Das Projekt "Neue Reptilfauna aus der Mittel-Trias von New Mexico" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart, Abteilung Paläontologie durchgeführt.
Das Projekt "Teilprojekt A" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) gGmbH - Bereich Endlagerung durchgeführt. Das Projekt hat eine Anwendung des Grundwasserströmungs- und Transportcodes d3f++ auf endlagerrelevante Aufgabenstellungen, Vergleichsrechnungen mit anderen Codes und damit einen Nachweis seiner Leistungsfähigkeit, seine Qualifizierung für ein breiteres Anwendungsspektrum sowie die Erhöhung des Vertrauens in die Modellierungsergebnisse zum Ziel. Dabei werden Modelle im regionalen Maßstab sowohl im Kristallin als auch im Sedimentgestein bearbeitet. Dazu gehört eine Weiterentwicklung von d3f++ hinsichtlich einer verbesserten Robustheit der Lösungsverfahren insbesondere für regionale Modelle mit dünnen Schichten und freier Grundwasseroberfläche, einer weiteren Beschleunigung der Rechnungen und einer breiteren Anwendbarkeit. Letzteres soll neben Verbesserungen in der Benutzeroberfläche und der Modellerstellung durch die Einführung eines Speicherterms geschehen, der eine genauere Modellierung kurzfristiger Prozesse ermöglicht. Folgende Anwendungsfälle im Feldmaßstab werden mit d3f++ bearbeitet: Task 9 der Task Force on Groundwater Flow and Transport of Solutes von SKB (Kristallin), das 'Äspö site descriptive model' für das gesamte HRL Äspö (ebenfalls Kristallin) und ein Modell des Deckgebirges der Waste Isolation Pilote Plant (WIPP) in New Mexico (Sedimentgestein über flach gelagertem Salz.) Als Weiterentwicklungen von d3f++ sind geplant: Die Erweiterung der Strömungsgleichung um einen Speicherterm und damit die Ertüchtigung des Codes zur Berücksichtigung der Kompressibilität z.B. bei der Auswertung von Feldexperimenten, die Weiterentwicklung des Präprozessors ProMesh und des darin enthaltenen Gittergenerators sowie Weiterentwicklungen der Lösungsverfahren hinsichtlich Robustheit und Effizienz. Besondere Bedeutung kommt dabei der Verbesserung der Stabilität bei der Modellierung freier Grundwasseroberflächen, der Beschleunigung des nichtlinearen Lösers und der verbesserten Behandlung von Anisotropien zu.
Das Projekt "Airglow-Forschung mit astronomischen Spektren" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Augsburg, Institut für Physik durchgeführt. In der oberen Erdatmosphäre ab 70 km herrschen spezielle Bedingungen, die ein Leuchten im sichtbaren und infraroten Licht verursachen. Die Airglow genannten Emissionen werden durch solare extreme Ultraviolettstrahlung hervorgerufen, die Luftmoleküle zerstört und Atome ionisert. Daraufhin finden diverse chemische Reaktionen und physikalische Prozesse statt, die teilweise zur Lichtemission durch verschiedene Atome und Moleküle führen. Bedeutend sind z.B. die Beiträge durch Sauerstoff- und Natriumatome sowie Hydroxyl-, Sauerstoff- und Eisenoxidmoleküle. Airglow ist zeitlich und räumlich sehr variabel und die damit verbundenen komplexen Prozesse sind noch nicht vollständig verstanden.Die direkte Erforschung der oberen Atmosphäre ist schwierig, da nur Raketen diese Höhe erreichen können. Daher werden hauptsächlich erd- und satellitengebundene Fernerkundungsmethoden angewendet. Die verbreitetsten Messverfahren erfassen nur einen kleinen Teil des Lichtspektrums, womit viele der gleichzeitigen und teilweise verknüpften Emissionen nicht studiert werden können.Eine bisher wenig genutzte aber vielversprechende Methode zur Airglowmessung sind astronomische Spektren von bodengebundenen