Am 28.August um 23:31 Uhr erhielt die Europäische Kommission eine ECURIE-Warnmeldung aus Belgien über einen radiologischen Störfall im Institut National de Radio-éléments (IRE) in Fleurus. Aus der Anlage war gasförmiges Iod-131 freigesetzt worden. Am 26. August war diese Freisetzung als Vorfall der Stufe 3 der internationalen INES-Skala eingestuft worden. Auf der Grundlage der Analyse von Umweltproben ergriff die belgische Nuklearaufsichtsbehörde nun Schutzmaßnahmen, insbesondere Beschränkungen des Verzehrs vor Ort erzeugter Lebensmittel (Gemüse und Milch).
Am 11.12.2014 haben die damaligen Genehmigungsinhaberinnen der Anlage KRB II - die RWE Power AG, die PreussenElektra GmbH und die Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH - einen Antrag nach § 7 Abs. 3 AtG zum Abbau von ausgewählten bezeichneten Systemen und Anlagenteilen des Blocks B des KRB II beim Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) gestellt. Zu diesem Antrag erteilte das StMUV am 19.03.2019 die „Erste Genehmigung nach § 7 Absatz 3 des Atomgesetzes zur Stilllegung und zum Abbau des Kernkraftwerks Gundremmingen II (KRB II)", die sich auf das erste von drei Teilvorhaben der insgesamt geplanten Maßnahmen zur Stilllegung und zum Abbau des KRB II bezieht. Am 31. Juli 2019 haben die damaligen Genehmigungsinhaberinnen der Anlage KRB II - die RWE Nuclear GmbH, die PreussenElektra GmbH und die Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH - einen weiteren Antrag nach § 7 Abs. 3 Atomgesetz auf Abbau von Anlagenteilen des Blocks C des KRB II und auf Verzicht auf die Ableitung von Jod-131 mit der Luft beim StMUV gestellt. Der Antrag bezieht sich damit auf das zweite der drei Teilvorhaben der insgesamt geplanten Maßnahmen zur Stilllegung und zum Abbau des KRB II. Analog zu Block B sollen mit dem Antrag die genehmigungsrechtlichen Voraussetzungen für den Abbau von ausgewählten bezeichneten Systemen und Anlagenteilen des Blocks C nach Erlöschen der Berechtigung zum Leistungsbetrieb zur kommerziellen Stromerzeugung mit Ablauf des 31.12.2021 geschaffen werden.
Gemäß § 103 der Strahlenschutzverordnung ist die Ableitung radioaktiver Stoffe aus Anlagen zu überwachen. Die Grundlage zur Überwachung der ermittelten Messwerte ist die Richtlinie zur Emissions- und Immissionsüberwachung kerntechnischer Anlagen (REI). Zum einen werden die Emissionen innerhalb der Anlage z.B. am Abluftkamin vom Betreiber der Anlage selbst gemessen. Zum anderen werden die Immissionen in der Umgebung der Anlage im Auftrag der Aufsichtsbehörde durch eine unabhängige Messstelle überwacht. Die Ergebnisse der Umgebungsüberwachung werden vierteljährlich und als Jahresbericht der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit vorgelegt. In Berlin gibt es nur eine kerntechnische Einrichtung, welche entsprechend der Richtlinie zur Emissions- und Immissionsüberwachung kerntechnischer Anlagen zu überwachen ist, der Forschungsreaktor BER II . Er gehört zu den modernsten Neutronenquellen Europas. Er dient der Grundlagenforschung und der anwendungsnahen Forschung und befindet sich neben anderen experimentellen Anlagen im Helmholtz-Zentrums für Materialien und Energie in Berlin. In ihm werden Neutronen für wissenschaftliche Zwecke produziert. Gastwissenschaftler aus aller Welt arbeiten neben deutschen Kollegen an hochmodernen Experimentierplätzen. Das Helmholtz-Zentrum Berlin verfügt über die einzigartige Möglichkeit, für die Untersuchungen nicht nur den Neutronenstrom des BER II, sondern unter anderem auch das Röntgenlicht