Das Projekt "Der Wasseraustausch im Tidebecken Hoernum-Tief" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie durchgeführt. Auf drei Messprofilen zwischen den Inseln Sylt und Amrum, Amrum und Foehr, sowie zwischen der Insel Foehr und dem Festland wurden im Fruehjahr und Herbst 1996 jeweils fuer 8 Wochen Stroemungen, Seegang, Truebung und Wasserstand gemessen. Hierbei wurden die Messreihen teilweise durch Blockierung der Geraete durch Treibgut (Seetang, Plastik etc.) und durch Geraeteverluste waehrend zwei schwerer Stuerme unterbrochen. Der Wasseraustausch zwischen dem Tidebecken und der Nordsee findet primaer zwischen Sylt und Amrum statt. Die mittleren Wassertransporte liegen dort zwischen 400 und 500 x 10 hoch 6 m3/Tide, entlang den anderen Profilen sind sie um 1-2 Groessenordnungen kleiner. Im noerdlichen Teil des Profils sind die Ebbestromgeschwindigkeiten (max. 1,3 m/s) merklich hoeher als die Flutstromgeschwindigkeiten, waehrend im suedlichen Teil der Flutstrom ueberwiegt (max. 1,8 m/s). Dabei ist die Ebbestromdauer deutlich laenger als die Flutstromdauer. Das auffaelligste Merkmal des Seegangs im Hoernum-Tief ist seine Veraenderlichkeit bezueglich Hoehe und Richtung als Folge der tidebedingten Wasserstandsschwankungen. Die maximale signifikante Wellenhoehe auf dem Profil Sylt-Amrum betrug 2 m. Grundsaetzlich betraegt die Wellenenergie suedlich von Sylt nur noch einen Bruchteil der Wellenenergie im offenen Seegebiet westlich von Sylt. Die Verteilungsmuster der Schwebstoffe werden massgeblich durch den Tidestrom verursacht. Der hiermit verbundene Sedimenttransport wird von ebenfalls tidebedingten aber kuerzer-periodischen Sedimentations- und Resuspensionsprozessen ueberlagert.
Das Projekt "Untersuchungen zur Sanierung eines Badesees durch naturnahe Maßnahmen" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Fachhochschule Braunschweig-Wolfenbüttel, Institut für Abfalltechnik und Umweltüberwachung (IfAU) durchgeführt. Der untersuchte Badesee (Fümmelsee) wurde in den letzten Jahren zunehmend eutrophiert, so dass seine Sichttiefe während der Badesaison meist unter 50 cm lag. Badeverbote wurden in den vergangen Jahren mehrfach ausgesprochen. Als Sanierungsmaßnahmen wurden durchgeführt: 1. In den flachen Teilen des Sees bis 3 m Tiefe wurde das Sediment entfernt. 2. Im Herbst 2001 wurde eine Tiefenwasserableitung durchgeführt. 3. Vom See wurde eine Regenerationszone mit einem Damm abgegrenzt, dessen Krone überflossen werden kann. 4. Am Seeufer wurde ein mit Schilf bepflanzter, 1500 qm großer Sandfilter installiert. 5. Das Seewasser aus der Badezone wird diskontinuierlich vertikal durch den Sandfilter und anschließend durch die Regenerationszone im Kreislauf zur Badezone zurückgeleitet. 6. Die Wasserpflanzen werden im Herbst aus der Regenerationszone und vom Pflanzenfilter abgeerntet und hierdurch Nährstoffe aus dem System See entfernt. Erfolge: Mit Inbetriebnahme des Filtrationskreislaufs wurde das Seewasser zusehends klarer. Die Sichttiefe stieg von 0,8 m im Frühsommer 2001 auf bis über 7 m im Spätsommer 2002. Während der Badesaison 2003 war die Sichttiefe stets über 4 m. Die Phosphatkonzentration während der Frühjahrszirkulation fiel von 2000 bis 2003 von 0,12 mg auf 0,02 mg. Mit dem Aberten der Wasserpflanzen konnten 2001 1 kg P und 2002 4 kg P aus dem System entfernt werden. Das gesamte Seewasser enthielt zum Vergleich während der Frühjahrszirkulation 2001 4 kg P. Neben der P-Eliminierung beseitigt der Filter gesamt- und fäkalcoliforme Bakterien vollständig, so dass auch diesen Gründen die Badewasserqualität optimal ist.
