Die Gesamtartenliste der sich im Süßwasser reproduzierenden Fische und Neunaugen Deutschlands umfasst 111 etablierte Arten. Eine Rote-Liste-Kategorie wird für die 90 indigenen und archäobiotischen Arten ermittelt. Die bundesweite Gefährdungsanalyse beruht auf den länderspezifischen Einschätzungen von 59 Expertinnen und Experten aus allen Ländern und wurde durch eine quantitative Auswertung der Befischungsdaten von 6.424 Messstellen aus den Programmen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie bzw. der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie sowie Erkenntnisse aus weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen gestützt. Insgesamt werden 9 Arten als ausgestorben oder verschollen und 38 weitere als bestandsgefährdet (Rote-Liste-Kategorien 1, 2, 3 und G) eingestuft. Von Letzteren sind 11 Arten vom Aussterben bedroht. Der zuvor als ausgestorben betrachtete Tiefseesaibling Salvelinus profundus und der verschollen geglaubte Steingreßling Romanogobio uranoscopus wurden wiederentdeckt. Deutschland hat für die weltweite Erhaltung von 21 Arten eine erhöhte Verantwortlichkeit, darunter befinden sich 7 Endemiten. Süßwasserfische und Neunaugen werden maßgeblich durch Gewässerverschmutzung und -ausbau gefährdet. Darüber hinaus gibt das Schwinden von Süßwasserfisch- und Neunaugenbeständen durch die in den letzten Jahren vermehrt auftretenden Dürresommer einen Ausblick auf die potenziellen Auswirkungen des Klimawandels.
Das Projekt "Biodiversity and origin of Antarctic deep-sea Isopoda (Crustacea, Malacostraca)" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Hamburg, Biozentrum Grindel und Zoologisches Museum durchgeführt. Der antarktische Schelf ist durch den Zirkumpolarstrom sehr isoliert, seine Besiedlung durch die 371 Isopodenarten, die 88 Prozent Prozent Endemiten aufweisen, ist gut dokumentiert. Während der Expeditionen ANDEEP I&II mit FS Polarstern von Januar bis April 2002, wurden aus Epibenthoschlittenmaterial 327 Tiefseeisopoden gesammelt und bestimmt. Von diesen Isopoden sind 277 neue Arten, 50 sind bereits beschrieben und 27 dieser Arten sind vom antarktischen Schelf bekannt. Dieses bedeutet, dass 84.7 Prozent der gesammelten Tiefseeisopoden endemisch sind, und dass die Isopoda auch im Abyssal des Südozeans eine hohe Biodiversität aufweisen. Diese Ergebnisse werfen jedoch zahlreiche weiterführende Fragen auf: Ist der Anteil der Tiefseeendemiten bei den Isopoden wirklich so hoch oder ist dieses ein Artefakt, der darauf zurückzuführen ist, dass die, den Südozean umgebende Tiefsee, unzureichend untersucht ist? Welches sind die dominanten Isopodentaxa in der antarktischen Tiefsee? Finden wir eine ähnliche Zusammensetzung der Asellotenfamilien während ANDEEP III? Sind die antarktischen Tiefseeisopoden weit verbreitet oder fleckenhaft verteilt? In welcher Tiefe finden wir einen Übergang der Schelf- zur Tiefseefauna? Gibt es eine nördliche Verbreitungsgrenze der antarktischen Tiefseeisopoden in Richtung des Kapbeckens? Wo siedeln die nächsten Verwandten der Tiefseeisopoden, z. B. der Tiefseefamilie Mesosignidae und wie stehen diese Isopoden phylogenetisch zu den Acanthaspidiiden, Janirelliden, Katianiriden?
