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Umweltbundesamt: Der Himmel über der Ruhr ist wieder blau!

Nicht aus der Luft gegriffen: Willy Brandt fordert 1961 blauen Himmel über dem Ruhrgebiet „Der Himmel über dem Ruhrgebiet muss wieder blau werden.“ Willy Brandts Forderung während seiner Rede am 28. April 1961 in der Bonner Beethovenhalle kann zu Recht als der Beginn umweltpolitischen Denkens in Deutschland gelten. Damit rückte Brandt - lange bevor es die Begriffe Umweltschutz oder Umweltpolitik gab - ein regionales und bis dahin vernachlässigtes Problem ins Blickfeld gesellschaftspolitischer Debatten. Er machte aufmerksam auf die Schattenseiten des deutschen Wirtschaftswunders: Zwar waren die rauchenden Schornsteine ein Garant für Wohlstand, die ungefilterten Industrieabgase belasteten jedoch zunehmend die Gesundheit und das Wohlbefinden vieler Menschen im Ruhrgebiet. „Mit seiner Forderung nach klarer Luft, sauberem Wasser und weniger Lärm für die Bürgerinnen und Bürger des Ruhrgebiets machte Willy Brandt deutlich, dass Umweltschutz eine nicht zu vernachlässigende Gemeinschaftsaufgabe ist. Und diese Aufgabe wurde von den 1970er Jahren an erfolgreich angegangen“, sagte der Präsident des Umweltbundesamtes (⁠ UBA ⁠), Jochen Flasbarth. „Heute kennen wir Phänomene wie den Smog im Winter nicht mehr“, so Flasbarth. Anfang der 1960er Jahre war die Luftverschmutzung im Revier förmlich sichtbar: Millionen Tonnen von Staub, Asche und Ruß aus Hochöfen, Stahlkonvertern und Kokereien sanken alljährlich auf Stadtteile hernieder. Die Folgen waren eine Zunahme der Atemwegserkrankungen, vor allem von Lungenkrebs, bei Kindern wurden auch häufiger Symptome von Rachitis und Bindehautentzündungen festgestellt. Hohe Schwefeldioxid-Konzentrationen (SO 2 ) führten zu einem Absterben von Bäumen und mittelfristig zur ⁠ Versauerung ⁠ von Böden und Gewässern. Seit den 1970er Jahren sorgen eine Reihe von Gesetzen wie das Benzin-Blei-Gesetz, das Bundes-Immissionsschutzgesetz oder Verwaltungsvorschriften wie die Technische Anleitung Luft und die Großfeuerungsanlagen-Verordnung dafür, die Umweltbelastungen durch technische Lösungen zu verringern oder zu beseitigen. So führten die Rauchgasentschwefelung in Kraftwerken, die Reduktion des Schwefelgehalts in Kraftstoffen wie auch der Rückgang der Kohleheizungen in Privathaushalten dazu, dass sich die Luftqualität in Deutschland deutlich verbesserte. Nach Angaben des Umweltministeriums von Nordrhein-Westfalen konnte die Belastung an Rhein und Ruhr durch SO 2 um 97 Prozent gemindert werden: von 206 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft (µg/m 3 ) im Jahr 1964 auf 8 µg/m 3 in 2007. Für die Schwebstaubbelastung (Partikel mit einer maximalen Größe von 30 bis 50 µm) zeigt sich im Zeitraum von 1968 bis 2002 eine ähnliche Entwicklung. Heute stehen wir in der Luftreinhaltung vor neuen Aufgaben: In deutschen Ballungsräumen werden die seit 2005 geltenden Grenzwerte für Feinstaub (PM 10 ) und für Stickstoffdioxid (NO 2 , diese gelten von 2010 an) an zahlreichen Hauptverkehrsstraßen überschritten. Als Hauptverursacher ist das wachsende ⁠ Verkehrsaufkommen ⁠ anzusehen. Epidemiologischen Studien zufolge bedeutet eine ⁠ Exposition ⁠ gegenüber NO 2 eine erhöhte Infektionsanfälligkeit und Beeinträchtigung der Lungenfunktion, während ein Zusammenhang zwischen einer Feinstaub-Exposition und Atemwegs- sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen nachgewiesen wurde. Mit der vermehrten Verbrennung von ⁠ Biomasse ⁠ vor allem in kleinen Feuerungsanlangen bleibt jedoch eine Quelle für Feinstaubbelastungen, die es aufmerksam zu verfolgen gilt. Jochen Flasbarth: „Mit der Einrichtung von Umweltzonen ist ein wichtiger Schritt in Richtung bessere Luftqualität in Ballungsräumen getan. Wir müssen aber dafür sorgen, dass eine dezentrale Energieversorgung unter Einsatz von Biomasse diese Bemühungen nicht konterkariert.“ „Das Anliegen Willy Brandts nach mehr Umweltschutz hat auch bewirkt, dass Deutschland, 50 Jahre nach seiner Rede in vielen ‚grünen‘ Zukunftsmärkten Marktführer geworden ist. Schon heute arbeiten rund 1,8 Millionen Menschen in der Umweltwirtschaft“, sagte Jochen Flasbarth. 27.04.2011

