1979a): 35. Familie: Cerophytidae.- In: Freude, H., Harde, K.W. & G.A. Lohse (Hrsg.)(1979): Die Käfer Mitteleuropas. – Band 6, Goecke & Evers (Krefeld): 186–187. Rapp, O. (1933–35): Die Käfer Thüringens unter be- sonderer Berücksichtigung der faunistisch- ökolo- gischen Geographie. – Bde. I–III. Erfurt. Wahnschaffe, M. (1883): Verzeichnis der im Gebiet des Aller – Vereins zwischen Helmstedt und Magde- burg aufgefundenen Käfer. – Neuhaldensleben. Anschrift des Autors Manfred Jung Hauptstraße 26a 38822 Athenstedt E-Mail:manfred.jung.col@gmx.de 643

Gewässerforum: Große Kraftanstrengung für saubere Seen und Gewässer

Hannover/ Hildesheim – Die Belastung des Grundwassers mit Nährstoffen wie Nitrat ist derzeit ein beherrschendes Thema der umweltpolitischen Debatte. Aber auch auf die Qualität und die Bewertung der Oberflächengewässer haben diese Parameter einen großen Einfluss, wie Frank Doods, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz am Montag auf dem Gewässerforum in Hannover feststellte: „Nur zwei Prozent der Flüsse, Bäche und Seen in Niedersachsen erreichen den von der Europäischen Union vorgegebenen guten ökologischen Zustand oder das gute ökologische Potential. Ursache für die schlechte Einstufung der anderen Oberflächengewässer sind nicht nur bauliche Maßnahmen wie Begradigungen, Wanderungshindernisse oder massive Ufereinfassungen aus Beton, sondern eben auch Funde von Schadstoffen wie Pestiziden und Industriechemikalien oder zu hohe Nährstoffeinträge“. Während der Tagung in der Akademie des Sports stellten Sachverständige aus Wissenschaft und Verwaltung unter anderem eine landesweite Nährstoffmodellierung vor, mit deren Hilfe der konkrete Reduktionsbedarf für die Nährstoffe Stickstoff und Phosphor für die niedersächsischen Oberflächengewässer beziffert werden konnte. „Demnach müssen wir die Stickstoffeinträge um circa 37.000 Tonnen im Jahr verringern, beim Phosphor liegt die einzusparende Menge bei rund 1.400 Tonnen im Jahr, wenn wir die gesetzlichen Vorgaben erfüllen wollen“, erklärte Anne Rickmeyer, Direktorin des NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz), der das Gewässerforum organisierte. Zu Grunde gelegt wurden dabei die Grenzwerte von 2,8 Milligramm je Liter für Gesamtstickstoff (TN) und bis zu 0,3 Milligramm je Liter für Phosphat. „Das Bewirtschaftungsziel von 2,8 mg TN/l dient hauptsächlich dem Schutz der Küstengewässer. Da die Stickstoffeinträge aber zum großen Teil aus dem Binnenland in die Küstengewässer gelangen, legen wir diesen Wert auch im Binnenland zugrunde“, erläuterte Stephanie Gudat vom NLWKN in Hildesheim. Grundlage der Berechnungen war ein Modell, das bundesweiten Empfehlungen folgte und in das auf Basis eines digitalen 100 x 100 Meter Landschaftsrasters unter anderem Eintragspfade in die Oberflächengewässer wie Grundwasserzuflüsse, Abschwemmungen, Erosionen und Drainagen eingingen. Neben diesen diffusen Einträgen wurden aber auch punktuelle Einträge aus Kläranlagen oder Regenüberläufen der Kanalisation ausgewertet. „Dieses Modell ist ein gutes Tool für Niedersachsen, da wir nicht nur den Reduktionsbedarf insgesamt, sondern auch lokale Handlungsschwerpunkte und Herkünfte ermitteln können, was eine wichtige Grundlage für die Planung von Maßnahmen darstellt“, ergänzte Gudat. Einen weiteren Tagungsschwerpunkt legte das Gewässerforum auf die Funde so genannter Spurenstoffe wie Arzneimittelrückstände, Industrie- und Haushaltschemikalien sowie Pflanzenschutzmittel in Oberflächengewässern. „Als Spurenstoffe werden künstliche Substanzen bezeichnet, die in nur sehr geringer Konzentration in den Gewässern nachgewiesen werden, die aber in Abhängigkeit ihrer Giftig- und Abbaubarkeit Einfluss auf die Gewässerqualität haben können. Etliche dieser Stoffe oder Stoffgruppen wurden in den vergangenen Jahren erstmals u.a. im Rahmen von Untersuchungen in niedersächsischen Gewässern ermittelt“, berichtete Dr. Mario Schaffer vom NLWKN in seinem Vortrag. Eine dieser Sonderuntersuchungen auf Arzneimittel ergab beispielsweise, dass an 66 Prozent der 25 beprobten Fließgewässerüberblicksmessstellen Rückstände von Human- und/oder Veterinärantibiotika nachweisbar waren. Eine Gemeinsamkeit der positiv beprobten Fundstellen war, dass sie an größeren Gewässern lagen, die zumeist auch abwasserbeeinflusst sind. „Auch im Bereich der Spurenstoffe unterscheiden wir nach diffusen Eintragsquellen wie der Landwirtschaft oder Punktquellen, wie industrielle Direkteinleiter oder kommunale Kläranlagen“, ergänzte Schaffer. Staatssekretär Doods dankte den Fachleuten für ihren Einsatz und ihre unentbehrliche Grundlagenarbeit und betonte, dass zur Lösung der Probleme nur eine enge Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachbereiche und Akteure beitragen könne: „Einer alleine oder gar im Gegeneinander werden wir es nicht schaffen“. Er kündigte an: „Wir werden an allen Stellen genau hinsehen und analysieren müssen. Konkret: Noch viel mehr als bisher. Ich erwarte, dass es schon bald neue Grenzwerte gibt – und an dieser Diskussion wird sich Niedersachsen an vorderster Stelle beteiligen“.

