Jährlich rund 47.000 vorzeitige Todesfälle durch schlechte Luft Vor allem Stickstoffdioxid und Feinstaub beeinträchtigten auch im Jahr 2013 die Luftqualität und damit die menschliche Gesundheit in Deutschland. Das zeigen vorläufige Messdaten der Länder und des Umweltbundesamtes (UBA). Beim Stickstoffdioxid war die Belastung im Vergleich zu den Vorjahren nahezu unverändert hoch. Mehr als die Hälfte der städtisch verkehrsnahen Stationen überschritten den zulässigen Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm (μg) Stickstoffdioxid (NO2) pro Kubikmeter (m3) Luft. Auch beim Feinstaub gab es anhaltende Grenzwertüberschreitungen. Verglichen mit den Vorjahren war 2013 allerdings eines der am geringsten belasteten Jahre. Entwarnung ist aber nicht angezeigt, sagte Thomas Holzmann, Vizepräsident des UBA: „Der Feinstaub-Grenzwert wurde zwar nur an rund drei Prozent aller Messstationen überschritten. Das scheint gering, spiegelt aber die tatsächliche Gesundheitsbelastung der Bevölkerung durch Feinstaub nicht wider, gerade wenn man an die deutlich strengeren Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO denkt.“ Die WHO rät bei Feinstaub der Partikelgröße kleiner als zehn Mikrometer (PM 10 ) schon lange zu einem weitaus strengeren Luftgüteleitwert von 20 μg/m 3 im Jahresmittel. Dieser wurde 2013 an fast 51 Prozent aller Messstationen in Deutschland überschritten. Thomas Holzmann: „Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes gibt es jährlich im Schnitt rund 47.000 vorzeitige Todesfälle infolge der zu hohen Feinstaubbelastung – durch akute Atemwegserkrankungen, kardiopulmonale Erkrankungen oder Lungenkrebs. Wir plädieren für eine rasche Verschärfung der geltenden EU-Grenzwerte auf Basis der wissenschaftlichen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO.“ Bei einem weiteren wichtigen Luftschadstoff – dem vor allem im Sommer auftretenden bodennahen Ozon – hielten etwa acht Prozent der Messstationen den Acht-Stunden-Wert eines Tages nicht ein. Dieser liegt bei 120 μg/m 3 und darf an höchstens 25 Tagen pro Kalenderjahr, gemittelt über drei Jahre, überschritten werden. Thomas Holzmann: „Die Belastung mit Ozon fiel erfreulicherweise gering aus. Dabei hat der zeitweise heiße Sommer die Bildung von Ozon durchaus begünstigt. Durch eine anspruchsvolle Luftreinhaltepolitik in den vergangenen Jahren sind die Emissionen der Vorläufersubstanzen des Ozons wie Stickstoffoxide und flüchtige Kohlenwasserstoffe aber deutlich zurückgegangen – und damit auch die Ozonbelastung im Sommer“. Im Jahr 2013 musste daher nicht ein einziges Mal Ozonalarm ausgelöst werden, aus Sicht eines anspruchsvollen Gesundheitsschutzes sind aber auch hier die Belastungen nach wie vor zu hoch. Für gesunde Luft bleibt also noch viel zu tun. Und zwar in allen Sektoren: von der Holzheizung, über Autos und Lkw bis hin zum großen Kraftwerk. Das UBA begrüßt daher das Programm „ Saubere Luft für Europa “, das die EU-Kommission zum Ende des Jahres der Luft 2013 vorgestellt hat. Thomas Holzmann: „Die EU-Kommission hat Ende 2013 anspruchsvollere Minderungsziele für die Emissionen der wichtigsten Luftschadstoffe vorgeschlagen. Deren Einführung wäre ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer besseren Luftqualität in Deutschland und Europa.“
Das Projekt "APNEE-TU - APNEE Take-Up Trials: Air Pollution Network for Early warning and on-line information Exchange in Europe" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik durchgeführt. APNEE unterstützt unmittelbar die Direktiven der EU bezüglich der Information von Bürgern über Umweltgefährdungen. Insbesondere schnell und aktuell sowie unter Einsatz neuester Informations- und Kommunikationstechnologien. Das Projekt APNEE realisiert ein Informationsportal mit unterschiedlichen Zugangstechnologien zu regionaler Luftqualität (air quality) in mehreren europäischen Zentren. Hierfür verwendet APNEE anschauliche und informative Darstellung aktueller Messwerte sowie Hintergrundinformationen, Gesundheitstipps, Statistiken und Links. Durch den Einsatz moderner Technologien werden Bürger über sie betreffende Entwicklungen der Luftqualität aktuell und aktiv informiert - anstatt erst im Nachhinein, wie Berichte über Ozonalarme am folgenden Tag in der Zeitung, was keine Chance für aktive Reaktionen lässt. Für die Verbreitung werden moderne Kommunikationskanäle, wie das World-Wide-Web, SMS (Short Message Service) und MMS (Multimedia Message Service), WAP (Wireless Application Protocol), Ansagedienste und Informationsstelen verwendet. Pilotanwendungen wurden in vier europäischen Zentren (Athen, Madrid, Marseilles, Grenland bei Oslo) mit den jeweiligen Stadtbehörden sowie regionalen Partner und Betreibern von Umweltmanagementsystemen realisiert. 