Umweltbundesamt stellt mit Dr. Lilian Busse die Vorsitzende Am 1. Juli 2020 übernimmt Deutschland für zwei Jahre den Vorsitz der Helsinki Kommission zum Schutz der Meeresumwelt der Ostsee (HELCOM). Überversorgung mit Nährstoffen, Munitionsaltlasten, Meeresmüll, Unterwasserlärm und Klimawandel sind diejenigen Belastungen für die marinen Ökosysteme der Ostsee, die Deutschland in der Vorsitzzeit bearbeiten möchte. Ein weiteres Ziel ist es, den Schutz von marinen Arten und Lebensräumen zu verbessern und dafür das Netzwerk mariner Schutzgebiete und sein effektives Management fortzuentwickeln. Der wirtschaftliche Aufbau nach der Corona-Krise soll genutzt werden, Fortschritte für den Meeresschutz und bei Klimafragen zu erzielen. Den Vorsitzposten übernimmt das Umweltbundesamt mit Dr. Lilian Busse, Leiterin des Fachbereichs „Gesundheitlicher Umweltschutz, Schutz der Ökosysteme“: „Die Ostsee ist in keinem guten Zustand. Algenblüten und Sauerstoffmangel infolge Überdüngung, Meeresmüll an Stränden und im Wasser, und Artensterben sind nur einige der Herausforderungen. Deswegen wollen wir den Ostsee-Aktionsplan, der nächstes Jahr aktualisiert werden soll, für die Lösung dieser Probleme nutzen und uns für eine schnelle Umsetzung einsetzen.“ Die Revision des Ostsee-Aktionsplans von 2007 soll im Herbst 2021 durch eine Konferenz der HELCOM-Umweltminister an der deutschen Ostseeküste verabschiedet werden. Der neue Ostseeaktionsplan wird für die nächste Dekade das Programm der HELCOM-Vertragsparteien darstellen und Maßnahmen enthalten, um die Ostsee wieder in einen guten Zustand zu bringen. Busse: „Wir wollen die Rolle von HELCOM im globalen Meeresschutz stärken, neue Lösungen für bekannte Herausforderungen wie Munitionsaltlasten und Unterwasserlärm angehen, die marine Biodiversität stärken sowie die Beziehungen von Klimawandel und Ostsee verstehen und darauf reagieren. Die spürbaren Auswirkungen des Klimawandels auf die Ökosysteme der Ostsee erfordern ein schnelles Handeln. Nur resiliente Ökosysteme können den Belastungen durch Klimawandel und menschliche Aktivitäten standhalten.” Zukünftige HELCOM-Entscheidungen sollen daher auf ihre Relevanz für Klima und biologische Vielfalt überprüft werden. Deutschland will auch das Potenzial und die Relevanz von Ökosystemen als natürliche Kohlenstoffsenke („Blue Carbon“) in der Ostsee besser verstehen und mögliche Handlungsoptionen weiter ausloten. Die aktuelle Corona-Krise bietet eine einmalige Chance, die aktuellen Geschäftsmodelle zu überdenken und in den wirtschaftlichen Neuanfang Meeres- und Klimaschutz fest zu verankern. Deutschland setzt sich für eine enge Verzahnung der Arbeiten der Helsinki Kommission mit weltweiten Zielen wie die der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen ein. Denn starke zwischenstaatliche Kooperationen wie HELCOM sind für einen globalen Meeresschutz unabdingbar. Dr. Lilian Busse: „Die Verwurzelung von HELCOM in der Wissenschaft, der Dialog mit Stakeholdern und die Einbeziehung des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Werts gesunder mariner Ökosysteme in HELCOM-Entscheidungsprozesse sind entscheidende Stärken dieses Gremiums und beispielhaft für einen verantwortungsbewussten Umgang mit den Weltmeeren.“ Deutschland tritt den HELCOM-Vorsitz gemeinsam mit Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern als Bund-Länder-Team an. Die stellvertretenden Vorsitzenden sind für Schleswig-Holstein Dr. Johannes Oelerich, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft, Meeres- und Küstenschutz im schleswig-holsteinischen Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung; und für Mecklenburg-Vorpommern Dr. Andreas Röpke, Referatsleiter für Gewässer- und Meeresschutz im Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt. Busse: „Ich freue mich, dass wir den Vorsitz als Team übernehmen. Gemeinsam bringen wir eine große Bandbreite an Erfahrungen und Kenntnissen mit. Die Länder setzen maßgeblich die bei HELCOM entwickelten Maßnahmen um. Ihre Einblicke in lokale Umweltprobleme, Handlungsbedarf, maßgeschneiderte Lösungsansätze und praktische Umsetzungsfragen sind ein wichtiger Beitrag zum deutschen HELCOM-Vorsitz.”
