Das Projekt "Modellierung von Mensch-Umwelt-Systemen - MOMUS" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) GmbH durchgeführt. Die Analyse komplexer sozial-ökologischer Wirkungszusammenhänge rückt seit der Diskussion um den anthropogenen Klimawandel immer stärker ins Zentrum der internationalen wissenschaftlichen Aufmerksamkeit. Dabei dominierte bisher eine disziplinär geprägte, naturwissenschaftliche Sichtweise, bei der natürliche Systeme isoliert modelliert und Einflüsse gesellschaftlichen Handelns als weitgehend linearisierte Störungen der Systemdynamiken realisiert wurden. Das Beispiel Klimawandel zeigt jedoch, dass Gesellschaft konzeptionell von Anfang an als System mit einer eigenständigen Dynamik und starken Kopplungen an vielfältige natürliche Systeme modelliert werden muss. Über die interdisziplinäre Integration jeweils spezifischer Modellierungsansätze kann dann ein vertieftes Verständnis der dynamischen Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und Natur erreicht werden. Die aktuelle Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung ist damit vor neue Herausforderungen gestellt. Für eine gestaltungsorientierte Analyse sozial-ökologischer Problemlagen muss der Fokus auf die Integration der unterschiedlichen fachlichen Methoden und Wissensbestände der Sozial- und Naturwissenschaften gerichtet werden. Dabei ist der Integrationsprozess ausdrücklich auch auf nicht-expliziertes Wissen auf Seiten der verschiedenen gesellschaftlichen Akteure zu erstrecken. Die Beschreibung solcher gekoppelter Mensch-Umwelt-Systeme sollte überdies offen für nicht-lineare Effekte und Konzepte der Selbstorganisation sein. Dies lenkt den Blick auf die Frage, wie sich avancierte und in anderen Bereichen bereits etablierte Methoden und Techniken der Modellierung aus dem sich international stark entwickelnden Gebiet der Komplexitätsforschung für sozial-ökologische Problemlagen nutzbar machen lassen. Durch den Aufbau eines Forschungsverbundes zwischen dem ISOE und der Goethe-Universität Frankfurt nimmt das Projekt diese Herausforderungen auf. In enger Zusammenarbeit mit den Fachbereichen Geowissenschaften, Mathematik und Biologie sollen integrative Konzepte und Methoden einer neuen Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung am Beispiel einer konkreten sozial-ökologischen Problemlage etabliert werden. Untersuchungsgegenstände werden Fragen der Wasserversorgung und Wasserqualität mit einem regionalen Bezugspunkt im Hessischen Ried sein. Dabei stehen zunächst die Entwicklung einer gemeinsamen begrifflichen Ebene, sowie die Möglichkeiten und Grenzen von mathematischen Modellierungen im Zentrum der ersten Projektphase. Eine der Hauptaufgaben des ISOE wird die Zusammenführung der in den Fachbereichen gebündelten naturwissenschaftlichen Kompetenzen und des im ISOE selbst konzentrierten sozial-ökologischen Problemwissens sein.