Teleskopen. Neben dem Licht vom astronomischen Objekt zeigen diese immer auch atmosphärische Emissionen. Für astronomische Anwendungen müssen diese Beiträge aufwändig entfernt werden, aber für die Atmosphärenforschung sind sie wertvoll, zumal die Spektrographen an großen Teleskopen besonders leistungsfähig sind. Speziell Instrumente, die einen großen Spektralbereich abdecken, erlauben simultane Messungen von vielen verschiedenen Airglowemissionen.Das geplante Projekt wird auf Aufnahmen verschiedener Spektrographen am Very Large Telescope in Nordchile und Apache Point Observatory in New Mexico basieren. Der volle Datensatz, beginnend im Jahr 2000, wird um die 100.000 Spektren umfassen. Er wird viel größer sein als alles was bisher unter Nutzung von astronomischen Daten zur Erdatmosphäre publiziert worden ist.Das Projektziel ist die Charakterisierung der zeitlichen Variationen aller beobachtbaren Airglowemissionen in der oberen Erdatmosphäre mit besonderen Fokus auf (1) Linienemissionen von Hydroxyl- und Sauerstoffmolekülen, besonders im Hinblick auf ihren Wert als Temperaturindikator für die Klimaforschung, (2) Kontinuumsemission von Metall- und Stickoxiden und (3) hochvariablen aber zumeist schwachen Linienemissionen in der Ionosphäre. Die Analyse wird auch Modell-, ergänzende Satelliten- und bodengestützte Daten berücksichtigen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse werden einen signifikanten Beitrag zum Verständnis der chemischen und physikalischen Prozesse in der oberen Atmosphäre, aber auch zur Atom- und Molekülphysik liefern. Mit besseren Modellen der Emissionen wird es auch möglich werden die natürliche Nachthimmelshelligkeit genauer abzuschätzen und astronomische Daten besser zu verarbeiten.
Das Projekt "Ecohydrological process studies and model development to evaluate the impact of land-use change and vegetation dynamics on the hydrological cycle and the biogeochemical cycling" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Technische Universität Berlin, Institut für Ökologie, Fachgebiet Ökohydrologie und Landschaftsbewertung durchgeführt. Many ecosystems around the globe are affected by the impacts of land-use or vegetation change, which have become necessary to comply with food demand, raising crop prices and lately the demand for bioenergy production and the effects of climate change. Extreme land-use changes often lead to manifold adverse effects on the land and water resources such as land degradation and desertification, increased soil erosion, nutrient depletion, pesticide and nutrient contamination of water resources and changes in runoff regimes. For the state Brandenburg in Germany, for example, an intensification of agricultural production is predicted for the near future due to an increased demand for biofuel production, however the impacts of intensive farming methods with e.g. maize and rape monocultures on the water and biogeochemical cycle and land resources are uncertain and potentially lead to increased use of fertilisers, pesticides and nitrification of water resources. The Central parts of Brazil, in the Mato Grosso region within the Amazon Basin, is another example where large areas of natural forests were replaced by cropland for food and bioenergy production, resulting in a major shift in ecosystem stability. A third example of unsustainable land-use change is the south-western part of the United States, where massive overgrazing led to an irreversible, ongoing desertification and land degradation from productive grassland to desert shrubland. The