Das Projekt "SO 128 ARABWOCE: Untersuchung der Monsunzirkulation im Arabischen Meer" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Kiel, Institut für Meereskunde, Abteilung Regionale Ozeanographie durchgeführt. Es wurde eine physikalisch-ozeanographische Messfahrt im Arabischen Meer auf F.S. 'SONNE' (Fahrt SO 128) mit Ausgangshafen Male (Malediven), Endhafen Muscat (Oman) vom 8. bis 28.2 Januar 1998 durchgefuehrt. Ziel des Vorhabens war die Bestimmung des Wassermassenaustausches am Ausgang des Arabischen Meeres ueber die Verbindunglinie Indien-Ostafrika sowie des damit verbundenen Waermetransportes im Nordwinter. Das Programm ergaenzt eine Untersuchung, die mit 'SONNE' im Sommermonsun 1993 (SO89) durchgefuehrt wurde. Der 8 Grad N-Schnitt schliesst sowohl das Arabische Meer als auch den Golf von Bengalen nach Sueden hin ab. Bisher ist aber noch von keiner Arbeitsgruppe eine Abarbeitung dieses Schnittes in den Wintermonaten vorgenommen worden. Auf dem vorangehenden Abschnitt SO 127 von Dr.D.Quadfasel (IfM Hamburg) wurden Messungen noerdlich im Golf von Bengalen durchgefuehrt, so dass in Zusammenarbeit mit Dr. Quadfasel der Indische Ozean im Wintermonsun untersucht werden kann. Die Reise SO 128 erbrachte einen qualitativ hochwertigen Datensatz im Arabischen Meer fuer eine Momentaufnahme der Wintermonsunzirkulation und der daran beteiligten Wassermassen. Eine Schluesselregion fuer den Austausch von Wassermassen ist die Sokotra Passage zwischen der Insel Sokotra und deanischen Schelf, die ebenfalls intensiv untersucht wurde.
Das Projekt "Exchange processes in mountainous regions; Turbulence and stand-scale modelling" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Bayreuth, Bayreuther Zentrum für Ökologie und Umweltforschung (BayCEER), Abteilung Mikrometeorologie durchgeführt. Within this sub-project the physical, and also in part chemical, processes on the stand scale will be studied by experimental and modelling activities. The following processes will be investigated at the forest site and at the forest edge with eddy-covariance and profile techniques and several statistical tools: turbulent fluxes, coherent structures, footprints, coupling of the atmosphere and the canopy, advection, exchange coefficients, scalar similarity to chemical fluxes, and quality control of all data and uncertainties. Within the project the higher order closure model ACASA will also be applied as well a gas flux model for the soil and several footprint models and approaches. The project supports all of the other projects of the bundle application with meteorological input data and interpretation tools for the complicated turbulent exchange or advection processes in and above the forest and at the forest edge. Furthermore, forcing parameters for all model studies (measured and modelled data) will be made available. Together with the LES simulation carried out in another subproject, a complete description of the turbulent exchange processes and of secondary circulation on the stand to catchment scale will be made available. The main aim is to investigate how the fluxes change in a disturbed forest ecosystem.
