Nieder- und zwischenfrequente Felder – Einordnung der SCHEER -Stellungnahme 2024 Auf Basis aller berücksichtigten Studien sieht SCHEER für die Allgemeinbevölkerung keine mäßige oder starke Evidenz für gesundheitsschädliche Wirkungen durch nieder- und zwischenfrequente Felder. Es wird eine Reihe von möglichen Wirkmechanismen diskutiert, wie niederfrequente Felder mit Organismen interagieren könnten. Die Studienlage ist in vielen Fällen jedoch nicht geeignet, um die Evidenz zu bewerten. Es werden weiterführende Untersuchungen zu einem möglichen Zusammenhang zwischen niederfrequenten Magnetfeldern und Leukämie im Kindesalter empfohlen. SCHEER sieht weiteren Forschungsbedarf insbesondere zu zwischenfrequenten Feldern. Das BfS vertritt hinsichtlich möglicher Risiken der Felder für die Allgemeinbevölkerung und des Forschungsbedarfs grundsätzlich eine ähnliche Position wie SCHEER und verweist auf sein Forschungsprogramm „Strahlenschutz beim Stromnetzausbau“ . SCHEER – wissenschaftliche Beratung der EU -Kommission Das Scientific Committee on Health, Environmental and Emerging Risks ( SCHEER ) ist eines von zwei unabhängigen wissenschaftlichen Komitees, die die Europäische Kommission in Sachen Verbrauchersicherheit, öffentliche Gesundheit und Umwelt beraten. Auf Anfrage der Kommission nimmt SCHEER Stellung zu Fragen im Zusammenhang mit Gesundheits-, Umwelt- und neu auftretenden Risiken. Der Stellungnahme wird vorangestellt, dass die darin enthaltenen Ansichten nicht zwangsläufig die der Europäischen Kommission widerspiegeln, auch wenn diese der offizielle Auftraggeber ist: "The Opinions of the Scientific Committees present the views of the independent scientists who are members of the committees. They do not necessarily reflect the views of the European Commission." Im Juni 2021 wurde SCHEER durch die EU -Kommission damit beauftragt, eine Stellungnahme vom Scientific Committee on Emerging and Newly Identified Health Risks ( SCENIHR ) aus dem Jahr 2015 zu aktualisieren (der Ausschuss SCENIHR ist der Vorgänger von SCHEER ). Dies sollte in Anbetracht der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in Bezug auf Frequenzen zwischen 1 Hertz ( Hz ) und 100 Kilohertz ( kHz ) erfolgen. Dieser Frequenzbereich umfasst die niederfrequenten Felder , die bspw. bei der Nutzung und Übertragung von elektrischem Strom entstehen, sowie die zwischenfrequenten Felder, die bei Induktionskochherden oder beim Laden von Elektrofahrzeugen auftreten. Expertengruppe analysiert für die Stellungnahme die Fachliteratur Die Stellungnahme erstellte eine Arbeitsgruppe aus SCHEER -Mitgliedern und externen Expert*innen. Diese wurden in einem transparenten Verfahren ausgewählt, das in der Geschäftsordnung von SCHEER beschrieben ist. Auf Basis der SCENIHR Opinion 2015 analysierte die SCHEER -Gruppe die seither neu erschienene wissenschaftliche Literatur daraufhin, ob neue Erkenntnisse zu möglichen Auswirkungen einer Exposition (Ausgesetztsein) gegenüber nieder- und zwischenfrequenten elektrischen und magnetischen Feldern auf die menschliche Gesundheit oder auf Tiere und Pflanzen bestehen. Es sollte herausgefunden werden, in welchem Maße die Bevölkerung solchen Feldern ausgesetzt ist. Für die Bewertung wurden hauptsächlich systematische Reviews (umfangreiche, qualitativ hochwertige Übersichtsarbeiten) und Meta-Analysen berücksichtigt. Fehlten diese, wurden andere Studienformen, narrative Reviews und Scoping Reviews , herangezogen. Einzelne Studien wurden nur in Ausnahmefällen einbezogen. SCHEER berücksichtigte keine Literatur zu existierenden oder neu auftauchenden medizinischen Anwendungen in der klinischen Praxis, wie etwa kurzzeitige Elektroimpulse oder gepulste elektromagnetische Felder (PEMF). Für die Bewertung der Evidenz für gesundheitsschädliche Wirkungen beruft sich SCHEER auf das Dokument " Memorandum on weight of evidence and uncertainties. Revision 2018 " ( SCHEER , 2018). Mit Evidenz ist dabei gemeint, wie deutlich die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien (in der Gesamtschau) für oder gegen eine bestimmte Annahme sprechen. In dem Dokument wird ein Klassifizierungsschema näher erläutert, das die vorhandenen wissenschaftlichen Daten unterschiedlicher Studientypen anhand ihrer Beweiskraft ( engl. weight of evidence) in fünf verschiedene Gruppen einordnet. Die Evidenz kann stark, mäßig, schwach oder unklar sein. Wenn keine geeigneten Hinweise aus der Literatur vorliegen, kann SCHEER die Evidenz nicht bewerten (fünfte Gruppe). Was SCHEER inhaltlich zu Exposition und Gesundheit feststellt SCHEER hat für die Stellungnahme Reviews und Einzelstudien zu Exposition , zu Wirkmechanismen, zu gesundheitlichen Wirkungen und zu Effekten auf Pflanzen und Tiere bewertet. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse aus Sicht von SCHEER finden Sie im Folgenden. Zusammenfassung der Ergebnisse und Empfehlungen von SCHEER Die Autor*innen der SCHEER -Stellungnahme kommen zu folgenden Ergebnissen und Empfehlungen: Die Exposition der allgemeinen Bevölkerung in Europa bleibt unter den vom Rat der Europäischen Union empfohlenen Grenzwerten. Die Evidenz für oxidativen Stress und genetische und epigenetische Effekte als mögliche Wirkmechanismen niederfrequenter Magnetfelder wird als schwach eingestuft. Die Evidenz für einen Zusammenhang zwischen niederfrequenten Magnetfeldern und Leukämie im Kindesalter wird als schwach eingestuft. Die Evidenz für einen Zusammenhang zwischen beruflicher Exposition gegenüber niederfrequenten Magnetfeldern und ALS wird als mäßig eingestuft, für Alzheimer als schwach. Die Evidenz für einen Zusammenhang, wenn jemand zuhause niederfrequenten Feldern ausgesetzt ist, und neurodegenerativen Erkrankungen wird als unklar bis schwach eingestuft. Aufgrund sich verändernder Charakteristiken des Ausgesetztseins, etwa durch Ladestationen von Elektroautos, werden Studien zur Erhebung tatsächlicher Expositionen empfohlen. Es gibt wenige Studien zu den gesundheitlichen Effekten durch zwischenfrequente Felder. Die Forschung in diesem Gebiet hat hohe Priorität. SCHEER stellt fest, dass weitere Forschung zu möglichen Wirkmechanismen niederfrequenter Felder notwendig ist. Hinsichtlich Leukämie im Kindesalter werden Studien mit geeigneten Tiermodellen empfohlen sowie hypothesenprüfende Studien zu möglichen Wirkmechanismen in Zellkulturstudien. Es sollen weitere epidemiologische Studien mit angemessener statistischer Aussagekraft zu anderen Krebserkrankungen durchgeführt werden. Es wird weitere Forschung zu möglichen Wirkungen auf Tiere und Pflanzen sowie zu neurodegenerativen Erkrankungen empfohlen. SCHEER betont die Wichtigkeit weiterer Untersuchungen zur Erfassung möglicher Einflüsse von niederfrequenten Feldern auf die öffentliche Gesundheit. Dabei sollen Alltagsdaten mit einbezogen werden. Wie das BfS die SCHEER -Stellungnahme einordnet Wie bereits in der Aktualisierung der SCENIHR -Bewertung von hochfrequenten Feldern im Jahr 2023 hat sich die SCHEER -Arbeitsgruppe bei der Aktualisierung zu nieder- und zwischenfrequenten Feldern an systematischen Reviews und Metaanalysen orientiert. In diesen Frequenzbereichen liegen jedoch ebenfalls nicht zu allen bewerteten möglichen Wirkungen und Wirkmechanismen Metaanalysen und systematische Reviews vor. Deshalb hat sich die SCHEER -Arbeitsgruppe auch auf narrative Reviews oder Einzelstudien für eine Bewertung gestützt. In vielen der eingeschlossenen narrativen Reviews fehlen systematische Literaturrecherchen. Zudem werden Qualitätskriterien bei den einbezogenen Studien häufig nicht berücksichtigt. Aus diesem Grund ist eine Bewertung möglicher gesundheitlicher Risiken allein auf Basis von narrativen Reviews in der Regel mit einer höheren Unsicherheit verbunden. SCHEER stützt sich für die Bewertung der Evidenz gesundheitsschädlicher Wirkungen auf das Dokument " Memorandum on weight of evidence and uncertainties. Revision 2018 ". In der Stellungnahme selber lässt sich allerdings teilweise nicht ausreichend nachvollziehen, wie SCHEER zu seinen Bewertungen kommt. Für eine bessere Nachvollziehbarkeit wäre eine ausführlichere Begründung wünschenswert gewesen. Gesundheitliche Wirkungen für die Allgemeinbevölkerung SCHEER sieht auf Basis aller berücksichtigten Arbeiten sowohl im Nieder- als auch im Zwischenfrequenzbereich weder eine starke noch eine mäßige Evidenz für mögliche negative gesundheitliche Wirkungen für die Allgemeinbevölkerung. Das BfS kommt bei Betrachtung der Gesamtstudienlage zu einer ähnlichen Einschätzung. Den Empfehlungen von SCHEER hinsichtlich weiterer Forschung, insbesondere zu Leukämie im Kindesalter, schließt sich das BfS an. Durch das Forschungsprogramm „Strahlenschutz beim Stromnetzausbau“ werden vom BfS die meisten der Forschungsthemen im Niederfrequenzbereich, die von der SCHEER -Arbeitsgruppe empfohlen werden, bereits abgedeckt. Auch hinsichtlich des Zwischenfrequenzbereichs hat das BfS Forschung initiiert. Berufliche Exposition Bei Betrachtung der beruflichen Exposition gegenüber