Der Buchsbaumzünsler tritt seit 2017 flächig im Stadtgebiet Berlin auf und Buchsbaumbestände zeigen je nach Befall entsprechende Fraßschäden durch die Raupen des Buchsbaumzünslers. Der Anfangsbefall (obere Abbildungen) wird sehr häufig übersehen und somit können sich die Raupen ungestört weiter entwickeln. Erst mit dem Fraß der älteren Raupen wird der Schaden sichtbar und für mögliche Bekämpfungsmaßnahmen ist es dann meist zu spät, zumal der Schaden dann schon gesetzt ist. Lebensweise Maßnahmen Monitoring Flugverlauf Eine sich unbemerkt aufbauende Population des Buchsbaumzünslers kann zu sehr starken Fraßschäden am Buchsbaum führen. Der Bux treibt zwar wieder aus, wird aber häufig durch die darauffolgende Raupengeneration erneut stark geschädigt, so dass die Pflanzen anschließend entfernt werden müssen. Gelingt es durch frühzeitige Kontrollen den Anfangsbefall festzustellen, so ist es möglich den Bestand durch gezielte Maßnahmen zu erhalten. Dazu können neben den mechanischen Maßnahmen, wie einem frühen Schnitt und dem Absammeln von großen Raupen und Puppen, auch Pflanzenschutzanwendungen gehören. Überwachung des Flugverlaufes: Über den Beginn, das Ende des Flugverlaufes und die Anzahl der Falter kann die Stärke des Befalls und der optimale Zeitpunkt für chemische Bekämpfungsmaßnahmen ermittelt werden. Dazu wird eine Lockstofffalle mit einem entsprechenden Lockstoff (Pheromon) vor dem Flug der Falter (Anfang Juni) in einem Buchsbaumbestand aufgehängt. Die Auswechselung des Pheromons sollte je nach Temperatur nach ca. 6 bis 8 Wochen erfolgen. Optimale Vorgehensweise bei Befall: Dauerhafte Kontrolle der Bestände zur Erfassung der Befallsstärke auf erste Fraßsymptome bereits im zeitigen Frühjahr ggf. Absammeln der älteren Raupen / Puppen Frühzeitiger Schnitt zur Entfernung der überwinternden Jungraupen bis spätestens Ende Mai Schnittgut nicht im Bestand lassen Kontrolle des Bodens auf herabgefallene Raupen Überwachung des Buchsbaumbestandes mit Pheromonfallen ab Anfang Juni u.a. Behandlung der Jungraupen mit biologischen Präparaten: Bacillus thurigiensis spp. kurstaki Stamm ABTS 351 Bacillus thurigiensis spp. aizawai Stamm GC-91 (BT) ggf. weitere Pflanzenschutzmaßnahmen nach Beratung mit dem zuständigen Pflanzenschutzdienst Optimaler Anwendungszeitpunkt von Pflanzenschutzmitteln: Die Präparate wirken nur auf die Raupenstadien. Eine Bekämpfung ist dann am erfolgreichsten, wenn sich zum Zeitpunkt der Behandlung die Raupen noch in den ersten Raupenstadien befinden (Abb. Raupenstadien, mittlere Raupe). Dieses Stadium erreichen die Raupen in der Regel in der zweiten Aprilhälfte / Anfang Mai und je nach Witterung ab Anfang August. Zu diesen Zeitpunkten können BT-Präparate eingesetzt werden. Bei älteren Raupenstadien müssen für eine ausreichende Wirkung andere Wirkstoffe zum Einsatz kommen. Hier kann die Beratung der Pflanzenschutzdienste hilfreich sein. Kriterien zur geeigneten Auswahl der Pflanzenschutzmittel: Die Pflanzenschutzmittel wirken nur gegen die Raupen, deshalb sind Terminspritzungen notwendig. Es können nur Pflanzenschutzmittel gegen beißende Insekten, Schmetterlingsraupen oder freifressende Schmetterlingsraupen eingesetzt werden. Je nach Art der Fläche dürfen nur die Mittel eingesetzt werden, die für die jeweilige Fläche zugelassen bzw. genehmigt sind (öffentliche Flächen (§17) / Haus- u. Kleingarten). Die in der Gebrauchsanleitung