Pelagische und demersale Fischarten aus Nord-und Ostsee wurden mikroskopisch auf auffällige Partikel und durch Pyrolyse Gaschromatographie Massenspektrometrie auf insgesamt 9 Kunststoffe (Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polystyrol (PS), Polyvinylchlorid (PVC), Polyethylenterephthalat (PET), Polymethymethacrylat (PMMA), Polycarbonat (PC), Polyurethan (PUR), Polyamid (PA)) qualitativ und quantitativ untersucht. Dies erfolgte nach enzymatisch, chemisch-oxidativer Aufarbeitung und in einigen Fällen einer Dichtetrennung. Im Mittel wurde in 69% der untersuchen Fischproben aus Nord- und Ostsee Mikroplastik <1mm (S-MP) nachgewiesen. Die Fische der Ostsee enthielten tendenziell häufiger S-MP und eine größere Vielfalt an Kunststoffarten. Mit Ausnahme von PP wurden alle Kunststoffarten (s.o.) nachgewiesen. Als solche erkennbare, größere Kunststoffpartikel (> 1mm) fehlten vollständig. Es gab keinen pauschalen Trend zwischen der Häufigkeit der S-MP-Aufnahme, den nachgewiesenen, einzelnen Kunststoffarten und dem pelagischen oder benthischen Habitat der jeweiligen Fischarten. Menge und Qualität von S-MP scheinen mit der Art und Qualität der Nahrungsaufnahme der einzelnen Spezies zu variieren. Das S-MP Vorkommen ist wahrscheinlich stärker von lokalen Strömungs- und Sedimentationsbedingungen und physikalischen Kräften abhängig als von der Dichte der Kunststoffe. Eine semi-quantitative Abschätzung ergibt für Fische der Ostsee S-MP-Gehalte unterhalb von 20 (mikro)g in denen der Nordsee unterhalb von 15 (mikro)g/Probe. Die Mengen einzelner Kunststoffarten liegen vielfach unterhalb des derzeitigen Kalibrierbereiches. Die im Rahmen dieser Pilot-Studie untersuchten Fischarten eignen sich grundsätzlich, als vergleichsweise leicht verfügbare Indikatororganismen, zur Erfassung der Belastung ihres Lebensraums mit Mikroplastik. Sie sind von lokaler Aussagekraft und bei Langzeitstudien ein Trendindikator für die MP-Belastung. Eine Einschätzung zum Belastungszustand von Nord-und Ostseefischen mit MP sowie der potentiellen Gefährdung des Menschen durch Verzehr von Fischen wird gegeben. Quelle: Forschungsbericht
Das Projekt "Entwicklung eines automatischen Probenahmesystems für das Mikroplastik-Monitoring in deutschen Küstengewässern und Modellierung des Mülleintrags und der Ausbreitung von Müll aus Ästuaren und anderen Quellen" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von AquaEcology GmbH & Co. KG durchgeführt. a) Im Bereich der Deutschen Küstengewässer liegen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur fragmentarische Daten über Identität, Größenverteilung oder Menge von Mikroplastik-Partikeln im Wasser vor. In den vergangenen Jahren konnte über das F&E-Vorhaben 'Pilotmonitoring von Meeresmüll in deutschen Meeresgebieten' Erkenntnisse zu der Belastung von Biota und von Strandsedimenten mit Mikropartikeln gewonnen werden. Zur Komplettierung des Bilds und Abdeckung des Indikators 10.1.3 der MSRL ist eine zusätzliche Bestandsaufnahme der Belastung des Meereswassers mit Mikroplastik von eminenter Bedeutung. Ein zweiter wesentlicher Aspekt, der im Zuge des bisherigen Monitorings noch nicht betrachtet werden konnte, betrifft die Evaluierung der Relevanz von Ästuaren als Eintragspfade für Müll in die deutschen Meere ergänzt durch Modellierungen zur Ausbreitung der durch verschiedene Quellen eingetragenen Kunststoffpartikel. b) Über das Vorhaben soll ein autonom arbeitendes Probennahmesystem entwickelt werden (Ferry Box), welches an die bestehende Seewasserversorgung auf Schiffen (bspw. Fähren) angeschlossen werden kann und permanent Daten zur Mikroplastikbelastung des Seewassers aufzeichnet. Das Probennahmesystem soll exemplarisch im Vergleich zu gut eingeführten Probennahmesystemen wie z. B. Manta-Trawls evaluiert werden. Die Analyse, die aufgrund des erheblichen chemisch-analytischen Aufwands weiterhin Land-basiert erfolgen muss, soll mittels FT-IR, Raman oder PyGCMS erfolgen und eine eindeutige Identifikation der Mikroplastik-Partikel sicherstellen. Weiterhin soll das Vorhaben mit Hilfe von Transportmodellierungen (mit einem zwei- oder dreidimensionalen Euler-Driftmodell) die Relevanz der Einträge von Meeresmüll durch die drei größten deutschen Nordseeästuare (Ems, Weser und Elbe) abklären. In Folge soll geprüft werden, ob die Modelle auf die Ostsee übertragen werden können bzw. welche Parameter dafür modifiziert werden müssen.