niederfrequenten Magnetfeldern stuft SCHEER die Evidenz für einen Zusammenhang mit ALS als mäßig ein. Diese Einschätzung beruht hauptsächlich auf Ergebnissen aus epidemiologischen Studien. Aus der SCHEER -Stellungnahme geht nicht hervor, ob und inwiefern die Ergebnisse aus Tierstudien in diese Bewertung eingeflossen sind. Dazu ist anzumerken, dass Tierstudien zu neurodegenerativen Erkrankungen die Beobachtungen aus den epidemiologischen Studien nicht unterstützen. Zusätzlich weist das BfS darauf hin, dass bei der Betrachtung der beruflichen Exposition gegenüber niederfrequenten Magnetfeldern in epidemiologischen Studien häufig Untersuchungen in Elektroberufen ( z.B. Elektriker*in, Telekommunikationstechniker*in, Schweißer*in) durchgeführt wurden. Diese Berufsgruppen wiederum haben ein höheres Risiko für Stromschläge. Stromschläge könnten zu einem progressiven Verlust von Motorneuronen führen und damit ein eigenständiger Risikofaktor für ALS sein. Aus diesen und anderen Gründen sieht das BfS in den vorhandenen wissenschaftlichen Daten keine mäßige oder starke Evidenz für einen unmittelbaren ursächlichen Zusammenhang zwischen beruflicher Exposition gegenüber Magnetfeldern und ALS . Oxidativer Stress Hinsichtlich möglicher Wirkmechanismen niederfrequenter Magnetfelder sieht SCHEER eine schwache Evidenz für oxidativen Stress und für genetische und epigenetische Effekte. Diese Einschätzung beruht jedoch in beiden Fällen auf je einem narrativen Review. Für genetische und epigenetische Effekte wurden zudem insgesamt nur sehr wenige Einzelstudien durchgeführt. Die Studienergebnisse zu beiden Aspekten sind uneindeutig und teils widersprüchlich. Aus Sicht des BfS ist die Gesamtstudienlage nicht ausreichend belastbar, um daraus eine schwache Evidenz ableiten zu können. Für eine fundierte Bewertung ist es zudem wichtig, die Qualität der Studien zu berücksichtigen. Für oxidativen Stress hat das BfS ein systematisches Review initiiert, um die sehr heterogene Studienlandschaft nach definierten Kriterien zusammenfassen und bewerten zu lassen. Bewertung Auf Basis des aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstandes sieht SCHEER für die Allgemeinbevölkerung keine mäßige oder starke Evidenz für nachteilige Wirkungen. Das deckt sich mit der Einschätzung des BfS , dass unterhalb der für den Schutz der allgemeinen Bevölkerung empfohlenen Grenzwerte keine negativen gesundheitlichen Wirkungen nachgewiesenen sind. Insgesamt unterstützt das BfS die Empfehlungen von SCHEER , weitere Forschung durchzuführen, insbesondere hinsichtlich Wirkmechanismen, neurodegenerativen Erkrankungen und Leukämie im Kindesalter. Zukünftige Entwicklungen Die Internationale Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung ( ICNIRP ) hat eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, um die Richtlinien zur Begrenzung der Exposition gegenüber nieder- und zwischenfrequenten elektrischen und magnetischen Feldern (≤10 Megahertz) aus dem Jahr 2010 zu aktualisieren. ICNIRP wird dabei aktuelle Forschungsergebnisse berücksichtigen. Parallel dazu fördert das BfS die Forschung zu den Wirkungen niederfrequenter Felder durch das Forschungsprogramm „Strahlenschutz beim Stromnetzausbau“. Dieses deckt viele der von SCHEER empfohlenen Forschungsthemen im Niederfrequenzbereich ab. Das im Jahr 2016 initiierte Forschungsprogramm wird voraussichtlich im Jahr 2026 abgeschlossen werden. Hierzu ist ein Fachgespräch mit Beteiligung externer Behörden und wissenschaftlicher Institutionen vorgesehen, um die Ergebnisse vorzustellen und zu diskutieren. Das BfS wird auch weiterhin die aktuellen internationalen und wissenschaftlichen Entwicklungen auf diesem Gebiet verfolgen. Wo nötig, wird zusätzliche Forschung zu nieder- und zwischenfrequenten Feldern initiiert, um so die wissenschaftlichen Unsicherheiten weiter zu verringern. Stand: 28.01.2025
Drei neue Studien im Auftrag der WHO : Keine Hinweise zu Gesundheitsrisiken durch Handynutzung Bundesamt für Strahlenschutz publiziert Übersichtsarbeiten zu hochfrequenten elektromagnetischen Feldern und Krebsrisiko, oxidativem Stress und kognitiver Leistungsfähigkeit Handy im Einsatz Quelle: Alliance/stock.adobe.com Macht Handystrahlung krank? Um diese Frage, basierend auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft, beantworten zu können, wurden von der Weltgesundheitsorganisation WHO mehrere große Übersichtsarbeiten in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse von drei der systematischen Analysen, die mit Beteiligung des Bundesamtes für Strahlenschutz ( BfS ) entstanden sind, sprechen gegen ein erhöhtes Gesundheitsrisiko durch Mobilfunknutzung. Weder für Krebs noch Sauerstoffstress in Zellen oder sinkende Leistungsfähigkeit des Gehirns lassen sich in den drei umfassenden Literaturstudien belastbare Hinweise für Handystrahlung als deren Auslöser finden. Das BfS war bei zwei dieser systematischen Reviews die federführende Forschungseinrichtung. Für jede dieser Übersichtsarbeiten wurden mehrere tausend Studien der vergangenen Jahrzehnte zu hochfrequenten elektromagnetischen Feldern und Gesundheit gesichtet und auf ihre Qualität nach festgelegten Standards überprüft. Die Literaturstudien sind Teil einer umfangreichen Neubewertung des Risikos von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern ( HF - EMF ) durch die WHO . Diese Felder werden genutzt, um Informationen zu übertragen - etwa beim Einsatz von Mobiltelefonen. Die bislang letzte umfassende Bewertung möglicher Gesundheitsrisiken durch die hochfrequenten Felder war 1993 erschienen. Für die Neuauflage wurden von der WHO zehn systematische Reviews an internationale Forschungseinrichtungen vergeben. Dr. Inge Paulini Die Präsidentin des BfS , Inge Paulini, sagt: "Die neuen Studien sind die bisher umfassendsten Analysen zu drei von zehn zentralen Fragestellungen der WHO zu elektromagnetischen Feldern. Die Frage, ob Handynutzung bei Menschen das Risiko erhöht, an Krebs am Kopf zu erkranken oder unter kognitivem Leistungsabfall zu leiden, kann jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Nein beantwortet werden. Auch für den immer wieder diskutierten Einfluss von Handystrahlung auf den sogenannten oxidativen Stress ergeben sich aus der wissenschaftlichen Literatur keine belastbaren Hinweise." Eine besonders stark beachtete Publikation untersuchte den Zusammenhang zwischen elektromagnetischen Feldern und dem Krebsrisiko in Beobachtungsstudien am Menschen. Für die Studie wurden rund 5.000 Studien aus den vergangenen Jahrzehnten gesichtet und daraus - nach vorher festgelegten und veröffentlichten Kriterien - 63 Studien ausgewählt. Die Ergebnisse der systematischen Analyse dieser Studien sprechen gegen ein erhöhtes Risiko für Tumoren des Kopfes durch die Nutzung von Mobiltelefonen. Zu den untersuchten Tumorarten gehören Gliome, Meningeome, Akustikusneurinome, Hypophysentumoren und Speicheldrüsentumoren bei Erwachsenen und auch Hirntumoren bei Kindern. Auch für die Felder von Schnurlostelefonen und Sendemasten ergaben sich keine Zusammenhänge mit einem erhöhten Krebsrisiko. Die Studienergebnisse decken sich mit Zeitreihenanalysen und wurden durch weitere sogenannte Sensitivitätsanalysen gestützt. Dr. Dan Baaken BfS -Mitautor Dr. Dan Baaken sagt: "Bei dieser Studie handelt es sich um die bisher umfassendste Analyse zu dieser Fragestellung. Auf Basis dieser sehr guten und umfassenden Daten kommen wir zu dem Schluss, dass wir keinen Zusammenhang zwischen der Nutzung von Mobiltelefonen und einem erhöhten Risiko für Krebserkrankungen, insbesondere Hirntumoren, sehen." Die Autorinnen und Autoren dieser Studie arbeiten aktuell an einer weiteren Metastudie, in der sie das Risiko für andere Krebserkrankungen wie Leukämie , Non-Hodgkin-Lymphom oder Schilddrüsenkrebs untersuchen. Die Publikation dazu wird voraussichtlich Anfang 2025 erscheinen. Eine weitere Studie unter Leitung des BfS untersuchte einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Ausgesetztsein ( Exposition ) gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern und Biomarkern des oxidativen Stresses. Mit oxidativem Stress bezeichnet man ein Ungleichgewicht zwischen oxidativen und reduzierenden Prozessen in Körperzellen. Oxidativer Stress wird etwa mit Entzündungen oder Herzkreislaufkrankheiten in Verbindung gebracht. Biomarker für das Vorliegen oxidativen Stresses sind zum Beispiel bestimmte Veränderungen an Proteinen oder der DNA . Insgesamt wurden über 12.000 experimentelle Tier- und Zellkulturstudien gesichtet. 