Das Projekt "Vorhaben: Meio-, Makro- und Megafauna" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Forschungsinstitut Senckenberg (FIS), Senckenberg am Meer, Deutsches Zentrum für Marine Biodiversitätsforschung durchgeführt. Das Verbundprojekt KURAMBIO II beschäftigt sich, aufbauend auf verschiedenen vorangegangenen Expeditionen, mit der Biodiversität der Lebensräume in der Tiefsee. Im Rahmen des Verbundprojekts soll insbesondere den folgenden Arbeitshypothesen nachgegangen werden: 1. Das Hadal des Kurilen-Kamtschatka-Grabens beherbergt eine hohe Artenzahl (die nicht niedriger ist als die der angrenzenden abyssalen Ebene) - 2. Die Anzahl endemischer Arten steigt mit zunehmender Tiefe im Kurilen-Kamtchatka-Graben 3. Die hadalen Stationen des Kurilen-Kamtschatka-Grabens isolieren die Arten von denen des Ochotskischen Meeres und des angrenzenden Abyssals im Nordwestpazifik. - 4. Die Hauptnahrungsquelle epibenthischer Copepoden, die als Modelltaxon genutzt werden soll, ist Detritus, während sich planktische Copepoden hauptsächlich von Diatomeen und Mikrozooplankton ernähren. Das Teilprojekt der Universität Hamburg trägt mit seiner Expertise in Bezug auf die Biodiversität von Isopoden und Polychaeten zum Verbundprojekt bei, während die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ihre Expertise in Bezug auf Meio-, Makro- und Megafauna einbringt.
Das Projekt "Taxonomie und Zoogeographie der Echinodermata der DIVA I Expedition mit FS METEOR in das Angola-Becken (M 48/1)" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Zoologische Staatssammlung München durchgeführt. Im Rahmen der DIVA I Expedition (M48/1) sollten 'Latitudinale Gradienten der Biodiversität in der abyssalen Tiefsee des Angola-Beckens' untersucht werden. Das Becken wurde entlang eines etwa 700 km langen Transektes mit dem Agassiz-Trawl und dem Epibenthosschlitten beprobt, wobei auch Echinodermata gesammelt wurden. Zur Klärung solcher Fragen ist es notwenidg, alle gefangenen Tiere möglichst bis auf Art zu bestimmen. Deshalb besteht das Hauptziel dieser Untersuchung in der taxonomischen Aufarbeitung aller auf der DIVA I Expedition gefangenen Echinodermata. Alle Tiere sollen bis auf Artniveau bestimmt werden und neue Arten detailliert beschrieben werden. Aus diesen Daten soll dann, als Grundlage für weiterführende zoogeographische Überlegungen, erstmals eine Liste der Echinodermata des Angola-Beckens zusammengestellt werden. Zusätzlich können dann auch mögliche Änderungen der Fauna entlang des Transektes untersucht werden. Ändert sich die Artenzahlen pro Fläche oder ändert sich die Artzusammensetzung entlang des Profils und wie groß ist das von möglichen Endemiten besiedelte Areal? Des weiteren soll versucht werden mögliche Zusammenhänge zwischen der Artenzahl und ermittelten Umweltparametern zu erkennen. Zuletzt sollen dann die Daten aller beteiligter Arbeitsgruppen zusammengeführt werden, um der Frage nachzugehen, ob Differenzierungsprozesse in marinen Lebensräumen immer nur ökologisch bedingt sind, oder ob auch die Wirkung des Raumes an Artbildungs- und Regionalisierungsprozessen nachweisbar ist.
Das Projekt "Teilvorhaben: THEA-BAUT" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Adler Pelzer Holding GmbH durchgeführt. Gesamtziel des Vorhabens ist es, thermisch und akustisch isolierende Materialien auf Basis von Aerogelverbundwerkstoffen und aus diesen hergestellte Abschirmungen vom Labor bis hin zum demonstratorischen Sandwichbauteil zu entwickeln, zu charakterisieren, herzustellen und unter realen Bedingungen zu testen. Hierzu werden zunächst potenzielle Baugruppen in Fahrzeugen und Backöfen identifiziert. Hier gilt es die jeweiligen anwendungsorientierten Anforderungsprofile in den Bereichen Automotive und non-Automotive, mit thermischen Bedingungen in den Temperaturbereichen T kleiner als 400 'C und 400 Grad Celsius kleiner als T kleiner als 1000 Grad Celsius abzudecken. In dem Vorhaben werden Verbundmaterialien entwickelt, an die jeweiligen Anforderungen angepasst und in Bauteile überführt. Diese Bauteile werden unter Realbedingungen im Einsatz getestet und letzten Endes mit bestehenden Systemen verglichen.
