Das Projekt "Glutamaterge interzelluläre Kommunikation in der Säugerepiphyse" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Institut für Zoologie durchgeführt. Die Epiphyse ist das Endorgan des photoneuroendokrinen Systems und spielt mit seinem Hormon Melatonin für Reproduktionsrhythmen und saisonale Anpassungsvorgänge bei Säugetieren eine wichtige Rolle. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, daß die endokrinen Pinealocyten der Epiphyse von Säugetieren kleine Vesikel enthalten, die synaptischen Vesikeln von Nervenzellen ähneln. Diese sogenannten synaptoiden Mikrovesikel haben offenbar eine sekretorische Funktion und sind als Bestandteil eines ausgedehnten parakrinen Kommunikationssystems innerhalb der Epiphyse aufzufassen. Aus den Mikrovesikeln freigesetzte Aminosäuren wie L-Glutamat dienen bei der Ratte nach dem derzeitigen Kenntnisstand als parakrine Botensubstanzen und hemmen über eine Aktivierung metabotroper Rezeptoren die Melatoninbiosynthese in benachbarten Pinealocyten. Die jetzt geplanten Arbeiten sollen in Zellkulturexperimenten zeigen, ob dieses erste Modell einer glutamatergen interzellulären Kommunikation außerhalb des Nervensystems auch bei Epiphysen anderer Säugetierspezies Gültigkeit besitzt. Um detaillierte Erkenntnisse über die Wirkmechanismen und Zielzellen der mikrovesikulären Botenstoffe zu gewinnen, sind außerdem weitere Untersuchungen zum Nachweis und zur genauen zellulären Lokalisation von metabotropen Aminosäurerezeptoren auf Protein- bzw. mRNA-Ebene vorgesehen.