Das Projekt "Reale Diskurse? Praxisdefizite der Diskursethik angesichts von Technik- und Umweltkonflikten" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Zentrum für Ethik in den Wissenschaften durchgeführt. Zur Loesung von Technik- und Umweltkonflikten wurden in den letzten Jahren, z.B. in der Diskussion um soziale Technikbewertung oder nachhaltige Entwicklung, verstaerkt partizipative und diskursive Verfahren propagiert. Die direkte Einbeziehung von Betroffenen und die Beruecksichtigung aller relevanter Argumente soll eine 'bessere' Entscheidung ermoeglichen. Was ist die normative Basis dieser Verfahren? Es sollen entsprechende existierende Verfahren in ihrem politisch-gesellschaftlichen Kontext analysiert und mit, insbesondere von der Diskursethik (Habermas) begruendeten, idealen Verfahren kritisch verglichen werden. Technik- und Umweltethik steht, wie philosophische Ethik insgesamt, vor erheblichen Umsetzungsproblemen. Handelt es sich hierbei um ein Ethikdefizit der Praxis oder ein Praxisdefizit der Ethik?.
Das Projekt "Normative Grundlagen der Technikbewertung in modernen Gesellschaften: Diskurstheoretische Studien zur Methodologie des Technology-Assessment, der Risikoforschung und Technik-Akzeptanzforschung" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Zentrum für Ethik in den Wissenschaften durchgeführt. Mit dieser Arbeit verfolge ich drei Ziele: Erstens moechte ich einen Beitrag zur Verantwortungsdiskussion in der Praktischen Philosophie leisten. Zweitens und im besonderen werde ich mich grundlegenden Fragen einer verantwortungsethischanwendungsbezogenen Explikation der transzendentalpragmatischen Version der Diskursethik widmen. Drittens hoffe ich zur Klaerung normativer Grundlagen der sozialwissenschaftlichen Reflexion und sozialen Regulation technologischer Risiken beizutragen. 'Verantwortung' ist ein derzeit viel gebrauchter, allerdings auch vieldeutiger und zahlreiche Missverstaendnisse provozierender Begriff. An Versuchen, ihn zu klaeren, mangelt es zwar nicht. Sie scheinen mir jedoch teils nicht ueberzeugend, teils unvollstaendig. Der ueberwiegende Teil der Beitraege innerhalb der analytischen Handlungstheorie beschaeftigt sich beispielsweise ausschliesslich mit dem Aspekt der Handlungs- beziehungsweise Folgenimputation, die zudem meist auch noch kausalistisch missverstanden wird. Die normativen Implikate des Verantwortungsbegriffs werden in der Regel ausgeblendet. Ebensowenig kann es freilich ueberzeugen, wenn Moralphilosophen an den Verpflichtungssinn einer prospektiven 'Zukunftsverantwortung' appellieren, ohne ihren internen Zusammenhang mit dem retrospektiven Rechtfertigungsaspekt der Verantwortung zu bedenken. Gegenueber solchen Einseitigkeiten ist es selbstverstaendlich nuetzlich und verdienstvoll, verschiedene Bedeutungen des Verantwortungsbegriffs zu unterscheiden und zu systematisieren, wie dies etwa Hans Lenk und Guenter Ropohl seit Iangem versuchen, wobei insbesondere Ropohls sogenanntes 'Matrix-Modell' der Erwaehnung wert ist Was jedoch auch hier fehlt, ist eine tiefergehende philosophische Reflexion auf den Zusammenhang der verschiedenen 'Dimensionen' des Verantwortungsbegriffs. Meine frueheren Ausfuehrungen zu diesem Problem scheinen mir in heutiger Sicht ebenfalls unzureichend. Dreierlei ist meines Erachtens zu klaeren: 'erstens, dass wir als Handelnde notwendig immer schon 'prospektive' Verantwortung auf uns genommen haben; zweitens, dass diese handlungskonstitutive Verantwortungsuebernahme die Anerkennung der Tatsache impliziert, dass wir uns fuer unser Handeln u. U. 'retrospektiv' zu verantworten haben; drittens, dass 'retrospektive' Verantwortung nicht ohne Bezug auf normative Standards 'zugeschrieben' bzw. imputiert werden kann, weil sie ohne ein auf Gruende bezogenes Handlungsverstehen nicht moeglich ist. H. L A. Harts These, dass wir mit Handlungssaetzen stets Verantwortung zuschreiben, koennte auf dieser Basis reformuliert werden, ohne die Aporien seines letztlich der Aussenperspektive externer Handlungsbeschreibungen verhafteten 'Askriptivismus' in Kauf zu nehmen.