Das Projekt "Entwicklung eines Konzeptes für die weiterführende Pflanzentestung und -bewertung bei der Umweltrisikoprüfung von Tierarzneimitteln" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie durchgeführt. Pflanzen spielen eine wichtige ökologische Rolle. Sie bilden Sauerstoff, stehen am Anfang der Nahrungskette und sind Lebensraum für andere Organismen. Es ist notwendig, terrestrische Pflanzen vor negativen Auswirkungen von Chemikalien zu schützen. Umweltwirkungen von Tierarzneimitteln werden nach den Leitfäden CVMP/VICH/592/98-FINAL und VICH GL 38 (ECOTOXICITY PHASE II) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und des VICH beurteilt. Diese schreiben in Phase II der Umweltrisikobewertung auch die Testung möglicher Umweltauswirkungen auf terrestrische Pflanzen vor, da mit Dung und Gülle von behandelten Tieren Rückstände von Wirkstoffen auf landwirtschaftliche Flächen gelangen. Viele Tierarzneimittel, insbesondere Antibiotika wirken toxisch auf terrestrische Pflanzen. Die Testung der Phytotoxizität erfolgt nach der Standardtestguideline OECD 208 (Seedling Emergence and Sedling Growth Test). Die bisherigen Regelungen lassen bezüglich der Pflanzentestung jedoch Fragen offen. Insbesondere wenn auf Basis eines Akuttests ein Risiko für Pflanzen ermittelt wird, muss dieses in weiterführenden Tests konkretisiert werden. Es werden derzeit bei den unterschiedlichen Bewertungsbehörden in den EU-Ländern sehr verschiedene Ansätze für diese höherwertigen Tests diskutiert, z.B. SSDs (species sensitivity distributions), chronische Pflanzentests, welche auch Reproduktionsparameter einschließen oder Pflanzentests mit realitätsnäherer Exposition z.B.Tests in güllebehandelten Böden sowie die Testung der Pflanzentoxizität von Transformationsprodukten. Das derzeit akuteste Problem in der Risikobewertung von Tierarzneimitteln ist die Abschätzung der Phytotoxizität von Transformationsprodukten und NER (nicht extrahierbare Rückstände), die sich in der Gülle von behandelten Tieren bilden und durch Düngung auf die Felder ausgebracht werden. Da nach der jetzigen Bewertungspraxis die Transformationsprodukte und NER, solange keine Information zu ihrer Ökotoxizität vorliegt, diesbezüglich der Muttersubstanz gleichgesetzt werden ('total residue approach'), ergibt sich für etliche Tierantibiotika ein (rechnerisches) Umweltrisiko. Eine Möglichkeit, die Ökotoxizität der Transformationsprodukten und NER besser abzubilden und den Risikoquotienten möglicherweise zu verringern, ist die Durchführung eines Pflanzentests mit realitätsnäherer Exposition (güllegedüngter Boden). Es gibt derzeit keine abgestimmte Vorgehensweise für die Durchführung solcher Tests, andererseits aber hohen Beratungsbedarf von Seiten der Antragsteller. Mit der Entwicklung einer Methode für solche Tests will das UBA die Bewertunsbasis für Tierarzneimittel verbessern. Ziel des Vorhabens ist es, ein Testdesign für einen modifizierten OECD 208 Pflanzentest mit realitätsnaher Exposition in Gülle-gedüngtem Boden zu entwickeln und dieses am Beispiel von zwei Veterinärantibiotika (A und B) in einem zweiten Schritt experimentell auf seine Praktikabilität zu überprüfen.