angegebenen Auflagen und Anwendungsbestimmungen sind einzuhalten. Die Regelungen des Wasser-, Natur- und Landschaftsschutzes sind einzuhalten. Genehmigungen der verantwortlichen Behörden können notwendig sein. Aktuell (Stand Juni 2023) zugelassene Wirkstoffe sind: Bacillus thurigiensis spp. Azadirachtin Acetamiprid Lambda-Cyhalothrin (nur im Ausnahmefall, nach Beratung) Erstmalig trat der Buchsbaumzünsler 2014 als Einzelfund im Stadtgebiet auf. Stärkerer Befall wurde 2016 aus angrenzenden Gemeinden (Kleinmachnow, Teltow, Potsdam-Babelsberg) im Südwesten Berlins gemeldet. Somit wurde für das folgende Jahr ein verstärktes Auftreten im Stadtgebiet erwartet. 2017 konnte auch ein flächendeckender Befall im gesamten Stadtgebiet festgestellt werden, zunächst noch mit moderaten Fraßschäden. Einige wertvolle Buchsbaumbestände wurden schon 2017 mit Pheromonfallen bestückt, um differenzierte Bekämpfungstrategien abzuleiten. Zur Feststellung der Befallsstärke werden frühzeitig, vor Beginn des Falterfluges Pheromonfallen ausgebracht und regelmäßig kontrolliert. Wie in den Vorjahren begann der Falterflug des Buchsbaumzünslers im Jahr 2023 sehr spät – Mitte Juni, baute sich 3 Wochen lang und sank dann abrupt zu Mitte Juli. Zwischen Ende Juli bis Anfang August wurden keine Falter registriert. Ab dem 09. August konnten die ersten Buchsbaumzünsler der Sommergeneration in den Fallen gefangen werden. Die überwiegend warme, trockene und sonnige Witterung hat die Entwicklung sehr begünstigt, was sich in den Falterzahlen widerspiegelt. Von Mitte August bis Mitte Oktober zog sich das Auftreten mit periodisch ansteigenden und sinkenden Fangzahlen. Die letzten Nachzügler wurden sehr spät, Mitte Oktober in den Fallen gefangen. Der Vergleich der Jahre 2018 bis 2023 zeigte, dass der Beginn des Falterfluges erneut eine deutliche Verschiebung zum Frühsommer hatte. Die Temperaturen im April und Mai 2023 lagen insgesamt deutlich unter denen der beiden Monate im Jahr 2018. Tag- und Nachttemperaturen und auch Sonnenscheindauer hatten großen Einfluss auf den Beginn und die Dauer des Falterfluges. Diese Verschiebung verdeutlichte sich beim Höhepunkt des Falterfluges im Jahr 2018 von Ende Mai/Anfang Juni auf Mitte/Ende Juli 2023. Eine weitere Auffälligkeit war das Fehlen einer ausgeprägten Flugspitze bei der Sommergeneration. Der vermeintliche Höhepunkt der Sommergeneration verschob sich von Anfang August (2018) auf Ende August (2023). Die warmen Temperaturen Mitte August und Anfang September begünstigten einen langen Falterflug. So konnten 2023 noch Anfang bis Mitte Oktober entsprechend Falter gefangen werden. Der Flug der überwinternden Generation in den vier Jahren erstreckte sich i.d.R. nur über drei bis vier Wochen. Nachdem der Flug in Berlin-Britz 2018 bereits Ende Mai einsetzte, flogen die Falter in 2023 erst Anfang Juni. Je nach Witterungsverlauf lagen zwischen den letzten Faltern der überwinternden Generation und den ersten Faltern der Sommergeneration ca. 3 Wochen. Im Jahr 2023 traten die ersten Falter erst wieder Anfang August auf. Ihre Anzahl war zu diesem Zeitpunkt noch sehr gering. Der Flug der Sommergeneration erstreckte sich ca. 10 Wochen, also fast über den doppelten Zeitraum wie im Frühsommer. Entscheidend waren die Temperaturen. Der Hauptflug fand 2023 von Mitte/Ende August bis Mitte September statt. Die letzten Zünsler wurden Mitte Oktober registriert.
