Behandeltes kommunales Abwasser (im Folgenden als Klarwasser bezeichnet) wird in Deutschland in der Regel in Oberflächengewässer eingeleitet, wodurch es Bestandteil des natürlichen Wasserkreislaufes wird. In Ergänzung zur Nutzung von natürlichem Grundwasser stellen Oberflächengewässer via Uferfiltration oder künstlicher Grundwasseranreicherung auch eine wichtige Ressource für die Trinkwasserversorgung dar. Mit erhöhten Klarwasseranteilen in Fließgewässern steigt auch der Anteil abwasserbürtiger Stoffe. Das Ziel der vorliegenden Studie war, erstmalig eine deutschlandweite Einschätzung der Klarwasseranteile in Fließgewässern als Funktion verschiedener Abflussverhältnisse (mittlerer Abfluss (MQ), mittlerer Niedrigwasserabfluss (MNQ)) zu geben und deren Bedeutung für die Trinkwassergewinnung aus Fließgewässern für einzelne Flusseinzugsgebiete und Flussabschnitte zu bewerten. Dafür wurden Einleitungen aus 7.550 kommunalen Kläranlagen im gesamten Bundesgebiet sowie relevanten Anrainerstaaten berücksichtigt. Die Ergebnisse dieser Erhebung wurden sowohl in einem geografischen Informationssystem (GIS) als auch in Karten für Flusseinzugsgebiete visuell dargestellt. Gerade MNQ Bedingungen dominieren in vielen Flusseinzugsgebieten häufig über viele Monate und können im Rahmen des Klimawandels noch dominanter werden. Weiterhin wurden für die Bundesländer, in denen Uferfiltration oder eine künstliche Grundwasseranreicherung praktiziert wird, Standorte der Trinkwassergewinnung über ausgewiesene Wasserschutzgebietszonen ermittelt. Für ausgewählte Standorte wurde dann eine fallspezifische Betrachtung bezüglich des Einflusses auf die Trinkwasserqualität durchgeführt und durch verfügbare Messdaten konservativer, abwasserbürtiger Stoffe validiert. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen und einer qualitativen Risikoabschätzung werden Handlungsoptionen für den vorsorgenden Grundwasser- und Trinkwasserschutz vorgeschlagen. Die Ergebnisse dieser Studie deuten an vielen Standorten einen, wenn auch zeitlich begrenzten, deutlichen Einfluss hin und unterstreichen die Notwendigkeit eines Verständnisses der Dynamik des gesamten Einzugsgebietes bei einer Trinkwassergewinnung aus Uferfiltration und damit von Klarwasseranteilen im Oberstrom eines Oberflächengewässers sowie der zugrundeliegenden lokalen hydrogeologischen Bedingungen einer Uferfiltration bzw. künstlichen Grundwasseranreicherung. Quelle: Forschungsberichte