Am 31. Mai 2017 wurde das Helmholtz-Institut für Funktionelle Marine Biodiversität (HIFMB) an der Universität Oldenburg offiziell gegründet. Die Universität und das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) bündeln und erweitern damit ihre Forschungsexzellenz auf diesem Feld. Das Land Niedersachsen finanziert das neue Institut in der Aufbauphase bis Ende 2020 mit bis zu 23 Millionen Euro, die unter anderem in einen Institutsneubau fließen werden. Im Anschluss an die Aufbauphase übernimmt die Helmholtz-Gemeinschaft ab dem Jahr 2021 die Basisfinanzierung des Instituts von rund 5,5 Millionen Euro pro Jahr – davon 90 Prozent aus Mitteln des Bundes und 10 Prozent aus Mitteln des Landes Niedersachsen. Um neuartige Naturschutz- und Managementstrategien zu entwickeln, setzt das HIFMB auf einen integrativen Forschungsansatz. Dieser soll eine naturwissenschaftliche Basis für Schutzkonzepte verbinden mit sozialwissenschaftlicher Expertise in der Analyse gesellschaftlicher und politischer Prozesse. Vor diesem Hintergrund entstehen am Helmholtz-Institut neue wissenschaftliche Arbeitsgruppen zu „Marine Conservation“ und „Marine Governance“. Eine weitere neue Professur für Biodiversitätsinformatik wird die Integration von „Big Data“ in den Meeresschutz verfolgen, also die steigende Menge an verfügbaren Daten zur biologischen Vielfalt zum Wohle der marinen Ökosysteme besser nutzbar machen. Um Einflüsse auf die Artenvielfalt besser erklären zu können, zielt schließlich die neue Professur für Biodiversitätstheorie darauf, klassische theoretische Modelle der Ökologie mit räumlichen, evolutionären und biogeochemischen Ansätzen zu verknüpfen.
Die Haut der Haie ist mit sogenannten Placoidplättchen ausgestattet, die beweglich in der Oberhaut der Haie verankert sind. Diese Flexibilität und eine rillenförmige Mikrostrukturierung auf den Schuppen, die Ribletstruktur, reduzieren den oberflächennahen Strömungswiderstand. Weiterhin wird verhindert, dass sich Meereslebewesen wie Seepocken oder Algen dauerhaft ansiedeln können und so den Strömungswiderstand erhöhen. Eine Übertragung dieses Funktionsprinzips auf Schiffsrümpfe sollte dazu führen, dass zum einen die Strömungseigenschaften verbessert werden und ein Fouling (Bewuchs des Schiffsrumpfs) verhindert wird. Ein Anstrich mit Antifouling-Eigenschaften wurde von der Vosschemie GmbH in Kooperation mit der Hochschule Bremen entwickelt. Wissenschaftliche Untersuchungen widmen sich seit längerem den Effekten der Ribletstrukturen und überprüfen eine Übertragung auch auf andere Anwendungsfelder. In einem Forschungsprojekt soll neben experimentellen Untersuchungen ein Prognosetool zur Berechnung der Effizienzsteigerung bei der Übertragung von Ribletstrukturen auf real gefertigte Bauteile entwickelt werden. Es wird versucht, die strömungsoptimierenden Ribletstrukturen auf Rotorblätter von Windkraftanlagen, Gasturbinen oder auf andere Bauteile oder Baueinheiten, die umströmt werden, zu übertragen. Beispiele dafür sind Oberflächen von Zügen oder Flugzeugen. Die Untersuchungen zur Übertragung der Ribletstrukturen auf umströmte Bauteile oder Baueinheiten lassen vermuten, dass in der Nutzungsphase Energie eingespart werden kann. Bei der Betrachtung der Ressourceneffizienz des bei der Vosschemie GmbH erhältlichen Schiffslacks lassen sich Potenziale in verschiedenen Phasen des Produktlebenswegs erkennen: So ist am Rumpf großer, mit Haihaut beschichteter Containerschiffe ein bis zu 70 Prozent geringerer Bewuchs mit Algen, Seepocken und anderen Meeresorganismen zu verzeichnen. Bereits ein geringer Bewuchs von wenigen Millimetern erhöht den Treibstoffverbrauch um mehr als 25 Prozent. Wird von einem Treibstoffbedarf von ca. 180 Tonnen pro Tag