des Berliner Elektronenspeicherrings für Synchrotronstrahlung (BESSY II) anbieten zu können. Durch den Neutronenstrom gewinnt man Einblicke in Materie ähnlich wie mit Hilfe der Röntgenstrahlen. Das Röntgenbild und das Neutronenbild liefern dabei unterschiedliche, sich ergänzende Informationen über die Struktur des untersuchten Objekts. Während z.B. das Röntgenbild schwere Atome zeigt, werden durch den Neutronenstrahl die leichten Atome sichtbar gemacht. Kleinste Strukturen können so dargestellt werden. Durch die Untersuchung von Materialien mit Hilfe von Neutronenquellen sind viele Innovationen möglich gewesen, z.B. die Entwicklung neuer und sicherer Werkstoffe für die Verkehrstechnik, eine moderne Spurenanalytik in der Umwelttechnik oder das Entschlüsseln grundlegender medizinischer Prozesse. Der BER II dient aber nicht der kerntechnischen Forschung, sondern fungiert ausschließlich als Quelle für Neutronenstrahlung für die Materialforschung. Informationen zu den einzelnen Forschungsarbeiten finden Sie auf der Internetseite des Helmholtz-Zentrums für Materialien und Energie Bei dem BER II handelt es sich um einen sogenannten Schwimmbadreaktor. Er wird drucklos und bei niedriger Temperatur betrieben. Im Gegensatz zu Kernkraftwerken kann dieser daher sehr schnell abgefahren werden, ohne dass es zu einer erhöhten Belastung für die Anlage kommt. Die Anlage braucht nach einer Abschaltung nur für weniger als eine Minute eine aktive (pumpenunterstützte) Kühlung und ist daher beliebig lange auch ohne Netzverbindung stabil zu halten. Der Kern befindet sich in einem etwa zehn Meter tiefen Becken, das von einer zwei Meter dicken Betonwand umschlossen wird, und ist von einer 9 m hohen Wasserschicht überdeckt. Während des Betriebs der Forschungsneutronenquelle entsteht eine Wärmeleistung von 10 Megawatt. Diese Leistung ist im Vergleich zu einem Kernkraftwerk (~ 4000 MW) rund vierhundert mal geringer. Das Kühlwasser wird maximal nur auf etwa 40 °C aufgewärmt. Die Uranmenge beträgt rund 35 kg (im Gegensatz zu den über hundert Tonnen eines konventionellen Kernkraftwerks). Entsprechend geringer ist auch die bei der Reaktion gebildete Menge an Spaltprodukten (was wichtig für die Abschätzung maximal möglicher Einwirkungen auf die Umgebung im Rahmen der Notfallschutzplanung ist). Der BER II ist ausschließlich als Neutronenquelle für wissenschaftliche Experimente ausgelegt und kann nicht zur Energieerzeugung eingesetzt werden. Die Brennstoffplatten sind nur eine von mehreren Barrieren gegen das Entweichen radioaktiver Stoffe, denn auch das Wasser des Reaktorbeckens (mit einer künstlichen Warmschicht gegen Diffusion aus dem Becken und einer permanenten Wasserreinigung über Filter und Ionenaustauscher), die Unterdruck haltende Reaktorhalle mit ihrer luftdicht verschweißten Innenauskleidung (Stahlliner) und die mit Filtereinrichtungen versehene Entlüftung tragen messtechnisch nachgewiesen zu einer Minimierung der radioaktiven Emissionen bei. In jedem Betriebszustand ist gewährleistet, dass das radioaktive Inventar von der Umwelt abgeschirmt bleibt, ohne dass hierfür Anlagen oder Apparate von Hand bedient werden müssen. So fallen bei Ausfall der Stromversorgung sofort Kontrollstäbe, die an einem Elektromagneten hingen, allein durch ihr Gewicht in den Reaktorkern und unterbrechen die Kernspaltung. Nach Stillstand der Kernspaltung genügt nur eine Minute zur Nachkühlung. Dies wird bereits durch den Nachlauf der Pumpen gesichert. Eine Kernschmelze infolge eines Ereignisses in der