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Einzugsgebietsmodell des Landes Brandenburg auf der Grundlage von ArcEGMO

Dieses Einzugsgebietsmodell wurde mit Hilfe des Modellierungssystems ArcEGMO erstellt. ArcEGMO ist ein öko-hydrologisches Modellierungssystem zur räumlich und zeitlich hoch aufgelösten, physikalisch fundierten Simulation aller maßgeblichen Prozesse des Gebietswasserhaushaltes und des Abflussregimes. - in unterschiedlichen Maßstabsbereichen vom Einzelstandort (Lysimeter) über Kleinsteinzugsgebiete von wenigen km² bis hin zu großen Flussgebieten (wie z.B. dem Haveleinzugsgebiet), - in unterschiedlichen Regionen vom Tiefland über das Mittel- bis hin zum Hochgebirge und - für unterschiedliche Zielstellungen mit verschiedenen Modellbausteinen.

Fließgewässer

Fließgewässer Bis 2027 sollen sich alle Fließgewässer in einem guten oder sehr guten ökologischen Zustand befinden. Im Jahr 2021 wurden nur 8 % der deutschen Flüsse und Bäche in einen „guten“ oder „sehr guten“ ökologischen Zustand beziehungsweise ein „gutes“ ökologisches Potenzial eingestuft. Seit der Einführung der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union (EU) im Jahr 2000 bewerten Behörden in allen Mitgliedsstaaten der EU umfassend den ökologischen Zustand der Bäche und Flüsse. Sie orientieren sich dabei an der Ausprägung der gewässertypischen Lebensgemeinschaften. Beispielsweise treten im Hochgebirge andere aquatische Lebensgemeinschaften auf als im Flachland und auch ihre Empfindlichkeit gegenüber anthropogenen (vom Menschen verursachten) Einflüssen unterscheidet sich. Kennzeichnend für diese Unterschiede sind die geologischen und hydrologischen Charakteristika der Gewässer. Die chemische Beschaffenheit der Fließgewässer wird durch punktuelle und diffuse Stoffeinträge verändert. Während Einträge aus Punktquellen wie Abwassereinleitungen von Klärwerken und Industrieanlagen in den letzten Jahren sanken, nahm die Bedeutung diffuser Stoffeinträge etwa durch Einträge aus der Landwirtschaft zu. Wenn Umweltqualitätsnormen (UQN) überschritten werden, sind zusätzliche Maßnahmen erforderlich.

UV -Schutz für die Augen

UV -Schutz für die Augen Ultraviolette ( UV -) Strahlung kann nicht nur unsere Haut, sondern auch die Augen nachhaltig schädigen. Daher gehört auch ein effektiver Schutz der Augen zu den Sonnenschutzregeln . Sonnenbrillen sind nicht nur als Schutz vor Blendung unverzichtbar, sondern auch als Schutz vor dem Eindringen von UV - Strahlung ins Auge. Aber nicht jede Sonnenbrille weist einen ausreichenden UV -Schutz auf. Im Gegensatz zum Blendschutz, den man selber prüfen kann, sieht man einer Sonnenbrille ihre Schutzwirkung für UV - Strahlung nicht an. UV -Filterwirkung Messungen haben gezeigt, dass auf die Kennzeichnung "UV 400" relativ gut Verlass ist; das heißt, die so gekennzeichneten Sonnenbrillen filtern die gesamte UV-Strahlung bis 400 Nanometer (nm) ausreichend aus und erfüllen somit die Anforderungen, die aus Sicht des Strahlenschutzes an eine gute Sonnenbrille zu stellen sind. Beim Kauf einer Sonnenbrille sollte man deshalb unbedingt auf eine entsprechende Kennzeichnung achten. Achtung: Beim Angleichen der Sonnenbrillengläser an eine Sehstärke ist darauf zu achten, dass die Filterwirkung für UV-Strahlung bis 400 nm weiterhin gegeben ist. Sprechen Sie Ihren Optiker darauf an. Brillenglas-Tönung Eine Sonnenbrille sollte die Tönungsstufen (Kategorie = cat) 2 oder 3 aufweisen. Dies ist meist auf einem Aufkleber oder Etikett an der Brille oder am Brillenbügel vermerkt (zum Beispiel "cat2"). Tönungsstufe 1 schützt kaum vor Blendung, Tönungsstufe 4 ist für gutes Sehen zu dunkel und zum Beispiel im Straßenverkehr nicht zugelassen. Bei extremen Strahlungsverhältnissen, wie etwa auf Schnee im Hochgebirge, sollten unbedingt spezielle Sonnenbrillen der Tönungsstufe 4 mit völliger Filterung des Blaulichtanteils und ausgeprägtem Seitenschutz getragen werden. Brillenglas-Färbung Geeignete Färbungen sind braun oder grau. Diese Färbungen sind für gutes Sehen ideal. Blau- und Rottönung beeinträchtigen die Kontrastwiedergabe und das scharfe Sehen. Seitenschutz Da UV - Strahlung sehr stark streut, ist bei der Wahl der Brille auf einen guten Seitenschutz (entweder durch die Größe der Gläser oder durch die Formgebung der Brille) zu achten. Stand: 26.06.2024