Feinstaub und Stickstoffdioxid belasten auch 2013 weiter die Gesundheit

Jährlich rund 47.000 vorzeitige Todesfälle durch schlechte Luft Vor allem Stickstoffdioxid und Feinstaub beeinträchtigten auch im Jahr 2013 die Luftqualität und damit die menschliche Gesundheit in Deutschland. Das zeigen vorläufige Messdaten der Länder und des Umweltbundesamtes (UBA). Beim Stickstoffdioxid war die Belastung im Vergleich zu den Vorjahren nahezu unverändert hoch. Mehr als die Hälfte der städtisch verkehrsnahen Stationen überschritten den zulässigen Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm (μg) Stickstoffdioxid (NO2) pro Kubikmeter (m3) Luft. Auch beim Feinstaub gab es anhaltende Grenzwertüberschreitungen. Verglichen mit den Vorjahren war 2013 allerdings eines der am geringsten belasteten Jahre. Entwarnung ist aber nicht angezeigt, sagte Thomas Holzmann, Vizepräsident des UBA: „Der Feinstaub-Grenzwert wurde zwar nur an rund drei Prozent aller Messstationen überschritten. Das scheint gering, spiegelt aber die tatsächliche Gesundheitsbelastung der Bevölkerung durch Feinstaub nicht wider, gerade wenn man an die deutlich strengeren Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO denkt.“ Die ⁠ WHO ⁠ rät bei Feinstaub der Partikelgröße kleiner als zehn Mikrometer (PM 10 ) schon lange zu einem weitaus strengeren Luftgüteleitwert von 20 μg/m 3 im Jahresmittel. Dieser wurde 2013 an fast 51 Prozent aller Messstationen in Deutschland überschritten. Thomas Holzmann: „Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes gibt es jährlich im Schnitt rund 47.000 vorzeitige Todesfälle infolge der zu hohen Feinstaubbelastung – durch akute Atemwegserkrankungen, kardiopulmonale Erkrankungen oder Lungenkrebs. Wir plädieren für eine rasche Verschärfung der geltenden EU-Grenzwerte auf Basis der wissenschaftlichen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO.“ Bei einem weiteren wichtigen Luftschadstoff – dem vor allem im Sommer auftretenden bodennahen Ozon – hielten etwa acht Prozent der Messstationen den Acht-Stunden-Wert eines Tages nicht ein. Dieser liegt bei 120 μg/m 3 und darf an höchstens 25 Tagen pro Kalenderjahr, gemittelt über drei Jahre, überschritten werden. Thomas Holzmann: „Die Belastung mit Ozon fiel erfreulicherweise gering aus. Dabei hat der zeitweise heiße Sommer die Bildung von Ozon durchaus begünstigt. Durch eine anspruchsvolle Luftreinhaltepolitik in den vergangenen Jahren sind die Emissionen der Vorläufersubstanzen des Ozons wie Stickstoffoxide und flüchtige Kohlenwasserstoffe aber deutlich zurückgegangen – und damit auch die Ozonbelastung im Sommer“. Im Jahr 2013 musste daher nicht ein einziges Mal Ozonalarm ausgelöst werden, aus Sicht eines anspruchsvollen Gesundheitsschutzes sind aber auch hier die Belastungen nach wie vor zu hoch. Für gesunde Luft bleibt also noch viel zu tun. Und zwar in allen Sektoren: von der Holzheizung, über Autos und Lkw bis hin zum großen Kraftwerk. Das ⁠ UBA ⁠ begrüßt daher das Programm „ Saubere Luft für Europa “, das die EU-Kommission zum Ende des Jahres der Luft 2013 vorgestellt hat. Thomas Holzmann: „Die EU-Kommission hat Ende 2013 anspruchsvollere Minderungsziele  für die Emissionen der wichtigsten Luftschadstoffe vorgeschlagen. Deren Einführung wäre ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer besseren Luftqualität in Deutschland und Europa.“

