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Gesundheitsrisiken durch Umgebungslärm

Gesundheitsrisiken durch Umgebungslärm In vielen deutschen Städten wie auch entlang vieler Hauptverkehrsstraßen und Schienenwege sowie in der Nähe großer Flughäfen ist es zu laut. Das haben viele Gemeinden, Landesbehörden und das Eisenbahn-Bundesamt festgestellt. Sie erstellen daher auch Lärmaktionspläne, um den Umgebungslärm für die Menschen erträglich zu gestalten. Umgebungslärm Lärm ist ein wahrnehmbares Umweltproblem. Hohe Schallpegel sowie chronischer Lärmstress beeinträchtigen nicht nur das Wohlbefinden von Menschen. Sie können auch krank machen. Die Ermittlung der Belastung durch Umgebungslärm anhand von Lärmkarten bildet die Grundlage für die Information der Bevölkerung und die Erstellung von Aktionsplänen zum Lärmschutz. In der Europäischen Union (EU) geschieht dies nach einheitlichen Verfahren basierend auf der Umgebungslärmrichtlinie . Lärmkarten mussten bis zum 30. Juni 2022 und Lärmaktionspläne bis zum 18. Juli 2024 erstellt werden für Ballungsräume mit mehr als 100.000 Einwohner*innen, Hauptverkehrsstraßen mit einem ⁠ Verkehrsaufkommen ⁠ von mehr als 3 Millionen (Mio.) Kraftfahrzeugen pro Jahr, Haupteisenbahnstrecken mit einem Verkehrsaufkommen von mehr als 30.000 Zügen pro Jahr und Großflughäfen mit einem Verkehrsaufkommen von mehr als 50.000 Bewegungen pro Jahr. In Deutschland betrifft dies 72 Ballungsräume mit rund 25,5 Mio. Menschen, 52.000 km Hauptverkehrsstraßen, 13.000 km Haupteisenbahnstrecken und alle neun Großflughäfen. Die Belastungen sind jeweils über den gesamten Tag und gesondert für die Nacht zu bestimmen. Zur Vergleichbarkeit der Ergebnisse werden EU-weit einheitliche Kenngrößen verwendet, und zwar der Tag-Abend-Nacht-Lärmindex (⁠ L DEN ⁠) und der Nachtlärmindex (⁠ L Night ⁠). Die Ergebnisse zeigen, dass weite Teile der Bevölkerung von Lärm betroffen sind (siehe Abb. und Tab. zur Lärmbelastung der Bevölkerung). Allein an den betrachteten Straßen sind rund 17,3 Mio. Menschen von L DEN-Pegeln von über 55 Dezibel (dB(A)) betroffen. Bei solchen Pegeln können erhebliche Belästigungen und Störungen der Kommunikation auftreten. Tab: Belastung der Bevölkerung durch Straßenverkehrslärm entlang von Hauptverkehrsstraßen ... Quelle: Umweltbundesamt Tabelle als PDF Tabelle als Excel Tab: Belastung der Bevölkerung durch Schienenverkehrslärm entlang von Haupteisenbahnstrecken ... Quelle: Umweltbundesamt Tabelle als PDF Tabelle als Excel Tab: Belastung der Bevölkerung durch Fluglärm in der Umgebung der Großflughäfen ... Quelle: Umweltbundesamt Tabelle als PDF Tabelle als Excel