Das Projekt "Nicht-zonale Strukturen der Zirkulation der Mesosphäre und unteren Thermosphäre mittlerer Breiten (NOSTHEM)" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Leipzig, Institut für Meteorologie durchgeführt. In NOSTHEM sollen zonale Unterschiede des mittleren Windes, Gezeitenparameter, planetarer Wellen und Schwerewellen in der Mesosphäre und unteren Thermosphäre untersucht und erklärt werden. Ihr Einfluss auf die Repräsentativität einzelner Messungen für ein zonales Mittel von mittlerem Wind und Wellen wird bestimmt werden. Dies soll eine quantitative Einschätzung der Unsicherheiten von mittlerer Klimatologie, Langzeittrends und Maßen für die Variabilität auf der Basis einzelner Messungen ermöglichen. Der Beitrag nicht-zonaler Strukturen auf die mittlere Zirkulation und ihre Variabilität wird bestimmt. Hemisphärische Analysen von Wellen und Zirkulation in der unteren und mittleren Atmosphäre werden verwendet, um deren Rolle bei der Bildung longitudinaler Unterschiede zu klären. Dies wird auch die Frage beantworten, ob die schon seit langem beobachteten Unterschiede des mesosphärischen Windes über Mittel- und Osteuropa signifikant sind und wenn ja, welche Prozesse zu deren Auftreten beitragen.In NOSTHEM werden Beobachtungen zweier praktisch identischer VHF-Meteorradare auf ähnlicher geographischer Breite, aber mit 36° Längenunterschied herangezogen. Daher kann daraus der Beitrag nicht-zonaler Strukturen zur lokalen Klimatologie und Variabilität ermittelt werden. Um ein umfassendes hemisphärisches Bild zu erhalten, werden die lokalen Radarmessungen durch Satellitenbeobachtungen und Reanalysedaten ergänzt, sowie numerische Simulationen mit einem Zirkulationsmodell der mittleren Atmosphäre durchgeführt.Die Hauptziele von NOSTHEM sind (1) eine quantitative Darstellung von Ähnlichkeiten und Unterschieden der mesosphärischen/thermosphärischen Zirkulation an zwei Längengraden, (2) eine Erweiterung dieser Analyse durch hemisphärische Daten und (3) eine Quantifizierung der Rolle von Wellen bei der Ausprägung der Zirkulation an einzelnen Orten. Als Endziel werden nicht-zonale Strukturen und ihre Gründe und die zu ihnen führenden Prozesse geklärt, und auch Hinweise für die Interpretation von Klimatologie und Variabilität an einzelnen Orten in Bezug auf die gesamthemisphärische Dynamik gegeben.NOSTHEM wird als Kooperation des Instituts für Meteorologie, Universität Leipzig und des radiophysikalischen Departments, Universität Kasan gemeinsam durchgeführt.
Das Projekt "Teilprojekt D 01: Transport- und Austauschvorgaenge zwischen Litoral und Pelagial und ihre Wechselwirkungen mit biologischen Prozessen" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Potsdam, Institut für Biochemie und Biologie, Arbeitsgebiet Ökologie, Ökosystemmodellierung durchgeführt. Das Litoral eines Sees ist trotz seiner uferseitigen Begrenzung als offenes System zu betrachten, das zahlreichen Einfluessen auf den unterschiedlichsten Zeitskalen unterliegt. In diesem Projekt werden Untersuchungen zu den Stroemungsverhaeltnissen im Litoral und zum Wasser- und Stoffaustausch zwischen Litoral und Pelagial vorgenommen. Neben den direkt windgetriebenen und den durch Wellentaetigkeit induzierten Stroemungen sollen die Horizontalverfrachtungen des Litoralwasserkoerpers erfasst werden, die durch lange interne Wellen und Auf- und Abtriebserscheinungen hervorgerufen werden. Des weiteren soll in windstillen Phasen die Bedeutung der Konvektionsstroemungen untersucht werden, die hervorgerufen werden durch unterschiedliche Abkuehlung/Erwaermung des Litorals im Vergleich zum Pelagial aufgrund der unterschiedlichen Wassertiefe oder durch horizontal unterschiedliche Truebung des Wassers. Da letztere auch durch Algen bestimmt wird, ist hierbei die Wechselwirkung zwischen biologischen und hydrodynamischen Prozessen von Bedeutung. Eine der zentralen Fragen ist der moegliche zeitliche Unterschied im Einsetzen der Fruehjahrsentwicklung zwischen Litroal und Pelagial und die dafuer verantwortlichen Mechanismen. Die Prozesse werden durch Messungen erfasst und im einzelnen durch numerische Modelle simuliert. Fernziel ist ein Modell, in dem der horizontale Austausch zwischen Litoral und Pelagial durch physikalisch sinnvolle Ansaetze beschrieben wird.
