Das Projekt "Analyse der Folgen des Geschlechtsrollenwandels fuer Umweltbewusstsein und Umweltverhalten" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) GmbH durchgeführt. In Repraesentativumfragen (z.B. den regelmaessig im Auftrag von BMU/UBA durchgefuehrten) zeigen sich erstaunlich deutliche Unterschiede in Umweltbewusstsein und Umweltverhalten zwischen Maennern und Frauen. Denn Maenner erreichen die hoeheren Werte bei der Umweltinformation und Umweltwissen, Frauen zeigen die groesseren Bereitschaften fuer umweltschonende Verhaltensweisen und das hoehere Umweltbewusstsein. Einerseits reproduziert sich in diesen Ergebnissen ein eher traditionelles Geschlechtsrollenverstaendnis. Andererseits gehoert es zu den bestbelegten Ergebnissen zeitgenoessischer Sozialwissenschaft, dass die traditionellen Geschlechtsrollen sich aufloesen. Folglich sind diese Ergebnisse auf Ambivalenzen der Befragten gegenueber der Umweltthematik zurueckzufuehren - was in anderen analytischen Vertiefungsgebieten (z.B. Altersspezifitaet, Vorhandensein von Kindern im Haushalt usw.) auch gezeigt werden kann. Somit ergibt sich die Vermutung, dass der Geschlechtsrollenwandel selber im Hinblick auf die Umweltthematik ambivalent ist: eine Vollzeiterwerbstaetigkeit etwa von Muettern kleiner Kinder zwingt einerseits zu erhoehter Mobilitaet und bedeutet einen Zwang zu Convenienceprodukten, andererseits werden Flexibilisierungen der Erwerbs- wie auch Hausarbeitsmuster von Mann und Frau ermoeglicht. In diesem F+E-Vorhaben sollen - auch im Anschluss an das Demonstrationsvorhaben zur Fundierung und Evaluierung nachhaltiger Konsummuster und Verhaltensstile (Abschluss im Fruehjahr 2000) - vor allem die Chancen der entsprechenden Flexibilisierung herausgearbeitet werden, und zwar sowohl fuer die Haushalte (Konsumenten) als auch fuer die Anliegen der Umweltpolitik. Das Ziel ist dabei die Erschliessung neuer Moeglichkeiten nachhaltiger Lebensstile im Alltag beider Geschlechter und die Darstellung dieser Moeglichkeiten fuer die Zwecke der Umweltbildung.
Das Projekt "Ermittlung von geschlechts- und altersspezifischen Potentialen für umweltpolitische Handlungsorientierungen im Alltag" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Bamberg, Sozialwissenschaftliche Forschungsstelle durchgeführt. In den vertiefenden sozialwissenschaftlichen Analysen zu den Repraesentativumfragen ueber Umweltbewusstsein und Umweltverhalten im Alltag zeigte sich im Verlaufe der gesamten 90er Jahre, dass die Variablen 'Geschlecht' und 'Alter' von herausragender Bedeutung fuer diese Thematik sind. Allerdings wirken beide Variablen nicht eindimensional, sondern es zeigten sich immer wieder bestimmte Ambivalenzen bei den Befragten: Frauen haben das etwas hoehere Umweltbewusstsein und die deutlich hoeheren Verhaltensbereitschaften, aber einen geringeren Informationsgrad im Bereich Umwelt- und Problemwissen; juengere Menschen haben ein ausgepraegteres oekologisches Problembewusstsein, werden diesem aber in ihrem eigenen Alltagsverhalten kaum gerecht. Aeltere Menschen dagegen handeln oft sehr umweltbewusst, beispielsweise im Hinblick auf Sparsamkeit beim Energieverbrauch, stehen aber gleichzeitig der allgemeinen oekologischen Diskussion offenbar teilweise recht skeptisch gegenueber. Es ist nun zu vermuten, dass die bekannten Schwierigkeiten, das Nachhaltigkeitsleitbild einer breiteren Oeffentlichkeit zu vermitteln, vor allem auch damit zu tun haben, dass die bisherigen Kommunikationsstrategien in der Umweltpolitik diese Ambivalenzen nicht hinreichend beruecksichtigt haben und eben daher bei breiten Schichten der Bevoelkerung unverstanden blieben. In dem F+E-Vorhaben soll zunaechst im Rahmen einer qualitativen Explorationsstudie (v.a. vermittels Tiefeninterviews mit der Auswertungsmethode Typenbildung) untersucht werden, ob sich die besagten Ambivalenzen nicht sogar konstruktiv fuer neue Arten von Kommunikationsstrategien verwenden lassen koennten, wenn naemlich unterstellt wird, dass die Variablen Alter und Geschlecht auch wichtig sind fuer die Ausbildung von sogenannten 'Motivallianzen'. Damit ist gemeint, dass verschiedene Formen von Umweltbewusstsein und Umweltverhalten mit unterschiedlichen Auspraegungen von Gesundheitsbewusstsein, Naturvorstellungen, Ernaehrungsformen, Risikokonzepten, Mobilitaetsstilen usw. verknuepft sind und diese Verknuepfung fuer die jeweilige 'Resonanzfaehigkeit' umweltpolitischer Aufklaerungsbemuehungen (von einfacher Umweltinformation bis zur vertiefenden Umweltbildung) wesentlich ist. Wenn sich diese Hypothese durch die Explorationsstudie bestaetigen laesst, kann das Vorhaben einen wesentlichen Beitrag leisten zur Neuorientierung und Weiterentwicklung der Umweltkommunikation. Dazu sind im Rahmen des Vorhabens - auch in Zusammenarbeit mit interessierten Akteuren/Multiplikatoren (z.B. Verbraucherzentralen, Umweltbildungsinstitutionen) - geeignete Materialien zu erstellen und entsprechende modellhafte kleinere praktische Erprobungen durchzufuehren.