56 Studien, die in den Jahren 2008 bis 2023 erschienen, konnten in die Analyse aufgenommen werden. Die Ergebnisse zeigen, dass sich aus der weltweiten Studienlage bisher kein belastbarer Hinweis für einen Zusammenhang zwischen den hochfrequenten Feldern und oxidativem Zellstress ergibt. Dr. Felix Meyer Der leitende Studienautor Dr. Felix Meyer vom BfS sagt: "Im Rahmen unserer Untersuchung fiel auf, dass die Studienergebnisse sehr uneinheitlich waren und die Mehrzahl der Studien teils schwere methodische Mängel aufwies. Das Vertrauen in die Evidenz, die sich aus den in die Untersuchung eingeschlossenen Studien ergibt, ist noch gering; der Bedarf an qualitativ hochwertigen Studien dagegen ist hoch." Bei dieser Untersuchung handelt es sich um die bisher erste Arbeit, die einen Zusammenhang zwischen hochfrequenten elektromagnetischen Feldern und Einflüssen auf Biomarker von oxidativem Stress systematisch analysiert. Eine dritte Studie, die ebenfalls unter der Leitung des BfS entstand, analysierte wissenschaftliche Literatur zu experimentellen Studien am Menschen zu elektromagnetischen Feldern und kognitiver Leistungsfähigkeit. Hierzu wurden etwa 23.000 Arbeiten gesichtet. Davon flossen 76 Studien in die Bewertung ein, die einen Einfluss dieser Felder etwa auf Reaktionsgeschwindigkeit, Aufmerksamkeit, Gedächtnis oder Wahrnehmung untersuchten. Autorin Dr. Blanka Pophof vom BfS sagt: "Insgesamt ist die Datenlage in diesem Bereich recht deutlich und lässt den Schluss zu, dass kein negativer Einfluss von hochfrequenten Felden auf die kognitiven Fähigkeiten zu erwarten ist, wenn die geltenden Grenzwerte eingehalten werden." Für den Strahlenschutz haben diese Ergebnisse aus den drei Übersichtsarbeiten große Relevanz. Denn sie bilden die Basis für die Bewertung möglicher Risiken im Zusammenhang mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern. Außerdem zeigen Sie auf, ob und in welchen Bereichen noch Forschungsbedarf besteht. Eine Gesamtpublikation der Ergebnisse durch die WHO wird für 2025 erwartet. Stand: 18.10.2024
Weniger Strahlung bei der Nutzung von Smartphones oder Tablets Quelle: Alliance/stock.adobe.com Smartphones verwenden genauso wie klassische Mobiltelefone hochfrequente elektromagnetische Felder für die Übertragung von Sprache und Daten. Neben Mobilfunkverbindungen können Smartphones in der Regel auch Wireless Lan ( WLAN ) nutzen. Ähnliches gilt für Tablets: Sie nutzen hochfrequente Felder für WLAN -Verbindungen und haben oftmals auch Mobilfunk eingebaut. Smartphones, Handys und Tablets mit LTE oder 5G sind strahlungsärmer Moderne Mobilfunkendgeräte haben gegenüber älteren Modellen einen Vorteil: Sie senden oft im LTE - oder im 5G -Standard. Beide Standards sind beim Verbindungsaufbau strahlungsärmer als der GSM -Standard . Im GSM -Standard wird für den Rufaufbau mit maximaler Leistung gesendet. Danach regelt das Gerät auf die benötigte Sendeleistung herunter. Beim LTE - oder 5G -Standard verfährt das Mobilfunkgerät genau umgekehrt. Es beginnt den Verbindungsaufbau mit der geringsten Sendeleistung , um dann bis zur benötigten Leistung zu erhöhen. Nach dem jetzigen Stand von Wissenschaft und Technik geht vom Mobilfunk keine gesundheitliche Gefahr aus. Für eine abschließende Beurteilung von Langzeitwirkungen (d.h. bei Zeiträumen von über 15 Jahren ) ist die Technologie allerdings noch nicht lange genug in Gebrauch. Daher unterstützt das Bundesamt für Strahlenschutz weitere Forschung auf diesen Gebieten. Beim Kauf auf niedrigen SAR -Wert achten Wer beim Kauf auf eine niedrige Spezifische Absorptionsrate , kurz SAR , achtet, setzt sich geringeren elektromagnetischen Feldern aus. Das BfS erfasst die SAR -Werte von auf dem Markt erhältlichen Mobilfunkendgeräten (Handys, Smartphones und Tablets). Bis zu einem SAR -Wert von 0,5 Watt pro Kilogramm für den Anwendungsfall "Handy am Kopf" gilt ein Gerät nach den Kriterien der Jury für Umweltzeichen als strahlungsarm. 41 Prozent der aktuell erhältlichen Smartphones können für diesen Anwendungsfall als "strahlungsarm" eingestuft werden. SAR -Werte einer Auswahl von aktuell auf dem Markt erhältlichen Mobilfunkendgeräten sind unter www.bfs.de/sar-werte-handy veröffentlicht. In der Tabelle sind die SAR -Werte für den Betrieb des Gerätes am Kopf und am Körper ( body worn ) eingetragen. Der Höchstwert der SAR von 2 Watt pro Kilogramm muss sowohl beim Telefonieren mit dem Handy am Kopf als auch beim Betrieb des Gerätes am Körper eingehalten werden. Wenn Tablets Mobilfunk eingebaut haben, müssen sie ebenfalls den Höchstwert für die Spezifische Absorptionsrate , kurz SAR , einhalten. Möglichkeiten zur Verringerung der Exposition beim Telefonieren und Surfen Es sind keine weiteren Maßnahmen notwendig, um sich bei der Nutzung von Smartphones oder Tablets vor den hochfrequenten elektromagnetischen Feldern zu schützen. Es gibt allerdings weitere Möglichkeiten, um sich den Feldern möglichst wenig auszusetzen – also die sogenannte Exposition zu verringern: Sie können mit einem Headset telefonieren. Das gilt für Smartphones genauso wie für klassische Mobiltelefone. Sie können Ihre mobile Internetnutzung auf Situationen fokussieren, in denen der Empfang gut ist oder WLAN verfügbar ist. Bei WLAN ist die Sendeleistung in der Regel niedriger als bei den Mobilfunkstandards GSM , LTE oder 5G . Ebenso können Sie Ihre E-Mails nur bei Bedarf manuell abrufen. Eine weitere Möglichkeit zur Expositionsverringerung ist die Vermeidung des E-Mail-Abrufs, während Sie telefonieren. Wenn Sie sich persönlich hochfrequenten elektromagnetischen Feldern besonders wenig aussetzen möchten, können Sie den Hintergrunddatenverkehr abschalten. Wenn Sie Ihr Smartphone am Körper tragen, achten Sie auf den vom Hersteller angegebenen Mindestabstand. Verwenden Sie ggf. das dazu mitgelieferte Tragezubehör. Weiterhin können Sie beim Surfen im Internet mit Ihrem Tablet oder Smartphone auf einen ausreichenden Abstand zum Körper achten. Die Exposition mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern verringert sich deutlich, je größer der Abstand ist. Sie können beim Kauf auf einen möglichst niedrigen SAR -Wert achten. Stand: 14.08.2024
Systematische Literaturstudie zu möglichen Effekten einer Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern auf Biomarker des oxidativen Stresses Auftraggeber : Weltgesundheitsorganisation ( WHO ) Projektleitung : Dr. Felix Meyer ( BfS ) Beteiligte Institutionen : Bundesamt für Strahlenschutz ( BfS ); Seibersdorf Labor GmbH ; Institut für Anatomie und Zellbiologie, RWTH Aachen; Fraunhofer Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin; Leonard Davis School for Gerontology of the University of Southern California; University of California Merced; Brighton and Sussex Medical School, University of Sussex; Department of Biomolecular Sciences, University of Urbino Carlo Bo; Evidence-based Toxicology Collaboration (EBTC), Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health; University Medical Centre Amsterdam, Cochrane Work; Welch Medical Library, Johns Hopkins School of Medicine Beginn : 30.06.2021 Ende : 14.8.2024 (Erscheinungsdatum der wissenschaftlichen Publikation) Finanzierung : finanziell unterstützt durch die WHO Hintergrund Die Weltgesundheitsorganisation ( WHO ) beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit den potenziellen gesundheitlichen Auswirkungen der Exposition – dem Ausgesetztsein - gegenüber elektromagnetischen Feldern ( EMF ). Die Environmental Health Criteria (EHC) Monographien sind die Risikobewertungen der WHO für chemische, biologische und physikalische Einflussfaktoren auf die Gesundheit. Sie werden von unabhängigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erstellt und sind das Ergebnis einer gründlichen und kritischen Überprüfung des gesamten Forschungsstands zu einem bestimmten chemischen oder physikalischen Faktor wie elektromagnetische Felder 1 . Bisher hat die WHO drei EHC-Monographien zu diesen Feldern veröffentlicht, darunter statische 2 , extrem niederfrequente ( ELF ) Felder 3 und hochfrequente ( HF ) Felder. Die letzte EHC-Monographie zu hochfrequenten elektromagnetischen Feldern wurde 1993 veröffentlicht 4 . Angesichts einer Vielzahl neuer Publikationen auf diesem Gebiet wird diese Monographie derzeit umfassend aktualisiert, was zu einer neuen EHC-Monographie zu diesem Bereich führen wird. Damit die EHC-Monographie auf dem aktuellsten Wissensstand beruht und sämtliche verfügbare wissenschaftliche Evidenz zu besonders relevanten Krankheiten und Symptomen (Endpunkten) einbezieht, wurde von der WHO eine Reihe von systematischen Literaturuntersuchungen in Auftrag gegeben, die sich konkreten Fragestellungen widmen (siehe auch Spotlight on EMF -Research vom 24. April 2024 5 ). Eine dieser Fragestellungen ist, ob sich aus den verfügbaren experimentellen Tier- und Zellkulturstudien mögliche Wirkungen einer Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern auf Biomarker des oxidativen Stresses ableiten lassen. Oxidativer Stress beschreibt dabei, vereinfacht gesagt, ein Ungleichgewicht zwischen der Produktion bestimmter chemischer Teilchen und ihrer Entgiftung. Es geht um das Verhältnis zwischen der Produktion reaktiver (oxidierender/elektrophiler, das heißt Elektronen entziehender) chemischer Spezies, die auch auf natürliche Weise bei Prozessen wie der Energiegewinnung oder der Pathogenabwehr entstehen, und ihren Abbau durch antioxidative Abwehrmechanismen. Hochfrequente elektromagnetische Felder