Das Projekt "Erforschung des Vorkommens des Böhmischen Hochmoorlaufkäfers als prioritäre Art der FFH-Richtlinie im Inneren Bayerischen Wald (Nationalpark Bayerischer Wald) (ST103)" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft durchgeführt. Es soll untersucht werden, ob der Hochmoor-Laufkäfer Böhmischer Rasse als prioritäre Art der FFH-Richtlinie in den Mooren des Nationalparks Bayerischer Wald nachgewiesen werden kann. Der Hochmoorlaufkäfer (Carabus menetriesi pacholei) ist eine von vier prioritären Tierarten der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, die in Bayern vorkommen. Er ist der einzige mitteleuropäische Endemit unter diesen Arten, noch dazu mit einem Schwerpunktvorkommen in Bayern. Bayern hat daher eine hohe Verantwortung zum Schutz dieser Art. Er besiedelt ausschließlich intakte bis mäßig beeinträchtigte Hoch- und Übergangsmoore. Der deutsche Name ist daher sehr zutreffend gewählt. Degradierte Moore vermag er ebenso wenig zu besiedeln wie in Renaturierung begriffene. Ein intakter Wasserhaushalt (nasse bis sehr nasse Verhältnisse) ist neben der hochmoortypischen Nährstoffarmut ein Schlüsselfaktor für sein Vorkommen. Die Fundpunkte sind weit überwiegend vegetationskundlich dem Vaccinio uliginosi-Pinetum rotundatae (Spirkenfilz), seltener dem Pino mugo-Sphagnetum magellanici (Latschenfilz) zuzuordnen. Typischerweise weisen sie eine ausgeprägte Torfmoosschicht, einen Bewuchs aus hochmoortypischen Zwergsträuchern (Rauschbeere, Moosbeere, beide zusammen höhere Anteile als Heidel- und Preiselbeere) und eine mehr oder weniger lichte Bestockung aus Latschen und/oder Spirken ohne weitere Mischbaumarten auf. Der Hochmoorlaufkäfer zeigt aufgrund ähnlicher Standortsansprüche auch eine auffallende Parallele der Verbreitung mit der ebenfalls reliktären Baumart Spirke. Die Art wurde erstmals für den Bereich des Nationalparks Bayerischer Wald nachgewiesen. In Nordostbayern ist der Hochmoorlaufkäfer, falls er in diesem Gebiet ursprünglich vorkam, höchstwahrscheinlich aufgrund der starken Degradierung der Moore durch Abtorfung und Entwässerung ausgestorben. Diese Faktoren sind auch an erster Stelle zu nennen, was die Gefährdungssituation im Bayerischen Wald betrifft. Eine Vergesellschaftung besteht mit den ebenfalls hygrophilen, an saure Standorte angepassten Arten Pterostichus rhaeticus und diligens, die auf der Mehrzahl der vom Hochmoorlaufkäfer besiedelten Flächen ebenfalls auftreten. Im Rahmen der Untersuchungen wurde ferner die Laufkäferfauna der Moore Ostbayerns untersucht. Es gelang dabei u. a. auch der Nachweis einiger für den Bayerischen Wald bisher gar nicht oder sehr selten nachgewiesener, hochmoortypischer Laufkäfer-Arten wie des Bach-Flinkläufers (Trechus rivularis; Erstfund), Hochmoor-Flachglanzläufers (Agonum ericeti), des Breiten Grubenhalsläufers (Patrobus assimilis; Erstfund) und als seltener Heide- und Feuchtwald-Art des Hügel-Laufkäfers (Carabus arvensis). Nur in Nordostbayern gelang ein Nachweis des Hochmoor-Ahlenläufers (Bembidion humerale). Die Ergebnisse fordern weitere konsequente und rasche Maßnahmen zum Schutz der verbliebenen intakten Hoch- und Übergangsmoore.
Das Projekt "Effects of contemporary and historical gene flow in maintaining the genetic diversity of fragmented Araucaria araucana populations" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Marburg, Fachbereich Biologie, Professur Naturschutzbiologie durchgeführt. Araucaria araucana ( Molina) K. Koch. is a species endemic to the southern South American temperate forest that grows in a reduced area between 37º 20' and 40º 20' S (Veblen et al., 1995). It represents the main food and economical resource of the aborigine communities (Mapuches) which lives in and from these forests. The great exploitation suffered by this species in the past, the long periods of fires and the intense human activities had led to a high level of erosion of its genetic resources, mainly in the eastern edge of its distribution range in Argentina where highly fragmented populations occur. Moreover, the complete absence of natural regeneration is driving these eastern populations to its extinction. For this reason, the species is currently protected in Argentina by regulations of Lanin National Park and Neuquen Province Government. Besides, it was recently included in CITES, Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora. However, little is known about its genetic variation and the recently began studies (Bekessy et al., 2002; Izquierdo et al., 2002; Gallo et al., 2003; Marchelli, Ziegenhagen & Gallo, 2003) should be complemented. The objective of this proposal is to study gene flow among fragmented populations in the Patagonian steppe in order to provide information for conservation strategies. Furthermore, the present project will allow the continuity and reinforcement of a long-lasting cooperation between the two groups that began in 1996.