Klimatische Zwillingsstädte in Europa

Klimatische Zwillingsstädte in Europa Eine Analyse von Klimadaten zeigt, dass sich die Klimate aller Regionen in Deutschland bereits verschoben haben, so dass viele heute ein Klima aufweisen, das vor 50 Jahren 100 bis 600 km weiter im Südwesten herrschte. Hamburg mit einem ⁠ Klima ⁠ wie an der Adria, in der Lausitz das gesamte Jahr hohe Temperaturen wie in Nordspanien und in Frankfurt mit Kroatien vergleichbare klimatische Bedingungen. Vielen Menschen dürfte dieser Gedanke auf den ersten Blick gefallen. Doch was wie ein angenehmes Gedankenexperiment klingt, bedeutet eine enorme Herausforderung für die jeweiligen Regionen und betroffenen Systeme, wie Ökosysteme oder Infrastrukturen. Eine Analyse von Klimadaten hat jetzt gezeigt, dass sich die Klimate aller Regionen in Deutschland bereits verschoben haben, so dass viele heute ein Klima aufweisen, das vor 50 Jahren 100 bis 600 km weiter im Südwesten herrschte. Die mittleren Temperaturen in Deutschland steigen seit einigen Jahrzehnten stetig an, gleichzeitig verändern sich die Niederschlagsmuster: es gibt im Jahresdurchschnitt mehr Niederschlag, vor allem im Herbst und Winter. Solche lokalen Klimaveränderungen können durch räumliche Vergleiche veranschaulicht werden: sogenannte klimatische Zwillinge bzw. Analogien. Das sind europäische Regionen, die ein Klima haben, wie deutsche Städte es heute oder in Zukunft haben könnten. Für die Identifikation der Analogien wurde das Klima europäischer Regionen während der sogenannten ⁠ WMO ⁠-Referenzperiode Mitte des vergangenen Jahrhunderts (1961-1990) mit dem heutigen (1986-2015) sowie einem zukünftigen Klima von deutschen Städten verglichen. Hierbei werden jedoch nur mittlere Klimaveränderungen und keine Extremwettereignisse berücksichtigt, die mit fortschreitendem ⁠ Klimawandel ⁠ zunehmen. Klimatische Verschiebung deutscher Regionen nach Südwesteuropa Durch den Vergleich des heutigen mit dem früheren ⁠ Klima ⁠ wird deutlich, dass sich die klimatischen Bedingungen aller Regionen Deutschlands bereits um circa 100 bis 600 Kilometer nach Südwesten verlagert haben. Heute (1986-2015) hat beispielsweise Hamburg ein Klima wie Köln es früher (1961-1990) hatte und Köln wiederum hat heute ein Klima wie früher die französische Stadt Tours, die circa 250 Kilometer südwestlich von Paris liegt. Berlin hat heutzutage ein Klima wie Karlsruhe früher und Karlsruhe eines, wie es früher Lyon im Süden Frankreichs hatte. Bei einem ⁠ Klimawandel ⁠ ohne Klimaschutzmaßnahmen (⁠ Representative Concentration Pathways (RCPs) ⁠ 8.5) werden sich die mittleren Temperaturen in den nächsten Jahrzehnten (2031-2060) deutlich erhöhen, wobei die mittleren Niederschläge sich nur wenig verändern werden. Dies führt zu einer weiteren Verschiebung der klimatischen Bedingungen deutscher Städte in Richtung Südwesten, größtenteils nach Zentral-Frankreich, wo ähnliche Niederschlagsmengen wie in Deutschland existieren. Mit fortschreitendem Klimawandel können sich Ende des Jahrhunderts (2071-2100) die Klimate der meisten deutschen Städte zwischen den früheren (1961-1990) Klimaten der französischen Atlantikküste und der Adriaküste von Mittelitalien bis Kroatien befinden. Städte, die heute für deutsche Verhältnisse relativ kühl und feucht sind, wie Hamburg, Bremerhaven oder Stralsund, können klimatisch in der Nähe der französischen Atlantikküste – zwischen Nantes und Bordeaux – landen. Relativ heiße und sehr trockene deutsche Städte, wie Brandenburg, Magdeburg oder Cottbus, können Klimate wie in Nordspanien, in der Nähe von Pamplona, haben. Andere Städte können sich klimatisch größtenteils von Südfrankreich – von Toulouse bis Narbonne – über Norditalien – in der Nähe von Arcona – bis nach Kroatien – südlich von Split – verteilen: Klimatisch in Frankreich landen die Städte, die eher ein warm-trockenes (Jena, Leipzig) bis warm-feuchtes Klima (Kassel, Münster) haben. Die eher heiß-trockeneren (Mannheim, Berlin, Würzburg) bis heiß-feuchten Städte (Saarbrücken, Köln) werden sich im Adria-Klimaraum wiederfinden. Manche Städte und Regionen, beispielsweise München oder die Hochgebirge, könnten Ende des Jahrhunderts ein Klima haben, welches bisher in Europa nicht vorkommt: sehr warm, relativ feucht und mit einem sommerlichen Niederschlagsmaximum. Verschiebung der klimatischen Bedingungen deutscher Städte: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft Quelle: Eurac Research Bild zum Download Verschiebung der klimatischen Bedingungen deutscher Städte 1961-1990 bis 1986-2015 Quelle: Eurac Research Bild zum Download Verschiebung der klimatischen Bedingungen deutscher Städte 1961-1990 bis 2031-2060 Quelle: Eurac Research Bild zum Download Verschiebung der klimatischen Bedingungen deutscher Städte 1961-1990 bis 2071-2100 Quelle: Eurac Research Bild zum Download Methodische Hintergründe zur Identifizierung klimatischer Analogien Die Identifizierung von klimatischen Analogien ist methodisch herausfordernd, da sie von der Wahl der Klimaparameter und der räumlichen Auflösung der verwendeten Daten bestimmt wird. Die in den Karten dargestellten Klimaanalogien von deutschen Städten beziehen sich daher auf Regionen und auf die Kombination von vier Klimaparametern: saisonale mittlere Temperaturen, sommerliche Maximum- und winterliche Minimumtemperatur sowie mittlere saisonale Niederschläge. Zudem wurden für die Analogiefindung nur Klimaparameter für mittlere klimatische Verhältnisse verwendet. Daher berücksichtigen die Analogien auch keine Extremereignisse, wodurch insbesondere sommerliche Starkregenereignisse unterschätzt werden könnten. Auch Hitzetage oder ⁠ Tropennächte ⁠ finden in den Analogien keine Berücksichtigung. Wenn nur Temperaturparameter verglichen würden, würden manche Regionen noch weiter im Süden verortet werden. Darüber hinaus ist auch zu beachten, dass sich die europäischen Regionen seit den betrachteten Zeitabschnitten ebenfalls weiter verändert haben. Insgesamt wurden 41 Standorte in Deutschland in diesem Sinne analysiert. Die Standorte wurden so ausgewählt, dass sie in ihrer Verteilung alle Bundesländer abdecken sowie die sieben Klimaraumtypen, die in der Klimawirkungs- und Risikoanalyse für Deutschland (KWRA) identifiziert wurden. Weitere Ergebnisse der KWRA werden in einem Kurzfilm erklärt. Herausforderung für Ökosysteme, Menschen, Städte und Regionen Mit den entstandenen Karten werden die Klimaveränderungen für die eigene Heimatstadt und Region plastisch und vergleichbar. Die klimatischen Analogien geben eine grobe Vorstellung davon, wie anders das zukünftige mittlere ⁠ Klima ⁠ sein könnte – und was das für jeden persönlich bedeuten mag. Jedoch sagen sie nichts über die Folgen aus. Sie zeigen also nicht, was es für ein System, zum Beispiel einen Menschen, ein ⁠ Ökosystem ⁠, die Wasserversorgung, das Gesundheitssystem oder eine Stadt, bedeutet, in einem relativ kurzen Zeitraum ein gänzlich anderes Klima als das zu haben, in dem sich das System teils über Jahrhunderte hinweg entwickelt hat und an das es angepasst ist. Für die Klimaanpassung bedeutet das: So plastisch die Analogien zwischen den einzelnen Städten und Regionen auch sein mögen, sie implizieren nicht, dass beispielsweise Gebäudestrukturen oder Ökosysteme einer anderen Stadt einfach "nachgebaut" werden können. In der Analyse wird durch die Karten ein Vergleich der vorhandenen Eigenarten der Klimaanalogien mit den Eigenarten deutscher Systeme und Städte angestoßen. Der Vergleich gibt Anregungen, was sich alles in Deutschland ändern müsste, damit wir uns auf ein zukünftig sehr viel wärmeres Klima vorbereiten können. Und es wird auch deutlich, was den ⁠ Klimawandel ⁠ so gefährlich und zu einer solchen Herausforderung für die Anpassung macht: die Geschwindigkeit der Veränderung. Datengrundlage : E-OBS dataset version 23.1e für Europa 1961- 1990 , Deutscher Wetterdienst hydrometeorologischer Rasterdatensatz (HYRAS) für Deutschland 1986-2015, Deutscher Wetterdienst bias-adjustizierte und herunterskalierte ⁠ Median ⁠ RCP8.5 ⁠ DWD ⁠-Referenz-Ensembles v2018 Klimaprojektionsdaten für 2031-2061 und 2071-2100 auf Grundlage von EURO-CORDEX. Die Ergebnisse der Analyse befinden sich als interaktive Karte auf der Seite Klimavergleich: Interaktive Karte - welches Klima herrscht bald in deutschen Städten? (rnd.de) . Autorinnen: Inke Schauser (⁠ UBA ⁠), Kathrin Renner (EURAC) Dieser Artikel wurde als Schwerpunktartikel im Newsletter Klimafolgen und Anpassung Nr. 76 veröffentlicht. Hier können Sie den Newsletter abonnieren.

