Das Projekt "Sichere Senke oder versteckte Gefahr? - Berücksichtigung nicht-extrahierbarer Rückstände (NER) in der PBT-Bewertung" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie durchgeführt. a) Viele Stoffe bilden in Boden- und Sedimentabbautests nicht-extrahierbare Rückstände (NER). Da keine Aussage über die Zusammensetzung der NER hinsichtlich des Stoffes und seiner Abbauprodukte getroffen werden kann, werden NER bei der Berechnung der Abbauhalbwertszeit (DegT50) nicht berücksichtigt, die Grundlage für die Persistenzbewertung von Stoffen ist. Eine mögliche Unterschätzung der Persistenz von Stoffen mit hoher NER-Bildung ist die Folge. Auf Grundlage eines abgeschlossenen Gutachtens (FKZ 360010070) und diverser Literatur (Kästner et al. 2014; Poßberg et al. 2016) können NER in regulatorisch bedenklich oder unbedenklich klassifiziert werden. Diese Unterteilung findet bei der Bewertung der Persistenz von Stoffen jedoch noch keine Berücksichtigung, da standardisierte Methoden zur Klassifizierung der NER-Typen fehlen. Ein zurzeit laufendes Vorhaben (FKZ 371363413/1) soll diese Lücke füllen. Auf diese Weise kann bewertet werden, ob von den NER eines Stoffes eine Gefahr für die Umwelt ausgeht oder ob es sich um eine 'Sichere Senke' handelt. Auf Basis der standardisierten Klassifikationsmethode aus dem derzeit laufenden Vorhaben (FKZ 371363413/1), ergänzender NER-Analytik ausgewählter Stoffe sowie einer Literaturrecherche soll in diesem Vorhaben ein Vorschlag erarbeitet werden, wie NER bei der Ermittlung der Abbauhalbwertszeit und somit in der Persistenzbewertung berücksichtigt werden können. Auf Grundlage dieses Vorschlags soll anschließend ein Abstimmungsprozess mit den EU-Mitgliedsstaaten und der Industrie erfolgen. b) In diesem Anschlussvorhaben soll anhand von Literatur- und experimenteller Daten ein Konzept für die Anwendung in der regulatorischen Stoffbewertung entwickelt werden, das die NER-Bildung von Stoffen im Boden und Sediment bei der Bewertung der Persistenz hinreichend berücksichtigt. In einem internationalen Workshop soll das Konzept abgestimmt und verabschiedet werden.
Das Projekt "Weiterentwicklung einfacher Testsysteme für die Bewertung potentieller PBT-Stoffe: Wie kann die Lücke zwischen Screeningtests und komplexen Studien geschlossen werden?" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Hydrotox Labor für Ökotoxikologie und Gewässerschutz GmbH durchgeführt. Das Wissen über die Abbaubarkeit von Chemikalien ist einer der Grundpfeiler für Entscheidungsprozesse zu ihrer Regulierung. Die Identifizierung und Regulierung von besonders besorgniserregenden Stoffen (sog. SVHCs) ist relevanter Bestandteil der Behördenarbeit unter der Europäischen Chemikalienverordnung REACH. Mit Blick auf die Bewertung der Umwelteigenschaften handelt es sich bei SVHC bspw. um Stoffe, die persistent, bioakkumulierend und toxisch (PBT) oder sehr persistent und sehr bioakkumulierend (vPvB) sind. Die für die Bewertung der Abbaubarkeit notwendigen Informationen werden i.d.R. über computerbasierte Modelle vorhergesagt o. anhand von analytischen Methoden im Labor ermittelt. Letztere unterscheidet man im Wesentlichen in Screening-Tests und in sog. Simulationsstudien, die im Labor den Abbau in den Umweltkompartimenten Wasser, Sediment und Boden beschreiben. Screening-Tests messen die Mineralisationsrate innerhalb einer bestimmten Zeitspanne (bis zu 60d) und erlauben nur die Schlussfolgerung, dass der Stoff unter Umweltbedingungen wahrscheinlich 'nicht persistent' ist. Simulationsstudien dagegen dauern wesentlich länger (bis etwa 6 Monate) u. erlauben im Gegensatz dazu eine endgültige Entscheidung über den Zeitraum, bis 50% des Stoffes in der Umwelt abgebaut sind (DegT50). Dieses Ergebnis kann dann mit den eindeutigen Persistenzkriterien des Anhangs XIII der REACH-Verordnung verglichen werden.
Zur Bewertung der leichten biologischen Abbaubarkeit können Tests der OECD Richtlinien 301 und 310 herangezogen werden. Obwohl jeder einzelne dieser Tests standardisiert und die angewendete Vorgehensweise ähnlich ist, unterscheiden sie sich in wichtigen Aspekten voneinander. Mit der Weiterentwicklung der Analysentechnik, aber auch durch die bevorzugte Nutzung einzelner Testsysteme sollte es möglich sein, auf inzwischen selten eingesetzte Testsysteme ganz zu verzichten und die Rahmenbedingungen der verbliebenen Testverfahren stärker zu vereinheitlichen. Die Möglichkeit einer Konsolidierung der bestehenden OECD-Testrichtlinien 301 und 310 soll mit diesem Projekt geprüft werden.
Zwischen den Screening-Tests und den deutlich komplexeren Simulationsstudien fehlt es an einem einfachen Testsystem für die Bewertung der Persistenz von Stoffen. Ein vorangegangenes UBA-Projekt zeigte die Möglichkeit auf, dass Anpassungen am Design von Screening-Tests durchgeführt werden könnten um zu einer verlässlichen Entscheidung zu kommen, ob ein Stoff in der Umwelt persistent ist. In diesem Projekt soll für 2-3 Stoffe analytisch untersucht werden, in welchem Umfang die im REACH Leitfaden R.11 (2017) genannten, akzeptablen Modifikationen der Tests auf leichte biologische Abbaubarkeit die gemessene Mineralisationsrate beeinflussen. Gleichzeitig soll dieses Projekt bewerten, ob mit Hilfe dieser modifizierten Screening-Tests eine belastbare Schlussfolgerung zur Persistenz von Stoffen getroffen werden kann, ohne dass dafür eine DegT50 in Simulationsstudien ermittelt wurde.