Das Projekt "Erhalt, Schutz und nachhaltige Nutzung der Biodiversität im Einzugsgebiet der großen Seen Prespa, Ohrid und Shkoder" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Institut für Binnenfischerei e.V., Potsdam-Sacrow durchgeführt. Zielstellung: Die drei großen Seen des Westbalkans Ohrid, Prespa und Shkoder werden von den vier Staaten Albanien, Griechenland, Mazedonien und Montenegro geteilt. Sie stellen einen im europäischen Kontext herausragenden Brennpunkt der biologischen Vielfalt sowie die Basis für eine Vielzahl fischereilicher Nutzer und die Versorgung der Anrainer mit Nahrungsmitteln dar. Von den zahlreichen endemischen Elementen der Flora und Fauna sind viele bestandsbedroht, das gilt auch für eine Reihe von Fischarten. Gleichzeitig wird die derzeitige fischereiliche Bewirtschaftung kaum zwischen den Anrainern koordiniert. Ziel des Vorhabens ist eine verbesserte Umsetzung von Gesetzen, Abkommen und Managementplänen für den Erhalt der Biodiversität und die nachhaltige Bewirtschaftung der Seen, wobei dem zwischenstaatlich koordinierten Monitoring der Fischartengemeinschaften mit standardisierten Methoden und der Regulierung der Fischerei besondere Bedeutung zukommt. Material und Methoden: Im Rahmen des Projektes berät das IfB eine grenzübergreifende technische Arbeitsgruppe zur Vorbereitung und Etablierung eines abgestimmten und standardisierten Monitorings der Fischfauna und leitet die nationalen Projektpartner bei der Darstellung und Interpretation der Ergebnisse an. Ergebnisse: Nach der Etablierung eines grenzübergreifenden Standardprotokolls für fischereiliche Beprobungen belegte die erste Anwendung der Multimaschen-Stellnetznorm, dass diese prinzipiell auch zur standardisierten Erfassung der Fischfauna von Seen des Balkans geeignet ist. Die Ergebnisse waren vor allem in Bezug auf den hohen Anteil von Neozoen im Litoral des Prespa-Sees (Sonnenbarsch, Bitterling, Blaubandbärbling) sowie die fortgeschrittene Ausbreitung des allochthonen Flussbarsches im Shkodra-See überraschend. Die Ergebnisse fanden Eingang in die Erstbeschreibung der Wasserkörper im Zusammenhang mit der Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie. Daneben wurden grenzübergreifende Berichte zur Fischfauna der drei Seen erstellt und abgestimmt.