Mobilfunk, WLAN & Co. – Bewertung der SCHEER-Stellungnahme 2023

Mobilfunk, WLAN & Co. – Bewertung der SCHEER-Stellungnahme 2023 SCHEER kommt zu dem Schluss, dass unterhalb der aktuellen Grenzwerte keine mäßige oder starke Evidenz für gesundheitsschädliche Wirkungen durch akute oder chronische Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern vorliegt. Das gilt somit auch für Mobilfunk. Laut SCHEER ist die Evidenz für nicht-thermische Wirkungen hochfrequenter elektromagnetischer Felder unklar. Zukünftige Forschung mit strikten methodischen Qualitätskriterien ist notwendig. SCHEER empfiehlt eine technische Überarbeitung der Anhänge der EU -Ratsempfehlung 1999/519/EC und der Direktive 2013/35/EU für beruflich exponierte Personen auf Basis der aktualisierten Grenzwertempfehlung von ICNIRP aus dem Jahr 2020. Das BfS begrüßt die Stellungnahme von SCHEER und unterstützt deren Empfehlungen nach weiterer Forschung bezüglich Millimeterwellen und einer Aktualisierung der EU -Empfehlungen. SCHEER – wissenschaftliche Beratung der EU-Kommission Das Scientific Committee on Health, Environmental and Emerging Risks ( SCHEER ), ist eines von zwei unabhängigen wissenschaftlichen Komitees, das die Europäische Kommission in Sachen Verbrauchersicherheit, öffentliche Gesundheit und Umwelt berät. Auf Anfrage der Kommission nimmt SCHEER Stellung zu Fragen im Zusammenhang mit Gesundheits-, Umwelt- und neu auftretenden Risiken. Zu Beginn der Stellungnahme wird jedoch betont, dass die darin enthaltenen Ansichten nicht zwangsläufig die der Europäischen Kommission widerspiegeln, auch wenn diese der offizielle Auftraggeber ist: " The Opinions of the Scientific Committees present the views of the independent scientists who are members of the committees. They do not necessarily reflect the views of the European Commission. " Im Juni 2021 wurde SCHEER mit einer Stellungnahme durch die EU-Kommission beauftragt. Die Kernfrage lautete, ob die Anhänge der EU-Ratsempfehlung 1999/519/EC für die allgemeine Bevölkerung und der Direktive 2013/35/EU für beruflich exponierte Personen aktualisiert werden sollen. Dies sollte in Anbetracht der neusten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse seit der vorigen Stellungnahme vom Scientific Committee on Emerging and Newly Identified Health Risks ( SCENIHR ) aus dem Jahr 2015 geprüft werden. Dabei sollten insbesondere die aktualisierten Grenzwertempfehlungen der Internationalen Kommission zum Schutz vor Nicht-Ionisierender Strahlung ( ICNIRP ) einbezogen werden (siehe ICNIRP 2020 ). Die Anfrage der EU -Kommission zur Aktualisierung der Dokumente bezog sich auf den Bereich der hochfrequenten elektromagnetischen Felder zwischen 100 Kilohertz ( kHz ) bis 300 Gigahertz ( GHz ). Hochfrequente elektromagnetische Felder werden auch für die moderne Kommunikation wie Rundfunk, Mobilfunk, schnurlose Telefone, WLAN oder Bluetooth genutzt. Expertengruppe analysiert für die Stellungnahme Fachliteratur Eine Arbeitsgruppe aus SCHEER -Mitgliedern und externen Experten fertigte die Stellungnahme an. Die Wahl der Arbeitsgruppenmitglieder sowie der externen Experten erfolgte nach einem transparenten Verfahren, das in der Entscheidung der Kommission über die Einrichtung wissenschaftlicher Ausschüsse in den Bereichen öffentliche Gesundheit, Verbrauchersicherheit und Umwelt beschrieben wird. Auf Basis der SCENIHR Opinion 2015 analysierte die SCHEER -Gruppe die seither neu erschienene wissenschaftliche Literatur daraufhin, ob neue Erkenntnisse zu möglichen Auswirkungen einer Exposition (Ausgesetztsein) gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern auf die menschliche Gesundheit bestehen und in welchem Maße die Bevölkerung gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern exponiert ist. Für die Bewertung wurden hauptsächlich systematische Reviews (Review = Übersichtsarbeit) und Meta-Analysen berücksichtigt. Fehlten diese, wurden narrative Reviews und Scoping Reviews herangezogen. Einzelne Studien wurden nur in Ausnahmefällen einbezogen. Für die Bewertung der Evidenz für gesundheitsschädliche Wirkungen beruft sich SCHEER auf das Dokument " Memorandum on Weight of Evidence (WoE) and uncertainties. Revision 2018 " ( SCHEER , 2018) [ 1 ] . Mit Evidenz ist dabei gemeint, wie deutlich die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien (in der Gesamtschau) für oder gegen eine bestimmte Annahme sprechen. In dem Dokument wird ein Klassifizierungsschema näher erläutert, das die vorhandenen wissenschaftlichen Daten unterschiedlicher Studientypen anhand ihrer Beweiskraft ( engl. weight of evidence ) in verschiedene Gruppen einordnet. Was SCHEER inhaltlich zu Exposition und Gesundheit feststellt SCHEER hat für die Stellungnahme Studien zur Dosimetrie , zu Wirkmechanismen und zu gesundheitlichen Wirkungen untersucht. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse findet sich in der folgenden Tabelle. Ergebnisse der SCHEER-Stellungnahme SCHEER kommt in seiner Stellungnahme zu folgenden Schlüssen: Die Evidenz für negative Gesundheitseffekte durch chronische oder akute Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern unterhalb der Grenzwerte wird weder als mäßig noch als stark eingestuft – beruhend auf dem Klassifizierungsschema aus 2018 [ 1 ] . Das heißt, SCHEER sieht in den verfügbaren wissenschaftlichen Daten keine oder nur eine unklare oder schwache Beweiskraft für gesundheitsschädliche Wirkungen bei Expositionen unterhalb der Grenzwerte. Die Evidenz bei nicht-thermischen Wirkmechanismen aus Zellkulturstudien wird als unklar eingestuft, ebenfalls beruhend auf dem oben genannten Klassifizierungsschema. Der seit 1998 erzielte technologische Fortschritt in den Bereichen der rechnerischen und experimentellen Expositionsbewertung und der Dosimetrie