werden von Funkanwendungen genutzt, um Informationen zu übertragen. Die Einführung des Mobilfunkstandards 5G und die Integration digitaler Techniken in fast alle Bereiche des täglichen Lebens verändern die Expositionsbedingungen der Bevölkerung und der Umwelt gegenüber diesen Feldern aller Frequenzbereiche. Das führt zu Bedenken hinsichtlich möglicher gesundheitlicher Wirkungen. In wissenschaftlichen und öffentlichen Debatten wird häufig oxidativer Stress als ein möglicher Mechanismus angeführt, durch den elektromagnetische Felder biologische Systeme beeinträchtigen könnten. Zielsetzung Die WHO hat Fachwissenschaftler*innen aus dem BfS und anderen Institutionen beauftragt, eine systematische Bewertung der wissenschaftlichen Literatur zu möglichen Wirkungen einer kurzfristigen Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern auf Veränderungen der Biomarker für oxidativen Stress in experimentellen Human-, Tier- und Zellkulturstudien durchzuführen. Hierfür sollte sämtliche verfügbare, für diese Fragestellung relevante wissenschaftlich begutachtete Literatur systematisch identifiziert, bewertet und analysiert werden. Methodik und Durchführung Im Vorfeld wurde ein Protokoll erarbeitet und in einer wissenschaftlich begutachteten Fachzeitschrift veröffentlicht, in dem die Methodik und die Bewertungskriterien für die Durchführung der Untersuchung transparent festgelegt wurden 6 . Die zu untersuchende Fragestellung wurde nach dem sogenannten PECO(S)-Schema, das die zu untersuchende Population (P), Exposition (E), Vergleichsgruppe ( engl. Comparator, C), Endpunkte ( engl. Outcome, O) und Studientyp (S) folgendermaßen formuliert: Was sind die Auswirkungen einer Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern im Frequenzbereich 100 Kilohertz ( kHz ) bis 300 Gigahertz ( GHz ) (E) auf die wichtigsten, validierten Biomarker für oxidativen Stress (O) im Vergleich zu nicht- oder scheinexponierten Kontrollgruppen (C) in experimentellen Studien (S) zu Tieren, Menschen und Zellen (P)? Eingeschlossen wurden experimentelle Human-, Tier- und Zellkulturstudien, in denen mindestens zwei Expositionsstärken (einschließlich scheinexponierter oder Kontrollgruppe ) unter kontrollierten Laborbedingungen getestet wurden. Dabei wurden nur Studien berücksichtigt, in denen aus Sicht der beteiligten Expert*innen als valide bewertete Biomarker für oxidativen Stress verwendet wurden. Studien mit unzureichendem Expositionskontrast, fehlender Expositionscharakterisierung oder Ko- Exposition mit anderen Substanzen oder zu elektromagnetischen Feldern außerhalb des spezifizierten Frequenzbereichs wurden ebenfalls ausgeschlossen. Im Zeitraum zwischen Juni 2021 und Juni 2023 wurden elektronische Suchen in den Datenbanken PubMed (NLM), Embase, Scopus, Web of Science und EMF -Portal durchgeführt, wobei Publikationsdatum und -sprache nicht eingeschränkt waren. Die auf diese Weise identifizierten Studien wurden einem mehrstufigen Bewertungsverfahren unterzogen, um zu überprüfen, ob sie den definierten Einschlusskriterien entsprechen. Auf Basis dieses Verfahrens wurde das finale Set an eingeschlossenen Studien zusammengestellt, aus denen anschließend die für die systematische Untersuchung relevanten Daten extrahiert wurden. Die Qualität dieser Studien wurde mithilfe eines für klinische Studien etablierten Bewertungsverfahrens bewertet und bestimmt, wie stark verschiedene Verfälschungs- und Verzerrungsrisiken ausgeprägt sind. Für verschiedene Tierarten, Organsysteme und Zelltypen wurden die verfügbaren Daten in miteinander vergleichbare Gruppen zusammengefasst und Meta-Analysen durchgeführt, wenn die Datenbasis dies zuließ. Es wurde bewertet, ob Veränderungen der Biomarker des oxidativen Stresses vorlagen. Das Vertrauen in diese Ergebnisse wurde anschließend mithilfe des von der Non-Profit-Organisation Cochrane empfohlenen Bewertungskonzepts GRADE (Grading of Recommendations Assessment, Development and Evaluation) bewertet. Die Ergebnisse wurden in der Sonderausgabe “WHO assessment of health effects of exposure to radiofrequency electromagnetic fields: systematic reviews“ der auf systematische Übersichtsarbeiten spezialisierten Fachzeitschrift Environment International veröffentlicht 7 . Ergebnisse Die Datenbanksuche ergab nach Entfernung von Doppelungen 12.409 Studien. Nach Prüfung der Einschlusskriterien wurden 56 Studien, die den für die Fragestellung relevanten Wissensstand beinhalten, identifiziert. Aus den Studien wurden Messwerte für Biomarker des oxidativen Stresses in humanen und tierischen Zellen sowie verschiedenen Organsystemen, u.a. Gehirn, Leber oder Blut von Versuchstieren wie Mäusen, Ratten und Kaninchen extrahiert und analysiert. Insgesamt zeigten sich keine belastbaren Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern und Veränderungen der Biomarker für oxidativen Stress. Allerdings ist das Vertrauen in die Evidenz sehr gering, weil die Studiendesigns und -Ergebnisse insgesamt - sehr inkonsistent sind und die Mehrzahl der eingeschlossenen Studien teils schwerwiegende Defizite bei der Charakterisierung der Exposition , der Messung der sogenannten Endpunkte und bei der Verblindung aufweist. Literatur 1) World Health Organization. Radiation and health - Health risk assessment 2024 2) World Health Organization. Static fields: World Health Organization; 2006. 3) World Health Organization. Extremely low frequency fields: World Health Organization; 2007. 4) World Health Organization. Electromagnetic fields (300 Hz to 300 GHz ): World Health Organization; 1993 5) Spotlight auf “WHO assessment of health effects of exposure to radiofrequency electromagnetic fields: systematic reviews”, eine Sonderreihe in Environment International 6) Henschenmacher, Bernd, et al. "The effect of radiofrequency electromagnetic fields (RF- EMF ) on biomarkers of oxidative stress in vivo and in vitro: A protocol for a systematic review." Environment international 158 (2022): 106932. 7) Meyer, Felix, et al. "The effects of radiofrequency electromagnetic field exposure on biomarkers of oxidative stress in vivo and in vitro: A systematic review of experimental studies." Environment International (2024): 108940. Stand: 11.09.2024
Systematische Literaturstudie zu möglichen Einflüssen einer Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern auf das Risiko von Krebserkrankungen beim Menschen Auftraggeber : Weltgesundheitsorganisation ( WHO ) Projektleitung : Dr. Ken Karipides (ARPANSA), Projektbeteiligung für das BfS : Dr. Dan Baaken ( KEMF ) Beteiligte Institutionen : Australian Radiation Protection and Nuclear Safety Agency (ARPANSA); Kompetenzzentrum Elektromagnetische Felder, Bundesamt für Strahlenschutz ( BfS ); College of Medicine, Mohammed Bin Rashid University of Medicine and Health Sciences; Institute of Medical Biostatistics, Epidemiology and Informatics (IMBEI), University of Mainz; Epidemiology and Biostatistics, School of Population Health, University of Auckland; Department of Epidemiology and Biostatistics, University of Health and Allied Sciences, Ghana; Department of Global Public Health, Karolinska Institutet; Swiss Tropical and Public Health Institute, University of Basel; Comprehensive Health Research Center, Universidad NOVA de Lisboa; Department of Oncology and Molecular Medicine, Istituto Superiore di Sanità Rome Beginn : 2020 Ende : 30.08.2024 (Erscheinungsdatum der wissenschaftlichen Publikation) Finanzierung : finanziell unterstützt durch die WHO Hintergrund Die Weltgesundheitsorganisation ( WHO ) beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit den potenziellen gesundheitlichen Auswirkungen der Exposition – also dem Ausgesetztsein - gegenüber elektromagnetischen Feldern ( EMF ). Die Environmental Health Criteria (EHC) Monographien sind die Risikobewertungen der WHO für chemische, biologische und physikalische Einflussfaktoren auf die Gesundheit. Sie werden von unabhängigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erstellt und sind das Ergebnis einer gründlichen und kritischen Überprüfung des gesamten Forschungsstands zu einem bestimmten chemischen oder physikalischen Faktor wie den elektromagnetischen Feldern 1 . Bisher hat die WHO drei solche EHC-Monographien zu diesen Feldern veröffentlicht, darunter statische 2 , extrem niederfrequente ( ELF ) Felder 3 und hochfrequente ( HF ) Felder. Die letzte EHC-Monographie zu hochfrequenten elektromagnetischen Feldern wurde 1993 veröffentlicht 4 . Angesichts einer Vielzahl neuer Publikationen auf diesem Gebiet wird diese Monographie derzeit umfassend aktualisiert, was zu einer neuen EHC-Monographie zu dem Thema führen wird. Damit die EHC-Monographie auf dem aktuellsten Wissensstand beruht und sämtliche verfügbare wissenschaftliche Evidenz zu besonders relevanten Krankheiten oder Symptomen (Endpunkten) einbezieht, wurde von der WHO im Herbst 2019 eine Reihe von systematischen Übersichtsarbeiten in Auftrag gegeben, die sich konkreten Fragestellungen widmen (siehe auch Spotlight on EMF-Research