increasing recognition of the importance of ecohydrological processes in understanding the link between the hydrologic cycle and vegetation and land-use change dynamics has enforced the need for future research to consider the interdependence, interactions and feedback mechanisms between ecological and hydrological processes. In this project, ecohydrological process understanding will be derived through detailed temporal and spatially distributed field sampling in different ecosystems around the globe. An integrated ecohydrological modelling tools at the micro- and meso-scale will be developed and applied to vegetation dynamics and land-use change scenarios for study sites in Brandenburg (Germany), Mato Grosso (Brazil) and Jornada (New Mexico, USA). It is expected that the development and application of the novel ecohydrological, process-based modelling tools at the interface between hydrology and ecology will provide valuable insights for the understanding, controlling and water and land-use management of emerging problems and crises related to climate, vegetation and land-use change.
Reparieren, recyceln, Ressourcen schonen Alte Smartphones sind wahre Rohstoffspeicher Quelle: Maksym Yemelyanov / Fotolia.com Darrow, Louisiana, USA: Bauxit-Abfall aus der Aluminium-Produktion Quelle: J Henry Fair Texas City, Texas, USA: Petrolkoks ist ein festes Material mit hohem Karbonanteil Quelle: J Henry Fair New Mexico, USA: Kupfertagebau - zu sehen sind die Zufahrtsstraße, Sickergruben und der Abtrag Quelle: J Henry Fair Golf von Mexico 2010: Bei der Explosion der Bohrinsel "Deepwater Horizon" strömte Erdöl ins Meer Quelle: J Henry Fair Dokumente des Raubbaus an der Natur: Wo andere wegsehen, schaut J Henry Fair genauer hin Quelle: J Henry Fair Aus New York nach Dessau: 30 großformatige Fotografien zeigt Fair im Umweltbundesamt Quelle: J Henry Fair Infotafeln erläutern Art und Auswirkung der dargestellten Umweltschäden Quelle: J Henry Fair Handy und Co. stecken voller wertvoller Rohstoffe – längere Nutzung, Reparieren statt Ersetzen und anspruchsvolles Recycling helfen, Ressourcen und Umwelt zu schonen Viele unserer elektronischen Alltagsbegleiter – von Handy über Laptop bis hin zur Waschmaschine –stecken voller wertvoller Rohstoffe, deren Abbau mit teils hohen Umweltschäden verbunden ist. Längere Nutzung, Reparieren statt Ersetzen und anspruchsvolles Recycling helfen, Ressourcen und Umwelt zu schonen. Häufig tauschen wir unsere Produkte schon nach kurzer Zeit aus – und ein neues Gerät benötigt frische Ressourcen. Das betrifft insbesondere Produkte der Unterhaltungselektronik. So werden Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen, Geschirrspüler oder Kühlschränke durchschnittlich 13 Jahre lang genutzt. Laptops oder derzeit auch Flachbildschirme werden nach nur fünf bis sechs Jahren neu gekauft, Smartphones gar bereits nach 2,5 Jahren ausgetauscht. Dabei werden gerade für diese Produkte besonders seltene und wertvolle Rohstoffe verarbeitet. So stecken beispielsweise in Handys neben den verbreiteten Metallen wie Eisen, Kupfer, Aluminium, Nickel und Zink auch viele seltene Stoffe wie Indium, Tantal und Gold. Deutschland ist bei Metallen und ihren Erzen nahezu vollständig von Importen abhängig, um seine rohstoffintensive exportorientierte Industrie mit Rohstoffen zu versorgen. Die Gewinnung und Veredelung dieser Metalle hat häufig außerordentlich hohe Umweltauswirkungen. So verursacht beispielsweise ein Kilo Gold 17,9 t CO2 -Äquivalente, ein Kilo Stahl dagegen nur 1,6 kg. Noch drastischer ist es mit