Diskussion und Zusammenfassung: Bei Campen an der Ems soll mit einem aus Verhüttungsrückständen aufgeschütteten Vorland die Eignung dieses Materials für den Schutz scharliegender Deiche geprüft werden. […] Im März 1968 wurde der Versuchsgarten angelegt und bis zum Herbst, 1969, aslo übre zwei Vegetationsperioden, beobachtet. Die Ergebnisse werden im Folgenden mitgeteilt. […] Benutzt man die Wildpflanzen als Indikatoren für die Standortbedingungen, so zeigt sich: Die Gesellschaft ist sehr bunt zusammengewürfelt. Der Haldencharakter der Schuttfläche wird durch die Vertreter der Schutthaldengesellschaften (litoraler und binnenländischer Ruderalflächen) und durch die Pflanzen gut durchlüfteter, offener Böden gekennzeichnet. Von der Häufigkeit her sind Arten des natürlichen Hellers vorherrschend: Festuca rubra (Rotschwindel), Agrostis alba (Straußgras), Puccinellia maritima (Andel); Diese drei Gräser bewirken erst, dass überhaupt eine schätzbare Flächendeckung zustande kommt. Unter den vier Sorten des Ansaatversuches, die relativ am positivsten bewertet wurden, befinden sich drei, deren Wildformen in natürlichen Küstengesellschaften eine Rolle spielen (nach RAABE 1951): Festuca pratensis und die beiden Unterarten von Festuca rubra. Erstere ist Vertreter der Marschweidengesellschaft, Festuca rubra bildet den Rotschwingelrasen des Vorlandes, allerdings in einer als F.r. litoralis bezeichneten Unterart. Nach freundlicher Mitteilung von Herrn Professor Dr. Raabe, Kiel, ist jedoch nicht gesichert, ob die Abtrennung dieser Subspecies zu Recht besteht, sondern es wird vorläufig darunter die an Salzstandorten befindliche Form aufgefasst. Bromus secalinus steht in keiner Beziehung zur Küste. Als vorläufiges Versuchsergebnis ist festzuhalten: Die starken Kümmererschienungen sowohl ausgesäter Gräser als auch der Wildpflanzen kennzeichnen den Feinschutt der Verhüttungsrückstände als vegetationsfeindlich. Die Voraussetzung für eine Ansiedlung von Wildpflanzen wird erst durch Schlickeinlagerung geschaffen. Die Bodenverbesserung auf natürlichem Wege geht jedoch recht langsam vor sich, da die Oberfläche mit 1 m über Mitteltidehochwasser nur in der Reichweite sehr hoher Fluten liegt. Eine erfolgreiche Gräseransaat auf reinem Feinschutt wird nicht für möglich gehalten. Damit wäre die eigentliche Fragestellung des Versuchs beantwortet. Darüber hinaus sei die Meinung geäußert, dass mit gewissen Kulturmaßnahmen eine Begrünung durchaus gelingen könnte. Als Mindestmaß an Aufwand müssten vor der Ansaat ausreichende Schlickmengen in die Oberflächen eingearbeitet werden. Trotzdem würde selbst dann noch die Wahl des geeigneten Saatguts schwierig sein. Es kommen wohl nur an der Küste heimische Gräser in Betracht, deren Zahl durch die Gegebenheiten des Standortes noch eingeschränkt würde. Sicher würde eine Schlickanreicherung die natürliche Selbstbegrünung sehr beschleunigen und damit eine Gräseransaat überflüssig machen. Beweidung würde durch den Verbisseffekt die Entstehung eines dichten, gegen Fluten schützenden Rasens fördern. Dagegen vermag die lockere Pflanzengesellschaft der einen Schuttoberfläche bei Überflutung keinen Widerstand zu leisten.