11 europäische Partner beteiligten sich am Projekt APNEE, das für eine Laufzeit von 2 Jahren von der Europäischen Kommission gefördert wurde. Das Nachfolgeprojekt APNEE-TU erweitert APNEE um neue Technologien (Smart phones, PDA, location based services, MMS), neue Inhalte (Pollen, zusätzliche Luftwerte), sowie neue Regionen (Stuttgart, Dresden, Andalusien, Oslo, Thessaloniki, Kanarische Inseln). Für Deutschland ist zukünftig ein flächendeckendes Angebot geplant. Partner sind nun 19 Organisationen aus Forschung sowie Regierungsinstitutionen und IT- und Telekommunikationsunternehmen. Die Projekte APNEE und APNEE-TU werden von der Europäischen Kommission im Fünften Rahmenprogramm (5th Framework Programme) im Bereich Information Society Technology (IST) gefördert. Im Kontext dieses Programms adressieren APNEE und APNEE-TU das Themengebiet Key action 1: Systems and services for the citizen (Systeme und Dienste für den Bürger).
Das Projekt "Stratosphärischer Ozonverlust im Sommer in mittleren Breiten - ein potentielles Risiko von Climate-Engineering? (CE-O3)" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Forschungszentrum Jülich GmbH, Institut für Energie- und Klimaforschung (IEK), Stratosphäre (IEK-7) durchgeführt. In jüngster Zeit wurde ein neuer Mechanismus zum Ozonabbau über besiedelten Gebieten in der wissenschaftlichen Gemeinschaft diskutiert, der vor einer zunehmenden Gefahr von niedrigem Ozon im Sommer in mittleren Breiten in der unteren Stratosphäre warnt. Der Ozonabbau soll durch erhöhte Mengen an Wasserdampf verursacht werden, die konvektiv in die Stratosphäre injiziert werden und zu durch Chlor bedingtem katalytischen Ozonverlust führen soll durch heterogene Reaktionen an binären Sulfat-Wasser-Aerosolen (H2SO4/H2O). Diese heterogenen Reaktionen werden durch erhöhte Mengen an Wasserdampf und niedrige Temperaturen beschleunigt. Vorausgesetzt, dass die Intensität und die Frequenz des konvektiv injizierten Wasserdampfes durch den anthropogenen Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten ansteigen, ist mit einer Erhöhung der ultravioletten Strahlung (UV) auf der Erdoberfläche über besiedelten Gebieten zu rechnen. Die Details dieses neuen Ozonverlust-Mechanismus sind jedoch noch unklar, so dass eine genaue Quantifizierung des Ozonverlustes und seiner Sensitivität auf stratosphärischen Schwefel und Wasserdampf noch nicht möglich war. Ferner wurde im Rahmen von Climate-Engineering-Methoden, die Injektion von Sulfat-Aerosol in die Stratosphäre vorgeschlagen, um die globale Erderwärmung abzuschwächen. Dies könnte zusätzlich den Ozonabbau in der unteren Stratosphäre in mittleren Breiten verstärken. Motiviert durch diese Wissenslücken in unserem gegenwärtigen Verständnis von Ozonverlustprozessen in mittleren Breiten in der unter Stratosphäre, schlagen wir im Rahmen des DFG Schwerpunktprogramms 'Climate Engineering' ein Projekt vor, dass unter Bedingungen mit sowohl erhöhtem Wasserdampf als auch erhöhtem Sulfat-Aerosol den Ozonverlust analysiert. Unser Projekt basiert auf verschiedenen Simulationen mit dem drei-dimensionalen Chemie-Transport-Modell CLaMS mit dem Ziel die Details dieses neuen Ozonverlust-Mechanismus zu verstehen und zu quantifizieren. Ferner soll der mögliche Ozonverlustes unter Klima-Engineering-Bedingungen zuverlässig simulieren werden. Ein Algorithmus, der die Abhängigkeit des Ozonverlustes in mittleren Breiten von erhöhtem stratosphärischem Schwefel beschreibt, wird der Klima-Engineering-Community als Basis für weitere ökonomische Analysen zur Verfügung gestellt. Unsere Ergebnisse werden helfen zukünftige Entscheidungen über Klima-Engineering zu bewerten, um mögliche Risiken und Kosten für die Gesellschaft zu minimieren.