Irreversible Schäden an Pflanzen bis hin zum Ausfall von ganzen Pflanzungen kann die Folge einer unkontrollierten Ausbreitung von Schadorganismen sein. Zur Erarbeitung von rechtzeitigen Prognosen und zum Stadtgebiet passenden Bekämpfungsstrategien, werden relevante tierische Schadorganismen im Stadtgebiet Berlin überwacht. Dazu werden für ein aussagekräftiges Monitoring Lockstoff- und Alkoholfallen, aber auch Lichtfallen eingesetzt und visuelle Bonituren an ausgewählten Standorten durchgeführt. Auffällige Veränderungen im Schaderregerauftreten werden somit frühzeitig erkannt und bei der Beratung berücksichtigt. Auffällige Schaderreger in den letzten Jahren Überwachung von Schaderregern im Stadtgebiet Berlin Methoden zur Überwachung Bild: Pflanzenschutzamt Berlin Buchsbaumzünsler Und plötzlich war der Buchsbaum kahl und abgefressen. Der Buchsbaumzünsler kann ganze Bestände vernichten. Weitere Informationen Bild: Pflanzenschutzamt Berlin Eichenprozessionsspinner Die Haare der Raupen des Eichenprozessionsspinners können zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Weitere Informationen Bild: Pflanzenschutzamt Berlin Frostspanner Löchrige Blätter und angeknabberte Knospen hinterlassen die Raupen des Frostspanners. Weitere Informationen Bild: Pflanzenschutzamt Berlin Kastanienminiermotte Die zugeflogene Kastanienminiermotte ist geblieben und kann durch das Laubsammeln reduziert werden. Weitere Informationen Bild: Pflanzenschutzamt Berlin Maulbeerschildlaus Dünnrindige Baumarten sind durch die Saugtätigkeit der Maulbeerschildlaus besonders betroffen. Weitere Informationen Bild: Pflanzenschutzamt Berlin Wollige Napfschildlaus Die wollige Napfschildlaus tritt zwar flächendeckend auf, führt aber nur zu geringen Saugschäden. Weitere Informationen Bild: Pflanzenschutzamt Berlin Apfelwickler Die Raupen des Apfelwicklers, landläufig meist als Maden bezeichnet, durchhöhlen den Apfel und hinterlassen braune Kotkrümmel. Weitere Informationen Bild: Pflanzenschutzamt Berlin Pflaumenwickler Gummiartige Tropfen an der Frucht sind meist Hinweise auf die Raupen des Pflaumenwicklers. Weitere Informationen Bild: Pflanzenschutzamt Berlin Großer Waldgärtner Abgeknickte Triebe, trockene Nadeln und verbräunte Kronen weisen auf den Befall mit dem Großen Waldgärtner hin. Weitere Informationen Bild: Pflanzenschutzamt Berlin Kupferstecher All gegenwärtig und besonders nach Trockenphasen schädigt der Kupferstecher an Nadelgehölzen. Weitere Informationen Bild: Pflanzenschutzamt Berlin Thuja- und Wacholderborkenkäfer Werden die Triebe von Thuja, Wacholder, Scheinzypressen und Co. braun und trocken sind oftmals Thuja- oder Wacholderborkenkäfer die Verursacher. Weitere Informationen Bild: Pflanzenschutzamt Berlin Ungleicher Holzbohrer Geschwächte und gestresste Laubgehölze werden häufig durch den Ungleichen Holzbohrer besiedelt. Weitere Informationen Visuelle Bonituren werden zur Einschätzung aktueller Schaderreger zu Hilfe genommen. Entweder werden die Fraßschäden