Das Projekt "Systematik ausgewaehlter Modellgruppen coccaler Gruenalgen (Chlorophyta, Chlorococcales)" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Forschungsverbund Berlin, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei durchgeführt. Coccale Grünalgen stellen die photoautotrophe Mikroorganismengruppe mit der höchsten Biodiversität in den eutrophierten Binnengewässern Mitteleuropas dar. Ihre Systematik ist bisher jedoch unzureichend aufgeklärt und beruht weitgehend auf künstlichen Ordnungskriterien. Es handelt sich um eine polyphyletische Sammelgruppe primitiver oder abgeleiteter Entwicklungslinien von Grünalgen der coccalen Organisationsstufe. An Modellorganismen der Chlorococcales sollen synoptisch taxonomische und phylogenetische Untersuchungen durchgeführt werden, um die Zugehörigkeit dieser Algen zu natürlichen Familien und Gattungen abzuklären. Dafür werden morphologische (LM, EM) und molekulare Merkmale zur Umgrenzung von Familien und Gattungen herangezogen. Die Aufklärung der natürlichen Verwandtschaftsverhältnisse coccaler Chlorophyceen soll Eingang in ein umfassendes Bestimmungswerk im Rahmen der 'Süßwasserflora Mitteleuropas' finden.
Das Projekt "Experimentelle Induktion von Borstenbildung bei Micractinium (Chlorophyta): ein Beispiel von Interaktionen zwischen Phytoplankton und Grazer" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Forschungsverbund Berlin, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei durchgeführt. Am Beispiel der coccalen Grünalge Micractinium pusillum wurde das generische Konzept der Familie Chlorellaceae unter Anwendung molekularphylogenetischer Analysen (18S rRNA) und Biotests zur Induktion phänotypischer Plastizität bewertet. Phylogenetische Analysen zeigten, dass die Gruppe der kugelförmigen Chlorella-Arten mit Taxa vermischt ist, die sich in der Morphologie deutlich von der Kugelform unterscheiden und daher traditionell in andere Familien (Micractiniaceae, Botryococcaceae, Scenedesmaceae, Oocystaceae und Coelastraceae) eingeordnet wurden. Borstenlose Zellen von Micractinium entwickelten Borsten bei Inkubation mit Kulturmedium aus der Hälterung des Rädertierchens Brachionus calyciflorus. Fraßexperimente mit Brachionus wiesen einen hochsignifikanten Einfluss des Grazers auf Micractinium-Zellen nach, welche eine starke Abwehr-Reaktion mittels Bildung von zahlreichen langen und dicken Borsten zeigten. Die Ergebnisse dokumentieren, dass morphologische Charakteristika wie Borstenbildung eine phänotypische Anpassung an die Bedingungen des Ökosystems darstellen.