Anlage ist beim BER II damit ausgeschlossen. Bei Stromausfall stehen zudem Notdiesel und Batteriebänke zur Verfügung. Auf dem Gelände ist eine Betriebsfeuerwehr stationiert. Die Forschungsneutronenquelle wird durch ein Kernanlagen-Fernüberwachungssystem (KFü) kontrolliert. In ihm werden Betriebsdaten der Anlage selbst und Daten von Messstellen in der Umgebung der Anlage ununterbrochen zusammengefasst und durch die Aufsichtsbehörde überwacht. Die Strahlenmessstelle Berlin der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt – Abteilung “Integrativer Umweltschutz” – ist als unabhängige Messstelle mit der überwachung des BER II beauftragt. Sie untersucht Proben, die aus der Umgebung des Forschungsreaktors stammen und vergleichen sie mit Proben aus anderen Teilen Berlins. Des weiteren überwacht sie das Strahlungsniveau entlang der Institutsgrenze und kontrolliert an Kaminluftproben die Emissionen. Der BER II gibt auch im Normalbetrieb radioaktive Substanzen in geringer Menge an die Umgebung ab. Bei Ausstoß selbst der genehmigten Abgabemenge ist für Mensch und Tier keine gesundheitliche Beeinträchtigung gegeben. In der Praxis wird dieser Unbedenklichkeitswert sogar weit unterschritten. Im langjährigen Betrieb hat sich gezeigt, dass die Abgabe durch den Reaktor für Gase bei 5 – 7 , bei Iod-131 bei 1 – 2 der genehmigten Abgabemenge liegt und dass die Abgabe von an Aerosole gebundenen radioaktiven Stoffen die Nachweisgrenze der Messgeräte (Promille der Grenzwerte) noch nicht einmal erreicht (Darstellung dazu im Abschnitt Abgabegrenzen künstlicher Radioaktivität ). Entsprechend § 106 der Strahlenschutzverordnung ist der Betreiber verpflichtet, alle fünf Jahre die Anwohner in der Umgebung der Anlage über die Sicherheitsvorkehrungen und Notfallpläne zu informieren. Die letzte Verteilung der Broschüre erfolgte im Jahr 2019 und steht zum Download zur Verfügung.
Das Projekt "Erfassung der über Ausscheidungen in die Umwelt abgegebenen radioaktiven Stoffe nach ihrer Anwendung in der Nuklearmedizin" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universitätsklinikum Köln, Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin durchgeführt. Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens sollten die über Ausscheidungen in die Umwelt abgegebenen radioaktiven Stoffe nach ihrer Anwendung in der Nuklearmedizin erfasst werden. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf der Therapie benigner und maligner Schilddrüsenerkrankungen mit radioaktivem Iod-131, da Einigkeit bestand, dass diese Anwendung aufgrund der Halbwertzeit von 8 Tagen den unter radioökologischen Gesichtspunkten relevantesten Beitrag liefert. Vorarbeiten ließen erkennen, dass das von der ICRP verwendete Iodstoffwechselmodell die Ausscheidung des Jods aus dem Körper unterschätzt, während eine einfache Bilanzrechnung ein besserer und im Sinne des Strahlenschutzes konservativer Schätzer ist. In 5 großen nuklearmedizinischen Kliniken wurden für das Jahr 2002 sämtliche Daten erhoben, die für die Berechnung der Ausscheidung von Bedeutung sein können, und einer statistischen Auswertung unterzogen. Daraus wurden erwartete ausgeschiedene Iod-131-Aktivitäten pro Patient errechnet. Diese betragen bei Therapien wegen gutartiger Schilddrüsenerkrankungen im Mittel 56 MBq (Median 43 MBq, 25.-Perzentil 26 MBq, 75.-Perzentil 70 MBq), bei Therapien von Schilddrüsenkarzinomen im Mittel 102 MBq (Median 77 MBq, 25.-Perzentil 46 MBq, 75.