Optimierung des Wasserhaushaltes in ausgewählten Mooren in der Südheide

Der NLWKN Süd in Braunschweig setzt im Bewilligungszeitraum 25.03.2020 - 31.12.2022 das aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mit 3,73 Mio. € geförderte KliMo-Projekt „Optimierung des Wasserhaushaltes in ausgewählten Mooren der Südheide“ um. Bei dem Projekt handelt es sich um ein Kooperationsprojekt mit den Niedersächsischen Landesforsten. Unterstützt wird das Projekt vom Unterhaltungsverband Lachte und dem Landkreis Gifhorn. Im Rahmen des KliMo-Projekts werden zwei Projektgebiete im Landkreis Gifhorn mit einer Gesamtfläche von insgesamt 630 ha in den Naturschutzgebieten „Großes Moor bei Gifhorn“ ( NSG BR 051 ; FFH 315, V45 ) und „Obere Lachte, Kainbach, Jafelbach“ ( NSG BR 098 ; FFH 086) bearbeitet. Neben den positiven Effekten für das Klima werden durch die Renaturierungsmaßnahmen in den beiden Mooren die Schutz- und Entwicklungsziele in den FFH- und EU-Vogelschutzgebieten umgesetzt und somit wertvolle Beiträge zur Umsetzung von Natura 2000 und EG-Wasserrahmenrichtlinie sowie der Niedersächsischen Strategie zur biologischen Vielfalt geleistet. Weiterhin dient die Umsetzung auch den Zielen des Programms Niedersächsische Moorlandschaften. Quell- und Durchströmungsmoore im NSG „Obere Lachte, Kainbach, Jafelbach“ Quell- und Durchströmungsmoore im NSG „Obere Lachte, Kainbach, Jafelbach“ Die in diesem Naturschutzgebiet gelegenen Niedermoore wurden im Verlaufe des 19. Jahrhunderts durch Begradigung und Vertiefung der natürlich vorhandenen Bäche und durch die Schaffung weiterer Gräben entwässert, um Flächen forst- und landwirtschaftlich zu nutzen. Auf einem erheblichen Teil der betroffenen Flächen wurde die wirtschaftliche Nutzung inzwischen eingestellt, sodass heute die Möglichkeit zur Wiedervernässung der Moorböden gegeben ist. Kernziel der KliMo-finanzierten Maßnahmen in diesem Gebiet ist die Wiedervernässung des Quell- und Durchströmungsmoores. Dazu ist die Stabilisierung des Wasserhaushalts durch die Herstellung einer naturnahen Grundwassersituation mit Wasserrückhaltung in den entwässerten Niedermoorkörpern notwendig. Im Zuge dessen sollen auch die natürlich vorhandenen Bäche wieder zu naturnahen, heidebachtypischen Fließgewässern entwickelt werden. Die geplanten Maßnahmen umfassen vor allem das Verfüllen künstlich angelegter Entwässerungsgräben, das Anheben der künstlich vertieften Gewässersohlen auf das Niveau eines natürlichen Bachlaufs sowie den Abbau von Fließbarrieren. Wiedervernässung des abgetorften Hochmoores im NSG „Großes Moor bei Gifhorn“ Wiedervernässung des abgetorften Hochmoores im NSG „Großes Moor bei Gifhorn“ Auch das Große Moor bei Gifhorn wurden in den vergangenen 200 Jahren durch verschiedene Eingriffe des Menschen erheblich verändert. Noch heute findet in diesem Gebiet industrieller Torfabbau statt. Das Hochmoor steht als Rückzugsgebiet für eine vielfältige an Moore gebundene Flora und Fauna mit dem Ziel der Renaturierung unter Naturschutz. Bereits im Frühjahr 2018 wurde das Flurbereinigungsverfahren „Großes Moor“ eingeleitet. Zielsetzung ist es möglichst große Flächenkomplexe für eine Wiedervernässung zu erhalten. Aufbauend auf diesem Verfahren soll in dem hier vorgestellten KliMo-Projekt der südliche Teilbereich des Gebiets wiedervernässt werden. Der Grundwasserspiegel soll bis auf Geländeniveau angehoben werden, sodass der Moorkörper wieder dauerhaft durchnässt ist und sich auf tiefergelegenen Flächen eine Überstauung einstellt. Dazu wird ein Hauptvorfluter, der auch in trockenen Witterungsperioden große Mengen Wasser aus dem Gebiet abführt, dauerhaft gestaut. Zudem werden Dämme und Verwallungen errichtet, um eine gleichmäßige Vernässung des Gebiets zu erreichen. Als langfristiges Ziel sollen – über verschiedene Zwischenstadien – hochmoorähnliche, weitgehend offene Moorflächen entwickelt werden.