Blick auf die vor Ort auftretenden Emissionen: Umweltschädliche Gewässerbelastungen sind bei Gold um das rund 60.000fache höher als bei Stahl. Studien belegen: in der großen Mehrzahl der Fälle ist das langlebige Produkt das umweltfreundlichere Produkt. Beispiel Laptops: Zwischen 2004 und 2012 blieb die Nutzungsdauer nahezu gleich und liegt im Durchschnitt bei fünf bis sechs Jahren. Allerdings haben sich die Gründe für einen Austausch verändert. So waren 2012 in 25 Prozent der Fälle technische Defekte entscheidend für den Neukauf, 2004 waren dies nur etwa sieben Prozent. Geräte sollten so konstruiert sein, dass sie lange halten oder zumindest einfach zu reparieren sind. Das kann die EU über die Ökodesign-Richtlinie vorschreiben. Das schützt Ressourcen – und den Verbraucher. Auch sollte die Konstruktion ein hochwertiges Recycling ermöglichen. Eine aktuelle Studie zur Ökodesign-Verordnung für Geschirrspüler zeigt das Potenzial: Werden wertstoffhaltige Komponenten durch entsprechendes Design leichter entnehmbar, könnte sich die jährliche europaweite Recyclingmenge für Kupfer um 1.031 Tonnen, für Silber um 247 kg, für Gold um 50 kg und für Palladium um 27 kg erhöhen, verbunden mit einem wirtschaftlichen Gewinn von 6,3 bis 6,6 Millionen Euro. Eine lange Lebensdauer schützt außerdem das Klima : Bei einer fünfjährigen Nutzungsdauer fallen je Laptop rund 380 kg CO2 an – davon entfallen 55 Prozent auf die Herstellung und 36 Prozent auf die Nutzung. Den Rest machen Vertrieb und Entsorgung aus. Zurück zum Smartphone: Viele der hier eingesetzten Edel- und Sondermetalle gelten als so genannte kritische Rohstoffe. Nicht etwa weil diese zwangsläufig selten in der Erdkruste vorkommen, sondern weil ihre Verfügbarkeit durch technologische, wirtschaftliche oder geopolitische Rahmenbedingungen begrenzt wird und mit der teils rasant wachsenden Nachfrage nicht Schritt halten kann. Unter den kritischen Rohstoffen finden sich auch so genannte Konfliktrohstoffe wie Tantal, Gold, Zinn und Wolfram. Deren Minen in Zentralafrika werden teilweise von militanten Rebellengruppen kontrolliert, die für schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind. Sie nutzen die Erlöse aus der Rohstoffgewinnung zur Finanzierung kriegerischer Auseinandersetzungen. Was können Sie als Verbraucherin und Verbraucher tun? Achten Sie beim Kauf neuer Produkte auf Umweltsiegel wie den Blauen Engel oder das Europäische Umweltzeichen. Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Recyclingfreundlichkeit sind wichtige Kriterien dieser Siegel. Erkundigen Sie sich bei Händlern und Herstellern nach den Produktionsbedingungen. So können Sie vermeiden, dass Sie mit dem Kauf indirekt bewaffnete Konflikte unterstützen und antreiben. Initiativen wie Fairphone oder NagerIT bieten in dieser Hinsicht nach derzeitigen Möglichkeiten eine maximal mögliche Transparenz. Nutzen Sie Geräte möglichst lange. Es gibt nur wenige Produktgruppen, wo sich ein Austausch noch funktionsfähiger Produkte aus Umweltsicht lohnt. Empfehlungen, wie zum Beispiel bei Kühl- und Gefriergeräten, lassen sich leider immer nur im konkreten Fall geben, da es vor allem auf den Unterschied in der Energieeffizienz zwischen Altgerät und Neugerät ankommt. Entsorgen Sie Altgeräte sachgerecht. Vor allem kleinere Geräte wie Handys landen meist zunächst in der Schublade. Wichtig ist, dass diese Geräte in die richtigen Wege gelangen, nur dann können durch Recycling wichtige Rohstoffe gerettet werden. Mit dem neuen Elektro- und Elektronikgerätegesetzes (ElektroG) wird die umweltgerechte Entsorgung