für ein mittelgroßes Containerschiff, z. B. der Panamax-Klasse, ausgegangen, ergeben sich durch das Fouling ein zusätzlicher Bedarf von wenigstens 15.000 Tonnen und Mehrkosten von rund fünf Millionen Euro pro Jahr. Zudem verursacht ein Bewuchs pro Schiff einen zusätzlichen Ausstoß von etwa vier Millionen Tonnen CO2 pro Jahr und ca. 150.000 Tonnen Stick- und Schwefeloxiden. Darüber hinaus ersetzt die ungiftige Haihaut einen toxischen Anstrich aus Tributylzinnhydrid (TBT). Dieser muss weder material- und energieaufwendig hergestellt noch entsorgt/verwertet werden. Neben einer Energie- und Materialeinsparung in der Produktherstellung werden die Ressource Wasser und die Meeresbiodiversität als Teil der Ökosystemleistung sowie das Klima durch einen geringeren CO2- und Schadstoff-Ausstoß geschont.
Das Projekt "Gutachten 'Wie wirkt der Klimawandel auf die Biodiversität der Meere'" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Stiftung Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft, Biologische Anstalt Helgoland (Institut BAH) durchgeführt. Das Meer unterliegt zahlreichen Nutzungen, die sich negativ auf die marinen Lebensgemeinschaften und damit auf die Biodiversität der Meere auswirken können. Die aktuellen rechtlichen Initiativen der EU geben zu einer gewissen Hoffnung Anlass, dass die relevanten Stressoren, außer der Fischerei, sukzessive reguliert werden können. Die gilt allerdings nicht für Wirkungen auf Klimaänderungen, die sich erst langfristig zeigen und derzeit noch durch den Fischereidruck und andere Stressoren überlagert werden. Der Klima- und Meeresschutz bedarf dringend weiterer Motivation und Öffentlichkeitswirksamkeit. Dies soll dadurch erreicht werden, dass den im Klima- und Meeresschutz handelnden verantwortlichen Akteuren (BMU/UBA) und der Öffentlichkeit Daten und Fakten aus der Forschung zur Verfügung gestellt werden, die veranschaulichen, welche biologischen Veränderungen der Meere durch Klimaänderungen hervorgerufen werden. Das Gutachten soll das Umweltbundesamt bei der Bereitstellung sachlicher und aktueller Informationen an die Öffentlichkeit und politischen Entscheidungsträger unterstützen. Um die Anstrengungen im Klimaschutz greifbarer zu machen, soll die Öffentlichkeit über die bereits erfolgten sowie in Zukunft potentiell auftretenden ökologischen Veränderungen und damit auch die Beeinträchtigung möglicher Nutzen (Fischerei, Tourismus, etc.) informiert werden. Ziel des Gutachtens zum Thema soll es sein, klimatisch bedingte Wirkungen auf die Biodiversität der Meere zu vermitteln. Auf der Grundlage des Sondergutachtens der WGBU ('Die Zukunft der Meere - zu hoch, zu warm, zu sauer', Stand März 2006) soll der Sachstand der aktuellen nationalen und internationalen Forschung dargestellt und ausgewertet werden. Der Schwerpunkt liegt auf den Folgen der Klimaveränderungen für das Meer, d.h. Versauerung (Auswirkungen auf kalkbildende Organismen), Temperaturanstieg (Einwanderung neuer Arten, räumliche Verschiebung von Ökosystemen) und Meeresspiegelanstieg (Verringerung von Lebensräumen, Wirkungen auf küstennahe Fischerei und Tourismus). Der Fokus liegt auf deutsche Meeresgewässer, wobei andere Meeresgebiete mit berücksichtigt werden. Zur Verdeutlichung werden Einzelstudien und Fallbeispieleder letzten Jahre herangezogen, die die Wirkungen des Klimawandels auf die Biodiversität der Meere veranschaulichen. In jedem der gewählten Themengebiete sind schon jetzt Änderungen zu sehen, die zumindest zum Teil mit anthropogenen Klimaänderungen in Verbindung gebracht werden können. Abschließend sollen Schlussfolgerungen aus den Fallbeispielen gezogen werden. In diesem Kontext soll versucht werden, Empfehlungen für nachhaltiges Handeln auszusprechen.