vom 24. April 2024 5 ). Eine dieser Fragestellungen ist, ob sich aus den verfügbaren epidemiologischen Studien – also Beobachtungsstudien am Menschen - mögliche Einflüsse einer Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern auf das Risiko von Krebserkrankungen ableiten lassen. Die Nutzung von Technologie, die diese Felder aussendet, hat seit den 1950er Jahren stetig zugenommen und umfasst Anwendungen in der Medizin, der Industrie, im Haushalt, beim Militär und insbesondere in der Telekommunikation. Seit den späten 1990er und frühen 2000er Jahren, als sich die Nutzung von Mobiltelefonen in der Öffentlichkeit stark verbreitete, gab es Bedenken über mögliche gesundheitliche Auswirkungen der Mobilfunktechnologie. Ohne Freisprecheinrichtung war das Telefonieren damals mit vergleichsweise hohen Expositionen des Kopfes verbunden. Im Fokus des wissenschaftlichen Interesses stand daher insbesondere ein möglicher Zusammenhang mit Tumoren des Kopfes ( u.a. Gliome, Meningeome und Akustikusneurinome). Im Zuge dessen wurde eine Reihe von epidemiologischen Studien angestoßen, um die möglichen langfristigen Wirkungen von Handys auf das Risiko für Hirntumoren zu untersuchen. Zielsetzung Fachwissenschaftler*innen aus dem BfS und anderen Institutionen sind von der WHO beauftragt worden, ein systematisches Review der wissenschaftlichen Literatur zu möglichen Effekten einer Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern und dem Auftreten von Krebserkrankungen bei Menschen durchzuführen. Die aktuell verfügbare Evidenz aus humanen Beobachtungsstudien sollte zusammengefasst, analysiert und bewertet werden. Methodik und Durchführung Bereits 2021 haben die Autor*innen das Protokoll zur Durchführung der systematischen Übersichtarbeit in einer wissenschaftlich begutachteten Fachzeitschrift veröffentlicht 6 . Darin wurden beispielsweise die Ein- und Ausschlusskriterien, die Kriterien zur Bewertung möglicher Verzerrungsrisiken ( engl. Risk of Bias ) in den Studien und Details zu Methodik und Bewertungsmaßstäben transparent dargestellt. Zur Literaturrecherche wurde in den Datenbanken Medline und Embase sowie im auf wissenschaftliche Literatur zu den gesundheitlichen Auswirkungen der Exposition gegenüber elektromagnetischen Feldern spezialisierten EMF -Portal nach Studien gesucht. Es wurden drei Szenarien unterschieden, wie man den Feldern ausgesetzt sein kann: die Nahfeldexposition des Kopfes durch Mobiltelefone (Mobiltelefone und Schnurlostelefone), die Fernfeldexposition des gesamten Körpers durch Mobilfunkmasten und Rundfunk-Sendeanlagen sowie die berufliche Exposition durch hochfrequente Felder. Die Übersichtarbeit fokussierte sich auf Krebserkrankungen des Kopfes, konkret auf Gliome im Gehirn, Tumoren der Hirnhäute, des Hörnervs und der Speicheldrüsen. Bei Ganzkörperexposition wurden zusätzlich Leukämien betrachtet. Zur Bewertung möglicher Verzerrungsrisiken wurde das Risk of Bias (RoB)-Tool des Office of Health Assessment and Translation (OHAT) angepasst und jede sogenannte Expositions-Endpunkt-Kombination der einbezogenen Studien wurde entsprechend ihrem Verzerrungspotenzial einer von drei Qualitätsstufen (niedrig, moderat und hoch) zugeordnet. Zur Synthese der Daten wurden verschiedene Arten von Meta-Analysen sowie Sensitivitätsanalysen durchgeführt. Das Vertrauen in die Evidenz für oder gegen mögliche Zusammenhänge wurde spezifisch für die untersuchten Expositions-Endpunkt-Kombinationen anhand der auf dem GRADE-Ansatz ( Grading of Recommendations, Assessment, Development and Evaluations ) basierenden Methode des OHAT (hohes, moderates, niedriges oder sehr niedriges Vertrauen in die Evidenz ) bewertet. Die Ergebnisse wurden in der Sonderausgabe "WHO assessment of health effects of exposure to radiofrequency electromagnetic fields: systematic reviews" der auf systematische Übersichtsarbeiten spezialisierten Fachzeitschrift Environment International, veröffentlicht 7 . Ergebnisse Insgesamt haben die Wissenschaftler*innen über 5.000 Studien gesichtet. Von diesen gingen 63 epidemiologische Studien aus 22 Ländern im Zeitraum 1994 bis 2022 in die Auswertung ein. Es waren vorwiegend Fall-Kontroll-Studien , aber auch Kohortenstudien . Gemäß der Ergebnisse der Meta-Analysen ist die Nahfeldexposition des Kopfes durch die Nutzung von Mobiltelefonen nicht mit einem erhöhten Risiko für Gliome, Meningiome, Akustikusneurinome, Hypophysentumoren und Speicheldrüsentumoren bei Erwachsenen assoziiert und auch für Kinder ist das Risiko für Hirntumoren nicht erhöht. Ebenso gibt es keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Gliome, Meningeome oder Akustikusneurinome bei der Benutzung von Schnurlostelefonen. Es wurden keine Hinweise gefunden, dass Kinder bei Ganzkörperexposition durch ortsfeste Sendeanlagen (Rundfunkantennen oder Mobilfunkbasisstationen) ein erhöhtes Risiko für Leukämien und Hirntumoren haben. Und es gibt keinen Hinweis auf ein erhöhtes Risiko für Hirntumoren durch berufliche Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern. Aufgrund von für epidemiologische Studien typischen Verzerrungsrisiken ist das Vertrauen in die verfügbare Evidenz der Ergebnisse der systematischen Übersichtsarbeit jedoch moderat oder gering. Darüber hinaus wurden 50 Artikel als "komplementäre Evidenz" einbezogen. Sie lieferten zusätzliche Erkenntnisse über themenrelevante Verzerrungen, zur Hochfrequenz - Dosis -Modellierung, Inzidenztrend-Simulationen und Zeitreihenanalysen. Die Inzidenztrend-Simulationsstudien und Zeitreihenanalysen wurden zur Bewertung der externen Validität der epidemiologischen Studien herangezogen und zeigten übereinstimmend, dass die in einigen Fall-Kontroll-Studien beobachteten erhöhten Risiken nicht mit den tatsächlichen Inzidenzraten der jeweiligen Krebserkrankungen übereinstimmen, die in mehreren Ländern und über lange Zeiträume beobachtet wurden. Literatur 1) World Health Organization. Radiation and health - Health risk assessment 2024 2) World Health Organization. Static fields: World Health Organization; 2006. 3) World Health Organization. Extremely low frequency fields: World Health Organization; 2007. 4) World Health Organization. Electromagnetic fields (300 Hz to 300 GHz ): World Health Organization; 1993. 5) Spotlight auf “WHO assessment of health effects of exposure to radiofrequency electromagnetic fields: systematic reviews” , eine Sonderreihe in Environment International 6) Lagorio, Susanna, et al. "The effect of exposure to radiofrequency fields on cancer risk in the general and working population: A protocol for a systematic review of human observational studies." Environment international 157 (2021): 106828. 7) Karipidis, Ken, et al. "The effect of exposure to radiofrequency fields on cancer risk in the general and working population: A systematic review of human observational studies – Part I: Most researched outcomes." Environment international 191 (2024): 108983. Stand: 11.09.2024
Systematische Literaturstudie zu möglichen Wirkungen einer Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern auf die kognitive Leistungsfähigkeit des Menschen Auftraggeber : Weltgesundheitsorganisation ( WHO ) Projektleitung : Dr. Blanka Pophof ( BfS ) Beteiligte Institutionen : Bundesamt für Strahlenschutz ( BfS ); Seibersdorf Labor GmbH ; Kompetenzzentrum für Schlafmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin; Institut für Medizinische Informationsverarbeitung Biometrie und Epidemiologie (IBE), LMU München Beginn : 30.06.2020 Ende : 22.07.2024 (Erscheinungsdatum der wissenschaftlichen Publikation) Finanzierung : finanziell unterstützt durch die WHO Hintergrund Die Weltgesundheitsorganisation ( WHO ) beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit den potenziellen gesundheitlichen Auswirkungen der Exposition (Ausgesetztsein) gegenüber elektromagnetischen Feldern ( EMF ). Die Environmental Health Criteria (EHC) Monographien sind die Risikobewertungen der WHO für chemische, biologische und physikalische Einflussfaktoren auf die Gesundheit. Sie werden von unabhängigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erstellt und sind das Ergebnis einer gründlichen und kritischen Überprüfung des gesamten Forschungsstands zu einem bestimmten chemischen oder physikalischen Faktor wie elektromagnetische Felder 1 . Bisher hat die WHO drei EHC-Monographien zu diesen Feldern veröffentlicht, darunter statische 2 , extrem niederfrequente ( ELF ) Felder 3 und hochfrequente ( HF ) Felder. Die letzte EHC-Monographie zu hochfrequenten elektromagnetischen Feldern wurde 1993 veröffentlicht 4 . Angesichts einer Vielzahl neuer Publikationen auf diesem Gebiet wird diese Monographie derzeit umfassend aktualisiert, was zu einer neuen EHC-Monographie zu dem Bereich führen wird. Damit die EHC-Monographie auf dem aktuellsten Wissensstand beruht und sämtliche verfügbare wissenschaftliche Evidenz zu besonders relevanten Krankheiten und Symptomen (Endpunkten) einbezieht, wurde von der WHO eine Reihe von systematischen