Das Projekt "Rechtliche Risikosteuerung - Juristen und Ingenieure im Prozess der Technikgenese" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Kassel, Fachbereich 14 Bauingenieurwesen durchgeführt. Moderne Gesellschaften muessen die Entwicklung der Technik zugleich foerdern und begrenzen. Da keine Technik vollkommen sicher sein kann, muessen sie fuer jedes Techniksystem die Frage beantworten: Wie sicher ist sicher genug? Sie muessen die technischen Risiken also steuern. Wie aber koennen sie dies leisten? Eine Steuerung technischer Risiken ist vor allem eine Aufgabe des Rechts. Denn Recht ist eine der wichtigsten Formen demokratischer Gesellschaftssteuerung. Die Eignung des Rechts als Mittel der Risikosteuerung entscheidet daher auch ueber die Moeglichkeiten demokratischer Einflussnahme auf die technischen Entwicklungen. Die verfassungsrechtliche Verpflichtung zur Steuerung von technischen Risiken durch das Recht beinhaltet auch die Aufgabe, die Konzepte und Instrumente der rechtlichen Risikosteuerung immer wieder zu ueberpruefen und zu verbessern. Hierzu will das beantragte Forschungsvorhaben einen wissenschaftlichen Beitrag leisten. Aber auch andere normative Systeme wie etwa technische Normung oder professionelle Orientierungen der Ingenieurberufe liefern Beitraege zur gesellschaftlichen Risikosteuerung. Sie sind Ausdruck des Selbststeuerungsanspruchs des jeweiligen sozialen Feldes, in dem die Ingenieure als Profession oder die interessierten Unternehmen, Behoerden und Forschungsinstitute taetig sind. Fuer den Steuerungsanspruch des Rechts als Form allgemeindemokratischer Entscheidungsfindung koennen die Selbststeuerungsansprueche anderer Lebens- und Berufsbereiche stoerend, unterstuetzend oder entlastend wirken. Ingenieure sind auf die normative Orientierung des Rechts angewiesen, sie koennen aber auch rechtliche Vorgaben nach eigenen Zielsetzungen konkretisieren. Das Recht kann Ingenieure zwingen, ist aber von ihrem Wissen und ihrer Selbstkoordination abhaengig. Das Forschungsvorhaben will dazu beitragen, Wege zu einer zivilgesellschaftlich verantworteten Kooperation beider Bereiche zu finden. Um diese Ziele zu erreichen, untersucht das Forschungsvorhaben, wie Recht im Zusammenwirken, in Abgrenzung und in Konkurrenz zu den beiden anderen normativen Systemen Risikoentscheidungen bei der Realisierung technischer Projekte beeinflusst. Diese Untersuchung wird konzentriert auf Stoerfallrisiken in den Technikbereichen Abwasserbehandlungsanlagen, Strassenbruecken und Industrieanlagen. Fuer diese drei Technikbereiche werden jeweils 'konventionelle' Projekte, mit denen die Beteiligten bereits mehrfache Erfahrung gesammelt haben, und 'innovative' Projekte, in denen sie technisches oder rechtliches Neuland betreten, unterschieden. Dadurch entsteht ein Untersuchungsfeld von sechs Untersuchungsbereichen, in denen in jeweils einer Fallstudie der Einfluss der drei normativen Systeme auf Risikoentscheidungsprozesse empirisch untersucht wird
Das Projekt "'Industrielle Produzenten' in der oekologischen Herausforderung - die Verarbeitung des Umweltthemas durch Chemiker, Ingenieure, Kaufleute und Arbeiter in der Chemieindustrie" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V. an der Georg-August-Universität durchgeführt. Die Studie knuepft an das abgeschlossene SOFI-Projekt ueber Erfahrung und Bewusstsein von Industriearbeitern im Konflikt zwischen Oekonomie und Oekologie an (Hartwig Heine/ Ruediger Mautz, unter Mitarbeit von Michael Schuhmann: Industriearbeiter contra Umweltschutz? Campus 1989). Die Frage ist, ob und in welcher Differenzierung es bei den Chemie-Beschaeftigten eine besondere Verarbeitungsweise des Umweltproblems gibt, die durch die im Beruf vorherrschende industrielle Rationalitaet gepraegt ist und ihrerseits in eine mehr oder minder gelingende kommunikative Wechselwirkung mit der gesellschaftlichen Umweltdiskussion tritt. Im Zentrum der Untersuchung stehen Chemiker, Ingenieure und Kaufleute im unteren und mittleren Management. Untersucht wird, wie sie die oeffentliche Chemiekritik, das Umweltverhalten ihres Unternehmens und die Rolle des Umweltschutzes in der eigenen beruflichen Taetigkeit wahrnehmen und beurteilen und welche Zukunft sie der Industriegesellschaft angesichts der oekologischen Herausforderung geben.