Das Projekt "Auswirkungen einer winterlichen Rohrwerbung auf die Bestandsstruktur und die Habitatfunktion von aquatischen Röhrichtbeständen" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Institut für Binnenfischerei e.V., Potsdam-Sacrow durchgeführt. Zielstellung: In Brandenburg ist die winterliche Rohrwerbung Teil des Fischereirechts. Damit stellt sie potenziell eine Rohstoff- und Einkommensquelle für Fischereibetriebe dar. Im Vorhaben werden die Auswirkungen einer Wintermahd auf die Vitalität des Rohrbestandes und auf ausgewählte Elemente der Biozönose geprüft. Insgesamt soll die Nachhaltigkeit der Rohrwerbung eingeschätzt werden. Weiterhin werden die Auswirkungen der Rohrwerbung auf rückläufige Röhrichte an Flussseen untersucht, um eventuelle Pflegeaspekte zu erkennen.
Material und Methoden: Das Vorhaben ist über einen längeren Zeitraum angelegt. Die ersten Untersuchungen fanden 2013 statt, im Winter des Jahres wurden auch erstmalig Felder gemäht. Im Jahr 2014 wurden die Untersuchungen der Biozönose fortgesetzt und es wurde erneut gemäht. Die Arbeiten finden an drei Standorten statt. An den Groß Schauener Seen wurden drei Versuchsflächen mit jeweils fünf Versuchsfeldern eingerichtet. Im Dezember 2013 wurden pro Fläche drei der Felder, im Dezember 2014 jeweils zwei Felder gemäht. Am Holbecker See wurden 2013 zwei Flächen eingerichtet, die jeweils ein Mahd- und ein Kontrollfeld umfassen. Im Jahr 2014 wurde das Mahdfeld einer der Flächen gemäht. An den Havelseen bei Brandenburg (Stadt) wurden 2014 drei neue Mahdfelder eingerichtet. An allen Flächen wurden Bestandsparameter zur Charakterisierung der Röhrichte aufgenommen: Halmlänge, -dichte und -durchmesser. An den Groß Schauener Seen und am Holbecker See fanden zwei Elektrobefischungen statt. Hier wurden Erhebungen zur Amphibien- und Vogelfauna an Unterauftragnehmer vergeben.
Ergebnisse: Die Röhrichtbestände der Versuchsflächen unterschieden sich bereits vor der Mahd. Die ausgedehnten Groß Schauener Röhrichte sind überwiegend stark verlandet, mit eher kleinen Halmen. Am Holbecker See wachsen lange Halme bis in tiefe Bereiche, die Verlandung ist gering. An den Brandenburger Havelseen sind die Bestände durch große Halme gekennzeichnet. Die vorgelagerten Bereiche sind beeinträchtigt und in schüttere Rohrinseln aufgelöst. In den Mahdflächen wurden die Althalme entfernt; die nachwachsenden Halme haben höhere Dichten und sind tendenziell kürzer. Die mit einem Amphibienfahrzeug übliche Unterwassermahd kann zu erheblichen Schäden an den Außenfronten von Schilfbeständen führen. Es waren keine Auswirkungen der Mahd auf die Fischbestände in den verschieden behandelten Bereichen feststellbar. Weder Arteninventar noch anteilige Zusammensetzung oder Größenspektrum unterschieden sich. Für Amphibien ließ sich eine Bevorzugung der freien Mahdflächen während der Paarungszeit im Frühjahr feststellen. Bei den Vogelarten wurde eine Verschiebung ermittelt. Die im Frühjahr offenen Mahdbereiche werden von Gänsen und Enten als Ruheplatz oder von Watvögeln, wie der Bekassine zur Nahrungssuche genutzt. Es fehlen die im Rohr brütenden Vögel (z. B. Rohrsänger).