BfS stellt neue Messnetzstation für UV-Strahlung auf der Zugspitze auf

Mit Hilfe einer neuen Messstation auf der Zugspitze lässt sich die UV-Strahlung in Deutschland erstmals lückenlos quer durch alle Klimazonen ermitteln, wie das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) am 14. Juli 2017 mitteilte. Anhand der Daten lassen sich nun auch im Hochgebirge zuverlässige und exakte Werte zur UV-Belastung ermitteln. Das Messgerät an der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus am Südhang der Zugspitze bildet einen von insgesamt 11 Messpunkten des BfS für UV-Strahlung in Deutschland. Die Station misst die am Erdboden einfallende Sonnenstrahlung nach einzelnen Wellenlängen aufgelöst kontinuierlich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Die Messwerte werden übersetzt in den weltweit standardisierten UV-Index. Dieser gibt an, wie hoch oder wie niedrig aktuell das Sonnenbrandrisiko einzuschätzen ist. Das UV-Messnetz betreibt das BfS gemeinsam mit dem Umweltbundesamt, dem Deutschen Wetterdienst und weiteren Institutionen.

Moos des Jahres 2016 ist das Mittlere Torfmoos

Das Mittlere Torfmoos oder Magellans Torfmoos (Sphagnum magellanicum) wurde von der Bryologisch-lichenologische Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa zum Moos des Jahres 2016 gewählt. Das Mittlere oder Magellans Torfmoos ist mit seinen großen, tief purpurroten Bulten in Mitteleuropa weit verbreitet, jedoch auf Hochmoore, Hochmoorheiden und -wälder beschränkt. Die Art ist circumpolar in beiden Hemisphären verbreitet und kommt von der borealen Region bis in die Subtropen vor. In Mitteleuropa ist sie weit verbreitet und kommt von der Ebene bis ins Hochgebirge vor. Wegen ihrer engen Bindung an die Hochmoore kommt sie im Norden in den Resten der ehemals großen Hochmoorgebiete der Norddeutschen Tiefebene vor, im Süden vor allem in den Gebirgslagen und im regen- und moorreichen Alpenvorland. Das Mittlere Torfmoos wird in der Roten Liste Deutschlands als "gefährdet" eingestuft, wobei in den einzelnen Bundesländern große Unterschiede bestehen. In der Bundesartenschutzverordnung ist es wie alle Torfmoose unter den "besonders geschützten Arten" aufgeführt. EU-weit ist es im Anhang V der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie verzeichnet.

Felshumusboden: Boden des Jahres 2018

Felshumusboden: Boden des Jahres 2018 Im Hochgebirge stabilisiert er die Berghänge, speichert Wasser und Kohlenstoff und hat eine einzigartige Vegetation: Der Felshumusboden (Folic Histosol) ist der Boden des Jahres 2018. Durch den ⁠ Klimawandel ⁠ sind diese Böden in ihrer Ausprägung beeinflusst, ⁠ Erosion ⁠ kann zunehmen, die Hänge werden instabil. Aber auch übermäßige Beweidung oder starke touristische Aktivitäten (Mountain-Biking abseits der ausgewiesenen Pisten) haben tiefe Furchen in den Böden zur Folge, die die Erosion verstärken können. Mit der Auswahl dieses Bodens unter der Schirmherrschaft des Freistaates Bayern soll auf diesen wichtigen und schützenswerten Boden hingewiesen werden. „Boden des Jahres“ ist eine gemeinsame Aktion der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft, dem Bundesverband Boden und dem Ingenieurtechnischen Verband Altlasten und Flächenmanagement. Die Aktion wird vom Umweltbundesamt unterstützt.

Erster UNEP-Permafrost-Report

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) hat am 27. November 2012 erstmals einen fast 40 umfassenden Bericht zum Zustand der globalen Permafrost-Gebiete veröffentlicht. Im Bericht "Policy Implications of Warming Permafrost" beschreibt ein internationales Expertenteam, wie sich der Klimawandel auf die dauerhaft gefrorenen Böden in der Arktis, Sibirien und in den Hochgebirgen auswirkt, welches Gefahrenpotenzial von dem tauenden Untergrund ausgeht und auf welche weitreichenden Folgen sich Staaten mit Permafrost einstellen müssen. Zudem fordern die Forscher von Politikern und Klimawissenschaftlern, das Wissen über den Wandel der Permafrost-Gebiete stärker in die internationale Klimadebatte mit einzubeziehen.