Besserer Schutz vor Luftschadstoffen

Auch bei Einhaltung der geltenden Grenzwerte sind Gesundheit und Umwelt noch gefährdet Wie hat sich die Luftqualität in Deutschland verbessert? Welche Schadstoffe haben in der Luft ab- oder zugenommen? Sind die Grenzwerte für Luftschadstoffe ausreichend? Darüber beraten am 16. und 17. September 150 Fachleute in Dessau auf einer Tagung im Rahmen des europäischen Jahres der Luft. Im Mittelpunkt steht die Luftqualität in Städten und dicht besiedelten Regionen. Gemessen an geltenden Luftqualitätswerten gibt es in Ballungsräumen zu viele gesundheitsgefährdende Stoffe in der Luft, insbesondere Stickstoffoxide und Feinstaub. Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes (UBA): „In vielen deutschen Städten werden die wichtigen Grenzwerte für Stickstoffoxid und Feinstaub überschritten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt aber zum Schutz der Gesundheit sogar noch strengere Werte für einige Luftschadstoffe, z.B. für Feinstaub und Ozon. Da immer mehr Menschen in Städten leben, besteht hier großer Handlungsbedarf.“ Aktuell konzentrieren sich die Bemühungen aber auf die Einhaltung der geltenden Grenzwerte an besonders belasteten Standorten. Ein Umweltproblem stellen auch die Stickstoffemissionen aus der Landwirtschaft dar, die die Biodiversität von Ökosystemen gefährden. Insgesamt gesehen hat sich die Luftqualität in den letzten Jahrzehnten aber erheblich verbessert, vor allem durch Anstrengungen des produzierenden Gewerbes, der Kraftwerke und der Fahrzeugindustrie. Gemessen an den in der EU geltenden Grenzwerten sind in Deutschland insbesondere die Konzentrationen von Stickstoffdioxid und Feinstaub noch immer zu hoch und das, obwohl die Freisetzung dieser Schadstoffe oder ihrer Vorläufersubstanzen in die Luft in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken sind. Die höchsten Belastungen von Stickstoffdioxid und Feinstaub treten in der Nähe ihres Entstehungsortes, in Ballungsräumen und an stark verkehrsbelasteten Orten auf. Die wichtigste Quelle für Stickstoffoxide ist der Straßenverkehr. Feinstaub entsteht vor allem durch Verbrennungsprozesse. Dabei würde die menschliche Gesundheit auch noch bei Einhaltung der Grenzwerte deutlich belastet. Die Empfehlungen der ⁠ WHO ⁠ sehen besonders für Feinstaub deutlich geringere Werte vor. Das hat einen guten Grund: aktuelle Studien zeigen beispielsweise ein um 20 Prozent erhöhtes Risiko für Lungenkrebs, wenn die Feinstaubkonzentration um 10 µg/m3 steigt. Und selbst in der relativ sauberen Luft in Kanada ist ein höheres Niveau an Feinstaubkonzentrationen mit einer höheren Sterblichkeit verbunden. Das Ziel der Luftreinhaltung darf sich daher nicht auf die Einhaltung von Grenzwerten beschränken. Maßnahmen für eine bessere Luft müssen auch dazu beitragen, die Hintergrundkonzentrationen in Städten und im ländlichen Raum zu senken. Zudem sind zwei Drittel der Fläche der deutschen Ökosysteme Einträgen von Stickstoffverbindungen aus der Luft ausgesetzt, die deren Belastungsgrenzen überschreiten. Jochen Flasbarth: „Um einen effektiven Schutz der menschlichen Gesundheit und der Ökosysteme zu gewährleisten, sind weitere Anstrengungen nicht nur beim Verkehr oder bei Industrieanlagen nötig. Auch bei anderen Emittenten wie Kleinfeuerungsanlagen in Privathaushalten, die zunehmend mit Holz befeuert werden, und die Landwirtschaft, die in erheblichem Umfang Ammoniak freisetzt, müssen Emissionen gesenkt werden, um die Luftqualität weiter zu verbessern.“ Das Ziel einer „reinen Luft“ ließe sich aber nur mit einem Bündel von Maßnahmen erreichen, die gleichzeitig ergriffen werden. Dazu zählen beispielsweise eine schnellstmögliche Einführung der Euro 6/VI-Norm für Kraftfahrzeuge, die Ausschöpfung vorhandener Minderungspotentiale zur Reduzierung der Ammoniak-Emissionen aus der Landwirtschaft, wie die Abluftreinigung in Stallgebäuden, und die Reduktion von Emissionen aus privaten Holzfeuerungen. Auch die Mitwirkung deutscher Fachleute bei der Umsetzung der EU-Richtlinie über Industrieemissionen trägt dazu bei, anspruchsvolle Emissionsstandards festzulegen. Gleichzeitig gilt es auch den Herausforderungen zu begegnen, die der ⁠ Klimawandel ⁠ für die Luftreinhaltung bereithält. Die CCAC (Climate and Clean Air Coalition), in der Deutschland mitwirkt, ist eine Beispiel, bei ⁠ Klimaschutz ⁠ und Luftreinhaltung Synergien zu nutzen und insbesondere in Schwellenländern eine Verbesserung der Luftqualität zu erreichen. Solche Synergien entstehen, wenn beispielsweise die Freisetzung von Black Carbon reduziert wird: Das ist sowohl Gesundheitsschutz als auch Klimaschutz. Luft kennt keine Grenzen. Luftverunreinigungen können tausende von Kilometern zurücklegen, Grenzen überschreiten und sich weltweit in der Erdatmosphäre ausbreiten. Deshalb erfordert die die Überwachung und Langzeitbeobachtung von Luftschadstoffen und ihrer Wirkungen internationale Zusammenarbeit. Den deutschen Beitrag dazu liefert das Luftmessnetz des Umweltbundesamtes. Sieben Messstationen in sogenannten Reinluftgebieten analysieren seit fast 50 Jahren Luft, Feinstaub und Regenwasser auf ferntransportierte, menschenverursachte Luftschadstoffe und deren Wirkungen auf Ökosysteme. Anlässlich des EU-Jahres der Luft stellt das Umweltbundesamt daher sein Luftmessnetz, dessen Aufgaben und ausgewählte Ergebnisse in einem Kurzfilm und einer neuen Broschüre dar.