Literaturuntersuchungen in Auftrag gegeben, die sich konkreten Fragestellungen widmen (siehe auch Spotlight on EMF -Research vom 24. April 2024 5 ). Eine dieser Fragestellungen ist, ob sich aus den verfügbaren experimentellen Untersuchungen am Menschen mögliche Wirkungen einer Exposition gegenüber diesen hochfrequenten Feldern auf die kognitive Leistungsfähigkeit des Menschen ableiten lassen. Hochfrequente elektromagnetische Felder werden von Funkanwendungen genutzt, um Informationen zu übertragen. Die Untersuchung möglicher Auswirkungen von diesen Feldern auf die kognitive Leistungsfähigkeit ist hauptsächlich durch die vergleichsweise hohe Exposition des Gehirns bedingt, die bei Mobiltelefonaten auftreten kann. Aufgrund der weit verbreiteten Nutzung von Funktechnologie bei Arbeitnehmer*innen und in der Allgemeinbevölkerung können selbst kleine Veränderungen bei Messparametern der kognitiven Leistungsfähigkeit wie beispielsweise Genauigkeit, Reaktionszeit oder Geschwindigkeit einen bedeutenden Einfluss haben. Zielsetzung Die WHO hat Fachwissenschaftler*innen aus dem BfS und anderen Institutionen beauftragt, eine systematische Bewertung der wissenschaftlichen Literatur zu möglichen Wirkungen einer kurzfristigen Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern auf die kognitive Leistungsfähigkeit des Menschen durchzuführen. Hierfür sollte sämtliche verfügbare, für diese Fragestellung relevante wissenschaftlich begutachtete Literatur systematisch identifiziert, bewertet und analysiert werden. Methodik und Durchführung Im Vorfeld wurde ein Protokoll erarbeitet und in einer wissenschaftlich begutachteten Fachzeitschrift veröffentlicht. Das Protokoll legt die Methodik und die Bewertungskriterien für die Durchführung der Untersuchung transparent dar 6 . Die zu untersuchende Fragestellung wurde nach dem sogenannten PECO-Schema, das die zu untersuchende Population (P), Exposition (E), Vergleichsgruppe ( engl. Comparator, C) und Endpunkte ( engl. Outcome, O) folgendermaßen formuliert: Was sind beim Menschen (P) die unmittelbaren Auswirkungen einer Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern im Frequenzbereich 100 Kilohertz ( kHz ) bis 300 Gigahertz ( GHz ) (E) auf die kognitive Leistungsfähigkeit (O) im Vergleich zu keiner oder zu einer geringeren Exposition (C)? Eingeschlossen wurden randomisierte experimentelle Studien mit Parallelgruppen- und Cross-over-Design, in denen mindestens zwei Expositionsstärken (einschließlich scheinexponierter oder Kontrollgruppe ) unter kontrollierten Laborbedingungen getestet wurden. Dabei durften die Teilnehmer*innen über den Expositionsstatus nicht informiert sein. Studien mit unzureichendem Expositionskontrast, fehlender Expositionscharakterisierung oder Ko- Exposition zu elektromagnetischen Feldern außerhalb des spezifizierten Frequenzbereichs sowie Studien, die klar erkennbar nicht randomisiert waren, wurden ausgeschlossen. Im Zeitraum zwischen Mai 2021 und März 2023 wurden elektronische Suchen in den Datenbanken PubMed (NLM), Embase, Scopus, Web of Science und EMF -Portal durchgeführt, wobei Publikationsdatum und -sprache nicht eingeschränkt waren. Die auf diese Weise identifizierten Studien wurden einem mehrstufigen Bewertungsverfahren unterzogen, um zu überprüfen, ob sie den definierten Einschlusskriterien entsprechen. Auf Basis dieses Verfahrens wurde das finale Set an eingeschlossenen Studien zusammengestellt, aus denen anschließend die für die systematische Untersuchung relevanten Daten extrahiert wurden. Die Qualität dieser Studien wurde mithilfe eines für klinische Studien etablierten Bewertungsverfahrens bewertet und bestimmt, wie stark verschiedene Verfälschungs- und Verzerrungsrisiken ausgeprägt sind. Für verschiedene Maßzahlen und Merkmale der kognitiven Leistungsfähigkeit wurden die verfügbaren Daten zusammengefasst und Meta-Analysen durchgeführt, falls die Datenbasis dies zuließ. Es wurde bewertet, ob und in welchem Maße sich aus den Daten eine Wirkung auf die verschiedenen Bereiche der kognitiven Leistungsfähigkeit ableiten ließ. Das Vertrauen in diese Ergebnisse wurde anschließend mithilfe des von der Non-Profit-Organisation Cochrane empfohlenen Bewertungskonzepts GRADE (Grading of Recommendations Assessment, Development and Evaluation) bewertet. Die Ergebnisse wurden in der Sonderausgabe " WHO assessment of health effects of exposure to radiofrequency electromagnetic fields: systematic reviews " der auf systematische Übersichtsarbeiten spezialisierten Fachzeitschrift Environment International veröffentlicht 7 . Ergebnisse Die Datenbanksuche ergab nach Entfernung von Doppelungen 23.450 Studien. Nach Prüfung der Einschlusskriterien wurden 76 Studien, die den für die Fragestellung relevanten Wissensstand beinhalten, identifiziert. Aus den Studien wurden als Messgrößen der kognitiven Leistungsfähigkeit die Genauigkeit und Geschwindigkeit in den kognitiven Bereichen Orientierung und Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Wahrnehmung, motorische Leistungsfähigkeit und Begriffsbildung und Argumentation extrahiert und analysiert. Für keinen der untersuchten kognitiven Bereiche konnten belastbare Hinweise gefunden werden, dass die kognitive Leistungsfähigkeit von Menschen beeinträchtigt ist, wenn sie hochfrequenten elektromagnetischen Feldern akut ausgesetzt sind. Das Vertrauen in die Evidenz ist aufgrund von mehrheitlich qualitativ relativ hochwertigen Studien, vergleichsweise konsistenten Ergebnissen und großen Teilnehmer*innenzahlen für die meisten Bereiche bzw. deren Unterkategorien moderat oder sogar hoch. Daher ist die Datenlage recht deutlich, dass unterhalb der bestehenden Grenzwerte kein Einfluss auf kognitive Leistungsfähigkeit zu erwarten ist. Die Studien, für die ein hohes Verzerrungsrisiko besteht, waren in den meisten Fällen nicht doppelt verblindet und die Expositionserzeugung und Charakterisierung ließ keine genaue Bestimmung der Exposition zu. Literatur 1) World Health Organization. Radiation and health - Health risk assessment 2024 2) World Health Organization. Static fields: World Health Organization; 2006 3) World Health Organization. Extremely low frequency fields: World Health Organization; 2007. 4) World Health Organization. Electromagnetic fields (300 Hz to 300 GHz ): World Health Organization; 1993. 5) Spotlight auf "WHO assessment of health effects of exposure to radiofrequency electromagnetic fields: systematic reviews" , eine Sonderreihe in Environment International 6) Pophof, Blanka, et al. "The effect of exposure to radiofrequency electromagnetic fields on cognitive performance in human experimental studies: A protocol for a systematic review." Environment international 157 (2021): 106783. 7) Pophof, Blanka, et al. "The effect of exposure to radiofrequency electromagnetic fields on cognitive performance in human experimental studies: Systematic review and meta-analyses." Environment International (2024): 108899. Stand: 11.09.2024
Spezifische Absorptionsraten ( SAR ) von Handys Beim Mobilfunk werden hochfrequente elektromagnetische Felder genutzt, um Sprache oder Daten zu übertragen. Wenn man mit dem Handy am Ohr telefoniert, wird ein Teil der Energie dieser Felder im Kopf aufgenommen. Als Maß für die Energieaufnahme dient die sogenannte Spezifische Absorptionsrate ( SAR ). Um gesundheitliche Wirkungen der hochfrequenten Felder auszuschließen, soll die Spezifische Absorptionsrate eines Handys folgende Höchstwerte nicht überschreiten: 2 Watt pro Kilogramm (für den Betrieb/die Nutzung an Kopf und Rumpf) 4 Watt pro Kilogramm (für die Nutzung des Handys an den Gliedmaßen/Armen und Beinen/Extremitäten). Beim Mobilfunk werden hochfrequente elektromagnetische Felder genutzt, um Sprache oder Daten zu übertragen. Wenn man mit dem Handy am Ohr telefoniert, wird ein Teil der Energie dieser Felder im Kopf aufgenommen. Führt man das Handy zum Beispiel in der Hosen- oder Hemdtasche bei sich und benutzt zum Telefonieren ein Headset, so wird die Energie von dem Körperteil aufgenommen, in dessen Nähe sich das Handy befindet. SAR -Höchstwerte für unterschiedliche Anwendungen Als Maß für die Energieaufnahme dient die sogenannte Spezifische Absorptionsrate ( SAR ). Sie wird in Watt pro Kilogramm ( W/kg ) gemessen. Um gesundheitliche Wirkungen der hochfrequenten Felder auszuschließen, soll die Spezifische Absorptionsrate eines Handys nicht mehr als 2 Watt pro Kilogramm betragen. Dieser Höchstwert wird von der Internationalen Kommission zum Schutz vor nicht-ionisierender Strahlung ( International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection – ICNIRP ) seit 1998 empfohlen; die deutsche Strahlenschutzkommission ( SSK ) und die EU -Kommission schlossen sich dem 1998 bzw. 1999 an. In der Folge wurden durch europäische Normungsgremien Normen erarbeitet, um die Einhaltung dieses Höchstwertes zu überprüfen. Laut Herstellerangaben unterschreiten alle im Handel befindlichen Handys den von der ICNIRP empfohlenen maximalen SAR -Wert von 2 Watt pro