pfl-tiere-st_Eintagsfliegen.pdf

Frank, D. & Schnitter, P. (Hrsg.): Pflanzen und Tiere in Sachsen-Anhalt Eintagsfliegen (Ephemeroptera) Bestandssituation. Stand: Oktober 2011 Wolfgang Kleinsteuber Einführung Die Eintagsfliegen sind eine altertümliche, schon aus dem Karbon (vor etwa 300 Mio. Jahren) bekann- te Insektenordnung. Der Name weist darauf hin, dass die erwachsenen Tiere (Imagines) nur sehr kurze Zeit (mehrere Stunden bis Tage) leben. In Anpassung daran sind ihre Mundwerkzeuge verkümmert und der Darm zur Flugstabilisierung mit Luft gefüllt, sodass nach dem Schlupf aus dem letzten Larvenstadium über die sich anschließende Partnersuche, Paarung und Eiablage bis zum Tode keine Nahrungsaufnahme mehr erfolgt. Den weitaus größten Teil ihres Daseins verbringen die Eintagsfliegen jedoch als Larven (je nach Art zwischen wenigen Wochen und mehreren Jahren) im Wasser. Besiedelt werden praktisch alle Süßwasserbiotope vom Flachland bis ins Hochgebirge, die meisten einheimi- schen Arten kommen jedoch ausschließlich in Bächen und Flüssen vor. Dabei zeigen sie oft enge Bindungen an bestimmte Umweltparameter wie Sauerstoffgehalt, Säurehaushalt, Substratbeschaffenheit und Uferstruktur und eignen sich daher hervorragend als Indikatoren für den ökologischen Zustand der Gewässer. Als Teil des Makrozoobenthos haben die Eintagsfliegenlarven in Anpassung an das jeweils von ihnen bewohnte Habi- tat verschiedene Spezialisierungen hervorgebracht, die bereits an ihrem äußeren Körperbau sichtbar werden. Es gibt vorwiegend grabende, klammernde, kriechende, kletternde und schwimmende Formen. Nach der Art der Ernährung, die hauptsächlich durch die Aufnahme von Algenaufwuchs, Biofilmen aus Bakterien und Pil- zen und Detritus erfolgt, lassen sich Filtrierer, Weide- gänger oder Detritusfresser unterscheiden. Die Atmung erfolgt über Tracheenkiemen, die als meist seitliche An- hänge der Hinterleibsringe ausgebildet sind. Sie können häufig rhythmisch bewegt werden und erzeugen so ei- nen Atemwasserstrom, absorbieren den darin gelösten Sauerstoff und leiten ihn durch ein feines Tracheensy- stem direkt zu den Organen. Die larvale Entwicklung verläuft hemimetabol, indem sich die Morphologie der Larve (verbunden mit je nach Art zwischen zehn und 50 Häutungen) allmählich derjenigen der Imago angleicht. Dabei bilden sich die Flügel der Eintagsfliegen während der zahlreichen Larvenstadien in Flügelscheiden, die am Meso- und Metanotum entspringen. Im letzten Lar- venstadium (Nymphe) schimmern die gefalteten Flügel bereits dunkel durch. Eine vollständige Metamorphose (Puppenstadium) fehlt. Der als Emergenz bezeichnete Übergang vom Wasser- zum Luftleben führt zunächst zu einer bereits flugfähigen Subimago, die sich an- schließend nochmals zur Imago häutet. Dies stellt eine einzigartige Entwicklungsstufe innerhalb der gesamten Insektenwelt dar. Bei einigen Arten ist das Schlüpfen synchronisiert, sodass sich kurzzeitig große Schwärme bilden können, eine Strategie, die das Auffinden des anderen Geschlechts erleichtert und die Überlebensrate gegenüber Fressfeinden wie Libellen und Vögeln erhöht. Typisch für die Eintagsfliegen-Imagines sind die in Ru- hestellung vertikal gehaltenen Flügel und zwei oder drei Hinterleibsanhänge, die u. a. die Flugsteuerung unter- stützen. Die Männchen weisen zudem stark verlängerte Vorderbeine auf, die zusammen mit den Kopulations- zangen am Hinterleib zum Ergreifen und Festhalten des Weibchens während der Begattung dienen (Abb. unten). Die Weibchen vieler Fließgewässerarten fliegen zur Ei- ablage bach- oder flussaufwärts und zeigen damit ein Verhalten, welches als Ausgleichswanderung für durch die Strömung verdriftete Eier und Larven gedeutet wird Männchen der Eintagsfliege Ephemera danica. Deutlich sicht- bar sind die stark verlängerten Vorderbeine sowie die Kopula- tionszangen am Hinterleib, die zum Ergreifen und Festhalten des Weibchens während der Paarung dienen. Kleine Helme, Brücken (Landkreis Mansfeld-Südharz), 26.5.2008, Foto: W. Kleinsteuber. 633 (Kompensationsflug). Ein Weibchen kann mehrere tau- send Eier ins Wasser ablegen. Vor allem in den Bach- und Flussoberläufen können Eintagsfliegenlarven als Primärkonsumenten einen hohen Biomasseanteil in- nerhalb der Nahrungsketten erreichen und stellen eine wichtige Nahrungsquelle für räuberische Wasserinsek- ten, deren Larven sowie für Fische und Vögel dar. Wei- terführende Angaben zur Ökologie der Eintagsfliegen finden sich bei Bauernfeind & Humpesch (2001). Bearbeitungsstand, Datengrundlagen In einer ersten Checkliste (Hohmann & Böhme 1999) sind für Sachsen-Anhalt 60 Eintagsfliegenarten aufge- führt. Nachdem Böhme et al. (2004) bereits 67 Taxa nen- nen, steigt die Artenzahl durch fünf Neufunde zunächst auf 72 an. Bei der Literaturdurchsicht wurden auch die das Untersuchungsgebiet betreffenden historischen An- gaben nochmals überprüft (siehe Burmeister 1839, Haybach 2008, Jacob 1972, Rostock 1875). In diesem Zusammenhang berichten Jacob et al. (1975) in einem Artikel zu Ephemera glaucops im Leipziger Raum