Das Projekt "Naehrstoffestlegung und -mobilisierung in Sedimenten" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Forschungsverbund Berlin, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei durchgeführt. Im Stechlinsee, Nehmitzsee und Peetschsee wurden Sedimentuntersuchungen zur Variabilitaet der Methanbildung, der geloesten Phosphosverbindungen im Interstitialwasser und der Phosphorbindungsformen in der partikulaeren Substanz durchgefuehrt (Koschel et al 1995). Die ausgewaehlten Seen sind extrem naehrstoff- und produktionsarm und in den Sommermonaten stabil geschichtet. Um die Auswirkung der Sauerstoffkonzentration im Hypolimnion auf die Methanbildung und die Mobilitaet geloester Phosphorverbindungen festzustellen, wurden die Untersuchungen waehrend der Fruehjahrszirkulation und waehrend der Sommerstagnation durchgefuehrt. Die Anteile von organischer Substanz, Kalziumkarbonat, Gesamtphosphor und Gesamtstickstoff (0 - 10 cm) zeigen keinen direkten Zusammenhang zur Trophie der untersuchten Klarwasserseen. Im Nehmitzsee und Peetschsee liegen die Anteile von organischer Substanz und Gesamtphosphar hoeher und die Anteile von Kalziumkarbonat niedriger als in Sedimenten von anderen meso- bis eutrophen Seen in Nordbrandenburg. Andererseits wurden im oligotrophen Stechlinsee geringere Anteile von organischer Substanz und Gesamtphosphat und hoehere Anteile von Kalziumkarbonat ermittelt als in Sedimenten von anderen oligo- bis mesotrophen Seen in Nordbrandenburg. Im Stechlinsee sind im Spaetsommer noch mehr als 50 Prozent des Gesamtphosphors an der Sedimentoberflaeche (0 - 1 cm) an Eisen- und Manganverbindungen gebunden und unter reduktiven Bedingungen mobilisierbar (Abb 15), im Nehmitzsee und Peetschsee 24 bis 28 Prozent. Zwischen dem Anteil von organischer Substanz und dem Anteil des an Huminstoffen gebundenen Phosphors besteht eine sehr hohe Korrelation. Es besteht aber kein Zusammenhang zwischen dem Kalziumkarbonatanteil der untersuchten Sedimente und dem saeureloeslichen anorganischen Phosphor. Im Stechlinsee wurden in Sedimentschichten mit hohen Kalziumkarbonatanteilen hoehere Anteile von saeureloeslichen organischen Phosphorverbindungen gefunden.
Das Projekt "Temperatur- und Sauerstoffmessungen am Brombachsee" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Fachhochschule Weihenstephan, Abteilung Triesdorf, Fachbereich Umweltsicherung durchgeführt. Untersuchung des Schichtungsverhaltens von Temperatur und Sauerstoffkonzentrationen im anthropogen geschaffenen Brombachsee während der Frühjahrszirkulation und der Sommerstagnation.
Das Projekt "Ursachen und Auswirkungen der Fruehjahrs-Phytoplanktonbluete im Zuerichsee" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Zürich, Institut für Pflanzenbiologie, Limnologische Station durchgeführt. Jedes Fruehjahr beobachtet man im Zuerichsee (wie auch in anderen Voralpenseen) bei der Entstehung der thermischen Schichtung zwei Algen-Massenentwicklungen von r-Strategen (1.Zentrische Kieselalge, 2. Flagellaten). Mit Hilfe des Projektes sollen die physikalischen und chemischen Voraussetzungen abgeklaert werden, die eine explosionsartige Vermehrung der Algenarten erlauben. Ausserdem interessieren wir uns fuer die physiologischen Eigenschaften der Phytoplankter und deren Anpassungsstrategie auf die veraenderten Bedingungen waehrend und nach der Algenbluete. Diese physikalischen und chemischen Veraenderungen und deren spezielle Ursachen sind ebenfalls Gegenstand einer Untersuchung.