Das Projekt "Vorhaben: Meio-, Makro- und Megafauna" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Forschungsinstitut Senckenberg (FIS), Senckenberg am Meer, Deutsches Zentrum für Marine Biodiversitätsforschung durchgeführt. Das Verbundprojekt KURAMBIO II beschäftigt sich, aufbauend auf verschiedenen vorangegangenen Expeditionen, mit der Biodiversität der Lebensräume in der Tiefsee. Im Rahmen des Verbundprojekts soll insbesondere den folgenden Arbeitshypothesen nachgegangen werden: 1. Das Hadal des Kurilen-Kamtschatka-Grabens beherbergt eine hohe Artenzahl (die nicht niedriger ist als die der angrenzenden abyssalen Ebene) - 2. Die Anzahl endemischer Arten steigt mit zunehmender Tiefe im Kurilen-Kamtchatka-Graben 3. Die hadalen Stationen des Kurilen-Kamtschatka-Grabens isolieren die Arten von denen des Ochotskischen Meeres und des angrenzenden Abyssals im Nordwestpazifik. - 4. Die Hauptnahrungsquelle epibenthischer Copepoden, die als Modelltaxon genutzt werden soll, ist Detritus, während sich planktische Copepoden hauptsächlich von Diatomeen und Mikrozooplankton ernähren. Das Teilprojekt der Universität Hamburg trägt mit seiner Expertise in Bezug auf die Biodiversität von Isopoden und Polychaeten zum Verbundprojekt bei, während die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ihre Expertise in Bezug auf Meio-, Makro- und Megafauna einbringt.
Das Projekt "Schwerpunktprogramm (SPP) 1375: SAMPLE: South Atlantic Margin Processes and Links with onshore Evolution" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität München, Fakultät für Geowissenschaften, Department für Geo- und Umweltwissenschaften durchgeführt. Passive Kontinentalränder sind Geoarchive von großräumigen und lang anhaltenden Erdprozessen, die mit der Dynamik des Erdmantels, dem Aufbrechen von Kontinenten, der Dynamik der Lithosphere, der Entstehung von Sedimentbecken, der wechselnden Entwicklung von Ozeanströmungen und deren Einflüssen auf Klimate zusammenhängen. Vulkanische Riftgräben sind darüber hinaus auch eine wichtige Klasse von sogenannten Large-Igneous-Provinces (LIPs). Die Öffnung neuer Ozeanbecken und das Auseinanderbrechen von Kontinenten beeinflussen darüber hinaus die globalen Strömungen der Ozeane mit weitreichenden Folgen für Biodiversität und Klima. Die Entstehung von Sedimentbecken beinhaltet onshore- und offshore-Prozesse, und ihre zeitliche Entwicklung ist durch Hebungen, Erosion, Sedimentation und Diagenese gekennzeichnet, welche ihrerseits dem Einfluss externer Faktoren wie Mantelkonvektion und Klima unterliegen. Geofluide spielen eine zentrale Rolle in Wärme und Stofftransport von Sedimentationsbecken. Dies betrifft nicht nur aquatische Systeme und erzbildende Prozesse, sondern auch den Kohlenstoffzyklus, der zu 99 Prozent durch Prozesse der festen Erde, z.B. Öl- und Gasressourcen, gesteuert wird. Die wissenschaftlich-technische und gesellschaftliche Bedeutung passiver Kontinentalränder belegt sich durch die große Anzahl nationaler und internationaler Programme, die ihrer Erforschung gewidmet sind. Der Südatlantik und seine konjugierten Riftflanken nehmen eine Schlüsselstellung in der Erforschung des gesamten Spektrums von Phänomenen ein, die mit dem Auseinanderbrechen von Kontinenten und der Entwicklung passiver Kontinentalränder zusammenhängen. Er ist ein ideales, natürliches Labor. Das Schwerpunktprogramm stellt für die deutsche geo-wissenschaftliche Community ein breit gefächertes Forschungsprogramm passiver Kontinentalränder zur Erforschung dar. Es hat einen klaren Bezug zum Südatlantik. Gleichzeitig werden prozessorientierte Forschungsthemen betont. Das Schwerpunktprogramm behält eine globale Perspektive durch vergleichende Studien und den Austausch mit anderen Schlüsselregionen, insbesondere im Zentral- und Nordatlantik.