ermöglicht eine erhöhte Genauigkeit der Bewertung der Exposition beim Menschen. Neue und aufkommende drahtlose Anwendungen nutzen höhere Frequenzen und eine niedrigere emittierte Leistung in engerer Nähe zum menschlichen Körper. Es gibt jedoch Situationen, in denen Strahlfokussierung (Beamforming) oder intensive gepulste Strahlung die Exposition für kurze Zeit erhöhen können. Da die aktualisierten ICNIRP -Expositionsrichtlinien Menschen effektiver vor hochfrequenten elektromagnetischen Feldern von neuen technologischen Anwendungen schützen können, empfiehlt SCHEER eine technische Überarbeitung der Anhänge der Empfehlung 1999/519/EG des Rates und der Richtlinie 2013/35/EU. Weiterhin begrüßt SCHEER die derzeit laufende Durchführung von systematischen Reviews durch die Weltgesundheitsorganisation ( WHO ) und schlägt vor, dass alle zukünftigen Änderungen der Richtlinien in Bezug auf gesundheitliche Auswirkungen von elektromagnetischen Feldern die Ergebnisse der systematischen Reviews berücksichtigen sollten (siehe hierzu auch Abschnitt „Zukünftige Risikobewertung“). Im Hinblick auf zukünftige Forschung empfiehlt SCHEER weitere Forschung in höheren Frequenzbereichen, u.a. im Millimeterwellenbereich oberhalb von 30 GHz . Des Weiteren ist SCHEER der Ansicht, dass zusätzliche Studien zu nicht-thermischen Wirkmechanismen, die strikte methodische Qualitätskriterien einhalten, notwendig sind. BfS teilt Einschätzungen und unterstützt Empfehlungen von SCHEER Das BfS begrüßt die Aktualisierung der SCENIHR -Bewertung von 2015 durch SCHEER . Anders als in der SCENIHR -Bewertung berücksichtigt SCHEER , wenn vorhanden, systematische Reviews und Meta-Analysen, um die neu erschienenen Publikationen zu bewerten. Aufgrund der großen Zahl und Heterogenität der Untersuchungen ist dies ein sinnvoller Ansatz. Es liegen nicht zu allen bewerteten möglichen Wirkungen und Wirkmechanismen Meta-Analysen oder systematische Reviews vor, weshalb SCHEER sich auf andere Reviewtypen, insbesondere narrative Reviews , stützen muss. Im Gegensatz zu systematischen Reviews fehlt in vielen der narrativen Reviews eine systematische Literaturrecherche und eine Berücksichtigung von Qualitätskriterien bei den einbezogenen Studien. Eine Bewertung möglicher gesundheitlicher Risiken allein auf Basis von narrativen Reviews ist mit Unsicherheit verbunden, da ein (mehr oder weniger) hohes Verzerrungsrisiko in den einbezogenen Studien vorliegen kann und möglicherweise nicht alle relevanten Studien erfasst werden. Auch SCHEER weist auf dieses Problem hin. SCHEER sieht auf Basis der aktuellen Studienlage keine mäßige oder starke Evidenz für mögliche negative gesundheitliche Wirkungen unterhalb der geltenden Grenzwerte und kommt damit zu einer ähnlichen Einschätzung wie das BfS . Auch andere nationale Organisationen ziehen einen vergleichbaren Schluss [ 2 , 3 , 4 ] . Bezüglich höherer Frequenzen, insbesondere im Millimeterwellenbereich oberhalb von 30 GHz , schließt sich das BfS der Empfehlung von SCHEER nach weiterer Forschung an. Vom BfS werden hierzu bereits einige Forschungsvorhaben gefördert. Für mögliche nicht-thermische Wirkmechanismen hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf zellulärer Ebene sieht SCHEER keine konsistenten Hinweise und bewertet die Evidenz insgesamt als unklar. Dem stimmt das BfS zu. Die Beeinträchtigung des oxidativen Gleichgewichts wird zwar in den berücksichtigten narrativen Reviews als wahrscheinlich angesehen. Die Aussagekraft dieser Art von Literaturstudie ist gemäß der oben genannten Einschränkungen jedoch begrenzt. Für die weitere Risikobewertung ist das Ergebnis des systematischen Reviews der Weltgesundheitsorganisation ( WHO ) zu oxidativem Stress abzuwarten [ 5 ] . Weiterhin empfiehlt SCHEER eine technische Überarbeitung der Anhänge der EU -Ratsempfehlung 1999/519/EG für die Allgemeinbevölkerung und der Direktive 2013/35/EU für beruflich exponierte Personen. Beide basieren im Hochfrequenzbereich (100 kHz – 300 GHz ) nahezu vollständig auf den ICNIRP -Leitlinien von 1998. Im Vergleich dazu sind in der aktualisierten Grenzwertempfehlung von ICNIRP aus dem Jahr 2020 zahlreiche Detaillierungen erarbeitet worden, die auf dem derzeit aktuellen Wissensstand beruhen und die teils zu Erhöhungen des Schutzniveaus führen. Diese Aktualisierungen sind bisher nicht in der EU -Ratsempfehlung und der Direktive für beruflich exponierte Personen aufgegriffen worden. Aus diesem Grund unterstützt das BfS die Empfehlung von SCHEER . Zukünftige Risikobewertung Für die Neubewertung potenzieller Gesundheitswirkungen durch hochfrequente elektromagnetische Felder hat die WHO zehn systematische Reviews in Auftrag gegeben, an denen das BfS teilweise beteiligt ist [ 6 ] . Diese beschäftigen sich mit möglichen Zusammenhängen zwischen Mobilfunkstrahlung und Krebs, Fruchtbarkeit, kognitiven Effekten, allgemeinen Symptomen, oxidativem Stress und thermischen Effekten. Die Publikation der Ergebnisse ist für Ende 2023 geplant. Das BfS wird die Ergebnisse in seine Risikobewertung und der Planung zukünftiger Forschungsvorhaben berücksichtigen. Referenzen [1] SCHEER 2018, Memorandum on Weight of Evidence (WoE) and uncertainties. Revision 2018 . doi:10.2875/386011 [2] Bericht der Arbeitsgruppe Mobilfunk und Strahlung im Auftrag des Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) [3] Stellungnahme der Strahlensschutzkommission (SSK) zu FR1 [4] 15. Bericht der schwedischen Strahlenschutzbehörde (SSM) [5] Henschenmacher B, Bitsch A, de Las Heras Gala T, et al. The effect of radiofrequency electromagnetic fields (RF-EMF) on biomarkers of oxidative stress in vivo and in vitro: A protocol for a systematic review. Environ Int. 2022;158:106932. doi:10.1016/j.envint.2021.106932 [6] WHO systematische Reviews Stand: 25.10.2023