Quantifizierung von umweltbedingten Krankheitslasten aufgrund der Stickstoffdioxid-Exposition in Deutschland

Im Rahmen des Vorhabens wurde eine flächendeckende Erfassung der Hintergrund-Stickstoffdioxid (NO2)-⁠ Exposition ⁠ der Bevölkerung in Deutschland mit anschließender Quantifizierung der einhergehenden Krankheitslasten durchgeführt. Im ersten Schritt wurden dazu NO2-Belastungskarten, die die Belastungssituation im Hintergrundniveau abbilden, für den Zeitraum der Jahre 2007 bis 2014 basierend auf den NO2-Modelldaten des Umweltbundesamtes und den NO2-Messdaten des Bundes und der Länder ausgewertet. Nachfolgend wurde die Verteilung der Bevölkerung auf NO2-Belastungsklassen für ganz Deutschland ermittelt. Die berechnete durchschnittliche bevölkerungsgewichtete NO2-Konzentration in den jeweiligen Belastungsklassen diente als Grundlage zur Berechnung der Krankheitslast für alle NO2-spezifischen Gesundheitsendpunkte. Es wurden Analysen zur zeitlichen Entwicklung der Belastung sowie der gesundheitlichen Effekte als auch zu den Unsicherheiten der erzielten Ergebnisse durchgeführt. Die für die Berechnung relevanten Gesundheitsendpunkte wurden im Rahmen einer systematischen Literaturrecherche identifiziert. Diese waren natürliche und ursachenspezifische Mortalität (Kurzzeit- und Langzeiteffekte), ursachenspezifische Krankenhauseinweisungen, Diabetes Typ 2, Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, Herzinfarkt, Schlaganfall, ischämische Herzkrankheit, Lungenkrebs, Asthma, chronische Bronchitis, COPD (Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung), Frühgeburt und geringes Geburtsgewicht. Um die Evidenz des Zusammenhangs von NO2-Belastung und den aufgeführten Endpunkten bewerten zu können, wurde im Projekt ein Kriterienkatalog erarbeitet. Darauf basierend ergab sich starke Evidenz in Bezug auf Langzeiteffekte für die kardiovaskuläre Mortalität. In Bezug auf die Kurzzeiteffekte wiesen die Endpunkte Gesamtmortalität und respiratorische Mortalität starke Evidenz auf. Der in letzter Zeit stark an Bedeutung gewinnende Endpunkt Diabetes mellitus wurde mit moderater Evidenz bewertet. Unter Verwendung einer unteren Quantifizierungsgrenze von 10 µg/m³ NO2 wurden für das Jahr 2014 für die kardiovaskuläre Mortalität durch NO2-Langzeitexposition (basierend auf Jahresmittelwerten) 5.966 (95 %-Konfidenzintervall: 2.031 bis 9.893) attributable vorzeitige Todesfälle und 49.726 (16.929 bis 82.456) verlorene Lebensjahre geschätzt. Zwischen den Jahren 2007 und 2014 zeigte sich insgesamt ein leicht abnehmender Trend in Bezug auf die attributablen vorzeitigen Todesfälle. Wichtig ist dabei hervorzuheben, dass sich die hier vorgelegte Abschätzung der Krankheitslast ausschließlich auf die Hintergrund-Konzentrationen für NO2 stützt und somit höhere Konzentrationen, die sich vor allem in städtisch verkehrsnahen Gebieten finden, nicht berücksichtigt werden konnten. Veröffentlicht in Umwelt & Gesundheit | 01/2018.