über eine männliche Imago aus dem Zoologischen Museum Berlin mit dem Eintrag „Ephemera lutea Halae Erich- son“. Die durch die Autoren erfolgte Überprüfung ergab, dass es sich hierbei zweifelsfrei um Ephemera lineata handelt. Die Art ist daher nachträglich in die Checkliste aufzunehmen, sodass diese nunmehr 73 aktuell bzw. his- torisch belegte Eintagsfliegenarten für das Bundesland Sachsen-Anhalt enthält. Dies entspricht ca. 65 % der von Haybach & Malzacher (2003) für Deutschland ange- gebenen Artenzahl (113). Eine wesentliche Grundlage für die vorliegende Ar- beit bildet die Auswertung der in den letzten 20 Jahren durch den Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) und seine Vorgängerein- richtungen im Rahmen des Gewässerüberwachungs- programms (GÜSA) des Landes Sachsen-Anhalt er- folgten Makrozoobenthoserfassungen. Dabei fanden auch zahlreiche Auftragsprojekte zur Erfassung des Makrozoobenthos im Rahmen der Umsetzung der EG- Wasserrahmenrichtlinie (AquaLytis 2008, 2009, 2010, BAL 2007, 2008, 2009, 2010, Bernauer 2009, 2010, Bi- ota 2006, HBio 2009, 2010, IGB 2008, 2009, IWO 2007, Otto 2009, 2010) Berücksichtigung. Zwischenzeitliche neue Bestandserhebungen in verschiedenen Land- schaftsräumen Sachsen-Anhalts wurden ebenfalls in die Auswertung einbezogen. So führten Reusch et al. (BAL 2001) Untersuchungen im Gebiet der Mittleren Elbe durch. Brettfeld (2001) untersuchte das Helmeried bei Artern. Im Rahmen des Arten- und Biotopschutz- programms erfolgten 2003 und 2004 Aufsammlungen im Saale-Unstrut-Triasland (Brettfeld & Bellstedt 2008). Hohmann (2007) bearbeitete die Eintagsflie- genfauna der Dübener Heide. Brauns und Hohmann 634 führten zwischen 2005 und 2007 im Nationalpark Harz entsprechende Erfassungen durch (Hohmann 2010b). Aktuell untersuchten Hohmann et al. (2012) die Wustrower Dumme, welche im nordwestlichen Sachsen-Anhalt die Landesgrenze zwischen der Alt- mark und dem niedersächsischen Wendland bildet. Ergänzende Daten konnten für die hinsichtlich ihrer Eintagsfliegenfauna nach wie vor kaum untersuchten kleineren Stillgewässer während privater Exkursionen gewonnen werden. Insgesamt wurden ca. 8.500 Ein- zeldaten ausgewertet. Aufgrund des artspezifisch in unterschiedlichem Umfang vorliegenden Datenmate- rials wird in der Tabelle zur besseren Orientierung für jede Art das Jahr angegeben, ab dem vorliegende Erfas- sungen berücksichtigt wurden. Die Nomenklatur richtet sich aktuell nach Haybach (2008). Danach wird Serratella ignita aus der Fam. Ephemerellidae auf Grund der Revisionen von Allen & Edmunds (1963, 1965) wieder der Gattung Ephemerella zugeordnet. In der vorliegenden Arbeit erfolgt erstmals die Be- trachtung der Bestandssituation der Eintagsfliegen in den drei großen Landschaftsräumen Sachsen-Anhalts. Dazu wurde jeder in der Auswertung berücksichtigte Fundort einer der Kategorien Bergland, Hügelland oder Tiefland zugeordnet und anschließend jedes Fundge- wässer nur einmal pro Bezugsraum (unabhängig von der dortigen Anzahl der Fundpunkte) berücksichtigt. Grundlage für die Abgrenzung des Hügellandes vom Tiefland bildet die bereits in der aktuellen Roten Liste der Eintagsfliegen (Böhme et al. 2004) verwendete Karte der Landschaftsgliederung. Die Separierung der in der ersten Checkliste (Hohmann & Böhme 1999) sowie in der Roten Liste (Böhme et al. 2004) zusammengefassten Kategorien Bergland und Hügelland bereitet im Bereich des Harzes aufgrund des zu beachtenden Fließkontinu- ums (keine abrupte, sondern allmähliche Veränderung des Fließgewässercharakters) gewisse Schwierigkeiten. Die Bezugsraumgrenze wurde daher in Abhängigkeit vom betrachteten Gewässer auf der Basis verschiedener Parameter (Quellnähe, Gefälle, Einzugsgebiet, Gewäs- sermorphologie, Abflussanteil am Untersuchungspunkt einschließlich der dortigen Zuflüsse) subjektiv zwischen 200 und 260 m, in Einzelfällen auch darunter (z. B. Bode oberhalb Thale) festgelegt. Insgesamt bleibt eine gewisse Unschärfe bestehen, zu der auch bei Hochwasserfüh- rung stattfindende Larvenverdriftungen beitragen. Bestandssituation, Bestandsentwicklung Die fünf nur historisch belegten Eintagsfliegenarten Choroterpes picteti, Ecdyonurus aurantiacus, Epheme- ra lineata, Ephoron virgo und Isonychia ignota müssen in Sachsen-Anhalt weiterhin als ausgestorben gelten. Mit dem 2009 im Bereich des Flechtinger Höhenzugs Eintagsfliegen (Ephemeroptera) erfolgten Nachweis der seit Burmeister (1839) ver- schollenen Art Siphlonurus armatus gelang Lehmann und Otto (BAL 2009) hingegen ein bemerkenswerter Wiederfund. Erfreulicherweise können fünf neue Spe- zies für Sachsen-Anhalt gemeldet werden. Die zeitweise trocken fallende Bäche besiedelnde Eintagsfliege Metre- letus balcanicus wurde 2003/2005 ebenfalls im Flechtin- ger Höhenzug von Jährling nachgewiesen und auch aktuell bestätigt (BAL 2009, Bernauer 2010). Brauns und Hohmann fanden bei ihren Untersuchungen im Nationalpark Harz 2005 und 2006 die Gebirgsart Rhi- throgena hercynia (Hohmann 2010b). Hohmann stell- te 2006 in einem Zulauf zur Schwarzen Elster Siphlonu- rus alternatus fest und wies 2009 in der Mulde Baetopus tenellus nach (Hohmann 2010a). 