Deutsches Mobilfunkforschungsprogramm ( DMF )

Deutsches Mobilfunkforschungsprogramm ( DMF ) Das Deutsche Mobilfunkforschungsprogramm ( DMF ) war ein durch das Bundesumweltministerium ( BMU ) und das Bundesamt für Strahlenschutz initiiertes Forschungsprogramm, das in den Jahren 2002 bis 2008 durchgeführt wurde. Ziel war, die vorhandenen wissenschaftlichen Unsicherheiten zu reduzieren, drängende, in der Wissenschaft und in der Öffentlichkeit diskutierte Fragen zu klären und damit zur sachlichen Aufklärung der Bevölkerung beizutragen. Das Deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm sowie ergänzende Folgestudien konnten Kenntnislücken zu tatsächlichen Expositionen und möglichen Gesundheitsrisiken der Mobilfunktechnologie schließen und haben somit zu einer deutlichen Verringerung der zu Beginn des Programms vorliegenden wissenschaftlichen Unsicherheiten geführt. Worum geht es? Das Deutsche Mobilfunkforschungsprogramm ( DMF ) war ein durch das Bundesumweltministerium ( BMU ) und das Bundesamt für Strahlenschutz initiiertes Forschungsprogramm, das in den Jahren 2002 bis 2008 durchgeführt wurde. Das DMF wurde zu gleichen Teilen vom BMU und den Mobilfunkbetreibern mit insgesamt 17 Millionen Euro gefördert. Trotz der anteiligen Finanzierung hatten die Mobilfunkbetreiber kein Mitspracherecht bei der Auswahl der Forschungsprojekte oder bei der Auswertung der Forschungsergebnisse. Das Deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm wurde ausschließlich durch das BfS koordiniert und umgesetzt. Es umfasste insgesamt 54 Forschungsvorhaben aus den Bereichen "Biologie", " Dosimetrie ", " Epidemiologie " und " Risikokommunikation ". In den Jahren 2008 und 2012 wurde die freiwillige Selbstverpflichtung der Mobilfunknetzbetreiber jeweils erneuert und um weitere finanzielle Mittel ergänzt. Dadurch konnten weitere Projekte als Ergänzung bzw. Erweiterung des DMF durchgeführt werden. Welche Ziele hatte das DMF ? Das DMF hatte zum Ziel, die vorhandenen wissenschaftlichen Unsicherheiten zu reduzieren, drängende, in der Wissenschaft und in der Öffentlichkeit diskutierte Fragen zu klären, und damit zur sachlichen Aufklärung der Bevölkerung beizutragen. Dies bezog sich auf die Durchführung des Programms, auf die angewandten Vergabeverfahren für die Forschungsprojekte, auf den Verlauf der einzelnen Studien und auf deren Bewertung. Besonders wichtig war die Wiederholung von Studien, die Hinweise auf biologische Effekte ergeben hatten. Diesen und weiteren Studien zur Klärung der offenen Fragen wurden mit hohen Qualitätsansprüchen und streng definierten sowie gut dokumentierten Expositionsbedingungen nachgegangen, um einen Vergleich und eine Bewertung der Studienergebnisse zu gewährleisten. Ein weiterer Schwerpunkt war die interdisziplinäre Zusammenarbeit unterschiedlichster Fachdisziplinen. Dabei wurde der untersuchte Frequenzbereich bewusst breit gefasst und ging zum Teil über den damals vor allem genutzten GSM und UMTS -Frequenzbereich hinaus, um möglichst auch Aussagen für zukünftige Entwicklungen zuzulassen. Welche Ergebnisse lieferten das DMF und ergänzende Folgestudien? Die Projekte im Bereich Dosimetrie zeigten, dass die Exposition im Alltag erheblichen zeitlichen und räumlichen Schwankungen unterliegt. Es wurde eine ständige Zunahme der Exposition der Bevölkerung gegenüber den untersuchten Mobilfunkfrequenzen festgestellt, diese lag jedoch im Mittel nach wie vor viele Größenordnungen unterhalb der Grenzwerte. Nur bei Nutzung körpernaher Quellen wie z. B. Mobiltelefonen, wurden Werte nahe des Grenzwertes erreicht. Die an Zellkulturen durchgeführten Studien lieferten insgesamt keine Hinweise auf unentdeckte Wirkungsmechanismen im "athermischen" Bereich unterhalb der Grenzwerte. Dies deckte sich mit Ergebnissen zu akuten Wirkungen an Versuchspersonen. Hier zeigte sich in experimentellen Studien keine Beeinträchtigung des Schlafes, der kognitiven Leistungsfähigkeit, des Gedächtnis oder der Verarbeitung von visuellen oder akustischen Reizen. Auch in epidemiologischen Studien konnte kein Zusammenhang zwischen den gemessenen Feldern von Basisstationen und Schlafstörungen, Kopfschmerzen, gesundheitlichen Beschwerden allgemein sowie psychischer oder körperlicher Lebensqualität nachgewiesen werden. Dies gilt auch für elektrosensible Personen, bei denen ein Zusammenhang von tatsächlicher Feldexposition und einer Vielzahl von Symptomen nicht bestätigt werden konnte. Um mögliche Langzeitwirkungen wiederholter oder chronischer Exposition zu untersuchen, wurden tierexperimentelle Mehrgenerationsstudien durchgeführt, die keine Hinweise auf negative Einflüsse von Mobilfunkfeldern – weder GSM noch UMTS – lieferten. Untersucht wurde eine Vielzahl von Endpunkten, u.a. die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke , verschiedene Krebserkrankungen, Tinnitus, Lernen und Gedächtnis, Stressantwort und Immunparameter, Fortpflanzung und Entwicklung. Auch epidemiologische Studien konnten für Mobilfunknutzer zumindest bis zu einer Nutzungsdauer von zehn Jahren kein erhöhtes Risiko für eine Hirn- oder Augentumorerkrankung finden. Es zeigte sich auch kein Zusammenhang zwischen der berechneten Feldstärke um vergleichsweise leistungsstarke Radio- und Fernsehsender und einem erhöhten Risiko für Kinderleukämie. Das Deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm sowie ergänzende Folgestudien konnten Kenntnislücken zu tatsächlichen Expositionen und möglichen Gesundheitsrisiken der Mobilfunktechnologie schließen und haben somit zu einer deutlichen Verringerung der zu Beginn des Programms vorliegenden wissenschaftlichen Unsicherheiten geführt. Auf einige Fragen konnte das Programm aber keine abschließenden Antworten geben. Dazu gehören mögliche Gesundheitsrisiken bei Mobiltelefonnutzung länger als zehn Jahre und die Frage, ob eine Langzeitexposition bei Kindern – sei es aufgrund altersabhängiger Unterschiede oder aufgrund der längeren Lebenszeitexposition – ein höheres gesundheitliches Risiko mit sich bringt als für Erwachsene. Die Ergebnisse des DMF wurden in Fachgesprächen mit anerkannten Wissenschaftler*innen und unter internationaler Beteiligung diskutiert und ausgewertet. Die Bewertung der Ergebnisse des DMF durch das BfS und durch die Strahlenschutzkommission ( SSK ) wurden der Öffentlichkeit im Juni 2008 vorgestellt. Die Abschlussberichte des DMF sowie der ergänzenden Folgestudien können im Digitalen Online Repositorium und Informationssystem ( DORIS ) des BfS eingesehen werden. Stand: 07.12.2022