Der Bodensee ist mit 536 km 2 der zweitgrößte Alpensee Europas. Er gliedert sich in den größeren und tieferen Obersee mit Überlinger See sowie den flacheren Untersee mit den Seeteilen Zellersee, Gnadensee und Rheinsee. Verbunden werden Ober- und Untersee über den Seerhein bei Konstanz. Die beiden größten Zuflüsse sind der Alpenrhein und die Bregenzerach, der Abfluss befindet sich bei Stein am Rhein. Das 11500 km 2 große Einzugsgebiet liegt zum größten Teil in den Alpen und erstreckt sich bis an die Grenze von Italien. Der saisonale Wasserstandsverlauf des Bodensees wird durch das alpine Einzugsgebiet geprägt: Im Winter (Februar) sind die Wasserstände am niedrigsten, weil der Niederschlag als Schnee und Eis festgehalten wird. Im Sommer (Juni/ Juli) werden die höchsten Wasserstände erreicht, wenn Schnee und Eis abgeschmolzen sind. Da der Wasserstand des Bodensees nicht reguliert ist, schwankt er natürlicherweise um ca. 1,5 m im Jahr. Der See ist natürlicherweise monomiktisch mit einer vertikalen Frühjahrszirkulation. In den Sommermonaten tritt regelmäßig eine lang anhaltende Schichtung auf. In den letzten Jahren wurde vermehrt das Ausbleiben der Vollzirkulation beobachtet. In den Wintermonaten kann die Sichttiefe Werte von 10-15m und während des Sommers 5 m erreichen. (Zum Vergrößern bitte Bild anklicken) Das Wasser ist leicht basisch. Die Nährstoffkonzentrationen sind in dem für diesen Seentyp zu erwartenden oligotrophen Bereich (Phosphor 6-7 µg/L). Die langjährige mittlere Calciumkonzentration liegt bei 1,2 mmol/L (48 mg/L). Mitte der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts begann die Phosphorkonzentration und mit ihr die pflanzliche Produktion im See stark zuzunehmen (Eutrophierung). Ende der siebziger Jahre wurden Konzentrationen von über 80 µg/L gemessen. Vor allem der mit den höheren Biomassen einhergehende intensivere Abbau führte zeitweise zu Sauerstoffmangelsituationen am Seegrund mit Werten, die deutlich unter 5 mg/L lagen. Sauerstoff am Seeboden ist eine wichtige Voraussetzung für höheres Leben am Seegrund. Um der Eutrophierung und deren negativen Folgen entgegenzuwirken, wurde im gesamten Einzugsgebiet mit dem Ausbau der Kläranlagen begonnen. Ab den achtziger Jahren konnte ein Rückgang der Phosphorkonzentrationen (Reoligotrophierung) im Bodensee beobachtet werden. Heute liegen die Phosphorkonzentrationen mit Werten um die 6-7µg/L wieder in einem typischen Bereich. Die Lebensgemeinschaften des Bodensees veränderten sich im Zuge der Eutrophierung und der darauf folgenden Reoligotrophierung zum Teil erheblich. Heute entsprechen sie wieder weitgehend dem Typ nährstoffarmer, tiefer Alpenseen. Beispiel Phytoplankton: Mit der Zunahme der Nährstoffe stieg die Gesamt-Algenbiomasse an und es kam zu Algenblüten. Trotz deutlicher Phosphatreduktion in den 1980er Jahren verharrte die Gesamtbiomasse noch etwa 10 Jahre auf gleichbleibend hohem Niveau (ca. 1 mg/L), obwohl der Phosphatgehalt stetig abnahm. Die Abnahme der Biomasse in einzelnen Algenklassen wurde durch die Zunahme der Biomasse in anderen Algenklassen kompensiert. Dieser Hysterese-Effekt (Fortdauer einer Wirkung bei Wegfall der Ursache) ist in der Natur häufig zu beobachten. Heute liegt die Gesamtbiomasse wie Ende der 1950er Jahre bei ca. 0,5 mg/L. Die Veränderungen in den Nährstoffverhältnissen zeigen sich auch in der Artenzusammensetzung (s. Abb.). Während mit zunehmender Eutrophierung die Kieselalgen der Gattung Cyclotella zurückgingen, traten verbreitet Arten der Gattung Stephanodiscus auf. Im Zuge der Reoligotrophierung übernahmen die Cyclotella -Arten wieder die Vorherrschaft, die typischerweise in einem oligotrophen See zu finden sind. Beispiel Zooplankton: Für das herbivore Zooplankton war mit dem Anstieg der Phytoplanktonbiomasse der Tisch reich gedeckt, so dass auch das Zooplankton zahlenmäßig zunahm. Für einige Arten wie Bosmina sp. und Daphnia galeata , die erst in den 1970er Jahren in den Bodensee eingewandert sind, zeigte sich eine enge Kopplung an die Trophieverhältnisse. Andere Arten verschwanden, z.B. wurde Diaphanosoma brachyurum 1962 im Plankton nicht mehr nachgewiesen. Erst seit dem Jahr 2001 findet man die Art wieder regelmäßig in den Planktonproben. Foto: Diaphanosoma brachyurum unter dem Mikroskop. Da das Zooplankton die Hauptnahrungsgrundlage für zahlreiche Fischarten ist, änderten sich im Zuge der Eutrophierung auch die Fischbestände im Bodensee. Vor allem der Barsch stellte zur Zeit des eutrophierten Sees seine ursprüngliche Nahrung von Fischen und Zoobenthos weitgehend auf Zooplankton um. Heute, bei verringerten Zooplanktondichten ernähren sich bereits junge Barsche zunehmend von kleinen Fischen. Auch Felchen profitierten von der hohen Zooplanktondichte. Sie wuchsen so schnell, dass sie gefangen wurden, bevor sie zum ersten Mal abgelaicht hatten und damit für Nachwuchs sorgen konnten. Die Bestände brachen daher zunächst ein. Man erhöhte die Maschenweiten der Fischernetze und die Felchenbestände konnten sich wieder erholen. Im Zuge der Reoligotrophierung gehen die Fangzahlen bei den Felchen wieder zurück, aufgrund der verbesserten Wasserqualität werden aber z. B. wieder vermehrt Seesaiblinge gefangen. Beispiel Makrophyten: Auch die Makrophyten machten einen starken Wandel durch. Die für nährstoffarme Verhältnisse typischen Armleuchteralgen (Characeen) gingen zurück und wurden von Laichkräutern verdrängt. Vor allem das kammförmige Laichkraut ( Potamogeton pectinatus ) breitete sich sehr stark aus und bildete in der Flachwasserzone riesige Felder. In Strandbädern wurden die im Volksmund als „Schlingpflanzen“ bezeichneten Laichkräuter durch die „Seekuh“ entfernt, um Panik bei den Badenden zu vermeiden. Aufgrund des sauberen und klaren Wassers können sich heute die unterseeischen Wiesen mit Armleuchteralgen wieder bis über die Haldenkante ausbreiten. Sie stabilisieren den Seeboden, sind wichtige Strukturelemente in der Flachwasserzone und dienen als Habitat für zahlreiche andere Pflanzen und Tiere, z.B. Kieselalgen, Jungfische, Schnecken und Insektenlarven. Foto: Wasserpflanzenfelder vor dem Eriskircher Ried (Luftaufnahme 1967). Mitte der 1960er Jahre wurde im Bodensee erstmals eine neue Muschelart gefunden – die Zebramuschel Dreissena polymorpha . Sie stammt ursprünglich aus dem pontokaspischen Raum. Im Gegensatz zu unseren heimischen Muschelarten hat Dreissena eine frei schwimmende Larve und konnte sich dadurch sehr schnell im gesamten Bodensee verbreiten. Es kam zunächst zur Massenentwicklung – heute hat sich der Bestand auf hohem Niveau stabilisiert und stellt eine wichtige Nahrungsquelle für Wasservögel dar. Seit 2004 findet am Bodenseeufer ein regelmäßiges Neozoen-Monitoring statt. Damit konnte die Ausbreitung einiger Arten dokumentiert werden. Der Höckerflohkrebs Dikerogammarus villosus wurde 2002 erstmalig am Nordufer des Bodensees entdeckt. Die Ausbreitung ging rasant weiter. Heute ist die Art am gesamten Bodenseeufer zu finden und verdrängt zunehmend heimische Flohkrebsarten. 