einfacher für die Verbraucherinnen und Verbraucher: Ab Herbst 2015 können kleine Elektroaltgeräte auch bei den größeren Elektrogerätehändlern, z.B. Elektro- oder Baumärkten, kostenlos abgegeben werden ( mehr Infos ). Die aktuelle UBA-Ausstellung „The Hidden Costs“ des Fotografen J. Henry Fair zeigt in bestechend schönen Bildern die ökologischen Folgen eines weltweit zunehmenden Ressourcenverbrauchs. Das Umweltbundesamt zeigt am Standort Dessau-Rosslau noch bis zum 30. August eine Auswahl von 30 Fotografien, ergänzt durch Dokumentationstafeln. Das UBA geht derzeit in drei laufenden Forschungsvorhaben verschiedenen Umweltfragen der Rohstoffpolitik nach. Die Vorhaben zielen darauf ab, die „ökologische Rohstoffverfügbarkeit“ messbar zu machen, Maßnahmen zur globalen Verbreitung und Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards im Bergbau zu entwickeln, und Vorschläge zur Weiterentwicklung der bestehenden deutschen Rohstoff- und Ressourcenpolitiken in Bezug auf soziale und ökologische Aspekte des Bergbaus erarbeiten.
FAQ: "Atompriester", "Strahlenkatzen" und Dornenfeld Populärwissenschaftliche Theorien zur Kennzeichnung von Atommüll Quelle: pa / dpa / Geisler-Fotopress | Tschiponnique Skupin / pa / AP | C.i Byung-kil Langzeitdokumentation steht häufig im Fokus der Öffentlichkeit: Mitunter auch durch skurrile und außergewöhnliche Vorschläge, die nicht allzu viel mit wissenschaftlichen Lösungsmöglichkeiten zu tun haben. Hier ein Überblick über populärwissenschaftliche Ideen und ihre wissenschaftlichen Einordnung: Richten sich die Informationen der Langzeitdokumentation auch an ganz andere Lebewesen oder gar Außerirdische? Einklappen / Ausklappen Quelle: pa / dpa / Geisler-Fotopress | Tschiponnique Skupin Das Ziel der Endlagerung ist umfassend formuliert als Schutz „von Mensch und Umwelt“ ( § 1 StandAG ). Und die Langzeitdokumentation versucht möglichst wenig vorauszusetzen, wer die Information nutzen kann. Aber es gibt prinzipielle Grenzen, was die Langzeitdokumentation leisten kann. Die Langzeitdokumentation versucht, auch in Zukunft gut informierte Entscheidungen zum Endlager zu ermöglichen. Das kann z. B. bedeuten, vor tiefen Bohrungen zu warnen und darauf hinzuweisen, wie die Sicherheit des Endlagers beurteilt werden kann. Diese Informationen werden in möglichst universeller Form aufbereitet und es wird begleitet durch Maßnahmen, um die Erinnerung zu bewahren . Es ist jedoch zwangsläufig eine Kommunikation durch Zeichen. Das wird in vielen Fällen auch ausreichen. Wer z. B. genug technische und naturwissenschaftliche Fähigkeiten hat, um eine Bohrung bis zum Endlager durchzuführen, sollte die Warnungen der Langzeitdokumentation entschlüsseln können. Wer keine solche Bohrung durchführen kann, muss die Warnungen davor nicht unbedingt verstehen. Es sind aber theoretisch immer Situationen denkbar, in denen eine Kommunikation fehlschlägt und Zeichen nicht verstanden werden. Die Maßnahmen der Langzeitdokumentation sichern die Informationen gegen möglichst viele negative Einflüsse. Was sind Atompriester und was haben sie mit dem Endlager zu tun? Einklappen / Ausklappen Zusätzlich zu der Arbeit der Human Interference Task Force (siehe Atomsemiotik ) hat sich der Professor für Semiotik, Thomas Sebeok, 1984 erneut mit dem Problem befasst, Menschen in der fernen Zukunft vor unbeabsichtigtem Eindringen in ein Tiefenlager für radioaktive Abfälle zu warnen. Im Zentrum seiner Überlegung stand der Umstand, dass Sprache und die Bedeutung von Zeichen einem permanenten Wandel unterliegen. Über die enormen