Concept for the evaluation of carcinogenic substances in population-based human biomonitoring

The Human Biomonitoring (HBM) Commission at the German Environment Agency holds the opinion that for environmental carcinogens for which no exposure levels can be assumed and are harmless to health, health-based guidance values corresponding to the classical definition of the HBM-I or HBM-II value cannot be established. Therefore, only reference values have been derived so far for genotoxic carcinogens from exposure data of the general population or subpopulations. The concept presented here opens up the possibility of performing health risk assessments of carcinogenic substances in human biomonitoring, and thus goes decisively beyond the purely descriptive statistical reference value concept. Using the presented method, quantitative dose descriptors of internal exposure can be derived from those of external exposure, provided that sufficient toxicokinetic information is available. Dose descriptors of internal exposure then allow the simple estimate of additional lifetime cancer risks for measured biomarker concentrations or, conversely, of equivalent concentrations for selected risks, such as those considered as tolerable for the general population. HBM data of chronic exposures to genotoxic carcinogens can thus be used to assess the additional lifetime cancer risk referring to the general population and to justify and prioritize risk management measures. © 2022 by the authors

Lärmbelästigungssituation in Deutschland

Die Lärmbelastung durch Umgebungslärm zählt zu den bedeutendsten lokalen Umweltproblemen in unserer Gesellschaft. Neben Herzkreislauf-Erkrankungen, Depressionen und kognitiven Beeinträchtigungen gehören insbesondere Schlafstörungen und chronische Lärmbelästigung zu den am Häufigsten auftretenden gesundheitlichen Auswirkungen, die durch eine dauerhafte Belastung durch Umgebungslärm entstehen können. Im Rahmen eines Forschungsvorhabens wurde daher eine repräsentative Studie zur Lärmbelästigungssituation in Deutschland durchgeführt. Der Forschungsbericht beschreibt das methodologische Vorgehen und die Durchführung der Studie. Veröffentlicht in Texte | 225/2020.