Luftqualität: EU-Kommission ermahnt Deutschland

Am 30. September 2010 forderte die Europäische Kommission die Tschechische Republik, Österreich, Polen, Slowakei und Deutschland auf, die EU-Luftqualitätsnormen einzuhalten. Die betreffenden Länder haben es bisher versäumt den übermäßigen Ausstoß von Feinstaub-Partikeln wirksam zu bekämpfen. Innerhalb von zwei Monaten müssen die Mitgliedstaaten eine begründete Stellungnahme an die Behörden zu schicken. Wenn die Kommission keine zufriedenstellende Antwort erhält, kann sie die Fälle an den Europäischen Gerichtshof verweisen. Die Richtlinie 2008/50/EG schreibt vor, dass für Feinstaub in der Größe von 10 Mikrometern( PM10) bestimmte Grenzwerte eingehalten werden müssen. Diese Grenzwerte gelten seit 2005 und legen Obergrenzen für die jährliche Konzentration sowie für die tägliche Konzentration fest, die nicht mehr als 35 Mal pro Kalenderjahr überschritten werden darf. Weil die EU-Mitglieder Schwierigkeiten hatten, diese Werte einzuhalten, gab es die Möglichkeit, unter bestimmten Umständen Fristverlängerungen bis Juni 2011 zu beantragen. Doch viele der Anträge fielen bei der EU-Kommission durch und über einige Ausnahmen muss die Behörde noch befinden. Feinstaub-Partikel (PM10) finden sich insbesondere in Schadstoffemissionen von Industrie, Verkehr und Heizungsanlagen in Wohnungen und Häusern. Sie können Asthma, Herz-Kreislauf-Probleme und Lungenkrebs verursachen und die Lebenserwartung verkürzen.

IARC: Dieselrußpartikel sind krebserregend

Am 12. Juni 2012 erklärten Forscher der Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass Diesel-Abgase aus Autos und Maschinen als krebserregend für Meschen eingestuft wurden. Die Forschungsgruppe ist übereinstimmend zu der Schlussfolgerung gekommen, dass Diesel-Abgase bei Menschen Lungenkrebs erzeugen. Die Studie der IARC zur Krebsgefahr durch Diesel wurde finanziert durch die US-Umweltschutzbehörde und der kalifornischen Behörde für die Reinhaltung der Luft (CARB).