Zeiträume der Endlagerung hochradioaktiver Stoffe müssen diese immer wieder erneuert werden, um auch in Zukunft verständlich zu bleiben. In seinem Vorschlag orientiert er sich deshalb an der mündlichen Überlieferung von Religionen. Über Jahrhunderte konnte die Bedeutung der Botschaft weitergegeben werden, obwohl sich die Sprache und Situation der Menschen stark veränderte. Diese Aufgabe sollte seiner Empfehlung nach einer exklusiven Gruppe von Menschen zukommen, die er - bewusst dramatisch - Atompriester nannte. Ausschließlich dieser Gruppe sollte das Wissen vorbehalten sein, was dort tatsächlich im Untergrund vergraben ist. Die selbsternennende Gruppe - ähnlich einer Loge oder Bruderschaft - sollte verschiedenste Mittel wie Rituale, Mythen und Geschichten entwickeln und an die Zeit anpassen, um die Menschen vom Endlagerstandort fernzuhalten. Dieser Vorschlag Sebeoks stößt immer wieder auf großes Interesse. Das dürfte nicht zuletzt an dessen Bezeichnung liegen. Er spricht darin jedoch ganz zentrale Punkte für die Arbeit des BASE an. Es braucht ein System der kontinuierlichen Wissensweitergabe, um die Lesbarkeit und Verständlichkeit der Informationen zu erhalten. Auch in ferner Zukunft müssen die Menschen in der Lage sein, die sicherheitstechnische Bedeutung der tief unter der Erde liegenden Endlager zu verstehen. Im Gegensatz zu seinem Vorschlag strebt das BASE heute jedoch an, das Wissen möglichst breit in der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen. Auch die Frage wer dafür verantwortlich sein wird, ist von Bedeutung. Insbesondere, wenn man an Zeiten weit nach dem Verschluss des Endlagers denkt. Was ist Atomsemiotik? Einklappen / Ausklappen Semiotik ist die Lehre der Zeichen und Zeichenprozesse. Sie ist Grundlage für viele wissenschaftliche Disziplinen, die sich im weitesten Sinne mit Kommunikation befassen. In den Überlegungen der Human Interference Task Force (HITF) von 1984 wurde die Semiotik erstmalig eingesetzt, um Menschen auch in der fernen Zukunft vor unabsichtlichem Eindringen in ein Tiefenlager für radioaktive Abfälle zu bewahren. Um dem sprachlichen Wandel über die enormen Zeiträume zu begegnen, lauten die Empfehlungen, dieselbe Botschaft in mehreren Sprachen abzufassen und durch allgemeinverständliche Zeichnungen wie Piktogramme zu ergänzen. Die Verwendung von Zeichen spielt bei einigen Mechanismen zum Wissenserhalt über Endlager eine Rolle. Ein zentrales Beispiel ist die ober- oder unterirdische Markierung des Standorts. Damit sind kleinere oder größere Bauwerke gemeint, die auf die Anwesenheit des Endlagers und die Existenz von detaillierteren Informationen hinweisen. Auch die Bedeutung von Zeichen unterliegt jedoch einem Wandel - wie schon die HITF betont. Ein robustes System zum Wissenserhalt stützt sich deshalb auch nicht allein auf die Atomsemiotik . Was sind "Strahlenkatzen" und spielen sie eine Rolle im BASE? Einklappen / Ausklappen Quelle: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Choi Byung-kil In einem Aufsatz in der Zeitschrift für Semiotik haben Françoise Bastide und Paolo Fabbri 1984 die Idee der "Strahlenkatze" vorgestellt. Neben Warnungen am Endlagerstandort mittels Sprache und Zeichen, sollten sie dazu dienen, Menschen vor vorhandener radioaktiver Strahlung zu warnen. Grundlage für ihre Überlegung ist, dass Katzen den Menschen schon seit geraumer Zeit begleiten, ob als Haustier oder nützlicher Jäger von Nagetieren. Ihr Ansatz sieht vor, Katzen gentechnisch so zu verändern, sodass sie bei Kontakt mit Strahlung ihre Fellfarbe ändern. Dies allein