2011 fanden Anlan- ger und Brabender eine Larve der in Deutschland bislang nur aus der Lausitzer Neiße (Ostbrandenburg) bekannten Art Ametropus fragilis in der Elbe bei Des- sau-Roßlau (Brabender & Brauns 2013). Diese Ein- tagsfliegen sind, zusammen mit Arthroplea congener, Baetis tricolor, Ecdyonurus subalpinus, Electrogena af- finis und Procloeon pennulatum, mit bisher höchstens drei bekannten Nachweisgewässern die seltensten Arten in Sachsen-Anhalt. Für mehrere Arten, deren Vorkommen in einzelnen Landschaftsräumen beim Erscheinen der letzten Roten Liste noch unbekannt war, sind inzwischen ebenfalls Erstnachweise erfolgt. Im Tiefland fand Gohr bereits 2002 Baetis scambus in der Uchte, Heinze & Hohmann (Hohmann mündl. Mit- teilung) stellten 2006 Ecdyonurus dispar in der Mulde fest und Hohmann wies 2011 Baetis muticus ebenfalls in der Mulde nach. Im Hügelland wurde Baetis varda- rensis 2002 zunächst in der Weißen Elster, später auch in der Saale gefunden (Kleinsteuber, unveröff.). Tap- penbeck wies Heptagenia coerulans 2004 in der Bode (Staßfurt) nach. Jährling fand 2005 die bis dahin im Hügelland als verschollen geltende Leptophlebia ves- pertina (Krummbek). Bernauer wies 2009 Kageronia fuscogrisea in einem Allerzufluss und 2010 Baetis tra- cheatus im Rammelsbach bei Veckenstedt nach. Bereits 1999 fingen Brettfeld & Buttstedt Caenis pseudori- vulorum im Helme-Gebiet im südwestlichen Sachsen- Anhalt (Brettfeld 2001). Erstmals im Bergland fand Tappenbeck 2010 Baetis vardarensis (Bode bei Susen- burg). 2011 wurde Cloeon simile in einem Teich bei Breitenstein festgestellt (Kleinsteuber, unveröff.). Die häufigsten Eintagsfliegen in Sachsen-Anhalt sind Baetis vernus (Nachweise in 298 Gewässern), Cloeon dipterum (253), Baetis rhodani (249) und Ephemera da- nica (134). Sie gehören zu insgesamt zwölf Arten, die in allen drei Landschaftsräumen etabliert sind. 29 Taxa treten hingegen nur sehr selten in bestimmten Land- schaftsräumen auf (Bergland: neun Arten, Hügelland: 14 Arten, Tiefland: 13 Arten). Die Auswertung der bis- herigen Funddaten zeigt, dass die Verbreitung von min- destens sechs Eintagsfliegenarten in Sachsen-Anhalt auf den dem Bergland zuzuordnenden Harz begrenzt ist (Ameletus inopinatus, Arthroplea congener, Baetis melanonyx, Electrogena lateralis, Rhithrogena hercynia, Siphlonurus lacustris). Nur im Hügelland kommen Ec- dyonurus subalpinus (Zeitzer Forst), Metreletus balca- nicus sowie Siphlonurus armatus (jeweils Flechtinger Höhenzug) vor. Weitere sieben Arten wurden bisher nur im Tiefland gefunden (Baetis tricolor, Brachycercus harrisellus, Electrogena affinis, Leptophlebia cincta, Oli- goneuriella rhenana, Procloeon pennulatum, Siphlonu- rus alternatus). Die Bestandsentwicklung der heimischen Eintagsflie- genarten ist aus mehreren Gründen bisher häufig noch unbekannt. Die für gesicherte Aussagen notwendigen re- gelmäßigen Wiederholungserfassungen erfolgen fast nur im Rahmen der behördlichen Gewässerüberwachung. Hierbei werden jedoch sowohl die zu berücksichtigen- den Gewässer als auch ihre Untersuchungsstellen auf der Grundlage umweltpolitischer und wasserwirtschaft- lich relevanter Kriterien (z. B. Einleitungen) weitgehend vorgegeben. Zudem treten bei diesen Untersuchungen, die auf eine Bewertung des gesamten Makrozoobenthos ausgerichtet sind, zwangsläufig methodische Defizite bei der Erfassung des Artenspektrums der Eintags- fliegen auf (Nichtbeachtung jahreszeitlicher Aspekte im Auftreten bestimmter Taxa, mögliches Übersehen seltener oder individuenarmer Arten). Die für den Kenntniszuwachs wichtigen Bestandsaufnahmen durch die wenigen, zumeist ehrenamtlich tätigen Spezialisten konzentrieren sich häufig auf die erstmalige (und meist einmalige) Erfassung des Arteninventars bisher nicht oder schlecht untersuchter Landschaftsräume, sodass gerade bei seltenen Arten Vergleichsdaten fehlen. Nach wie vor kritisch anzumerken ist die bestehende Dis- krepanz bei der Untersuchung der unterschiedlichen Eintagsfliegenbiotope. Eintagsfliegen sind in Bächen, Flüssen, Gräben, Kanälen, Auegewässern, Teichen und Stauteichen, Seen, Stauseen/Talsperren sowie Tagebau- seen zu finden. Die bisherigen Untersuchungen wurden jedoch überwiegend in Fließgewässern (dem Verbrei- tungsschwerpunkt) durchgeführt. Erst seit kurzem werden Makrozoobenthosuntersuchungen von Seen in die behördliche Gewässerüberwachung einbezogen. Es ist daher wichtig, den (vor allem auch kleineren) Stillgewässern bei künftigen ephemeropterologischen Erhebungen mehr Beachtung zu schenken. Trotz der genannten Probleme sind erste Aussagen zur Bestandsentwicklung möglich. So kann auf der Grundlage der vorliegenden Daten für 42 Eintagsflie- genarten ein konstanter oder sogar zunehmender Be- stand in mindestens einem der Bezugsräume Tief-, Hü- gel- bzw. Bergland angenommen werden (siehe Tabel- le). Das entspricht 62 % der in Sachsen-Anhalt aktuell vorkommenden 68 Arten. Betrachtet man die großen 635