2003 wurde die asiatische Körbchenmuschel Corbicula fluminea gefunden, seit 2006 „bereichert“ die Donau-Schwebegarnele Limnomysis benedeni das Plankton im Bodensee. 2010 kam mit Katamysis warpachowskyi eine weitere Garnelenart hinzu. Die Liste der Neozoen wird immer länger und mit Donauassel, Schlickkrebs und Süßwasserborstenwurm stehen einige Neubürger bereits vor der Tür. Wanderboote, Wassersportausrüstung sowie Aquarianer bilden mögliche Einschleppungswege. Die Auswirkungen auf das Ökosystem Bodensee werden weiter beobachtet und erforscht. Auch bei den Wasserpflanzen kamen neue Pflanzen hinzu, wie z.B. Nuttalls Wasserpest ( Elodea nuttallii ). Diese Pflanze ist seit Beginn der 1980er Jahre im Bodensee nachgewiesen und wurde vermutlich über Aquarianer eingeschleppt. Wie der Name vermuten lässt, wächst die Art sehr schnell und bildet große Bestände. Im Zuge der Reoligotrophierung scheint die Art jedoch wieder rückläufig zu sein. Es gibt aber auch noch Arten, die ein Relikt aus der Eiszeit sind, und nur am Bodensee (und Starnberger See) vorkommen. Dazu zählt das Bodensee-Vergissmeinnicht Myosotis rehsteineri. Es ist Bestandteil der sogenannten Strandlingsgesellschaft und ein typischer Bewohner nährstoffarmer Kiesufer. Im Zuge der Eutrophierung wäre die Art beinahe ausgestorben. Inzwischen erholen sich die Bestände wieder. Fotos: Neulinge: Körbchenmuschel (links); Schwebegarnele Katamysis warpachowskyi (2. v. links); Wasserpest (2. v. rechts) und das endemische Bodenseevergissmeinnicht (rechts). Lange Zeit war das direkte Bodenseeufer eine unwirtliche Region, geprägt von Überschwemmungen im Frühsommer, wenn der Wasserstand durch die Schneeschmelze anstieg. Je nach Steilheit der Ufer waren die überschwemmten Flächen mehr oder weniger groß. Am Bodensee sind etwa drei Viertel des Ufers „mittelsteil“ und eignen sich daher am besten zur Besiedlung. Die erste größere Siedlungswelle direkt am Bodenseeufer fand ab Mitte des 19. Jahrhunderts zwischen Wasserburg und Lindau statt, als reiche bayerische Kaufleute sich als Statussymbol eine Villa am See bauten. Zum Schutz vor Hochwasser wurden die Grundstücke mit Mauern befestigt. Foto: Villa am bayerischen Bodenseeufer. Der Siedlungsdruck auf das Bodenseeufer wurde immer größer. Besonders nach dem 2. Weltkrieg nahm die Bevölkerung und damit auch die Beanspruchung von Siedlungsflächen stark zu. Mauern und massive Blockböschungen ermöglichten den Schutz vor Hochwasser. Etwa die Hälfte des gesamten Bodenseeufers wurde in ein Korsett aus Mauern und Steinen gezwängt. Natürliche Uferabschnitte sind häufig nur noch in den großen Naturschutzgebieten Rheindelta, Eriskircher Ried und am Untersee im Wollmatinger Ried zu finden. Bereits seit den 1980er Jahren werden unter großem Aufwand, verbaute Uferbereiche wieder in einen natürlicheren Zustand gebracht. Die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee IGKB hat hierzu ein Aktionsprogramm „Ufer- und Flachwasserzone“ ins Leben gerufen und eine Uferbewertung sowie einen Renaturierungsleitfaden erarbeitet. Fotos: Friedrichshafen vor (links), während (Mitte) und nach (rechts) der Renaturierung.