Die gefährdete Vielfalt unserer Heu- und Fangschrecken

In Baden-Württemberg leben 70 Heu- und Fangschreckenarten. 30 der 70 Arten sind bestandsgefährdet. Damit sind im Vergleich zur Roten Liste 1998 zwar nur unwesentlich mehr Arten gefährdet, doch mit Blick auf die einzelnen Arten werden Verschiebungen deutlich. So gibt es Arten, die von den Klimaveränderungen profitieren, wohingegen andere aufgrund zunehmender Hitze- und Dürreperioden aus tieferen Lagen verschwinden und in ihrer Verbreitung zurückgehen. Der Verlust von Lebensräumen ist nach wie vor der Hauptgrund, der zur Gefährdung führt. Gezielte Schutzmaßnahmen sind daher unumgänglich, um die Vielfalt der Heuschrecken zu erhalten. Drei besonders interessante Vertreter aus der Ordnung der Heuschrecken sind die Maulwurfsgrille, der Warzenbeißer und die Alpine Gebirgsschrecke. Grafik zeigt: Anzahl der baden-württembergischen Heu- und Fangschreckenarten in der jeweiligen Gefährdungskategorie der Roten Liste (Stand 2020). Bildnachweis: LUBW Versteckt und nur in der Nacht ist die Maulwurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa) aktiv. Dicht unter der Oberfläche legt die bis zu fünf Zentimeter große Grille Gänge an, in denen sie fast ihr ganzes Leben verbringt. Nicht nur die Lebensweise und das Aussehen ähneln dem Maulwurf, auch ihre Ernährung hat die Grille mit dem Säugetier gemein: Sie ernährt sich vorwiegend von Würmern, Schneckeneiern und anderen Bodenlebewesen. Nur selten bekommt man das außergewöhnliche Tier zu Gesicht, was ihre Erfassung sehr schwierig macht. In Folge gezielter Aufrufe wurden 2018 und 2019 aber 100 neue Funde gemeldet. Viele ehemalige Vorkommen konnten jedoch nicht mehr bestätigt werden, sodass eine Gefährdung unbekannten Ausmaßes anzunehmen ist. Die Grille bevorzugt vor allem lockere und feuchte Böden, wie sie zum Beispiel an Bächen oder unter frisch-feuchten Wiesen vorkommen. Durch Bachbegradigungen und Entwässerung von Wiesen und Mooren verliert die Maulwurfsgrille ihren Lebensraum. Bild zeigt: Maulwurfsgrille, Bildnachweis: Juliane Saar Der Warzenbeißer (Decticus verrucivorus) kann beißen, wenn man versucht ihn zu fangen. Dieser Eigenschaft verdankt er auch seinen Namen. Früher wurden die Tiere zur Warzenbehandlung verwendet. Durch den Biss in die Warze sollte diese besser heilen. Zu finden ist die Heuschrecke auf Heideflächen und extensiv genutzten Weiden. Doch diese Lebensräume werden immer seltener, was die Population der Heuschrecke gefährdet. Sie ernährt sich hauptsächlich von Insekten, Spinnen und weichen Kräutern. Werden die Flächen nicht mehr extensiv bewirtschaftet, verfilzt die Vegetation wodurch dem Warzenbeißer ein Teil seiner Nahrung und Orte zur Eiablage entzogen werden. Viele Vorkommen der Art leiden unter einer fortschreitenden Verkleinerung und Verinselung ihrer Lebensräume. Die Beweidung mit Schafen und Rindern bietet aber die Möglichkeit, geeignete Flächen offenzuhalten und damit zum Erhalt der beeindruckenden Art beizutragen. Bild zeigt: Warzenbeißer, Bildnachweis: Torsten Bittner Wie der Name schon erahnen lässt, bevorzugt die Alpine Gebirgsschrecke (Miramella alpina) die Berge und Lagen über 600 Höhenmeter. In Baden-Württemberg ist sie daher fast ausschließlich im Schwarzwald anzutreffen und insbesondere in feuchten Wiesen, Mooren und lichten Nadelwäldern verbreitet. Sie ernährt sich von Gräsern, Flechten und Moosen. Im Gegensatz zu anderen Schrecken oder Grillen können die Männchen nicht mit den Beinen oder Flügeln zirpen.  Um die Weibchen anzulocken knarren und klicken sie daher mit ihren Mundwerkzeugen. Da die Art nicht fliegen kann, benötigt sie eine gute Vernetzung der Lebensräume. Durch die Klimaveränderungen und zunehmend heiße und trockene Sommer ist die Art bereits aus tiefer gelegenen Flächen verschwunden. Bild zeigt: Alpine Gebirgsschrecken, Bildnachweis: Joachim Wimmer

