Das Projekt "ALGENKULT Entwicklung und Erprobung eines Frühwarnsystems zur Sicherung der Langzeitstabilität von Mikroalgenkulturen" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Hochschule Bremen, Institut für Umwelt- und Biotechnik durchgeführt. Die Erschöpfung der fossilen Quellen führt zu einem starken Interesse nach erneuerbaren Rohstoffen aus Biomasse. Die Produktion von Bioethanol aus Mais oder Biodiesel aus Palmöl wird dabei kritisch betrachtet, da die landwirtschaftliche Produktion von Energiepflanzen in unmittelbarer Konkurrenz zur Nahrungsmittel produktion steht. Mikroalgen lassen sich dagegen im Prinzip auch dort kultivieren, wo Kulturpflanzen nicht gedeihen können. Diese Organismen wurden daher schon seit den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts als nachhaltige Quelle für die Gewinnung von Biomasse untersucht. Zwar wurden entsprechende Forschungen vor rund 20 Jahren als unökonomisch abgebrochen, doch scheint der dramatisch steigende Ölpreis eine erneute Beschäftigung mit Mikroalgen zu rechtfertigen. Bei einer genaueren Betrachtung des Potentials von Mikroalgen als Rohstoff für die Herstellung von industriellen Produkten ergeben sich aber eine Reihe von technisch- wissenschaftlichen Problemen, die es zu lösen gilt, ehe eine Algentechnologie die Grundlage für eine großtechnische Gewinnung von Biomasse sein könnte. Als Produktionssystem von Mikroalgenbiomasse im industriellen Maßstab haben sich weltweit offene Becken (open ponds) durchgesetzt. Diese werden in der Regel mit Hilfe eines paddle weels durchmischt und als raceway ponds bezeichnet. Raceway ponds sind einfach zu errichten und preiswert im Betrieb, zudem ist die Maßstabsvergrößerung problemlos, industrielle Anlagen erreichen eine Größe von mehreren Hektar. Bislang werden allerdings nur wenige Mikroalgenarten im industriellen Maßstab produziert. Dazu gehören vor allem Spirulina und Dunaliella. Bei anderen interessanten Arten wie Chlorella und Haematococcus ist die Massenkultur in open ponds problematisch und es kommt immer wieder zum Zusammenbruch der Kultur. Bei vielen weiteren Arten ist die Massenkultur in open ponds bislang nicht gelungen. Das Hauptproblem der Mikroalgenkultur im industriellen Maßstab ist die Aufrechterhaltung der Kulturstabilität in open ponds. Auftretende Probleme sind: - Invasion von unerwünschten oder toxischen Algen (v.a Cyanobakterien oder Dinoflagellaten) - Befall mit Fraßfeinden: Phytoplankton fressende Protozoen wie Ziliaten, Zooflagellaten oder Rhizopoden - Infektion mit Bakterien, Pilzen, Viren oder Protozoen - extreme Witterungsverhältnisse (extreme Temperaturen oder Niederschläge) - Zusammenbruch der Kultur aus ungeklärter Ursache. In dem geplanten Projektvorhaben soll ein Frühwarnsystem zur Sicherung der Langzeitstabilität von Mikroalgenkulturen entwickelt und erprobt werden. Zudem sollen Handlungsempfehlungen für die Betreiber von Mikroalgenkultursystemen zur Behebung bzw. Beherrschung des jeweiligen Problems entwickelt werden. Der Einsatz eines solchen Frühwarnsystems ermöglicht es, rechtzeitig die erforderlichen Maßnahmen zum Erhalt der Kultur zu ergreifen und somit wirtschaftliche Verluste durch verminderte Produktqualität oder den Totalausfall der Kultur zu vermeiden.