Kilogramm. Europäische Messnormen Die Hersteller ermitteln die SAR -Werte gemäß zweier europäischen Messnormen: EN 62209-1 (Anwendungsfall "Telefonieren mit dem Handy am Ohr") EN 62209-2 (Anwendungsfall "Betrieb beim Tragen des Handys am Körper") Zu Hilfe genommen werden jeweils genau festgelegte standardisierte Verfahren. Daher sind die Werte des jeweiligen Anwendungsfalls in der Regel miteinander vergleichbar. Unterschied des SAR -Wertes für Kopf bzw. Körper Am Kopf bzw. Körper ermittelte SAR -Werte können sich deutlich voneinander unterscheiden. Dabei nimmt die am Körper ermittelte Spezifische Absorptionsrate oftmals höhere Werte an als sie am Kopf auftreten. Das liegt an der starken Abhängigkeit des SAR -Werts vom Abstand zwischen der Antenne des Mobiltelefons und dem Messphantom - also körperähnlichen Teilen, die extra für Tests entwickelt werden: Sitzt die Antenne im Mobiltelefon z.B. ganz unten im Gerätegehäuse, dann ist bei der SAR -Messung für den Anwendungsfall "Telefonieren mit dem Handy am Ohr" der Abstand zum Messphantomkopf relativ groß. Damit ist der messbare maximale SAR -Wert niedriger als bei einem Mobiltelefon mit einer Antenne in der Gehäusemitte, da diese sich während der Messung dicht am Messphantomkopf befindet. Bei der Ermittlung des maximalen SAR -Werts für den Anwendungsfall "Betrieb beim Tragen des Handys am Körper" wird das Handy mit seiner flachen Seite an einem flachen Körperphantom positioniert. Unabhängig von der Lage der Antenne im Gerätegehäuse ist daher im Vergleich zur SAR -Messung am Kopf der Abstand zwischen Antenne und Phantom meist geringer. Damit wird ein vergleichsweise höherer SAR -Wert gemessen. Da nach 2016 ein einheitlicher kleinerer Messabstand festgelegt wurde (siehe oben), sind die Körper- SAR -Werte neuerer Mobiltelefone teilweise höher als bei vielen alten Geräten. Herstellerhinweis zu SAR -Werten üblicherweise in Gebrauchsanweisung Der für den Betrieb beim Tragen des Handys am Körper ermittelte und angegebene SAR -Wert wird bei dem vom Hersteller üblicherweise in der Gebrauchsanweisung genannten Abstand zur Körperoberfläche eingehalten. Um dies sicherzustellen, sollte das vom Hersteller empfohlene Tragezubehör verwendet werden. Bei kleinerem Abstand zum Körper können höhere SAR -Werte auftreten und im ungünstigsten Fall kann sogar der empfohlene Höchstwert überschritten werden. Für die Richtigkeit der genannten Angaben zu SAR -Werten in unserer Liste übernimmt das Bundesamt für Strahlenschutz keine Gewähr. Stand: 14.08.2024
Einstufung hochfrequenter elektromagnetischer Felder durch die IARC Nach Einschätzung der IARC aus dem Jahr 2011 gibt es begrenzte Hinweise auf eine krebserregende Wirkung hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf den Menschen. Die Hinweise konnten in den vom Bundesamt für Strahlenschutz ( BfS ) im Rahmen seines Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms und danach initiierten Studien nicht bestätigt werden. Das BfS hat daher festgestellt, dass nach dem wissenschaftlichen Kenntnisstand keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch hochfrequente Felder – etwa aus dem Mobilfunk – zu erwarten sind, wenn die Grenzwerte eingehalten werden. Bis zur endgültigen Klärung der offenen Fragen fordert das Bundesamt für Strahlenschutz weiterhin neben den bestehenden rechtlichen Regelungen mehr qualitativ hochwertige Forschung und eine umfassende Information der Bevölkerung, auch über Möglichkeiten der vorsorglichen Expositionsverringerung . Die Internationale Krebsforschungsagentur ( IARC ) der Weltgesundheitsorganisation ( WHO ) hat im Mai 2011 den aktuellen Stand des Wissens über hochfrequente elektromagnetische Felder und Krebserkrankungen bewertet und diese Felder in die Gruppe 2B "möglicherweise krebserregend" der IARC -Skala eingestuft. Diese Einordnung bedeutet, dass es nach Einschätzung der IARC nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand begrenzte Hinweise auf eine krebserregende Wirkung hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf den Menschen gibt. In Gruppe 2B befinden sich fast 300 Substanzen, darunter auch saures Gemüse. Seit 2002 sind auch niederfrequente Felder als "möglicherweise krebserregend" eingestuft. Bewertung beruht auf begrenzten Anhaltspunkten aus epidemiologischen Studien und Tierstudien Aus Sicht einer damals von der IARC einberufenen Arbeitsgruppe könnten hochfrequente elektromagnetische Felder möglicherweise krebserregend sein. Im wissenschaftlichen Sinne nachgewiesen ist dies allerdings nicht. Vielmehr basiert die Klassifizierung auf begrenzten Anhaltspunkten aus epidemiologischen Beobachtungsstudien am Menschen und auf begrenzten Anhaltspunkten aus Laborstudien an Versuchstieren. In Bezug auf den Menschen wurden nur solche Studien als informativ bewertet und für die Gesamtbewertung berücksichtigt, in denen eine lokale Exposition des Kopfes bestand. Die Expositionsbedingungen entsprachen denen, die beim Gebrauch von Mobil- oder Schnurlostelefonen entstehen. Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Handyexposition und Gliomen (maligne Hirntumoren) sowie Akustikusneurinomen (Tumoren des Hörnervs) wurde als möglich eingeschätzt, die Evidenz für andere Tumorarten als unzureichend. Im Gegensatz dazu wurden die vorliegenden epidemiologischen Studien zu beruflich exponierten Personen von der IARC -Arbeitsgruppe als methodisch eingeschränkt und ihre Ergebnisse als inkonsistent bewertet. Die Evidenz für einen Zusammenhang zwischen einer Umweltexposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern (zum Beispiel durch Mobilfunk-Basisstationen) und Krebs wurde als unzureichend eingestuft. Zu den zahlreichen, nicht für die Klassifizierung herangezogenen Studien, zählen Untersuchungen zu anderen Hirntumoren, Leukämie , Lymphomen, Aderhauttumoren, Hoden-, Brust-, Lungen- und Hautkrebs. In tierexperimentellen Studien wurde in einer von 7 Langzeitstudien eine erhöhte Anzahl an Tumoren festgestellt. Bei genetisch veränderten beziehungsweise krebsempfindlichen Tiermodellen zeigte sich eine erhöhte Inzidenz in 2 von 12 Studien und eine krebsfördernde Wirkung in 1 von 18 Studien. Untersuchungen des BfS Das BfS ist im Rahmen seines Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms und in Folgestudien den Hinweisen auf eine mögliche krebserregende Wirkung hochfrequenter elektromagnetischer Felder nachgegangen. Die Hinweise auf eine krebserregende Wirkung wurden in Studien, die durch das BfS initiiert oder teilfinanziert wurden, nicht bestätigt. Hierunter sind vor allem zwei kürzlich abgeschlossene Studien hervorzuheben. Die MOBI-Kids-Studie untersuchte einen möglichen Zusammenhang zwischen der Nutzung von drahtlosen Telefonen und Hirntumoren bei Kindern und Jugendlichen. Die Ergebnisse von MOBI-Kids unterstützen den aktuellen wissenschaftlichen Stand, dass es keine belastbaren wissenschaftlichen Belege dafür gibt, dass Strahlung von Mobiltelefonen das Hirntumorrisiko erhöht. Eine zweite im Auftrag des BfS durchgeführte Studie, untersuchte einen möglichen Zusammenhang zwischen der zeitlichen Entwicklung der Nutzung von Mobiltelefonen und dem zeitlichen Verlauf der Gliom-Inzidenz . Die Ergebnisse dieser Studie sprechen nicht für eine Erhöhung des Gliom-Risikos durch die Nutzung von Mobiltelefonen. Aufgrund einiger Einschränkungen dieser Studie empfiehlt das BfS jedoch den Zusammenhang von Gliom- Risiko und Mobilfunknutzung weiter zu untersuchen. In einem Tiermodell wurde eine tumorfördernde Wirkung gefunden, in anderen zeigte sich der Effekt jedoch nicht. Zudem sind die Ergebnisse nicht direkt auf den Menschen übertragbar. Das Bundesamt für Strahlenschutz hat festgestellt, dass nach dem wissenschaftlichen Kenntnisstand keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch hochfrequente Felder – etwa aus dem Mobilfunk – zu erwarten sind, wenn die Grenzwerte eingehalten werden. Allerdings gibt es weiterhin noch Unsicherheiten hinsichtlich möglicher langfristiger Wirkung hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf den Menschen. Bisher veröffentlichte epidemiologische Studien erlauben aber derzeit noch keine abschließende Aussage zum Krebsrisiko bei einer Nutzungsdauer von mehr als 15 Jahren, hier insbesondere auch zum Hirntumorrisiko bei „Vielnutzern“. Es ist bisher kein auffälliger Anstieg der Inzidenzraten von Kopftumoren in den nationalen Krebsregistern zu sehen. Das Bundesamt für Strahlenschutz ist eines von fünf internationalen wissenschaftlichen Kooperationszentren der WHO , das unter anderem für den Mobilfunk zuständig ist. In dieser Funktion setzt sich das BfS dafür ein, dass die noch verbliebenen offenen Fragen nach gesundheitlichen Auswirkungen durch den Mobilfunk auch weiterhin mit Nachdruck untersucht werden. Bis zur endgültigen Klärung der offenen Fragen fordert das Bundesamt für Strahlenschutz weiterhin neben den bestehenden rechtlichen Regelungen mehr qualitativ hochwertige Forschung und eine umfassende Information der Bevölkerung, auch über Möglichkeiten der vorsorglichen Expositionsverringerung. Das Bundesamt für Strahlenschutz ist auf den Gebieten Forschung, Bewertung und Information selbst tätig und informiert über Möglichkeiten zur vorsorglichen Expositionsverringerung beim individuellen Umgang mit Handys sowie Smartphones und Tablets . Neubewertung durch die IARC Im April 2019 hat die " IARC Monographs Advisory Group " eine Empfehlung für weitere IARC Bewertungen veröffentlicht . Die WHO finanziert derzeit zehn systematische Reviews , in denen mögliche gesundheitliche Effekte hochfrequenter elektromagnetischer Felder untersucht werden und an denen auch das BfS teilweise beteiligt ist. Nach Abschluss der systematischen Reviews wird das IARC hochfrequente elektromagnetische Felder einer erneuten Bewertung unterziehen. Die Neubewertung ist mit hoher Priorität eingestuft. Stand: 14.08.2024