-Perzentil 128 MBq). Bundesweit wurden im Jahr 2002 ca. 47.000 Therapien mit radioaktiven Stoffen stationär durchgeführt. Aus den auf das Bundesgebiet hochgerechneten Inzidenzdaten für Schilddrüsenkarzinome des Saarländischen Krebsregisters lassen sich geschätzte Zahlen von jährlich 5.000 Therapien von Schilddrüsenkarzinomen und 8.000 diagnostischen Ganzkörperuntersuchungen in der Verlaufskontrolle des Schilddrüsenkarzinoms herleiten. Die regionale Verteilung der Wohnorte der behandelten Patienten lässt keine signifikanten örtlichen Variationen erkennen, so dass von einer bundesweit ähnlichen Anzahl von Therapien pro Einwohner und Jahr ausgegangen wird. Mit leicht konservativ abgeschätzten Therapiezahlen (44.000 pro Jahr bei benignen, 6.000 bei malignen Schilddrüsenerkrankungen, zudem 10.000 diagnostische Prozeduren) werden die erwarteten Ausscheidungen von Iod-131 pro Bundesbürger und Jahr errechnet: Im Mittel sind dies 41 kBq (Median 31 kBq, 25.-Perzentil 19 kBq, 75.-Perzentil 51 kBq), sofern die diagnostischen Prozeduren sämtlich stationär durchgeführt werden. Würden letztere sämtlich ambulant durchgeführt, so verdoppeln sich die Werte etwa. Aus diesen Zahlen lässt sich für ein beliebiges zu betrachtendes Gebiet aufgrund seiner Einwohnerzahl die erwartete Iod-131-Ausscheidung errechnen und unter Hinzuziehung von Daten über die Wasserversorgung daraus z.B. die Vorbelastung des Wasserpfades.
Das Projekt "Modellbasierte Ermittlung des Eintrags von I-131 in die OSPAR-Regionen des Nordostatlantiks auf Grund von nuklearmedizinischen Anwendungen mit Radiojod in Deutschland" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von HYDROTEC Ingenieurgesellschaft für Wasser und Umwelt mbH durchgeführt. Von 2011 bis 2014 wurde im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz das Forschungsvorhaben Messtechnische und theoretische Abschätzung des Eintrags von I-131 in die OSPAR1)-Regionen auf Grund der nuklearmedizinischen Anwendung von Radioiod in Deutschland (3611S70013) durchgeführt. Ziel war es gemäß OSPAR-Abkommen die I-131-Einträge in den Nordostatlantik für die deutschen Flusssysteme modelltechnisch zu quantifizieren. Dazu wurde ein Bilanzierungsmodell (OSBIMO) entwickelt, das für die Flüsse Rhein, Elbe, Main, Weser, Ems und Neckar unter Berücksichtigung von punktuellen Einträgen durch Kläranlagen sowie des Abflussregimes in den Flüssen die maßgeblichen Prozesse des I-131-Transportes und -Abbaus für gelöste und partikulär gebundene Stoffe berechnet und es wurden jährliche Bilanzgrößen erstellt. Zur Validierung des Modells wurden Aktivitätskonzentrationen von I-131 entlang ausgewählter Flussläufe in Wasser- und Sedimentproben sowie an markanten Einleitstellen von Kläranlagen im Zustrom und im Abstrom ermittelt. Die Auswertung der Analysen ergab Stofffrachten in den Gewässern, die deutlich niedriger ausfielen, als die aus den Einwohnerzahlen erwarteten I-131-Frachten der Flüsse. Die Ursachen dieses Befundes konnten im Rahmen des Vorhabens 3611S70013 nicht aufgeklärt werden. In einem weiteren 2016/17 realisierten Untersuchungsprogramm (3614S50013 Messtechnische und modellbasierte Abschätzung des Eintrags von I-131 in die OSPAR-Regionen auf Grund der nuklearmedizinischen Anwendung von Radioiod in Deutschland) wurde die Datenbasis durch Einbeziehung von Oberläufen und ausgewählten Nebengewässern deutlich erweitert. Um die hydrologischen Eigenschaften der Gewässer bei der Auswertung dieser Messungen vertiefend berücksichtigen zu können, sollte das OSBIMO-Modell weiterentwickelt und hinsichtlich seiner Datenbasis wesentlich erweitert werden.