in Schadensstufen eingeteilt oder das Auftreten der Schaderreger selbst wird bewertet. Je nach Schwerpunkt erfolgen kurzfristige bzw. einmalige Aufnahmen, wie sie u.a. schon beim Auftreten der Birnbaumprachtkäfer, Eichenzwerglaus, Ulmenschildlaus, Andromedanetzwanze und auch den Pilzerkrankungen Birnengitterrost, Echter Mehltau an Kastanie erfolgt sind. Als langfristige Bonitur wurde seit dem erstmaligen Auftreten der Wolligen Napfschildlaus ( Pulvinaria regalis ) im Jahr 2000 die weitere Ausbreitung gezielt überwacht. Erste flächige visuelle Bonituren erfolgten von 2002 bis 2021. Leimringe können immer dort zum Einsatz kommen, wo Schaderreger am Stamm hinauf klettern/kriechen, wie Raupen, Käfer und viele andere. Als klassischer Schädling in Obstanlagen, aber auch durch seinen Lochfraß an Laubbäumen in städtischen Anlagen auffallend, wird der Frostspanner schon seit Jahrzehnten überwacht. Die Bedeutung des Kleinen Frostspanners ( Operophtera brumata ) ist im Berliner Stadtgebiet eher abnehmend, schwankt jährlich je nach Witterung des Jahres. Nach dem Erstauftreten der Kastanienminiermotte ( Cameraria ohridella ) 1999 in Berlin waren im Jahr 2002 alle Kastanien im Stadtgebiet sehr stark befallen. Ab 2003 wurden zur Überwachung des Flugverlaufs Lockstofffallen eingesetzt. Schon seit 1993 wird im Stadtwald der Nonnenfalter ( Lymantria dispar ) überwacht. Im urbanen Grün befinden sich sehr viele Obstgehölze mit ihren speziellen Schädlingen. Die beiden Hauptschädlinge Apfelwickler ( Cydia pomonella ) und Pflaumenwickler ( Cydia funebrana ) werden seit 2005 überwacht. Mit den steigenden Jahresdurchschnittstemperaturen wurden auch Weinbauschädlinge wie der Bekreutzte Traubenwickler Lobesia botrana im Stadtgebiet auffällig. Die Kontrolle findet seit 2011 statt. Die extremen Wetterverhältnisse ab 2002 haben zu auffälligen Schäden durch Borkenkäfer geführt. Stellvertretend werden deshalb ab 2004 der Kupferstecher ( Pityogenes chalcographus ) und der Ungleiche Holzbohrer ( Xyleborus dispar ) überwacht, letzterer mittels Alkohol. Neue Schädlinge wie der Buchsbaumzünsler ( Cydalima perspectabilis ), der seit 2017 flächig im Stadtgebiet auftritt und zu großen Ausfällen an Buchsbaumbeständen führt, werden zur Feststellung optimaler Kontroll- und Behandlungszeiten überwacht.
Der Befall durch Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis) und einen Schlauchpilz (Cylindrocladium buxicola) bilden einen Risikofaktor für die Wildvorkommen. Die für die als autochthon eingestuften Bestände bei Grenzach-Wyhlen beschriebene, aufkommende Buchen-Naturverjüngung nach befallsbedingter Auflichtung der Buchsbäume (Schumacher & Delb 2016) wird wahrscheinlich zusätzlich zu einer Verschlechterung des Bestandstrends führen. Die Art ist nur an Mosel und Oberrhein autochthon.
Wurde bis in die jüngste Vergangenheit parallel in den Gattungen Diaphania, Glyphodes, Neoglyphodes und Palpita geführt. Die Gattungszugehörigkeit wurde durch Mally & Nuss (2010) korrigiert.