null LUBW erwartet heute und am Wochenende vereinzelt Ozonüberschreitungen Am heutigen Freitagnachmittag und in den kommenden Tagen werden in Baden-Württemberg erhöhte Ozonwerte erwartet. Die LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg geht davon aus, dass an einigen Standorten der sogenannte Informationsschwellenwert überschritten wird. Dies ist bei einer gemessenen Ozonkonzentration von über 180 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft (µg/m³) innerhalb einer Stunde der Fall. Gestern wurde in Mannheim gegen 15:00 Uhr der Wert von 204 µg/m³ gemessen. „Hohe Ozonwerte treten meist am Spätnachmittag und am Abend auf“, erläutert Margareta Barth, Präsidentin der LUBW. „Ozonempfindlichen Personen und Kindern wird empfohlen, zu diesen Tageszeiten ungewohnte körperliche Anstrengungen und sportliche Ausdauerleistungen im Freien zu vermeiden. Die besten Tageszeiten für Sport und Bewegung in Zeiten erhöhter Ozonwerte sind die frühen Morgenstunden und der Vormittag“. Bürgerinnen und Bürger können sich auf den Webseiten der LUBW über die Entwicklung der Ozonwerte informieren. Die Empfindlichkeit gegenüber Ozon ist individuell unterschiedlich. In erhöhter Konzentration verursacht das reaktive Gas zahlreiche Probleme für Menschen, Tiere und Pflanzen. Bei den Pflanzen beeinträchtigt die erhöhte Ozonkonzentration das Wachstum. An welchen Standorten es mit Sicherheit zu Überschreitungen kommen wird, ist nicht vorherzusagen, da dies von verschiedenen Wetterfaktoren abhängt. Bereits ein leichter örtlicher Wind oder ein dünner Wolkenschleier kann dafür sorgen, dass die Ozonwerte nicht wie erwartet ansteigen. Hintergrundinformation Ozon tritt meist entfernt von den Quellen der Vorläuferstoffe auf Die höchsten Ozonwerte treten meist am Stadtrand und in den angrenzenden ländlichen Gebieten auf, also entfernt von den Quellen der Vorläuferstoffe. Dies liegt daran, dass Stickstoffmonoxid (NO), das ebenfalls beim Verbrennungsprozess im Motor entsteht, als Abgas direkt mit bereits entstandenem Ozon reagiert und es abbaut. So kommt es oftmals zu der scheinbar widersprüchlichen Situation, dass die Ozonbelastung in Innenstädten niedriger ist als in ländlichen Gebieten. Außerdem werden die Vorläuferstoffe mit dem Wind aus den Städten heraustransportiert und tragen so entfernt von deren eigentlichen Quellen zur Ozonbildung bei. Das ist auch die Erklärung dafür, weshalb in letzten Jahr in Baden-Baden der höchste Maximalwert für Ozon mit 258 µg/m³ gemessen wurde, obwohl an der Messstellen generell eine gute Luftqualität dokumentiert wird. Die meisten Überschreitungen des Stundenmittelwertes traten im vergangenen Jahr in der Rheinebene und im Mittleren Neckarraum auf. Das hat zwei Ursachen. Zum einen entstehen in diesen Gebieten aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte und dem damit verbundenen starken Verkehrsaufkommen sowie den zahlreichen Industriebetrieben höhere Emissionen der beiden Ozonvorläufersubstanzen Stickstoffdioxid (NO2) und flüchtige Kohlenwasserstoffe. Zum anderen entwickeln sich besonders in der Rheinebene höhere Temperaturen als in anderen baden-württembergischen