pfl-tiere-st_Kurzfluegler.pdf

Kurzflügler (Coleoptera: Staphylinidae) Bestandssituation Paul Scholze, Manfred Jung, Andreas Schöne & Marita Lübke-Al Hussein Einführung Die Kurzflügler, Kurzflügel- oder Raubkäfer, eine Untergruppe der Familienreihe Staphylinoidea bei den Coleoptera, repräsentieren mit etwa 1.500 Arten das umfangreichste Insektentaxon in Deutschland und werden auch im Weltmaßstab mit geschätzten 31.000 Arten nur noch von den Rüsselkäfern (Curculionidae) übertroffen. Das charakteristische morphologische Merkmal der Staphyliniden sind im Verlaufe der Stam- mesgeschichte erworbene kurze Flügeldecken, die bei den Tieren der meisten Unterfamilien bewegliche Ab- dominalsegmente frei lassen und ihnen im Zusammen- spiel mit geringer Körpergröße – die bei den meisten Kurzflüglerarten höchstens 3–4 mm beträgt – bemer- kenswerte Flexibilität und Anpassungsfähigkeit ver- leihen (Lebensformtyp des Schlänglers; Korge 1991). Die damit einhergehende hohe Vagilität ermöglicht die Besiedlung unterschiedlichster terrestrischer Habi- Aleochara cuniculorum (Unterfamilie Aleocharinae). 3,5–5,5 mm, Foto: M. Uhlig aus Scholze (2014). 776 tate. Die überwiegende Mehrzahl der Kurzflügler lebt epigäisch in pflanzlichem Detritus verschiedenster Art oder in Mikrohabitaten außerhalb der Bodenschichten, wo die für den Vollzug ihrer Lebensprozesse erforderli- chen Umweltfaktoren gegeben sind. Hier findet man die meisten Ubiquisten oft in hohen Populationsdichten. Es gibt aber auch Spezialisten mit hohen Ansprüchen an mikroklimatische Bedingungen geringerer Schwan- kungsbreiten. Streng hygrobionte und hygrophile Arten leben an offenen wie durch Vegetation mehr oder we- niger verdeckten Feuchtgebieten, oft ausschließlich in den diese begleitenden Sphagnum- und anderen Moos- polstern, viele sind streng halophil und nur an den Bin- nenlandsalzstellen oder Meeresküsten verbreitet, ande- re leben in Gletschernähe der Hochgebirge tief unter Steinen und Laublagen oder teilweise streng cavernicol, manche zusätzlich noch anophthalm in Höhlen. Viele Arten finden sich vornehmlich unter Rinden, im Mulm, endogäisch in selbstgegrabenen Gängen, an Äsern, als Nidikole in Nestern von Höhlen- und Freibrütern sowie bei subterricol lebenden Säugern und Arthropoden. Ei- nige leben als geduldete (Synöken) oder heftig verfolgte Einmieter (Synechtren), aber auch als Kommensalen, ausschließlich bei Ameisen. Die präferierten Habitate werden in der Regel nur zu Partnerfindung und Nah- rungssuche sowie bei Übervölkerung verlassen. Da die meisten Kurzflüglerarten als Imago überwintern, be- ginnt ihre Aktivitätsphase schon im zeitigen Frühjahr, erreicht ihren Höhepunkt in den Monaten Mai/Juni und setzt sich in den Herbstmonaten mit oft bemerkenswert hohen Arten- und Individuendichten bis zum Beginn der ersten Fröste fort, nicht wenige Arten sind winter- aktiv. Stenothermie ist bei den Staphyliniden weniger ausgeprägt, aber es gibt thermophile Arten, die nach Verlassen ihrer Überwinterungsrefugien bevorzugt Trockenstandorte besiedeln, wobei nicht selten Affinitä- ten zu Kalklagen vorliegen, jedoch sind engere Bindun- gen an chemische Zustände des Bodensubstrats (pH- Wert) bei den Kurzflüglern weniger ausgeprägt als etwa bei den Carabiden. Der Nahrungserwerb (Übersicht bei Good & Giller 1991) vollzieht sich überwiegend raptorisch, in der Gattung Aleochara herrscht Raubpa- rasitismus bei Dipterenlarven vor (s. a. Fuldner 1960, Scholze 1993), in einigen Untergruppen werden Pilz- sporen und -myzelien (Gyrophaena), Algen (Bledius) oder Detritus (manche Omaliinen) aufgenommen. Die Vielfältigkeit der Lebensansprüche, verbunden mit den oftmals ausgeprägt hohen Arten- und Individuendich- ten in passenden Habitatlagen und bei geeigneten Um- Frank, D. & Schnitter, P. (Hrsg.): Pflanzen und Tiere in Sachsen-Anhalt weltkonstellationen, lassen nicht zu Unrecht vermuten, dass Staphyliniden durchaus als Begrenzungsfaktoren anzusehen sind, aber ob sie, abgesehen von den steno- topen Arten, als effiziente Indikatoren der Stabilität der Biozönosen einzustufen sind, ist unklar, weil es hierzu an den nötigen komplexen synökologischen Untersu- chungen bislang noch mangelt. Taxonomie und Nomenklatur Seit Erscheinen der ersten Mitteilung über die Be- standssituation der Kurzflügler in Sachsen-Anhalt (Scholze 1999) gibt es sowohl in systematisch-nomen- klatorischen als auch faunistischen Belangen erhebliche Änderungen. Umfangreiche, vor allem phylogenetisch gestützte Revisionen ergaben, dass einige früher ei- genständige Familien bei den Lathridiiden (Dasyce- ridae) und innerhalb der Überfamilie Staphylinoidea (Scaphidiidae, Scydmaenidae, Pselaphidae) nicht mehr als solche zu halten waren, sondern als Unterfamili- en bei den Staphylinidae s. str. eingruppiert werden mussten (Leschen & Löbl 1995, Newton & Thayer 1995, Löbl & Calame 1996, Löbl 1998, Grebenni- kov & Newton 2009). Die Familien mit Artvorkom- men in Sachsen-Anhalt stehen nach Assing & Schülke (2006, 2012) in einer neuen systematischen Reihenfol- ge: die Dasycerinae (1) hinter den Micropeplinae, die Scaphidiinae (6) hinter den Habrocerinae, die Pselaphi- nae (55) folgen den Dasycerinae, und die Scydmaeninae (39) werden zwischen die Euaesthetinae und Steninae gesetzt. Außer den Scydmaeninae wurden speziell für Faunisten bislang unterfamilien-, gattungs- und arten- orientiert mehrere Supplemente zur mitteleuropäischen Kurzflüglerfauna mit den jeweils gültigen taxonomisch- nomenklatorischen Fakten erarbeitet (Lohse 1989, As- sing et al. 1998, Assing & Schülke 1999, 2001, 2006), die, sofern sie auch auf bei uns evidente Arten zutreffen, mit zu berücksichtigen waren, etwa die Streichung der Unterfamilie Xantholininae, deren Arten jetzt bei den Staphylininae eingegliedert sind. Erst kürzlich erschien die seit langem erwartete zweite Auflage des ersten Teils der Bestimmungstabellen für Staphyliniden (As- sing & Schülke 2012), die sich durch moderne Aus- stattung mit instruktiven Fotos und präzisen Abbildun- gen morphologischer Details (einschließlich kompletter Darstellung der Genitalien) sowie die bei einigen Arten veränderte aktuell gültige Nomenklatur auszeichnet. Bearbeitungsstand, Datengrundlagen Abgesehen von den aufgrund der Eingliederung neu- er Unterfamilien notwendigen Änderungen im Arten- spektrum, machten sich wegen fortgeführter Recher- chen in Museen (insbesondere Museum für Naturkunde und Vorgeschichte in Dessau-Roßlau), tiefergründiger Literaturauswertungen, vor allem aber infolge intensiv weitergeführter Sammelaktivitäten in den vergangenen Jahren bei einer großen Anzahl von Arten Änderungen im Nachweisstatus (Erst- und Wiederfunde, Korrek- turen bei den Nachweiszuordnungen, Streichungen) erforderlich. Bemerkenswerte Zugänge an Neubelegen und Wiederfunden in nahezu allen Unterfamilien gehen zunächst vor allem auf die vom Landesamt für Umwelt- schutz Sachsen-Anhalt in Halle (LAU, Koordination P. Schnitter, M. Trost) seit 1995 durchgeführten Unter- suchungen mit Bodenfallen an über 200 Sonderstand- orten zurück, die teilweise noch bis vor kurzem im Huy bei Halberstadt (2008–2011) und über mehrere Probe- staffeln in der Colbitz-Letzlinger Heide (2005–2013) weitergeführt worden sind. Für den größten Teil der bis 2002 untersuchten Flächen wurden speziell die in den Xerothermstandorten erhobenen Fangdaten nach öko- faunistischen Bewertungskriterien bearbeitet und pub- liziert (Lübke-Al Hussein 2004, Scholze 2000, 2001a, 2002, 2003a, 