Pflanzenschutz im Garten: Umwelttipps für Hobbygärtner Alternativen zu chemischen Pflanzenschutzmitteln, schnelle Hilfe bei Pflanzenkrankheiten und Informationen zu Nützlingen und Schädlingen im eigenen Garten – das und mehr bietet unser neues Internetportal "Pflanzenschutz im Garten". Chemische Pflanzenschutzmittel können negativ auf Mensch und Umwelt wirken. Die Wirkstoffmengen in einem einzigen Garten mögen gering sein, aber in der Umwelt summieren sich die Einträge aus den gut 21 Millionen Haus- und Kleingärten. Allein 2014 wurden insgesamt 5.777 Tonnen Pflanzenschutzmittel an Privatleute verkauft. Eine der Alternativen zum Chemikalieneinsatz ist die Wahl der richtigen Pflanzensorte und des jeweils passenden Standorts. Eine ganze Reihe attraktiver Blühpflanzen wird zum Beispiel von Schnecken gemieden, darunter Ringelblume, Bartnelke, Iris und Akelei. Die Stabtomate „Phantasia“ ist resistent gegen Kraut- und Braunfäule und Echten Mehltau und damit für eine Freilandkultur besonders geeignet. Die Pflaumen „Jojo“ und „Jofela″ sind widerstandsfähig gegen das Scharka-Virus. Im professionellen Gartenbau sind Nützlinge schon lange eine der wichtigsten Pflanzenschutzmaßnahmen. Seit einigen Jahren werden Nützlingsprodukte auch für den Freizeitgarten angeboten, z. B. Schlupfwespen gegen Weiße Fliegen, Nematoden gegen Maulwurfsgrillen, oder das Bakterium Bacillus thuringiensis gegen den Buchsbaumzünsler. Häufig kosten Nützlinge nicht mehr als chemische Pflanzenschutzmittel und es bestehen keine Umwelt- und Gesundheitsgefahren durch Fehlanwendungen durch die in Deutschland verkauften Arten. Nützlinge werden außerdem durch eine abwechslungsreiche, naturnahe Gartengestaltung angelockt, beispielsweise mit Totholz - und Blätterhaufen, Nistgelegenheiten, Hecken, einer Trockenmauer oder einem Teich. Neben Tipps zum umweltfreundlichen Pflanzenschutz bietet das Portal viele weitere Informationen zum Beispiel wie man gesunde Rosen in seinem Garten erhält, was man für eine üppige Tomatenernte beachten sollte und nützliche Hinweise zu Obst- und Gemüsesorten, Zierpflanzen und Rasen. Die wichtigsten Informationen zum Pflanzenschutz im Garten wurden zudem im UBA -Ratgeber „ Gartenlust statt Gartenfrust “ zusammengefasst. Die Ratgeber-Broschüre kann kostenlos über die Website des Umweltbundesamtes bestellt werden. Hier geht es direkt zum Portal „ Pflanzenschutz im Garten “.
Die neu erschienene Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs enthält eine Beurteilung der aktuellen Gefährdungssituation von 2260 Arten. Mehr als ein Drittel davon sind aktuell gefährdet, ausgestorben oder potenziell gefährdet. Damit ist der Anteil der gefährdeten Arten im Vergleich zur letzten Roten Liste von 1999 auf vergleichbarem Niveau. Bei den einzelnen Arten ist aber oft ein Unterschied erkennbar. Dabei gibt es sowohl Gewinner als auch Verlierer. Grafik zeigt: Anzahl der baden-württembergischen Farn- und Blühpflanzenarten in der jeweiligen Gefährdungskategorie der Roten Liste. Bildnachweis: LUBW Ackerwildkräuter gehören zu den Pflanzengruppen, bei denen sich die Gefährdungslage insgesamt deutlich verschlechtert hat. Während bei Grünlandarten der Rückgang dank Naturschutzmaßnahmen und bestimmter Agrarförderungen abgebremst wurde, ist er bei Ackerwildkräutern in den letzten 20 Jahren infolge von Veränderungen der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung unvermindert weitergegangen. Neben Arten wie Sommer-Adonisröschen (Adonis aestivalis) und Acker-Hahnenfuß (Ranunculus arvensis) ist unter anderem auch der Kleinling (Anagallis minima) davon stark betroffen. Der Kleinling ist inzwischen in allen 6 noch verbliebenen Naturräumen vom Aussterben bedroht. Gründe hierfür sind unter anderem der Einsatz von Unkrautbekämpfungsmitteln (Herbiziden) und die Reinigung von Saatgut. Zudem verdrängt der rasche Bodenumbruch nach der Ernte und