The German Uranium Miners Cohort Study (Wismut cohort), 1946-2003 : Technical Report

From 1946 – 1990, i.e. from shortly after the end of World War II and the rise of the cold war until the German reunification, there had been extensive uranium mining both in Saxony and Thuringia, which formed the southern parts of the former German Democratic Republic. Mining activities started in Saxony in the Ore Mountains (German: Erzgebirge). Mining was conducted by a Soviet, since 1954 by a Soviet- German Incorporated Company named Wismut. It is estimated that about 400,000 persons may have worked in this time period with the company, most of them underground or in uranium ore processing facilities. In the early years, exposure to radiation and dust was particularly high for underground workers. After introduction of several ventilation measures and wet drilling from 1955 onwards, the levels of exposures to the various agents steadily decreased. After German reunification, it was decided by the German Federal Ministry for the Environment to save health data that were stored in different places, but which together formed the Wismut Health Data Archives. Based on parts of the information kept in different places by different bodies, a cohort of 64,311 former Wismut employees could be established. The objective of the cohort study was to examine the long-term health effects of chronic exposure to radiation, dust and arsenic as well as their combined effects. Particular focus should be given to the outcome lung cancer, but also to extrapulmonary cancers, cardiovascular and respiratory diseases. This report gives a comprehensive overview on the background of the study, its objectives, material and methods employed so far for data analysis, information on how the cohort was established and which data are available, and descriptive results. All data referred to in this report are based on the cohort's second follow-up for the years 1946 – 2003.

Erfassung des Umgangs der deutschen Bevölkerung mit Radon als Grundlage für Risikokommunikation und Stärkung des Schutzverhaltens - Vorhaben 3620S72211

Radon ist ein natürlich vorkommendes radioaktives Edelgas, das mitverantwortlich für das Entstehen von Lungenkrebs sein kann. Radon ist nach dem Rauchen eine der häufigsten Ursachen für Lungenkrebs in Deutschland. Da das Strahlenschutzgesetz vorsieht, die Bevölkerung in geeigneter Weise über Radon, die Wichtigkeit von Radonmessungen und die technischen Möglichkeiten zur Verringerung der Radonkonzentration zu unterrichten, soll mithilfe einer empirischen Studie die Wahrnehmung von Radon in der Bevölkerung untersucht werden, um daraus geeignete Maßnahmen ableiten zu können und die Aufmerksamkeit und Sensibilität der Bevölkerung für das Thema zu erhöhen. Bisherige internationale Erfahrungen zeigen folgende Herausforderungen: • Ein Großteil der Bevölkerung kennt Radon nicht und interessiert sich nicht dafür. • Radon wird nicht als Gesundheitsrisiko wahrgenommen. • Die Neigung zur Ergreifung von Maßnahmen zur Reduzierung der Radonexposition ist gering, sogar bei vorhandenem Wissen um die Gefährlichkeit von Radon. • Gründe scheinen in einem geringen Stellenwert von Radon im gesamtgesellschaftlichen Diskurs zu Risiken (z. B. im Vergleich zu anderen Risiken wie Rauchen oder Ernährung) zu liegen, sowie in einem zu be-fürchtenden Aufwand (z. B. durch erforderliche Umbaumaßnahmen in der Wohnung / am Haus). • Die Art und Weise, in der ein Risiko wahrgenommen wird, entscheidet über die Motivation, sich selbst zu informieren und ggfs. zu schützen. Daher stellt die Förderung der Eigeninitiative durch eine geeignete Öffentlichkeitsarbeit, die eine angemessene Risikodarstellung umfasst, den Mittelpunkt der Aufgabe dar.

Tumorpromotion durch hochfrequente elektromagnetische Felder in Kombination mit kanzerogenen Substanzen - synergistische Wirkungen - Vorhaben 3611S30017