Das Projekt "Messtechnische und modellbasierte Abschätzung des Eintrags von I-131 in die OSPAR-Regionen aufgrund der nuklearmedizinischen Anwendung von Radioiod in Deutschland" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von NUCLEAR CONTROL & CONSULTING GmbH durchgeführt. Im Rahmen des 2011 bis2013 durchgeführten Vorhabens Messtechnische und theoretische Abschätzung des Eintrags von I-131 in die OSPAR-Regionen auf Grund der nuklearmedizinischen Anwendung von Radioiod in Deutschland' wurde ein Modellansatz entwickelt, der eine Ermittlung der I-131-Frachten aus deutschen Oberflächengewässern in die OSPAR-Regionen ermöglicht. Dabei wurde festgestellt, dass eine Diskrepanz zwischen der theoretischen I-131-Einleitung und den tatsächlich festgestellten I-131-Frachten in Flüssen besteht. Ziel des hier berichteten Vorhabens ist es, weitere messtechnische Untersuchungen durchzuführen, um den Prozess und die möglichen Ursachen für die Rückhaltung und den Zerfall von I-131 zu prüfen und weitere Erkenntnisse zur Verbesserung des Modells zu gewinnen.
Das Projekt "Dekontamination von Strontium-90 und Jod-131 enthaltenden Lösungen" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Göttingen, Anorganisch-Chemisches Institut durchgeführt. Ziel: Abreicherung geloester radioaktiver Ionen; Verfahren selektiv und als Durchlaufprozess technologisch problemlos; Prinzip des rapiden heterogenen Isotopenaustausches an mikrokristallinen Systemen, in einer Matrix fixiert erweiterbar; Produkt fest; komprimierbar und lagerfaehig; Anwendung in kleinen bis mittleren Massstaeben; Patente in England, Frankreich, USA.
Das Projekt "Retrospektive Dosimetrie und Dosisrekonstruktion" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Forschungszentrum Jülich GmbH, Abteilung Sicherheit und Strahlenschutz durchgeführt. In den letzten Jahren ist in verschiedenen Gebieten Weissrusslands,der Ukraine sowie Russlands, die vom Reaktorunfall in Tschernobyl besonders betroffen waren, ein deutlicher Anstieg der Faelle von Schilddruesentumoren bei Kindern zu erkennen. Die Annahme eines ursaechlichen Zusammenhanges zwischen der Strahlenexposition und dem gehaeuften Auftreten dieser Faelle ist naheliegend, er liesse sich aber umso leichter nachweisen, je detaillierter die Strahlendosen fuer die Schilddruesen bestimmt werden koennen. Im Rahmen des hier beschriebenen Forschungsvorhabens wurde die durch das kurzlebige I-131 verursachte Schilddruesendosis der Bevoelkerung in den hochkontaminierten Gebieten Russlands ueber das im Boden noch vorhandene langlebige I-129 rekonstruiert. Beide Nuklide wurden als Spaltprodukte in einem festen Mengenverhaeltnis freigesetzt bzw. haben zur Bodenkontamination beigetragen. Das hierbei zugrunde gelegte Modell beruecksichtigt den Weide-Kuh-Milch-Pfad. Die so berechneten Werte lagen fuer einige ausgewaehlte Ortschaften in der Groessenordnung von 1 Sv. Das entspricht in etwa auch Werten, die aufgrund von I-131-Messungen aus dem Jahr 1986 gefunden wurden. Derartig hohe Dosen koennen die starke Zunahme der Schilddruesentumoren durchaus erklaeren.