Lärmwirkungen

Lärmwirkungen Schall ist überall. Er ist wesentlicher Bestandteil unseres sozialen Lebens und gleichzeitig oft unerwünscht. Unser Körper funktioniert biologisch so, dass wir Schall erzeugen und verarbeiten können. Wir benötigen Schall zum Beispiel zur Kommunikation. Während „Schall“ uns ermöglicht, dass wir etwas hören, sagt „Lärm“ etwas darüber aus, wie wir das Geräusch empfinden. Gehörschäden und Stressreaktionen Wir sind mit einem feinen Sensor ausgestattet, der Schall wahrnehmen kann. Dieser Sensor ist das Ohr mit seinen nachgeschalteten Verarbeitungsebenen im Gehirn. Der Sensor ist immer aktiv, auch im Schlaf. Schall wird zu Lärm, wenn er Störungen, Belästigungen, Beeinträchtigungen oder Schäden hervorruft. Zu viel Schall – in Stärke oder Dauer – kann nachhaltige gesundheitliche Beeinträchtigungen oder Schäden hervorrufen. Diese betreffen zum einen das Gehör, das durch kurzzeitige hohe Schallspitzen oder Dauerschall geschädigt werden  kann (aurale Wirkungen). Dazu gehören Beeinträchtigungen des Hörvermögens bis hin zur Schwerhörigkeit, sowie zeitlich begrenzte oder dauerhafte Ohrgeräusche (Tinnitus). Hohe Schallpegel treten nicht nur im Arbeitsleben auf, sondern auch in der Freizeit, zum Beispiel durch laute Musik. Ferner wirkt Schall (oder Lärm) auf den gesamten Organismus, indem er körperliche Stressreaktionen auslöst (extra-aurale Wirkungen). Dies kann auch schon bei niedrigeren, nicht-gehörschädigenden Schallpegeln geschehen, wie sie in der Umwelt vorkommen (zum Beispiel Verkehrslärm). Lärm als psychosozialer Stressfaktor beeinträchtigt somit nicht nur das subjektive Wohlempfinden und die Lebensqualität, indem er stört und belästigt. Lärm beeinträchtigt auch die Gesundheit im engeren Sinn. Er aktiviert das autonome Nervensystem und das hormonelle System. Die Folge: Veränderungen bei Blutdruck, Herzfrequenz und anderen Kreislauffaktoren. Der Körper schüttet vermehrt Stresshormone aus, die ihrerseits in Stoffwechselvorgänge des Körpers eingreifen. Die Kreislauf- und Stoffwechselregulierung wird weitgehend unbewusst über das autonome Nervensystem vermittelt. Die autonomen Reaktionen treten deshalb auch im Schlaf und bei Personen auf, die meinen, sich an Lärm gewöhnt zu haben. Mögliche Langzeitfolgen Zu den möglichen Langzeitfolgen chronischer Lärmbelastung gehören neben den Gehörschäden auch Änderungen bei biologischen Risikofaktoren (zum Beispiel Blutfette, Blutzucker, Gerinnungsfaktoren) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie arteriosklerotische Veränderungen („Arterienverkalkung”), Bluthochdruck und bestimmte Herzkrankheiten einschließlich Herzinfarkt. Studien zu Lärm Das Umweltbundesamt führt Laboruntersuchungen und epidemiologische Studien zu diesen Themen durch, um den Einfluss akustischer Umweltfaktoren auf die Gesundheit quantitativ zu ermitteln und Lärm-Qualitätsziele für die Umwelt und den Freizeitbereich abzuleiten. Dies geschieht im nationalen sowie im europäischen und internationalen Rahmen. Dabei werden verkehrsbezogene Lärmquellen wie Straßen-, Schienen- und Luftverkehr aber auch Freizeitlärmquellen (zum Beispiel durch laute Musik in Diskotheken) und Industrie und Gewerbelärm betrachtet. Das Umweltbundesamt ist bestrebt, durch seine wissenschaftliche Tätigkeit und Politikberatung, den Schutz der Bevölkerung vor Lärmeinwirkungen zu verbessern. Lärmwirkungen auf Tiere Lärm wirkt sich nicht nur negativ auf die Gesundheit, das subjektive Wohlempfinden und die Lebensqualität von Menschen aus. Er kann auch das Leben von Tieren deutlich beeinträchtigen. Die Auswirkungen technischer Geräusche auf Tiere werden in verschiedenen Studien untersucht. Besonderes Interesse gilt dabei den vom Aussterben bedrohten Tierarten. Nach derzeitigem Wissensstand können technische Geräusche zu Störungen und Beeinträchtigungen der Kommunikation zwischen den Tieren, der Ortung von Beutetieren, bei der Paarung sowie bei der Aufzucht des Nachwuchses führen. Weiterhin wurde beobachtet, dass bestimmte Tierarten bei ihren Wanderungen Lärmquellen großräumig ausweichen und zum Beispiel auf dem Weg zu den Paarungsgebieten große Umwege zurücklegen. Die Erkenntnisse über die Wirkungen von Geräuschen auf Tiere sind allerdings noch unzureichend, so dass weitere Forschungen notwendig sind.