In dieser tierexperimentellen Studie wurde untersucht, ob hochfrequente elektromagnetische Felder des Mobilfunkstandards UMTS (1,97 GHz) Entwicklung und Wachstum von Tumoren fördern können, ohne selbst die Entstehung von Tumoren auszulösen. Eine Pilotstudie von Tillmann et al. (2010) berichtete von tumorfördernden Effekten hochfrequenter elektromagnetischer Felder. Diesen Hinweisen sollte nachgegangen werden. Die Ergebnisse der Pilotstudie konnten im Wesentlichen bestätigt und ausgeweitet werden. Weibliche B6C3F1-Mäuse wurden lebenslang, beginnend in utero, mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern des UMTS-Standards chronisch ganzkörper-exponiert. Die Muttertiere erhielten eine Injektion mit dem Tumorinitiator Ethylnitrosoharnstoff = ENU, der von den Föten aufgenommen wird. Im Vergleich der UMTS-exponierten Gruppen (SAR 0.04, 0.4 oder 2W/kg) mit der scheinexponierten Kontrolle (SAR 0 W/kg) zeigt sich, ob durch die Kombination ENU + UMTS am Ende des Untersuchungszeitraums mehr Tumore auftreten, als mit ENU allein. Untersucht wurden die Organe Gehirn, Lunge, Leber, Niere, Milz und Lymphknoten. In keiner der beiden Untersuchungen wurde die Häufigkeit des Auftretens von Tumoren in Gehirn, Nieren oder Milz erhöht. Die mittlere Überlebensdauer liegt in den ENUGruppen unterhalb derjenigen der Käfig-Kontrolle, wird aber durch die zusätzliche UMTS-Exposition nicht weiter beeinflusst. In beiden Studien steigt jedoch die Zahl der Tumore (Karzinome und Adenome) in Leber und Lunge in den Kombinationsgruppen an. Zwar unterscheiden sich die Ergebnisse beider Studien im Detail. Auch sind die Ergebnisse der Pilotstudie zu den Leber- Tumoren wegen einer Helicobacter-Infektion schwer zu bewerten. Dennoch bleibt festzuhalten, dass wesentliche Ergebnisse der Pilotstudie gestützt werden. Die tumorpromovierenden Effekte sind bei einigen der untersuchten Leber- und Lungen-Tumorarten bereits bei dem niedrigsten SAR-Wert von 0,04 W/kg signifikant. Anders als in der Pilotstudie wird in der vorliegenden Studie zudem ein Anstieg der Häufigkeit von Lymphomen in einer der Untersuchungsgruppen (ENU + UMTS 0.4 W/kg) beobachtet. Eine Dosis- Wirkungs-Beziehung ist nicht zu erkennen. Die Frage nach der Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen kann durch diese Studie (und die Pilotstudie) nicht beantwortet werden. Bei kleinen Tieren wie Mäusen werden die inneren Organe stärker von der Strahlung erreicht als beim Menschen. Um beurteilen zu können, ob und inwieweit die im Tiermodell beobachteten Effekte für den Menschen relevant sind, muss die Frage nach den zugrundeliegenden Mechanismen weiter untersucht werden. Zunächst sollte die Dosimetrie im Hinblick auf organspezifische Expositionen sowie die Exposition der Föten verfeinert werden. Zur Ableitung von Grenzwerten können die Ergebnisse nicht herangezogen werden, sie stützen aber die Empfehlungen des BfS zur Vermeidung unnötiger Expositionen gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern. //ABSTRACT// In this animal study potential tumor-promoting effects of exposure to radiofrequency electromagnetic fields were investigated. Previously published results from a pilot study with carcinogen-treated mice suggested tumorpromoting effects of RF-EMF (Tillmann et al. (2010)). These findings could essentially be confirmed and extended. Female B6C3F1-mice were exposed to high frequency electromagnetic fields (UMTS, 1.97 GHz, SAR 0, 0.04, 0.4 or 2 W/kg, chronically, whole body, lifelong, starting in utero). Pregnant females in the exposure devices were injected with the tumor initiating substance Ethylnitrosourea (ENU). Female offspring was further exposed or sham exposed to UMTS. Neither the pilot nor the current study showed an increase of the tumor frequency in brain, kidneys or spleen. Survival times in all ENU-treated mice were lower than in cage controls, but not effected by UMTS exposure. In both studies numbers of tumors of the lungs and livers in ENU-treated and exposed animals were higher than in sham-exposed controls. Even if the results of both studies differ in some details and the results according to the liver tumors in the pilot study are somewhat difficult to estimate, because of an infection with helicobacter, it has to be considered, that relevant results of the pilot study can be confirmed. Unlike the pilot study, in one of the exposure groups (ENU + 0.4 W/kg) an increase in numbers of lymphoma was observed. Some of the effects were significant at low exposure levels (SAR 0.04 or 0.4 W/kg). A dose-response effect is absent. The question, whether the results are relevant for humans cannot be answered from the study or the pilot study. In small animals like mice the internal organs are exposed to a higher extend by the high frequency fields than in men. For further clarification the underlying mechanisms have to be examined. At first the specific dosimetry for organs and fetal exposure should be refined. The results of the study cannot be used for the definition of thresholds for humans but they support the recommendations of the Federal Office for Radiation Protection to avoid unnecessary exposure to high frequency electromagnetic radiation.