aly_obs_2018.pdf

Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg Geburtshelferkröte Alytes obstetricans (Laurenti, 1768) Als einzige heimische Amphibienart betreibt die Geburtshelfer- kröte eine besondere Brutpflege, bei der das Männchen Laich- schnüre um die Hinterbeine gewickelt mit sich herumträgt. Seine nächtlichen Rufe klingen wie „üh..üh..üh“ und erinnern im Chor an Glockengeläut, was der Art den Beinamen Glo- ckenfrosch einbrachte. Der graubraune Körper der Tiere wirkt gedrungen, die Augen sind dunkel marmoriert mit goldfarbener Iris. Die Pupille steht nicht waagerecht wie bei Fröschen und Kröten, sondern senkrecht. Schnecken. Bei der Paarung an Land umklammert das Männ- chen die Lenden des Weibchens, so dass beide Tiere mit ihren Hinterbeinen ein „Körbchen“ bilden, in das die Eier abgegeben und besamt werden. Nach einer Brutfürsorge von zwei bis sechs Wochen trägt das Männchen die Laichschnüre zum Gewässer und entlässt dort die Larven. Dieses Brutpflegeverhalten bietet den Eiern Schutz vor Verdriftung in Fließgewässern und Fress- feinden wie Fischen. Als eine weitere Besonderheit können die Larven der Geburtshelferkröte in kalten Gewässern wachsen oder im Bodenschlamm überwintern, wozu die Larven der mei- sten anderen Froschlurche nicht in der Lage sind. LEBENSRAUM Die Geburtshelferkröte liebt hügelige bis bergige Landschaften mit warmen, lockeren Sandböden zum Graben. Früher traf man sie an vegetationsarmen, sandig-kiesigen Uferbereichen naturna- her Bäche und Flüsse an. Da diese Lebensräume heute immer seltener werden, weicht die Geburtshelferkröte auf Kiesgruben und Steinbrüche oder Geröll-, Erd- und Steinhaufen an Ortsrän- dern und Bauernhöfen aus. Das funktioniert aber nur dort, wo die Tiere auch genügend Tümpel, Löschteiche oder strömungs- arme Gewässer für die Entwicklung der Larve vorfinden. LEBENSWEISE Geburtshelferkröten ruhen tagsüber verborgen in Mauerspalten, Steinhaufen oder selbst gegrabenen Erdhöhlen. In der Nacht erwachen sie jedoch zu neuem Leben und suchen auf wenig bewachsenen Flächen ihre Nahrung. Auf dem Speiseplan ste- hen neben zahlreichen Insekten, Spinnen, Asseln, Würmer und MASSE UND ZAHLEN Gesamtlänge: 3 bis 5 cm Gewicht: ca. 8 g VERBREITUNG Die Geburtshelferkröte ist eine Charakterart bewaldeter Mit- telgebirgslagen. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der Nordhälfte der Iberischen Halbinsel über fast ganz Frankreich in zwei Ausläufern bis nach Mitteleuropa. Der östliche Aus- läufer umfasst den Norden der Schweiz sowie den Südteil des Schwarzwaldes, über den nordöstlichen Ausläufer besiedelt die Art Wallonien, Luxemburg, das Saarland und Rheinland- Pfalz und erreicht über die Mittelgebirge Nordrhein-Westfa- lens und Nordhessens das südliche Weserbergland, den Harz, den Thüringer