Das Projekt "Die Natur in und die Natur der multi-kriteriellen Entscheidungshilfe" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle, Sektion Ökonomie, Soziologie und Recht durchgeführt. Die multi-kriterielle Entscheidungshilfe soll Entscheidern bei Entscheidungen besonders in komplexen Situationen dienen. In einem gemeinsamen Entscheidungsprozess erarbeiten sich der Entscheidungsträger und die Entscheidungsanalytikerin die genaue Problemdefinition, die relevanten Handlungsoptionen und die wichtigen Entscheidungskriterien. Bei der folgenden multi-kriteriellen Bewertung der Optionen, sowie nötigenfalls auch bei den ersten 3 Schritten werden die Akteure von Experten unterstützt. Die Aggregation der Bewertungen wird von der Analytikerin unter Berücksichtigung der erarbeiteten Präferenzen des Entscheidungsträgers vorgenommen, wobei das Ergebnis, das durchaus Unvergleichbarkeiten der Optionen beinhalten kann, dem Entscheidungsträger als Entscheidungsgrundlage oder als Grundlage für weitere Überlegungen dienen soll. Ziel der multi-kriteriellen Entscheidungshilfe ist weniger, die eindeutig beste Entscheidung zu finden, sondern vielmehr, den Entscheidungsträger bei der Strukturierung des Problemfeldes sowie seiner eigenen Präferenzen zu unterstützen. Wissenschaftliche Stringenz wird zugunsten einer annahmenärmeren und realitätsnäheren Entscheidungshilfe zurückgestellt. Bei Entscheidungen, die den Umgang mit der natürlichen Umwelt zum Problem haben, stellen sich besondere Probleme, welche die Natur der multikriteriellen Entscheidungshilfe verändern. Interessen zukünftiger Generationen sowie Interessen von Tieren werden betroffen, ohne dass diese Entscheidungsakteure sein können. Ökologische Bewertungen (z.B. der Wichtigkeit von Arten) sind selbst nicht unbedingt eindeutig und stehen auch im Widerspruch zu sozialen oder ökonomischen Bewertungen. Zu diesen Problematiken muss die Analytikerin Stellung beziehen, und gegebenenfalls die Präferenzen des Entscheidungsträgers argumentativ beeinflussen können. Dadurch verändert sich die Rolle der Entscheidungsanalytikerin. Höhepunkt des Projektes wird ein Treffen der europäischen Arbeitsgruppe Multikriterielle Entscheidungshilfe zu diesem Thema im März 2002 in Leipzig sein. Erwartet werden 50-70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.