Das Projekt "Laufentwicklung der Mulde seit 1600 - Physisch-geographische Untersuchung anhand historischer Umweltdaten" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Geowissenschaften durchgeführt. Die Mulde entsteht durch den Zusammenfluss von Freiberger und Zwickauer Mulde bei Sermuth (Muldentalkreis, Freistaat Sachsen). Auf ihrer ca. 130 km langen Fließstrecke bis zur Mündung in die Elbe bei Dessau weist sie eine mittlere jährliche Wasserführung von 65 m3/s auf. Das Niederschlagsgebiet aller drei Flüsse umfasst ca. 7200 km2.Wasserbauliche Laufverkürzungen, Uferbefestigungen, Aufstauungen und Eindeichungen prägen den Flusslauf und die umliegende Aue. Langsame, sukzessive Aufweitungen und Eintiefungen des Mittelwasserbettes kennzeichnen eine anthropogen veränderte Morphodynamik, deren sichtbare Phänomene vor allem zahlreiche kleinräumige Ufererosionen und ein übertieftes ungeteiltes Hauptgerinne sind. Der bisherige Forschungsstand zur rezenten und zukünftigen Morphodynamik der Mulde ergibt sich überwiegend aus aktuellen Messungen und Auswertung jüngerer Messreihen. Es ist zu vermuten, dass die erkannten Trends bereits für weiter zurückliegende Zeitabschnitte feststellbar und quantifizierbar sind. Die Benutzung der historischen Quellen der Kartographie und Hydrographie Mitteldeutschlands, die verstärkt seit ca. 1750 entstanden, können ausgezeichnete Voraussetzungen bieten, die aus jüngeren Messreihen erkannten Trends der geomorphologischen und hydrologischen Phänomene der Mulde um 100 bis 200 Jahre weiter zurückzuverfolgen, als das bisher geschehen ist. Durch die angestrebte Ausweitung des Zeitfensters der Erforschung des fluvial-geomorphologischen Geschehens an der Mulde auf ca. 250 Jahre sollen fluviale Entwicklungsintervalle in Reaktion auf neuzeitliche anthropogene Einflüsse besser als bisher erkennbar und quantifizierbar werden, um daraus Aussagen zur zukünftigen Entwicklung ableiten zu können.
Das Projekt "Erhebung und Beschreibung von ausgebauten Baechen in Baden-Wuerttemberg, die sich in eigendynamischer Rueckentwicklung in einen naturnaeheren Zustand befinden, und Erarbeitung von Empfehlungen zur Wahl der Renaturierungsmethode" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Karlsruhe, Institut für Wasserwirtschaft und Kulturtechnik Theodor-Rehbock-Laboratorium durchgeführt. Grundlage des Forschungsvorhabens ist die Annahme, dass die Gewaesser in der Lage sind, naturnaehere Lauf und Bettstrukturen in fuer den Natur- und Artenschutz ausreichenden Zeitraeumen zu entwickeln. Im Gegensatz zur aktiven Umgestaltung des Gewaesserverlaufs stand der Gedanke im Vordergrund, die Stroemungskraefte des Gewaessers selbst die morphologische Renaturierung durchfuehren zu lassen. Hauptziel der Arbeit ist es, einen Ueberblick ueber die in Baden-Wuerttemberg in Rueckentwicklung befindlichen Baeche der verschiedenen Fliessgewaesserlandschaften zu bekommen, um daraus Empfehlungen zur Wahl der Renaturierungsmethoden zu erarbeiten. Ferner sollten durch Analyse der Entstehung von Gewaesserstrukturen impulsgebende Massnahmen entwickelt werden, die die eigendynamische Entwicklung einleiten und foerdern. Durch eine landesweite Umfrage bei den Aemtern fuer Wasserwirtschaft und Bodenschutz, den Bezirksstellen fuer Naturschutz und Landschaftspflege sowie den Kreisgruppen des Naturschutzbundes wurden insgesamt 101 Gewaesserabschnitte ermittelt, die nach ihrer Begradigung entsprechende Rueckentwicklungstendenzen aufwiesen. Nach Groesse und Gewaesserlandschaft wurden 22 unterschiedliche Gewaesserabschnitte fuer weitere Untersuchungen ausgewaehlt. An diesen Gewaessern wurden morphologische Untersuchungen durchgefuehrt und die Ergebnisse dem Ausbauzustand, sofern er zu rekonstruieren war, gegenuebergestellt. Um die Entwicklungsgeschwindigkeit und Entwicklungsformen beurteilen zu koennen, wurden hydraulische und hydrologische Parameter errechnet. Es konnte festgestellt werden, dass - von wenigen Ausnahmen abgesehen - nahezu alle gemeldeten Gewaesser erst unregelmaessige Bett- und nahezu keine regelmaessigen Laufstrukturen auf weisen. Aus den Entwicklungstendenzen und Entwicklungsgeschwindigkeiten aus diesen und anderen Untersuchungen kann vereinfachend geschlossen werden, dass eine natuerliche Laufentwicklung auch bei hoeherer Abflussdynamik erst in Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten zu erwarten ist. Generell sollte deshalb eine eigendynamische Rueckentwicklung durch gezielt eingesetzte impulsgebende Massnahmen unterstuetzt werden. So wurden, in Ergaenzung zu den morphologischen, hydrologischen und hydraulischen Untersuchungen, Massnahmen entwickelt, mit deren Hilfe die eigendynamische Rueckentwicklung zielgerichtet eingeleitet und unterstuetzt werden kann, wie z.B. - Beseitigung der Ufersicherung; - Geschiebezugabe; - Beseitigung und Unterdrueckung von entwicklungsbehindernder Vegetation gezielte Gehoelzpflanzung; - stroemungsablenkende Einbauten im Gewaesserbett. Nach den bisherigen Erkenntnissen werden zur Wahl der Renaturierungsmethode folgende Empfehlungen erarbeitet: Umgestaltungsmassnahmen sind an Gewaessern mit geringer Stroemungsleistung (kleiner35 W/m2) und bei sehr kleinen Gewaessern mit geringen Abfluessen durchzufuehren. Ausnahmen koennen ueberbreit ausgebaute Gewaesser sein, die starke Sedimentationserscheinungen aufweisen.