der dichte Stand der Kulturpflanzen infolge Düngung viele Ackerwildkräuter. Neben weit verbreiteten Gefährdungsursachen, die sich auf viele Arten auswirken, gibt es in manchen Fällen auch spezielle Gründe für einen Rückgang. Das Auftauchen des aus Ostasien stammenden Buchsbaumzünslers zum Beispiel führte zu deutlichen Verlusten bei den landesweit einzigen natürlichen Vorkommen des Buchsbaums in den Wäldern bei Grenzach im Landkreis Lörrach. Zudem wurden die Buchsbäume durch eine Schlauchpilzart befallen. Naturschutzmaßnahmen helfen vielen Arten. So hat das landesweite Artenschutzprogramm bei einer Reihe sehr seltener Arten eine Verbesserung bewirkt. In Folge gezielter Artenschutzmaßnahmen sind sie zumindest mittelfristig nicht mehr vom Aussterben bedroht, sondern „nur“ als stark gefährdet eingestuft. Hierzu gehört zum Beispiel die Wilde Weinrebe, die in wenigen Auenwäldern der Oberrheinischen Tiefebene vorkommt. Sie wird unter anderem durch Auflichtungen, Populationsstärkungen und die Waldrandpflege im Übergangsbereich zu Wiesen gefördert. Während unter anderem Arten der Feuchtbiotope oft unter den Klimaveränderungen leiden, profitieren manche wärmeliebende Arten wie die Bocks-Riemenzunge aktuell davon. Diese hat sich seit 2000 stark ausgebreitet. Bilder zeigen: Links: Wilde Weinrebe; Rechts: Bocks-Riemenzunge, Bildnachweis: Jochen Dümas/LUBW; Riexinger Eine besondere landesweite Verantwortung besteht für 150 Pflanzenarten, die weltweit ausschließlich in Baden-Württemberg vorkommen, oder bei denen ein bedeutender Anteil ihres Areals in Baden-Württemberg liegt. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Bodensee-Vergissmeinnicht. Von diesem befinden sich am baden-württembergischen Bodenseeufer die weltweit größten Bestände. Spezielle Pflegemaßnahmen und regelmäßige Kontrollen sind unerlässlich, um die Vorkommen des Bodensee-Vergissmeinnicht zu erhalten. Bild zeigt: Bodensee-Vergissmeinnicht, Bildnachweis: Jochen Dümas/LUBW Pressemitteilung: " Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen veröffentlicht. Rund ein Drittel der Arten sind in Baden-Württemberg gefährdet ." vom 19.10.2023
Dieser Lebensraumtyp umfasst natürliche Waldmäntel der buchsreichen Trockenwälder auf Kalk sowie Gebüsche trocken-warmer Standorte mit Buchs einschließlich deren Saumgesellschaften auf kalkhaltigem Substrat. Biotoptypen Baden-Württembergs Folgende Biotoptypen für die freie Landschaft, den besiedelten Bereich oder die Wälder, mit ihren Schlüsselnummern sind dem FFH-Lebensraumtyp 5110 zugeordnet: Eine ausführliche Beschreibung aller Biotoptypen ist enthalten im Datenschlüssel Baden-Württemberg: "Arten, Biotope, Landschaft - Schlüssel zum Erfassen, Beschreiben, Bewerten" . Kennzeichnende Pflanzengesellschaften Kennzeichnende Pflanzenarten Aufgrund des begrenzten Vorkommens und der Einzigartigkeit der Bestände ist der Lebensraumtyp besonders schützenswert. Buchsbaum-Gebüsche trockenwarmer Standorte sind nach Landesnaturschutzgesetz (NatSchG) bzw. Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) geschützt. Gesamtverbreitung In der Europäischen Union kommen Buchsbaum-Gebüsche trockenwarmer Standorte vor allem in den west- und südeuropäischen Mitgliedstaaten vor. In Deutschland sind nur zwei Vorkommen des Lebensraumtyps 5110 bekannt: in Rheinland-Pfalz am Moseltal auf Schiefergestein und eins in Baden-Württemberg am Dinkelberg (nahe Grenzach-Wyhlen) auf Kalkgestein. Baden-Württemberg trägt damit eine besondere Verantwortung für den Lebensraumtyp. Verbreitung in Baden-Württemberg Der einzige Wuchsort dieses Lebensraumtyps in Baden-Württemberg ist der Buchswald bei Grenzach im Naturraum Dinkelberg. Bestandsentwicklung in Baden-Württemberg Im Vergleich zu den letzten gemeldeten Werten, hat sich die Zahl aufgrund der verbesserten Datenlage verringert. Es ist jedoch nicht von einer wirklichen Änderung der Verbreitung