Das Projekt "Geflügelte Geister der Ozeane: die globale räumliche Ökologie und Schutz der kleinsten und schwer erfassbaren Seevögel der Welt, der Sturmschwalben (Hydrobatidae & Oceanitidae), im Mittelmeer und im Nordostatlantik" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Deutsche Forschungsgemeinschaft durchgeführt. Bei den globalen Veränderungen und deren Mitigation durch Umstellung auf erneuerbare Energiequellen (z. B. Offshore-Wind- und Solarparks) müssen nachteilige Auswirkungen auf die Lebensräume im Meer besser erkannt und vermieden werden. So hat die internationale Fischereipolitik in letzter Zeit der marinen Aquakultur Vorrang eingeräumt, um die globale Nahrungsmittel- und Ernährungssicherheit vieler Staaten zu gewährleisten, ohne deren tatsächliche Auswirkungen auf die Meeresumwelt zu kennen. Das Verständnis der räumlichen Ökologie freilebender Tiere, einschließlich ihrer Verbreitung, Bewegungen und Wanderungen, ihrer Phänologie und ihrer Ernährung, führt zu einer besseren Bewirtschaftung und Erhaltung. So können beispielsweise Bemühungen zur Erhaltung wandernder Populationen, die sich ausschließlich auf Brutgebiete konzentrieren, diese Populationen nicht vor Bedrohungen entlang der Wanderrouten oder in Nicht-Brutgebieten schützen. Tierbewegungen und Wanderungen sind auch deshalb wichtig, weil sie das Verhalten, die Lebensweise und sogar die Anatomie vieler Arten beeinflussen. Darüber hinaus kann sich das Wander- und Ernährungsverhalten innerhalb und zwischen den Arten und Populationen unterscheiden. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, die auf jeder dieser Ebenen genutzten Routen und Nichtbrutgebiete zu ermitteln, zumal sie auch mit unterschiedlichen Bedrohungen verbunden sein können. Darüber hinaus kann die Untersuchung verschiedener Populationen auch dazu beitragen, zu verstehen, ob die räumliche Ökologie der Art durch genetischen und/oder Umweltvariablen bestimmt wird. Eine Möglichkeit, die Bewegungen und die Verteilung außerhalb der Fortpflanzungszeit bei wandernden Arten zu bestimmen, und zwar neuerdings auch bei den kleinsten Arten, ist der Einsatz von Geolokatoren auf Lichtniveau. Darüber hinaus können feinräumige Bewegungen mit dem kleinsten GPS-Gerät von nur 0,95 g verfolgt werden. Sturmschwalben (Familien Hydrobatidae und Oceanitidae) sind die kleinsten Seevögel und für die Forscher normalerweise nur zugänglich, wenn sie während der Brutzeit in den Kolonien an Land sind. Daher ist es besonders schwierig, sie außerhalb dieses Zeitraums zu untersuchen, wenn sie sich irgendwo auf dem Meer aufhalten und während dieser Zeit wandern und normalerweise ihr Gefieder mausern. Von den meisten Arten ist bekannt, dass sie sich während der Brutzeit bevorzugt von Ichthyoplankton und Zooplankton ernähren, und oft wird diese Beute zusammen mit einem relevanten Anteil an Mikroplastik verzehrt. Obwohl die Interaktion von Sturmschwalben mit anthropogenen Offshore-Aktivitäten teilweise untersucht wurde, zielt der vorliegende Vorschlag darauf ab, wichtige Erkenntnisse über die globale räumliche Ökologie dieser wenig erforschten Taxa zu sammeln und dazu beizutragen, Wissenslücken in Bezug auf die biologische Vielfalt der Meere und die anthropogenen Einflüsse auf sie entlang der europäischen Meere zu bewerten.