Gebieten. Ozon-Informationsdienst der LUBW Seit Anfang Mai ruft die LUBW die Ozonwerte stündlich in der Zeit von 12:00 bis 21:00 Uhr an den Luftmessstationen im Land ab. Die aktuell gemessenen Ozonwerte stehen zeitnah auf der Internetseite der LUBW unter „Aktuelle Messwerte“ bereit. Die Ozonkonzentrationen können auch über den Ozonansagedienst der LUBW unter der Telefonnummer 0721 / 75 10 76 erfragt oder im Teletext des SWR ab Tafel 174 abgerufen werden. Liegt die Ozonkonzentration über dem Informationsschwellenwert, werden der SWR, lokale Rundfunksender und die Presse informiert. In diesem Jahr wurde der Grenzwert für Ozoninformation bisher an drei Tagen an den folgenden Messstationen überschritten: 23.6.2016: Baden-Baden 196 µg/m³; 24.6.2016: Schwäbisch Hall 201 µg/m³; Ludwigsburg 199 µg/m³; Stuttgart Bad-Cannstatt 185 µg/m³; 7.7.2016: Mannheim Nord 204 µg/m³. Ozon-Alarm musste im Jahr 2016 aufgrund der niedrigen Temperaturen noch nicht ausgerufen werden. Ozon-Information Die Ozonkonzentration von 180 µg/m³ (1-Stundenmittelwert) ist der Informationsschwellenwert , ab dem die Bevölkerung regelmäßig über die aktuellen Ozonwerte informiert wird. Ozonempfindlichen Personen und Kindern wird ab diesem Wert bereits empfohlen, ungewohnte körperliche Anstrengungen und sportliche Ausdauerleistungen im Freien zu vermeiden. Dies gilt besonders für die Nachmittags- und frühen Abendstunden, da zu dieser Tageszeit die höchsten Ozonwerte auftreten. Ozon-Alarm Die Alarmschwelle liegt bei 240 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft (1-Stundenmittelwert). Ist dieser erreicht, gilt für alle Bürgerinnen und Bürger die Empfehlung, auf sportliche Aktivitäten im Freien zu verzichten. Dies war im vergangenen heißen Sommer, der zweitwärmste in Baden-Württemberg seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, vier Mal der Fall. Davor war das Jahr 2007 das letzte mit Ozonalarm. Insgesamt hat die Ozonbelastung in Baden-Württemberg in den vergangenen Jahren abgenommen. Ozon Ozon ist ein farbloses und sehr reaktives Gas. Es spielt in der Erdatmosphäre eine Doppelrolle: Als natürliche Ozonschicht oberhalb von etwa 20 km Höhe (Stratosphäre) schützt es die Erdoberfläche vor schädlicher Ultraviolettstrahlung der Sonne. Rund 90 % des Ozons befinden sich in dieser Schicht. Auch in Bodennähe ist Ozon ein natürlicher Bestandteil der Atmosphäre. Seine natürliche Hintergrundkonzentration liegt bei etwa 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Dieser Wert steigt bei hohen Lufttemperaturen und intensiver Sonneneinstrahlung, da sich weiteres Ozon aus Sauerstoff und Ozonvorläuferstoffen bildet. Ozonvorläuferstoffe sind Stickstoffdioxid (NO2) und flüchtige organische Verbindungen. Sie stammen sowohl aus natürlichen als auch aus vom Menschen verursachten Quellen. Etwa die Hälfte der Stickstoffoxide kommt aus dem Straßenverkehr. Flüchtige organische Stoffe stammen zu großen Teilen aus natürlichen Systemen wie Wäldern oder der Landwirtschaft, werden aber auch bei der Verwendung von Lösemitteln freigesetzt. Lösemittel finden sich in vielen Produkten, wie in Farben und Lacken, Klebstoffen oder Reinigungsmitteln.