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Flechtengesellschaften in neotropischen Tieflandregenwäldern

Das Projekt "Flechtengesellschaften in neotropischen Tieflandregenwäldern" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Graz, Institut für Botanik durchgeführt. Im laufenden FWF-Projekt P 11562-Bio hat sich gezeigt, dass lichenisierte, Pilze (Flechten) zu den artenreichsten, nicht tierischen Organismengruppen am Surumoni (südliches Venezuela) gehören. Die steil ansteigende kumulative Artenkurve lässt erwarten, dass die bis dato im Kranplot von ca. 1.5 ha gefundene Anzahl von 250 Flechtenarten längst nicht die Gesamtartenzahl darstellt. Weiteres konnte eine vertikale, vor allem klimatisch bedingte und zusätzlich eine horizontale, von Substrateinflüssen dominierte, räumliche Verteilungscharakteristik von Flechtenarten aufgezeigt werden. Das hiermit neu eingereichte Projekt soll in erster Linie auf die vielfältigen Aspekte der Flechten-Vergesellschaftung eingehen. Das inkludiert die formelle Beschreibung der Gesellschaften unter Berücksichtigung ihrer zugrundeliegenden, ökologisch relevanten Mechanismen. Dazu zählen das Gesetz des Zufalls zum Zeitpunkt der Besiedelung, die inter- und intraspezifischen Wechselbeziehungen zwischen den Flechtenarten und die Einflüsse von Mikroklima und Substrat (Borken-pH, -Wasserkapazität, und -Textur) als Kriterien ihrer ökologischen Anpassungsfähigkeit. Als praktischer Versuchsansatz dazu werden die Veränderungen von Flechtengesellschaften im Laufe ihrer Existenz auf ein und derselben Trägerbaumart festgestellt und mit den gleichzeitig untersuchten Borkenveränderungen in Zusammenhang gebracht. Speziell im Unterwuchs des Regenwaldes, wo die klimatischen Bedingungen nicht sehr stark variieren, können so die für bestimmte Gesellschaften relevanten Substrateigenschaften herausgefiltert werden. Weiteres ist die Art der Besiedelung und sukzessiven Verschiebung der Flechtengesellschaften an den dünnen, wachsenden Zweigen der Baumkronen und der Jungbäume im Unterwuchs Ziel einer eingehenden Untersuchung. Ob Regenwälder eine hoch spezialisierte und einzigartige Flechtenflora, beherbergen, soll durch einen Vergleich mit Flechtengesellschaften in angrenzenden Savannen festgestellt werden. Vereinzelt findet man in der Literatur Hinweise auf eine partielle Übereinstimmung von Savanneepiphyten und Regenwalddachepiphyten, doch liegen dazu keine genaueren Untersuchungen vor. Antworten auf diese Frage sind nicht nur von wissenschaftlichem Interesse, sondern sollen auch in Fragen von Biotop- und Artenschutz weiterhelfen, und eingearbeitet in Richtlinien für Forstmanagement Impulse liefern. Ein Vergleich des Surumoni Regenwaldes mit einem klimatisch und strukturell ähnlichem Wald in Panama soll die Aussagekraft der für den Regenwald am Surumoni erarbeiteten Ergebnisse erhöhen und die generelle Anwendbarkeit bezüglich Artendiversität, Flechtenzusammensetzung und räumlicher Verteilung zumindest für Tieflandregenwälder der Neotropis überprüfen.

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