Das Projekt "Schwerpunktprogramm (SPP) 527: Bereich Infrastruktur - Integrated Ocean Drilling Program/Ocean Drilling Program (IODP/ODP)" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe durchgeführt. Das International Ocean Discovery Program (IODP) ist ein zehnjähriges globales Vorhaben zur Erkundung der Bereiche unter den Meeresböden durch Tiefbohrungen. Es hat im Oktober 2013 begonnen und baut auf früheren wissenschaftlichen Ozean-Bohrprogrammen, namentlich dem Deep Sea Drilling Project (DSDP, 1968 - 83), dem Ocean Drilling Program (ODP, 1983 - 2003) und dem Integrated Ocean Drilling Program (IODP, 2003 - 2013), auf. Die wissenschaftlichen Ziele des neuen Bohrprogramms sind im Wissenschaftsplan 'Illuminating Earth's Past Present and Future' zusammengefasst. Darin sind vier Forschungsschwerpunkte festgelegt, die ihrerseits in insgesamt 14 verschiedene wissenschaftliche 'Herausforderungen' unterteilt sind:1) 'Climate and Ocean Change': Eine der wichtigsten wissenschaftlichen Herausforderungen ist es unser Verständnis für Änderungsraten und Ursachen globaler Klimaereignisse sowie deren Folgen zu verbessern. Die Erbohrung und Untersuchung von hochauflösenden Paläoklima-Archiven aus der Tiefsee erlauben Klimaänderungen und deren Rahmenbedingungen besser zu fassen und als Analogmodelle für den aktuellen Klimawandel sowie als Grundlage für numerische Modelle zur Vorhersage zukünftige Kimaänderungen heranzuziehen.2) 'Biosphere Frontiers': Eine weitere Herausforderung ist die Erforschung von Leben tief unterhalb des Meeresbodens, wo Mikroben isoliert von der photosynthetischen Welt an den Grenzbereichen theoretisch möglicher Lebensräume existieren. Die Erforschung dieser extremen Lebensräume erlaubt unter anderem Rückschlüsse auf die Entstehung des Lebens auf der Erde, da zu dieser Zeit ähnlich extreme Bedingungen herrschten. Eine weitere wichtige Herausforderung im Rahmen dieses Schwerpunktes ist die Beziehung zwischen Biodiversität und schnellen Umweltveränderungen. Ihre Erforschung ermöglicht Vorhersagen, wie der derzeitige Umweltwandel die marine Biodiversität und die marinen Ökosysteme beeinflussen könnte.3) 'Earth Connections': In diesem Schwerpunkt wird auf die geochemischen Austauschprozesse zwischen der festen Erde, den Ozeanen und der Atmosphäre fokussiert. Eine wichtige Herausforderung sind Bohrungen in den Erdmantel. Dieses größte geochemische Reservoir der Erde ist immer noch weitgehend unerforscht. Weitere Herausforderungen sind unter anderem ein besseres Verständnis für die Produktion ozeanischer Kruste sowie die involvierten Alterationsprozesse voran zu treiben.4) 'Earth in Motion': Dieser Schwerpunkt fokussiert auf kurzfristige geodynamische Prozesse von unmittelbarer gesellschaftlicher Relevanz. Hierunter fallen z.B. Prozesse im Zusammenhang mit Erdbeben, Erdrutschen und Tsunamis. Ebenfalls unter diesen Schwerpunkt fallen Herausforderungen wie ein Verständnis für die Bildung und Stabilität von Gashydraten und das Potential für die Sequestierung großer Mengen Kohlendioxid in Gesteinen der Tiefsee sowie die Installation von Bohrlochobservatorien.