Das Projekt "Schilddruesenkarzinomentstehung nach Applikation von 131-Iodid bei Kindern" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Mainz durchgeführt. Im Vorhaben wird die Haeufigkeit von Schilddruesenkarzinomen in einer Gruppe von Patienten, die zu diagnostischen Zwecken einem Radio-Jod-Test unterzogen wurden und die zum Zeitpunkt dieses Test nicht aelter als 17 Jahre waren, verglichen mit der Haeufigkeit in eben dieser Altersgruppe in der Gesamtbevoelkerung und mit der Haeufigkeit des Schilddruesenkarzinoms in einer Kontrollgruppe, die bei gleichen Diagnosegruenden und gleicher Altersstruktur einem anderen Diagnoseverfahren unterzogen wurde. Zielsetzung ist es, aufgrund dieser Vergleiche das relative Risiko fuer ein Schilddruesenkarzinom nach Applikation von Iod-131 zu bestimmen. Das Untersuchungsprogramm umfasst: 1) Ermittlung der Inzidenz in der Bevoelkerung anhand des bundesweiten Kinderkrebsregisters am Institut fuer Medizinische Statistik und Dokumentation der Universitaet Mainz; 2) Auswahl, Gewinnung und medizinische Untersuchung von Patienten, die einem Radio-Jod-Test unterzogen wurden; 3) Auswahl, Gewinnung und medizinische Untersuchung von Patienten, die aufgrund gleicher Diagnosen einem Schilddruesenszintigramm unterzogen wurden, bei den aber nicht Iod-131 Anwendung fand; 4) Historische Kohortenstudie mit einer mittleren Beobachtungsdauer von 24 Jahren; 5) Kooperation mit verschiedenen Kliniken zur Gewinnung von Faellen und Kontrollen; 6) Ein Inzidenzvergleich zwischen der untersuchten Population einerseits, der Bevoelkerung und der Kontrollgruppe andererseits; 7) Insgesamt sollen 2000 Patienten, je zur Haelfte Faelle und Kontrollen, untersucht werden; Aussagen ueber das relative Risiko sind noch nicht moeglich, da das Vorhaben noch nicht abgeschlossen ist. Es hat sich aber gezeigt, dass der Weg, auf dem die Patienten und die Kontrollen gewonnen werden, ein gangbarer ist und das die Akzeptanz der Einladung zu einer medizinischen Untersuchung durchaus befriedigend ist.
Die nuklearmedizinischen Anlagen können in sogenannte diagnostische und therapeutische Anlagen eingeteilt werden. In der medizinischen Diagnostik werden häufig kurzlebige Nuklide (kurze physikalische Halbwertszeit) wie z. B. Technetium- 99m ( Szintigraphie ) oder Fluor-18 ( PET ) verwendet. In der Therapie werden ebenfalls kurzlebige Nuklide wie z. B. das Iod-131 ( Iodtherapien ) oder das Yttrium-90 ( Schmerztherapien ) angewendet. Die Sachverständige Stelle Strahlenschutz prüft anhand der StrlSchV, ob die geplanten baulichen Maßnahmen und die Ausstattung der Räume den Bevölkerungsschutz (Direktstrahlung, Ableitung radioaktiver Stoffe über Luft) und den Arbeitsschutz des angestellten Personals ( strahlenexponierte Personen ) ausreichend berücksichtigen.
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