Health-related quality of life (EQ-5D + C) among people living in artisanal and small-scale gold mining areas in Zimbabwe: a cross-sectional study

Background In Zimbabwe, an estimated 500,000 people work in the sector of artisanal and small-scale gold mining (ASGM). Two million Zimbabweans are dependent on this sector. Using mercury is common to extract gold from ore. Long term exposure to mercury can cause various adverse health conditions including chronic mercury intoxication. The influence of these adverse health effects on the health-related quality of life (HRQoL) is still unknown. The aim of this study is to assess the HRQoL of people who identify themselves as miners, and to analyze potential influencing factors, such as age, years of working with mercury and health conditions caused by mercury exposure. Methods This cross-sectional study assessed the HRQoL using the standardized EQ-5D†+†C (3†L) questionnaire and collected human specimens (blood, urine) of people living and possibly working in ASGM areas in Zimbabwe. Factors such as age, years of working with mercury and adverse health conditions possibly caused by mercury exposure were analyzed with regards to their influence on the HRQoL. Results The 207 participants (82% male, mean age 38†years) reported 40 different health states. Of the study participants 42.5% reported to be in complete good health while 57.5% reported being unwell in different ways. Nine participants (4.3%) were identified with chronic mercury intoxication, whereas 92 participants (33.3%) had mercury levels above the "Alert" threshold in at least one specimen. Having chronic mercury intoxication has a significant negative influence on the HRQoL, when taking into account age, gender and years of working with mercury. Cognitive problems were the most reported in the questionnaire, however, the association between this domain separately and the HRQoL was not verified. Conclusion This study shows that adverse health effects caused by chronic exposure to mercury, have a negative influence on the HRQoL among people living in ASGM areas. © The Author(s). 2020

Rating the risks of anticoagulant rodenticides in the aquatic environment

Anticoagulant rodenticides are used worldwide to control commensal rodents for hygienic and public health reasons. As anticoagulants act on all vertebrates, risk is high for unintentional poisoning of terrestrial and aquatic wildlife. Causative associations have been demonstrated for the unintended poisoning of terrestrial nontarget organisms. However, behavior and fate of anticoagulant rodenticides in the aquatic environment have received minimal attention in the past despite considerable acute toxicity of several anticoagulants to aquatic species such as fish. In light of recent regulatory developments in the European Union concerning rodenticides, we critically review available information on the environmental occurrence, fate, and impact of anticoagulant rodenticides in the aquatic environment and identify potential risks and routes of exposure as well as further research needs. Recent findings of anticoagulant rodenticides in raw and treated wastewater, sewage sludge, estuarine sediments, suspended particulate matter, and liver tissue of freshwater fish in the low ng/L and Ìg/kg range, respectively, demonstrate that the aquatic environment experiences a greater risk of anticoagulant rodenticide exposure than previously thought. While the anticoagulant's mechanism of action from the molecular through cellular levels is well understood, substantial data gaps exist regarding the understanding of exposure pathways and potential adverse effects of chronic exposure with multiple active ingredients. Anticoagulants accumulating in aquatic wildlife are likely to be transferred in the food chain, causing potentially serious consequences for the health of wildlife and humans alike. © 2018, Springer Nature Switzerland AG.