wäre jedoch noch keine verständliche Warnung. Daher sollten zusätzlich Geschichten und Lieder überliefert werden, die die Verbindung von Farbwechsel und Gefahr herstellen. Die Idee der Züchtung von Strahlungskatzen ist voraussetzungsreich, kompliziert und ethisch fragwürdig. Bislang gibt es keine Forschungsergebnisse, die die Realisierung in greifbare Nähe rücken. Das BASE beabsichtigt nicht, diesbezüglich Forschung zu betreiben. Was ist das Dornenfeld und ist so etwas auch in Deutschland denkbar? Einklappen / Ausklappen Die auch als „Landscape of Thorns“ bekannte Überlegung von Michael Brill entstand im Rahmen des amerikanischen Endlagerprojekts „WIPP“. Basierend auf den Ansätzen der HITF aus den 1980ern Jahren wird eine großformatige Oberflächengestaltung am Endlagerstandort in Form einer Dornenlandschaft skizziert. Diese sollte bei Menschen, auch in der fernen Zukunft, ein solches Unbehagen auslösen, dass sie sich vom Endlagerstandort fernhalten würden. Anfang der 1990er Jahre wurden in den USA mehrere Konzepte zum Schutz des Menschen vor unbeabsichtigtem Eindringen in ein Tiefenlager für radioaktive Abfälle entwickelt. Da sich Sprache und die Bedeutung von Zeichen mit der Zeit wandelt, drohen Botschaften in dieser Form nicht verstanden oder sogar fehlinterpretiert zu werden. Daher wurden im Rahmen des sogenannten „Marker Panels“ 1993 auch Vorschläge für eine abschreckende, architektonische Gestaltung der Oberfläche über dem Endlager erdacht. Die Konzepte des Marker Panels wurden für einen abgelegenen Endlagerstandort in der Wüste von New Mexico in den USA entwickelt. Insofern lassen sie sich nicht einfach auf die Situation in Deutschland übertragen. Die Markierung des Endlagerstandorts ist ein wichtiger Baustein in der Bewahrung der Erinnerung an das Endlager . Seit Anfang der 1990 hat jedoch ein Umdenken stattgefunden. Heutige Ansätze setzen weniger auf Abschreckung als vielmehr auf Aufklärung und Information. Diese Aspekte würden auch in einem deutschen Ansatz im Vordergrund stehen. Welche Speichermedien werden in der Langzeitdokumentation benutzt? Einklappen / Ausklappen Quelle: BASE Die Wahl der Speichermedien ist einer von vielen Faktoren, um Informationen langfristig zu erhalten. Das gilt sowohl für digitale Informationsträger (CDs, Festplatten, Speicherchips etc. ) als auch für analoge Informationsträger ( z. B. unterschiedlich haltbare Papiersorten). Die Haltbarkeit heute gängiger Speichermedien ist bereits ausreichend, solange eine Organisation wie das BASE existiert, die sich aktiv um die Informationsbestände kümmert. Von allen Informationen existieren mehrere Kopien, und wenn ein Speichermedium Fehler oder Beschädigungen aufweist, dann wird es ersetzt. Durch dasselbe Grundprinzip haben Überlieferungen der Antike bis heute überlebt: Im Laufe der Jahrhunderte wurden neue Kopien und Übersetzungen erstellt. Besser haltbare Speichermedien sind besonders wichtig, falls sich zukünftig keine Organisation mehr um den Informationsbestand kümmern sollte. Es ist aber nur begrenzt sinnvoll, sich bereits heute auf eine bestimmte Speichermedien-Technologie festzulegen. Denn bis zum Endlagerverschluss werden noch zusätzliche Informationen entstehen, die zukünftigen Generationen überliefert werden sollen. Und bis dahin sind auch weitere Fortschritte der Speichermedien-Technologien zu erwarten. Das BASE beobachtet und unterstützt entsprechende Forschung und Entwicklung ( z. B. Labest Papier und Labest Digital), um zu diesem Zeitpunkt besonders haltbare Speichermedien nutzen zu können. Stand: 19.02.2024