Das Projekt "Auswirkungen invasiver Arten auf Fließgewässerbeurteilung nach EU-Wasserrahmenrichtlinie" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Hochschule Anhalt (FH), Hochschule für angewandte Wissenschaften, Fachbereich 1 Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung (LOEL) durchgeführt. Einem bundesweiten Trend folgend, stieg die Zahl invasiver Neozoen (d.h. sich ausbreitender, nicht-einheimischer Arten) in den größten Flüssen Mitteldeutschlands in den vergangenen Jahren stark an. Das Projekt befasst sich mit dem Einfluss von Neozoen auf die Beurteilung der Gewässergüte sowie die bei Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie geforderten Gewässeruntersuchungen. Die Grundlage der Beurteilung der Gewässergüte in Deutschland bildet die Untersuchung von Makrozoobenthos-Arten (Saprobien-Index, DIN 38410). Wir können nachweisen, dass Neozoen die Anwendung der DIN in großen Bereichen Mitteldeutschlands unmöglich macht: durch Anteile von bis zu 75Prozent invasiver Arten und 96Prozent fremdländischer Individuen werden bspw. an der Saale (a) die im DIN-Verfahren geforderten Abundanzsummen nicht mehr erreicht und (b) die Ergebnisse der Gewässergüte-Beurteilung stark verfälscht. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie fordert Untersuchungen zu drei Parametern: 'Allgemeine Degradation', 'Organische Belastung' und 'Säurebelastung'. Auch in diesem Zusammenhang sind Wasserorganismen als Indikatoren zu nutzen, die jedoch in komplexen, so genannten multimetrischen Ansätzen beurteilt werden. Der deutsche Saprobien-Index geht in die Beurteilung der 'Organischen Belastung' ein und verzerrt deren Bewertung analog zur DIN. Weitere Messwerte (metrics), wie die Metarhithral-Besiedler, Fortbewegungs- sowie Ernährungstypen, werden ebenfalls von invasiven Neozoen stark verfremdet. Dadurch beeinträchtigen die invasiven Arten auch die Beurteilung der 'Allgemeine Degradation' erheblich. Für die auftretenden Probleme bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie bzw. Anwendung der DIN 38410 werden im Projekt Lösungsansätze erarbeitet.