GSM -Standard Zwischen 1992 und 1995 gingen in Deutschland die ersten vollständig digitalen Mobilfunknetze in Betrieb. Die auch heute noch betriebenen Netze arbeiten nach dem GSM -Standard (Global System for Mobile Communications). Sie nutzen Funkfrequenzen im Bereich von 900 MHz im D-Netz und 1800 MHz im E-Netz. Mobilfunkzellen Um eine flächendeckende Versorgung mit mobilen Funkanwendungen zu erreichen, werden die zu versorgenden Gebiete in sogenannte Funkzellen eingeteilt, die jeweils von ortsfesten Funksendeanlagen (Basisstationen) abgedeckt werden. In der Regel werden von einem Standort aus drei Sektoren, die jeweils einen Winkel von 120° einschließen, mit jeweils einem oder mehreren Funkkanälen versorgt. An einem Antennenstandort sind dann drei gegeneinander versetzte Antennen angebracht. Basisstationen und Funkzellen Die Basisstationen kommunizieren über hochfrequente elektromagnetische Felder mit den mobilen Endgeräten. Die Basisstationen sind über Kabel oder Richtfunk mit einer zentralen Vermittlungsstelle verbunden. Die abgestrahlte Leistung der Anlagen liegt typischerweise im Bereich von 10 bis 50 Watt. Sie richtet sich unter anderem nach der Größe der jeweiligen Funkzelle, deren typischer Radius von wenigen zehn Metern für sogenannte Picozellen bis zu 35 Kilometer für Makrozellen im ländlichen Raum reichen kann, und der Anzahl der Personen, die gleichzeitig telefonieren. Heute existiert vor allem in Städten eine gut ausgebaute Mobilfunk-Versorgung mit kleinzelligen Netzen. Zur Erhöhung der Kapazität und zur Schließung von Funklöchern werden auch weiterhin neue Basisstationen aufgebaut. In der Regel arbeiten neue Stationen aber mit moderneren Mobilfunktechniken wie LTE oder 5G . Unterscheidung der Funkzellen Da in einer Funkzelle meist mehrere Gespräche gleichzeitig geführt werden, müssen deren Funksignale voneinander unterscheidbar sein. Die Unterscheidung erfolgt zunächst über die Frequenz der hochfrequenten Felder. Jeder Mobilfunknetzbetreiber erhält von der Bundesnetzagentur (früher: Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post RegTP ) einen Frequenzbereich zugeteilt, der in mehrere schmale Frequenzbänder (Frequenzkanäle) unterteilt wird. Benachbarte Zellen nutzen unterschiedliche Frequenzbänder, da sich die Gespräche sonst gegenseitig stören würden. Zeitschlitzverfahren Um die Zahl der in einer Zelle gleichzeitig möglichen Gespräche zu erhöhen, wird das sogenannte Zeitschlitzverfahren angewandt. Eine Zeitdauer von 4,62 Millisekunden wird in 8 Zeitschlitze von je 0,577 Millisekunden unterteilt. Ein bestimmtes Handy sendet während eines Telefonats nur in einem der 8 Zeitschlitze Informationen an die Basisstation. Während der restlichen Zeitschlitze kann die Basisstation Informationen von anderen Handys empfangen. Für das einzelne Handy ergibt sich somit ein gepulstes Sendesignal mit einem Puls pro 4,62 Millisekunden. Dies entspricht einer Pulswiederholungsfrequenz von 217 Hz . Man spricht von einem niederfrequent gepulsten Hochfrequenzsignal. Die Pulsung der Basisstationssignale hängt von der Zahl der in einem Frequenzkanal jeweils zur gleichen Zeit geführten Telefongespräche ab und kann stark schwanken. Stand: 09.02.2024
Was bei kostengünstigen Messgeräten und Smartphone-Apps zur EMF -Erfassung zu beachten ist Einfache und preisgünstige Messgeräte sowie Smartphone-Apps können nur grobe Messwerte erfassen und sind für fachgerechte Messaufgaben nicht geeignet. Bei der Bewertung und Interpretation der dargestellten Ergebnisse ist deshalb Vorsicht geboten. Als Maßstab für Messungen sollten immer die Grenzwerte der 26. Bundesimmissionsschutzverordnung (26. BImSchV ) oder die Referenzwerte der EU -Ratsempfehlung dienen. Aussagekräftige Messungen sollten am besten von Fachleuten mit den entsprechenden Geräten durchgeführt werden. Geeignete Messgeräte für fachgerechte Messungen kosten mehrere tausend Euro für breitbandige und mehrere zehntausend Euro für frequenzselektive Messgeräte. In Deutschland schützt die Einhaltung der Grenzwerte der 26. Bundesimmissionsschutzverordnung (26. BImSchV ) sowie der Referenzwerte der EU -Ratsempfehlung für statische und niederfrequente Felder, wie sie z.B. von der öffentlichen Stromversorgung hervorgerufen werden, sowie für hochfrequente Felder, wie sie z.B. im Mobilfunk genutzt werden, vor gesundheitlichen Auswirkungen. Wer wissen will, wie stark die auftretenden Felder für eine bestimmte Quelle oder an einem bestimmten Ort sind, kann dies messen (lassen). Messgerät oder Smartphone -App: Was zu beachten ist Im Internet finden sich zahlreiche Angebote, wie z.B. kostenlose Smartphone -Apps oder relativ kostengünstige Messgeräte für den Eigenbedarf von deutlich unter bis zu mehreren Hundert Euro. Viele dieser kostenlosen Apps und relativ kostengünstigen Messgeräte sind jedoch nicht für den beworbenen Einsatzzweck geeignet, da sie nur grobe bzw. irreführende Messwerte liefern. Bei der Bewertung und Interpretation der dargestellten Ergebnisse ist deshalb Vorsicht geboten. Um aufschlussreiche Messergebnisse zu erzielen, muss vor der Messung klar sein, was überhaupt gemessen und welche Erkenntnisse damit gewonnen werden sollen. Eine Nichtbeachtung der Anwendungsmöglichkeiten sowie die falsche Handhabung eines Messgeräts können zu unbrauchbaren Ergebnissen führen. Geeignete Ausrüstung für fachgerechte Messungen zur Bewertung elektrischer, magnetischer und elektromagnetischer Felder, wie sie auch beim Bundesamt für Strahlenschutz ( BfS ) im Einsatz ist, kostet mehrere tausend bis zehntausend Euro. Einfache und preisgünstige Messgeräte können hingegen nur grobe Messwerte erfassen und sind für diese Messaufgaben nicht geeignet. Messungen am besten von Fachleuten Aussagekräftige Messungen können daher zumeist nur von Fachleuten mit den entsprechenden Geräten durchgeführt werden. Bei freien Anbietern auf dem Markt sollte stets auf eine passende Qualifikation geachtet werden. So ist z.B. die Bezeichnung "Baubiologe" nicht gesetzlich geschützt. In Deutschland kann jeder unabhängig von seiner Ausbildung oder einschlägigen Praxiserfahrung diese Bezeichnung führen. Skeptisch sollten Auftraggeber werden, wenn ein Anbieter andere Grenzwerte als die gesetzlichen Werte als Maßstab heranzieht und darauf aufbauend zum Teil sehr kostspielige Abschirmmaßnahmen empfiehlt. Der Maßstab sollten immer die Grenzwerte der 26. BImSchV oder die Referenzwerte der EU -Ratsempfehlung sein. Elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder sind Teil des elektromagnetischen Spektrums und können anhand der Frequenz in verschiedene Bereiche eingeteilt werden. Es ist also zu beachten, welches Feld in welchem Frequenzbereich gemessen werden soll und welche Feldstärkewerte am Messort zu erwarten sind. Vor jeder Messung muss außerdem klar sein, welche Erkenntnisse gewonnen werden sollen. Das eingesetzte Messgerät muss für den vorgesehenen Zweck geeignet sein. Geeignete Messgeräte für fachgerechte Messungen von elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Felder, wie sie u.a. das BfS verwendet, befinden sich in einem Kostenbereich von mehreren tausend Euro für breitbandige und mehrere zehntausend Euro für frequenzselektive Messgeräte. Einfache und preisgünstige Messgeräte können hingegen nur grobe Messwerte erfassen und sind für diese Messaufgaben nicht geeignet. Stand: 31.01.2024
Origin | Count |
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Bund | 206 |
Land | 3 |
Type | Count |
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Förderprogramm | 160 |
Text | 12 |
unbekannt | 37 |
License | Count |
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geschlossen | 44 |
offen | 165 |
Language | Count |
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Deutsch | 204 |
Englisch | 31 |
unbekannt | 5 |
Resource type | Count |
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Dokument | 6 |
Keine | 111 |
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Webseite | 92 |
Topic | Count |
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Boden | 93 |
Lebewesen & Lebensräume | 142 |
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Wasser | 72 |
Weitere | 209 |