und Fläche des LRT 5110 auszugehen. Die Struktur und Funktion, und damit auch die Zukunftsaussichten, sind aufgrund von starken Beeinträchtigungen negativ zu bewerten. Gegen den Fraß des Buchsbaumzünslers sind bisher keine geeigneten Maßnahmen bekannt. Mit einem Erlöschen des Vorkommens wird derzeit nicht gerechnet, da vor allem schattige Buchsbaumbestände im Wald stark beeinträchtigt sind, der LRT sich aber auf offene Bereiche beschränkt. Die Bestände des LRT sind in einem Naturschutz- bzw. FFH-Gebiet gesichert. Stand 2019 Gefährdungsursachen Schutzmaßnahmen Schutzprojekte FFH-Erhaltungszustand Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Name sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems für die Lebensraumtypen des Anhangs I und Arten des Anhangs II der Richtlinie. Außerdem werden die Erhaltungszustände der Lebensraumtypen und Arten (Anhang II, IV, V) überwacht. FFH-Gebiete Karten und Steckbriefe (mit Angabe der Flächengröße, den vorkommenden LRT und Arten etc.) zu den FFH-Gebieten erhalten Sie im Daten- und Kartendienst der LUBW . Erhaltungszustand des Lebensraumtyps in Baden-Württemberg Stand 2018 Weitere Informationen zu den Erhaltungszuständen der FFH-Lebensraumtypen erhalten Sie auf den Natura 2000-Internetseiten der LUBW. Erhaltungszustand aller FFH-Lebensraumtypen in Baden-Württemberg (pdf; 0,3 MB) Beeinträchtigung von FFH-Gebieten Naturschutz-Praxis, Natura 2000: Beeinträchtigungen, Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen von Lebensraumtypen und Lebensstätten von Arten zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Baden-Württemberg - 1. Auflage 2002) Steckbrief des Lebensraumtyps 5110 als PDF: PDF
Der Schreck aller Parkanlagen Die bekannteste Art unter den Zünslerfaltern ist wahrscheinlich der Buchsbaumzünsler ( Cydalima perspectalis ). Diese nicht einheimische und auch im Rahmen der Gefährdungsanalyse nicht bewertete Zünslerart stammt ursprünglich aus Ostasien und wurde Anfang des 21. Jahrhunderts durch den internationalen Pflanzenhandel in Mitteleuropa eingeschleppt. Die Raupen des Buchsbaumzünslers verursachen vor allem an den in Gärten und Parkanlagen angepflanzten Buchsbäumen teils starke Fraßschäden. Den Feind auf dem Schirm Zünslerfalter besitzen ein Organ, mit welchem sie die Ultraschalllaute von Fledermäusen wahrnehmen können. Dieses sogenannte Tympanalorgan, welches auch in zahlreichen anderen Insektenarten zur Schallwahrnehmung genutzt wird, ist somit eine Art Lebensversicherung und lässt die nachtaktiven Falter im richtigen Moment vor ihren Feinden ausweichen. Wie geht es den Zünslerfaltern? Aktuell werden 38 % der einheimischen Zünslerfalterarten und -unterarten als bestandsgefährdet oder bereits als ausgestorben eingestuft, nur 43 % gelten als ungefährdet. Der Rest steht entweder auf der Vorwarnliste (7 %), ist extrem selten (7 %) oder kann aufgrund der unzureichenden Datenlage nicht eingestuft werden (5 %). Die Hauptgefährdungsursache der Zünslerfalter ist der Verlust ihrer Lebensräume. Dazu zählen besonders seltene Lebensräume wie nährstoffarmes Grünland, Heiden, Moore und Dünen auf dem Festland. Von vielen Arten ist ihre Lebensweise und ihre Bindung an bestimmte Habitate erst in Ansätzen bekannt. Solche Kenntnisse sind aber wichtig, um die Ursachen von Bestandsveränderungen zu verstehen und wirksame Schutzmaßnahmen ergreifen zu können. Aktuelle Rote Liste (Stand September 2010) Nuß, M. (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Zünslerfalter (Lepidoptera: Pyraloidea) Deutschlands. – In: Binot-Hafke, M.; Balzer, S.; Becker, N.; Gruttke, H.; Haupt, H.; Hofbauer, N.; Ludwig, G.; Matzke-Hajek, G. & Strauch, M. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). – Münster (Landwirtschaftsverlag). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3): 327–370. Die aktuellen Rote-Liste-Daten sind auch als Download verfügbar.