2003b, 2004, 2008). Seit dem Jahre 2000 wurden auf Initiative des En- tomologischen Vereins Sachsen-Anhalt e. V. (EVSA, Koordination W. Malchau) und in Abstimmung mit dem LAU Sammelexkursionen in faunististisch weni- ger erforschte Regionen Sachsen-Anhalts unternom- men. Bei Einsatz unterschiedlichster Sammeltechniken fanden erste Recherchen im Landkreis Stendal statt (Beuster, Harpe, Jeggel) und wurden später auf Stand- orte des Landkreises Salzwedel ausgedehnt (Schwie- sau, Zichtauer Berge u. a.). Die zu den nachgewiesenen Staphyliniden angefallenen Funddaten, um deren Auf- arbeitung sich im Besonderen Schöne (2000, 2005) bemüht hat, sind in ein Käferverzeichnis der Altmark (Strobl 2007) eingeflossen und wurden später durch Funde aus dem Elbe-Havel-Winkel und den Altmark- platten (Moore und Bruchwälder, Wälder, Trocken- rasen und Heiden) sowie dem Ohre-Aller-Hügelland durch Scholze (2009a) und Schöne (2009) ergänzt. Ein weiterer Schwerpunkt bei der von der EVSA or- ganisierten Artenbestandserhebung im Zeitraum von 2009–2011waren mehrere Örtlichkeiten östlich von Grillenberg im Landkreis Mansfeld-Südharz. Eine ers- te Mitteilung über die dort aufgefundenen Kurzflügler (146 Arten) liegt vor (Schöne 2013). Auch das Gebiet um Wittenberg galt, abgesehen von einer durch Stein- metzger & Tietze (1982) in den Jahren 1976–1978 systematisch angelegten Bodenfallen-Fangserie in Kie- fernwäldern der Dübener Heide, als eine der wenig er- schlossenen coleoptero-faunistischen Regionen Sach- sen-Anhalts. Besonders hervorzuheben sind hier die Sammelleistungen von W. Bäse, der mehr als 25 Jahre sehr erfolgreich aktiv war und ein umfangreiches Käfer- verzeichnis für die Region Wittenberg zusammenstellte (Bäse 2008), dem kurze Zeit später bereits Ergänzungen folgten (Bäse 2011, 2013, Bäse & Bäse 2013). Der An- 777 teil aufgeführter Staphylinidenarten, determiniert vom Erstautor und A. Schöne, beläuft sich auf etwa 45 % der für Sachsen-Anhalt bekannten Arten. Darüber hinaus sind seit 1999 andere bemerkenswerte Ergebnisse bei der Bestandserhebung erzielt worden, die auf Auftragsleistungen und Privatinitiativen beruhen. Dem Zweitautor dieses Beitrages kommt das Verdienst zu, durch langjährige eigene Aufsammlungen (Jung 2007, 2010, 2011, 2012) und Bestimmungsleistungen für das Landesamt für Umweltschutz sowie durch eine Reihe von Erstnachweisen und Wiederfunden in be- sonderem Maße zu Vorkommen und Verbreitung von Arten der Unterfamilie Pselaphinae (Jung 2001, 2007) und Scydmaeninae (s. a. Bäse 2008) in Sachsen-Anhalt beigetragen zu haben. In Halle und Umgebung fanden im Zusammenwirken der Institute für Agrar- und Er- nährungswissenschaften und Zoologie der Martin- Luther-Universität an verschiedenen bewirtschafteten, natürlichen und landwirtschaftlich genutzten Flächen Fallenfangprogramme statt, an deren Planung und Aus- wertung M. Lübke-Al Hussein wesentlichen Anteil hatte (Lübke-Al Hussein & Al Hussein 1999). Im Zu- sammenwirken mit der Unteren Naturschutzbehörde in Halle (Koordination J. Buschendorf) fanden von 1994 bis 2001 durch Lübke-Al Hussein umfangreiche Erhe- bungen in FND, GLB, NSG sowie an Gewässern und auf Ruderalflächen statt (Lübke-Al Hussein et al. 1998). In der Dölauer Heide sammelte R. Dietze (Dietze 2005) und stellte dem Erstautor seine gesamte Kurzflügleraus- beute zur Verfügung. Unter Anleitung des Instituts für Ökologie der Uni- versität Jena erfolgten in einem Einjahreszyklus (2001) in 19 Weinbergen des Unstruttals Untersuchungen mit Bodenfallen zur Bewertung von Kurzflügler-Assozi- ationen als ökologische Indikatoren (Koordination T. Pietsch) und wurden von Frau C. Huth in einer Di- plomarbeit aufgearbeitet (Huth 2005). Insbesondere aus Bestimmungssendungen für T. Pietsch sowie M. Huth, der viele Jahre in der Umgebung von Freyburg/ Unstr. u. a. auch Trüffel besammelte, erweiterten sich die faunistischen Kenntnisse für das Saale-Unstrut- Triasland. Unter Berücksichtigung der Meldungen von Maertens sind dort bis jetzt 626 Kurzflüglerarten be- kannt geworden (Scholze 2008). Beachtliche Fortschritte bei der Kurzflüglererfassung wurden auch im Elbe-Mulde-Gebiet erzielt. Boden- und Malaise-Fallenfänge des Umweltforschungszentrums Halle-Leipzig (UFZ) bei Wörlitz und Steckby erbrach- ten neben einigen selteneren Aleocharinen auch eine Anzahl von Belegen von für Sachsen-Anhalt bis dahin nicht gemeldeten Arten aus der Unterfamilie Pselaphi- nae (Jung 2001). Bei Untersuchungen von 159 Maul- wurfsnestern aus der Umgebung von Dessau-Roßlau im Zeitraum von 1984 bis 2002 konnte Schöne (2002) 70 Kurzflüglerarten nachweisen. Von K. Renner (Bie- 778 lefeld) liegen eine Liste sowie eine Publikation (Renner 2013) zu Arten vor, die er, ebenfalls in der Umgebung von Dessau-Roßlau, vornehmlich mit dem Autokescher belegen konnte. Im Rahmen einer Diplomarbeit an der FH Bernburg gelang es Link und Glinka, im Ziegelro- daer Forst bei Querfurt neben einigen seltenen Arten auch die in Deutschland bislang unbekannte Borboro- pora reitteri mit dem Autokescher nachzuweisen (vgl. Jung 2014). In einer Broschüre über die Salzstelle Hecklingen (Bank & Spitzenberg 2001) findet sich eine Auflistung der dort vornehmlich von Hiebsch (1961), später aber auch von Gruschwitz und Geiter nachgewiesenen Käfer-, darunter seltenere halophile Staphylinidenar- ten. Seit dem Jahr 1995 erfolgten durch den Erstautor unter Mitwirkung von H. Ohle † im Zehling, einer kleineren bachdurchflossenen Laubwaldformation in- nerhalb des NSG „Gegensteine-Schierberge“ bei Bal- lenstedt systematische Untersuchungen zur Käferfauna. Unter den mehr als 180 belegten Arten befinden sich mehrere Erstnachweise für Sachsen-Anhalt. Außerdem liegen aktuellere Fundmeldungen vor, in denen neben anderen diversen Käferfamilien auch Staphyliniden be- rücksichtigt sind. Von 1993–1999 sammelte P. Sprick (Hannover) in der Altmark zwischen Oebisfelde und Schönhausen und führte 25 Kurzflüglerarten auf, dar- unter immerhin zehn Erstbestätigungen für den Zeit- raum nach 1950 (Sprick 2000). Der Nationalparkverwaltung des Harzes liegt eine Liste von Staphylinidenfängen vor (A. Marten in litt.), die sieben für Sachsen-Anhalt bislang nicht belegte Ar- ten enthält, zusätzlich erwies sich der von H. Wagner für den Harz gemeldete Fund von Anthophagus oma- linus arrowi (zitiert bei Horion 1963) nach Kontakt- aufnahme mit dem Naturhistorischen Museum Basel, in dem sich die Sammlung G. Frey (Tutzing) befindet, als zutreffend (2 Ex. gesammelt in der Umgebung Rübe- land am 13.7.1943). Aus den dargelegten Aktivitäten resultiert eine be- trächtliche Erweiterung des Artenumfangs um 198 auf 1159 im Vergleich zum Kentnisstand von 1999 (Schol- ze 1999), das entspricht etwa 77 % der in Deutschland vorkommenden Kurzflüglerarten. Bei der Überarbei- tung der Checkliste wurden nicht nur die Neuzugänge berücksichtigt, sondern sie machte auch eine Reihe von Korrekturen bei früher gemeldeten Funden erforder- lich, die vor allem Verwechslungen von Fundorten und Fehldeterminationen betreffen, detaillierte Informati- onen hierzu finden sich bei Scholze (2009a, 2009b). Problematisch sind die Angaben zur Bestandsentwick- lung. Die beträchtliche Anzahl der in Spalte BS unter A eingestuften Arten, bei denen es sich ausschließlich um Nachweise im Zeithorizont vor 1950 handelt, ist aus faunistischer Sicht kritisch zu bewerten. Die Nach- weisbarkeit von Staphylinidenarten, vornehmlich der

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