Lärm im Meer – der unterschätzte Störfaktor

Airgunsignale stören Wale über weite Distanzen Airguns oder Luftpulser können noch in 2.000 Kilometer Entfernung Meeressäuger stören. Das zeigt eine neue Studie des Umweltbundesamtes. Der Störeffekt kann sowohl die Physis als auch die Psyche der Tiere verschlechtern. Maria Krautzberger, Präsidentin des UBA: „Der Lärm in den Meeren nimmt zu und wird voraussichtlich weiter zunehmen. Allein schon wegen der weiter anstehenden Rohstofferkundungen in den Weltmeeren. Airguns spielen dabei eine wichtige Rolle. Für Meeressäuger sind sie eine erhebliche Störung. Ihre Schallimpulse können die Verständigung von Blau- und Finnwalen extrem einschränken. Im schlimmsten Fall sogar über ein gesamtes Ozeanbecken hinweg.“ Dieser Effekt träte auch dann ein, wenn Airguns nur zu wissenschaftlichen Zwecken eingesetzt werden. Airguns oder Luftpulser wurden entwickelt, um den Meeresboden nach Öl- und Gaslagerstätten zu untersuchen. Für Wale ist die Fähigkeit ihre Umgebung akustisch wahrzunehmen lebenswichtig – sie „sehen“ mit den Ohren. Werden diese Signale überdeckt, also das „Sehfeld“ verkleinert, kann dies die biologische Fitness – den physischen und psychischen Zustand – von marinen Säugetieren wie Blau- oder Finnwal verschlechtern. Menschgemachter Unterwasserlärm ist heute in allen Ozeanen fast ständig präsent. Der Schiffsverkehr ist eine Quelle chronischen Lärms, der ein hohes, sogenanntes „Maskierungspotential“ hat. Maskierung bedeutet, dass Schallsignale sich akustisch gegenseitig verdecken. Ein gewolltes Signal zur Verständigung zwischen den Meeressäugern wird dabei durch ein Störsignal verdeckt, also akustisch maskiert. Airguns für die Erkundung des Meeresbodens senden solche Störsignale aus. Sie sind viel lauter, aber auch viel kürzer als typischer Schiffslärm. Für diese lauten Schallimpulse wird schon länger befürchtet, dass sie das Gehör von marinen Säugetieren schädigen können. Solche impulshaften Schallwellen können dabei 1.000-mal lauter sein als ein Schiff. Unterwasserlärm kann aber auch die Kommunikation zwischen Meeressäugern und ihre Wahrnehmung anderer Umgebungsgeräusche stören. Die Wale brauchen diese Signale beispielsweise, um Nahrung oder Paarungspartner zu finden. Die neue ⁠ UBA ⁠-Studie demonstriert nun: Airgunsignale können über eine Entfernung von bis mindestens 2.000 Kilometern (km) wirken. Das kann Tiere innerhalb des besonders geschützten Bereiches der Antarktis südlich von 60° betreffen. Selbst dann, wenn die Schiffe nördlich des 60°-Breitengrades mit Airguns bzw. Luftpulsern arbeiten. Schon in mittleren Entfernungen (500-1.000 km) kann das Airgunsignal zu einem intervallartigen Geräusch gedehnt werden, das bereits ein hohes Maskierungspotenzial hat. In Entfernungen ab 1.000 km können sich Airgunimpulse zu einem kontinuierlichen Geräusch ausdehnen. Das schränkt die Verständigung von Blau- und Finnwalen in der Antarktis extrem ein; auf nur noch etwa ein Prozent des natürlichen Verständigungsraumes. Die Ergebnisse der UBA-Studie zeigen, dass Maskierungseffekte und signifikante Auswirkungen auf das Vokalisationsverhalten von Tieren über große Distanzen möglich sind und bei der Bewertung von Umweltwirkungen impulshafter Schallquellen wie Airguns beachtet werden sollten. Das Modell soll in einem Folgeprojekt weiterentwickelt werden, so dass auch eine Übertragung auf andere Lebensräume möglich ist. Hierzu gehört zum Beispiel die Arktis, in der in den nächsten Jahren mit einer Vielzahl von ⁠ Airgun ⁠-Einsätzen zur Erkundung des Meeresbodens auf Bodenschätze und zur Forschung zu rechnen ist. UBA-Präsidentin Maria Krautzberger: „Wir müssen die Wirkung von Schallimpulsen aus Airguns auf die Meeressäuger genau kennen und diese in die Umweltbewertung der Meeresforschung einbeziehen. Wir brauchen deshalb auch ein internationales Lärmschutzkonzept, zum Beispiel im Rahmen des Antarktis-Vertragsstaaten-Systems.“ In Deutschland hat das Bundesumweltministerium zum 1. Dezember 2013 ein Schallschutzkonzept für die Nordsee in Kraft gesetzt, das einen naturverträglichen Ausbau der Offshore-Windkraft ermöglicht. Es soll die hier lebendenden Schweinswale besonders in der Zeit der Aufzucht ihres Nachwuchses vor Lärm schützen, der beim Rammen der Fundamente für die Windkraftanlagen entsteht. Vollständiger Abschlussbericht zu der UBA-Studie „ Entwicklung eines Modells zur Abschätzung des Störungspotentials durch Maskierung beim Einsatz von Luftpulsern (Airguns) in der Antarktis “. Bei den zur Erkundung des Untergrundes eingesetzten Airguns (oder Luftpulser) handelt es sich prinzipiell um Metallzylinder, in denen Luft mit hohem Druck komprimiert wird und dann explosionsartig austritt. Hierbei entsteht eine Gasblase, die beim Kollabieren ein sehr kurzes, aber sehr lautes Schallsignal erzeugt. Der größte Teil der von Airguns erzeugten Schallwellen stammt aus dem tiefen Frequenzbereich bis 300 Hertz, so dass eine Überschneidung mit Lauten und Gesängen von Walen und Robben wahrscheinlich ist. Vor allem die im Südlichen Polarmeer häufigen Bartenwale, wie Blauwal oder Finnwal, kommunizieren überwiegend in diesem Frequenzbereich. Die UBA-Studie modellierte die Schallausbreitung von Airgun-Signalen für Entfernungen in 100, 500, 1.000 und 2.000 km. Kurze, tieffrequente Schallsignale können sich über große Entfernungen zu einem akustischen Dauersignal verlängern, das ein hohes Störpotenzial hat. Die modellierten Störsignale wurden mit Rufen und Gesängen von Finnwal, Blauwal und Weddellrobbe überlagert, um die Distanzen zu ermitteln, in denen Kommunikationssignale potenziell maskiert (= verdeckt) und dadurch Kommunikationsreichweiten verringert werden können. Die Störsignale wurden mit einem mathematischen Hörmodell  im Frequenzbereich der ausgewählten Vokalisationssignale von Weddellrobbe, Blauwal und Finnwal analysiert. Diese UBA-Studie zeigt, dass auch die Fernwirkung von Unterwasserlärm nicht unterschätzt werden sollte: Obwohl eine Reihe von Fragen noch unbeantwortet sind, zeigen die Ergebnisse der Studie, dass Maskierung durch Airgun-Signale sehr wahrscheinlich ist und ein Populationseffekt bei dem modellierten Maß der Auswirkung nicht ausgeschlossen werden kann. Dies sollte Eingang in die Betrachtung möglicher Umweltwirkungen impulshafter Schallquellen wie Airguns finden.

Die körperlichen und psychischen Wirkungen von Lärm

Viele Personen sind heutzutage fortwährend Lärm ausgesetzt. Zuletzt hat die Umweltbewusstseinsstudie aus dem Jahr 2014 erneut gezeigt, dass sich eine große Zahl von Menschen durch Lärm belästigt fühlt. Chronischer Lärm beeinträchtigt nicht nur die Lebensqualität und das subjektive Wohlbefinden auf vielen Ebenen, sondern auch das Herz-Kreislauf-System und stört den Schlaf. Im vorliegenden Text werden die körperlichen und psychischen Auswirkungen von Lärm dargestellt.Quelle: www.umweltbundesamt.de

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