Wald sowie die Rhön. VERBREITUNG IN BADEN-WÜRTTEMBERG In Baden-Württemberg besiedelt die Geburtshelferkröte den südlichen Schwarzwald sowie einige benachbarte Gebiete wie das untere Wutachtal, den Klettgau, das Hochrheintal und die Markgräfler Rheinebene. BESTANDSENTWICKLUNG IN BADEN-​WÜRTTEMBERG Trotz regelmäßiger Schutzmaßnahmen sind deutliche Popu- lationsrückgänge zu verzeichnen. Besonders das Markgräfler Land ist von starken Rückgängen in den letzten Jahren betrof- fen. Durch mehrere Schutzprojekte hat sich die Situation dort in den letzten Jahren gebessert. Lokal sind im Südschwarz- wald gravierende Bestandsrückgänge durch intensive Schutz- maßnahmen verhindert worden. GEFÄHRDUNG UND SCHUTZ ROTE LISTE BW SCHUTZSTATUS D BNATSCHG 23BESONDERSSTRENG STARK GEFÄHRDETGEFÄHRDETGESCHÜTZTGESCHÜTZT GEFÄHRDUNGSURSACHEN „„ „„ „„ VERORDNUNGEN UND RICHTLINIEN EG-VO 338/97FFH-RICHTLINIE ANHANGANHANG - - IV - BARTSCHV - - SCHUTZMASSNAHMEN seit Jahrhunderten Zerstörung der ursprünglichen Lar- ven- und Landhabitate durch Eingriffe in die Dynamik von Bächen und kleinen Flüssen (z.B. Begradigungen und Einengungen des Bachbetts, die das natürliche Strö- mungsmosaik zerstören und die Ausbildung natürlicher Uferstrukturen wie Abbruchkanten, Kies- und Sandbänke verhindern) Zerstörung von sekundären Larven- und Landhabitaten in der Kulturlandschaft (z.B. Verfüllen von Löschteichen und Bewässerungsgräben, Beseitigung von Lesesteinhau- fen und Trockenmauern) Verfüllung oder sonstige Rekultivierung von Abbaugebie- ten wie Kiesgruben und Steinbrüchen bzw. deren natürli- che Wiederbewaldung „„ „„ „„ „„ Entfernen des Fischbesatzes aus Kleinteichen Verhinderung von Ablassen von Löschbecken zu Reini- gungszwecken ohne vorherige Bergung von Larven Neuanlage und Wiederherstellung von Larvengewässern In Landlebensräumen: Anlage sandiger Bereiche und Steinhaufen, Rückschnitt von Gehölzen SCHUTZPROJEKTE „„ „„ Umsetzung FFH-Richtline Art des Zielartenkonzepts Baden-Württemberg FFH-RICHTLINIE Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Namen sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel dieser Richtlinie ist die Erhaltung der Biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems. Neben der Aus- weisung von Schutzgebieten (FFH-Gebieten) für Arten des Anhangs II wird der Erhaltungszustand dieser und der Arten des Anhangs IV und V überwacht. FFH-GEBIETE Für die Geburtshelferkröte, als Art des Anhangs IV, werden im Rahmen der FFH-Richtlinie keine Schutzgebiete ausgewie- sen. ERHALTUNGSZUSTAND IN BADEN-WÜRTTEMBERG EINZELBEWERTUNG GESAMTBEWERTUNG VERBREITUNGSGEBIETPOPULATIONHABITATZUKUNFTSAUSSICHTEN UNGÜNSTIG-UNGÜNSTIG-UNGÜNSTIG-UNGÜNSTIG- UNZUREICHENDSCHLECHTSCHLECHTSCHLECHT UNGÜNSTIG- SCHLECHT

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