Das Projekt "Verantwortlichkeit der Naturparke für den Erhalt bundesweit bedeutsamer Lebensräume und Arten" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von PAN Planungsbüro für angewandten Naturschutz GmbH durchgeführt. Ermittlung der besonderen Verantwortlichkeiten von allen Naturparken für einzelne Biotoptypen (inkl. Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie) und Arten (wie z.B. Farne und Blütenpflanzen, Säugetiere, Vögel, Amphibien, Reptilien, Fische, Schmetterlinge und Libellen). In 10 bis 12 ausgewählten Naturparken, für die ein besonders hoher Bedarf gesehen wird, soll auf dieser Basis ein fachliches Konzept mit zielgerichteten Schutzmaßnahmen entwickelt werden. Zu den in die Untersuchung einzubeziehenden Biotope und Arten gehören Lebensraumtypen und Arten der FFH-Richtlinie, Biotope mit Rote-Liste-Status 1 und 2, Endemiten, Arten für deren Erhalt und Entwicklung Deutschland im besondere Maße verantwortlich ist (z.B. Rotmilan) und Rote Liste 1-Arten der Bundesliste. Neben einer status quo-Abfrage bei allen Naturparken sollen vorliegende Ergebnisse aus den ersten regionalen Ansätzen zu den Verantwortungsarten wie z.B. aus dem Naturpark Rhein-Taunus und Schwarzwald-Mitte/Nord in die vertieften Untersuchungen in die Modell-Naturparke mit einfließen. Die Projektergebnisse sind durch innovative Öffentlichkeitsarbeit/BNE und maßnahmenorientierte Umsetzung in den ausgewählten Naturparken zusätzlich in die Bevölkerung und den politisch Verantwortlichen zu kommunizieren. Die dabei gewonnenen modellhaften Erfahrungen sind exemplarisch für eine Übertragung auf eine Vielzahl der 104 Naturparke in Deutschland aufzuarbeiten. Ein zu erstellender Praxisleitfaden soll den Naturparken in Form einer Checkliste die jeweiligen Einflussmöglichkeiten anhand von Praxisbeispielen konkreter aufzeigen. Des Weiteren sollen die Ergebnisse neben dem zu fertigenden Abschlussbericht in einer für die Fachöffentlichkeit geeigneten Broschüre anschaulich dokumentiert und im Rahmen eines bundesweiten Workshops weiter vertieft werden. Es hat eine inhaltliche Abstimmung mit dem laufenden F+E-Vorhaben 'Natura 2000 in Naturparken' und Nutzung der Ergebnisse zu erfolgen.
Das Projekt "Aerosole und Nebel im südlichen Afrika: Prozesse und Auswirkungen auf die Biogeochemie (AEROFOG)" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Deutsche Forschungsgemeinschaft durchgeführt. Das südliche Afrika ist einer der Hotspots des Klimawandels. In Namibia treten einige der extremsten Klimaregime der Welt auf, vom kalten Benguela-Strom zur hyperariden Küstenwüste Namib. Nebel und niedrige Wolken sind typische Erscheinungen der Region. Sie beeinflussen die Küstenregion und liefern weiter landeinwärts einen höheren Beitrag zum Wasservolumen als Niederschlag. Nebel und niedrige Wolken spielen damit eine zentrale Rolle in der Bereitstellung kritischer limitierender natürlicher Ressourcen in empfindliche Ökosysteme: Wasser, Nährstoffe und Licht. Das wissenschaftliche Verständnis der mikrophysikalischen und chemischen Mechanismen der Bildung, Zusammensetzung und letztlich der Aufnahme und Verteilung von Aerosol-Nährstoffen ist jedoch noch unvollständig. Um die bestehenden Verständnislücken zu schließen wird hier mit dem AEROFOG-Projekt ein interdisziplinärer Ansatz vorgeschlagen, der Atmosphärenwissenschaften, Fernerkundung und Ökologie umfasst. Eine solch umfassende Betrachtung der Materie ist unverzichtbar. AEROFOG zielt auf ein verbessertes Verständnis des Einflusses von Aerosolen auf Nebelentwicklung, dessen chemische Zusammensetzung und seinen Einfluss auf die lokale Biogeochemie. Dabei werden detaillierte Messungen von Aerosol, Deposition und Nebelchemie sowie mikrophysikalischer Größen bei zwei intensiven Feldmesskampagnen im Süd-Winter und Süd-Sommer an Küsten- und Wüstenstationen durchgeführt, um eine große Anzahl von verschiedenartigen Nebelereignissen erfassen zu können. Zusätzlich werden Studien zur Wirkung von Nebel auf die lokale Biogeochemie und insbesondere endemische Pflanzenarten durchgeführt. Diese Messungen stellen die Grundlage für Multiphasen-Prozess-Modellierung der Aerosol-Nebel-Interaktionen dar, womit ein neues Verständnis von Nebel-Mikrophysik und -Chemie erzielt wird. Aus zeitlich hochaufgelösten Satellitendaten werden räumliche und zeitliche Muster der Nebelverteilung ermittelt und mit den Modell- sowie experimentellen Erkenntnissen verschnitten. Zusammengenommen wird mit diesem interdisziplinären und kooperativen Projekt eine Reihe von Erkenntnislücken geschlossen und werden erstmalig Einsichten in die Verteilung und Eintragung nebelgetragener Nährstoffe in ariden Ökosystemen wie der Namib gewonnen und damit eine wichtige Grundlage für Klimaprojektionen und Ökosystemgesundheit gelegt.