Das Projekt "Register mariner Arten in Europa zur Erleichterung der Erforschung und Bewirtschaftung der marinen biologischen Vielfalt" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Hamburg, Zentrum für Meeres- und Klimaforschung, Institut für Meereskunde (IfM) durchgeführt. The foundation of biodiversity research and management is correctly identifying and naming species. This Concerted Action proposal will produce a directory of marine species in Europe, linked with a bibliography of identification guides, register of taxonomic experts, locations of collections of reference specimens, and an Information Pack on European marine biodiversity. The Species Directory is novel in its geographic extent, range of taxa covered, and that it will use state-of-the-art Internet software for publication and networking. It will be drafted by experts from published literature and existing species lists, circulated to a wider range of experts for comments, revised and finally verified before publication as a book. The quality of the finished product, and its wide availability to end-users, are key elements of the project. The draft and final versions will be in the public domain and accessible across the Internet. It is anticipated that it will become a standard reference (and technological tool) for marine biodiversity training, research and management in Europe. A special Working Group will liaise with external organisations active in biodiversity research and management, including Species 2000 (IUBS) , DIVERSITAS, UNESCO-IOC (Intergovernmental Oceanographic Commission) , and the European marine research stations (MARS) network. The Species Directory will thus contribute to both European and global initiatives, avoid duplicating other activities, and aid national and European contributions to these organisations, to the Convention on Biological Diversity, to OSPARCOM, and to general marine environmental management. Indeed, this project would provide the first model of how the Species 2000 can link with a regional project. The linking (and future expansion) of this Species Directory with other databases, acknowledgement of individuals contributing to the Directory, and long term availability and revise-ability of the Directory will be key issues addressed by the Concerted Action. A 1996 MAST workshop found considerable national activity in inventorying and systematics but little European co-ordination. This proposal will provide this coordination by bringing together 29 scientists from 22 organisations and 9 countries. These participants will combine their data and knowledge to produce a Species Directory of wider geographic and taxonomic scope, and greater accuracy and authority, than possible by individual efforts within the same time period. It's value will be thus greater than the sum of its components. The participants have experience in designing, constructing and managing species and marine databases, marine taxonomy (fauna and flora) and biogeography, co-ordination of large projects, publishing on electronic media (including disks and the World Wide Web) , and conducting marine biodiversity research.(gekuerzt). Prime Contractor: Ecological Consultancy Services Ltd., Dublin; Ireland.
Das Projekt "Teilprojekt 1: Genetische und physiologische Merkmale von Krill und Salpen im Südpolarmeer" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Oldenburg, Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM), Arbeitsgruppe Biodiversität und Biologische Prozesse der Polarmeere durchgeführt. Das Vorhaben zielt auf die Charakterisierung der Temperaturtoleranz von Krill und Salpen auf physiologischer und Transkriptomebene. Die Temperaturanpassungsexperimente mit den Salpen werden auf der FS POLARSTERN im antarktischen Sommer 2018 durchgeführt, wohingegen die TemperaturanpassungsExperimente mit Krill in Kingston, Tasmanien, Australien untersucht werden. Anhand der Daten werden individuenbasierte Populationsmodelle für Salpen und Krill erstellt. Die Modelle berücksichtigen insbesondere die Anpassungsfähigkeit der Individuen auf Umweltänderungen bezüglich raum-zeitlicher Änderungen des Meereises und Änderungen der Wassertemperatur. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Simulierung verschiedener Szenarien zum Konkurrenzverhalten zwischen Krill und Salpen-Populationen. Der Antarktische Krill (Euphausia superba) bildet einen zentralen Bestandteil der antarktischen Nahrungskette. Sämtliche Räuber (Pinguine, Robben, Wale) hängen direkt oder indirekt von hohen Beständen der Krillpopulationen ab. Die Krillfischerei ist mit über 230.000 t im Jahr (Stand 2013, FAO) die weltweit größte Fischerei von Krebstieren. In den letzten Jahren wurde festgestellt, dass die Krill-Populationen im Südpolarmeer besorgniserregend abnehmen. Langfristige Erwärmung und Veränderungen der Meereisbedeckung haben vermutlich deutliche Auswirkungen auf einzelne Tiere oder die gesamte Population des Krills. Während die Krillbestände sinken, ist zu beobachten, dass die Abundanzen von gelatinösen Organismen (Quallen und Salpen) weltweit, auch im Südpolarmeer zunehmen. In der Antarktis ist in den letzten Jahren ein signifikanter Anstieg von Salpen (Salpa thompsoni) zu verzeichnen. Innerhalb des Verbundprojektes PEKRIS werden im Südpolarmeer und im Labor Experimente durchgeführt, die in prognostische Modellsysteme eingearbeitet werden, um letztlich Vorhersagen zur Entwicklung der Krillpopulationen in einem sich erwärmenden Ozean treffen zu können. Die in PEKRIS generierten Daten können einen wichtigen Beitrag zum nachhaltigen Fischereimanagement für die Krillfischerei im Rahmen der Arbeiten der Kommission zum Schutze der marinen lebenden Ressourcen in der Antarktis (CCAMLR) leisten.
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