Genomweite Analyse genetisch bedingter Strahlenempfindlichkeit in Wismut-Bergarbeitern – Datenauswertung und Bewertung der Assoziationsanalysen - Vorhaben 3615S32253

Lungenkrebs ist weltweit ein großes Thema des Gesundheitswesens. Im Laufe ihres Lebens werden einer von 14 Männern und eine von 17 Frauen einen invasiven Lungen- oder Bronchialtumor ent-wickeln. Außerdem überleben nur ein bis zwei von 5 Patienten die ersten 5 Jahre nach der Diagno-sestellung. Lungenkrebs kann durch das Inhalieren von Tabakrauch oder Feinstaub, aber auch durch ionisierende Strahlung infolge der Inhalation von Radon und Radonfolgeprodukten ausgelöst werden. Ein erhöhtes, durch Strahlung induziertes Lungenkrebsrisiko konnte durch mehrere Stu-dien zur Radon-Exposition in Wohnräumen (z. B. Darby, et al., 2005) unter Uranbergarbeitern (z. B. Grosche, et al., 2006; BEIR IV Report 1999) belegt werden. Das International Lung Cancer Consortium (ILCCO), aus dem das Konsortium Transdisciplinary Re-search in Cancer of the Lung (TRICL) hervorging, wurde 2004 mit dem Ziel gegründet, vergleichbare Daten von laufenden Studien zu Lungenkrebs-Erkrankung zusammen zu bringen. Die teil-nehmenden Studien stammen aus verschiedenen geografischen Regionen und umfassen mehrere Ethnien. Auf der Basis aller genomischen Daten des ILCCO/TRICL war es möglich, die Existenz von genomischen Risikofaktoren für Lungenkrebs in europäisch stämmigen Populationen auf den Chromosomen 5p15.33, 6p21-22 und 15q25.3-10 zu identifizieren und zu verifizieren. Ebenso wurde durch das Konsortium die Untersuchung von genetischen Risikofaktoren der Tabaksucht in Abgrenzung zur Tabakrauch als bedeutendster Risikofaktor für Lungenkrebs selbst möglich. In den Jahren 2013-2016 wurde von ILCCO/TRICL eine großangelegte Genotypisierung mit dem On-coArray durchführt. Beginnend 1946 waren Bergbaubeschäftigte der Wismut—AG über lange Jahre hinweg Strahlung durch Radon und Radonfolgeprodukte während des Abbaus von Uranerz ausgesetzt. Von diesen Personen liegen dem BfS gute Abschätzungen deren berufsbedingter Exposition gegenüber Strah-lung vor. Beschäftigte, deren kumulierte Exposition 50 WLM übersteigt, werden von der dt. gesetz-lichen Unfallversicherung (DGUV) jährlich, Beschäftigte mit weniger als 50 „Working Level Months „ (WLM) alle drei Jahre zu Vorsorgeuntersuchungen einbestellt. Die Gesundheitsdaten sowie andere epidemiologische Merkmale (z.B. das Rauchverhalten) dieser Personen sind gut erfasst. Die Daten-sammlung dieses Kollektivs aus Bergarbeitern ist in seinem Umfang weltweit einmalig. In den Jah-ren 2009/2011 wurde eine Bio- und Datenbank von gesunden, ehemaligen Wismut-Bergarbeitern aufgebaut, die auch Blutproben bzw. DNA-Proben zur Analyse des Genoms enthält. Dies Biopro-benbank umfasst Proben und Daten von 292 hochexponierten Probanden (>750 WLM, 66%) und 150 gering exponierten Probanden (<50 WLM, 34%). Die Probanden waren zum Zeitpunkt der Pro-benahme zwischen 70 und 90 Jahren alt. 63% waren ehemalige Raucher, 5% rauchten noch zum Zeitpunkt der Untersuchung und 32% hatten nie geraucht. Die meisten der in diese Untersuchten eingehenden Lungenkrebsfälle der Wismut-Bergarbeiter wurden im Rahmen einer Studie zu Innen-raumbelastung durch Radon zwischen 1990 und 1997 rekrutiert. Sie waren zwischen 49 und 81 Jahren alt und mit einer Ausnahme Raucher zum Zeitpunkt der Diagnosestellung.

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